Ne hast du nicht, hab ich auch nicht behauptet, aber du hast es so dargestellt, als würden die meisten das tun. Das wollte ich nur richtig stellen, weil ich nämlich mal ne Phase hatte, wo ich quasi fremd indoktriniert so gedacht hab - und solches Gedankengut nützt einfach niemandem.
Was den Fingersatz angeht: Klar, Basssaiten erfordern etwas mehr Kraft als Gitarrensaiten. Aber als Gitarrist hat man an sich ja schon eine trainierte Greifhand, die man nur noch ein wenig verstärken muss. Außerdem sollte man als Gitarrist auch schon eine gewisse Dehnbarkeit bzw. Spreizfähigkeit in der Hand haben. Da halte ich es dann durchaus für sinnvoll, direkt auf 1FpB hinzuarbeiten. Für einen total blutigen Anfänger auf der anderen Seite könnte das aber schon schwierig sein. Und wie gesagt: Man muss sich eh nie stoisch an eine Technik halten, sofern es das Riff erlaubt, ist an sich jede Gemütlichkeit gestattet.
Das grundsätzliche Greifen mit allen Fingern gleichzeitig, so wie du es zuerst beschrieben hast, schränkt aber gleichzeitig auch die Mobilität der Hand ein und kann (wenn man nicht aufpasst) auch zu völlig übertriebenem Kraftaufwand und in der Folge wieder zu Rumgekrampfe führen. Wenn ich Grundtöne durchachtele z.B., dann greift i.d.R. nur ein einziger Finger, die restlichen liegen ganz entspannt zur Dämpfung über den anderen Saiten. Würde ich die restlichen Finger unnötiger Weise auch auf der gerade gespielten Saite parken, dann würde ich wie oben beschrieben nur Energie verschwenden. Was sich natürlich anbietet ist - sofern in Reichweite - den nächsten Ton schon zu greifen, bevor der letzte Ton endet, weil man dann einfach flüssiger spielen kann. Und so nutze ich dann auch das "Anheben von Finger" bei schnellen Läufen abwärts - aber oft nicht so, dass ich alle Finger auf einmal auf die nächst tiefere Saite rüberbewege, sondern einen nach dem anderen, da mir das mehr Zeit für meine Bewegungen gibt. Das ist aber ne Sache, die bei der Gitarre meinem Kenntnisstand nach an sich auch nicht anders gemacht wird. Man muss dann halt genau im richtigen Moment anschlagen, sonst hat man den Pull-Off-Klang mit drin.
Stimmt, 90° sind übertrieben, zumindest bei meinem Körper. Wenn ich das Handgelenk meiner Schlaghand entspannt hängen lass, dann ist das ungefähr ein 135°-Winkel zwischen Arm und Hand, also genau zwischen 90° und gerade. Stichwort: Bei
meinem Körper - ich hab nämlich auch schon mehr als genug (auch professionelle) Bassisten gesehen, die ihre Schlaghand fast im 90°-Winkel abknicken und den Unterarm dann auf der Korpuszarge ablegen. Wenn ich versuche, so zu spielen, dann merk ich sofort: "Aua, nicht gut!" Wie spitz der Winkel zwischen Unterarm und Hand in Ruhestellung ist, hängt nun mal vom Körperbau des jeweiligen Bassisten ab. Deshalb schrieb ich ja auch: "Wenn sich das für dich gut anfühlst und du nicht verkrampfst." Man muss eben genau den persönlich optimalen Mittelweg zwischen angewinkelt und gerade finden, gerade als die absolute Maxime anzupreisen ("so gerade [...] wie nur möglich") find ich aus im Vorpost genannten Gründen genau so unsinnig, wie Leuten zu erzählen, dass sie auf jeden Fall ihr Handgelenk abknicken und den Arm auf der Zarge parken müssen, wie das [erfolgreicher Jazz-Bassist XY] macht.
Zum Aufsatzwinkel: Wenn ich meine Finger genau senkrecht auf die Saiten setzen will, dann muss ich die Finger krümmen. Dadurch werden sie "kürzer" und ich muss die Hand weiter vorschieben, um ordentlich an die Saiten zu kommen, wodurch ich dann das Handgelenk stärker abknicken muss - was laut deiner vorherigen Aussage grundsätzlich schlecht ist. Ja, was denn nun?
Außerdem ist da wie gesagt die Problematik des Dämpfens. Der klangliche Unterschied zwischen gedämpften und ungedämpften Saiten ist schon ziemlich eklatant, solange man also nicht darauf aus ist maximalen Lärm zu erzeugen, ist es entsprechend wichtig zu dämpfen. Wie dämpfst du die höheren Saiten, wenn du die Finger der Greifhand ganz senkrecht aufsetzt?
Na ja, und was die Richtung der anschlagenden Finger angeht: reine Soundfrage. Will ich dengelnden Sound, dann hau ich die Saiten eher Richtung Bundstäbchen, für smoothe Töne schlag ich parallel zum Griffbrett an. Will ich einen sehr knackigen Ton, dann schlag ich nur mit der Fingerkuppe an, will ich einen dicken, saftigen Ton, dann geh ich mit dem halben Fingerglied und viel Fleisch in die Saite.