Hi,
als (immer noch aktueller) GP-100 Nutzer der ersten Stunde wollte ich noch ein paar Ergänzungen loswerden:
- Die 4KM funktioniert mMn sehr gut. Ich habe in den einen Effektweg einen Engl E530 und in den anderen einen Peavey Rockmaster Preamp eingeschleift.
- Die Ext Ctrl Buchse kann man mit einem Stereokabel anschließen, dann kann man zwei Schaltfunktionen nutzen. Je nach Schaltlogik des Preamps (beim Engl gehts z.B.) kann man so bis zu 4 Kanäle umschalten. Das GP-100 war immer meine Schaltzentrale, da sie letztlich einen kleinen Looper und Switcher enthält, der mir immer ausgereicht hat. Ich hatte dabei übrigens auch nie Brummprobleme.
- Zusätzliche Buchsen gibts für den Anschluss von Expression-Pedal und 2 Fußtastern (oder stattdessen 4 Fußtaster). Man kann also auch eine MIDI-Leiste ohne Pedal und ohne Pedalanschluss nehmen (ich hab eine ADA), und trotzdem die Parameter in Real Time steuern. Überhaupt kann man dabei praktisch alle Parameter beeinflussen, also z.B. den Mittenregler eines Amps in einem Patch ans Exp-Pedal hängen, um ihn boosten zu können. Oder man stellt einen Wert ein, auf den ein Parameter beim Betätigen des angeschlossenen Fußtasters springt und und und...
- Reverb und EQ kann man global nochmals für alle Patches nachregeln, zur Anpassung an die verschiedenen Räume, in denen man spielt.
- Die A/B Ausgangspärchen eignen sich leider nicht dazu, einmal mit und einmal ohne Speakersimulation zu arbeiten. Die hängen wohl am gleichen D/A-Wandler. Das geht also in der Tat nur, wenn man die Einschleifwege zweckentfremdet, die haben nämlich eigene A/D bzw. D/A-Wandler. Dann kann man die Sends (wie einen FX-Block) verschieben und unmittelbar vor den Speakersimulator setzen, der die Main Outs für PA/Recording anpasst, und an den Sends das noch nicht bearbeitete Signal samt FX abgreifen, also für eine Endstufe mit Gitarrenbox oder den Return eines Combos.
- Das GP-100 hat eine "Meter"-Taste, die man auch nutzen sollte. Mit der lässt sich an jeder stelle des Signalwegs das Level checken. So kann man vermeiden, dass rätselhafte digitale Verzerrungen entstehen. So ist es (anders als bei manchen anderen Geräten) durchaus möglich, einen EQ so hoch einzustellen, dass er z.B. intern einen nachfolgenden Chorus übersteuert - was nicht so schön klingt. Das Gute ist, dass man das durch die Meter-Funktion lokalisieren und beseitigen kann, indem man dann z.B. den Level-Parameter, den viele Effekte haben, absenkt.
- Die Soundqualität der Effekte und auch des intelligenten 4-stimmigen (!) Pitch Shifters (mit Panorama, Verzögerung und Feinstimmung für jede Stimme! kann sich heute noch sehen lassen, jedenfalls bei vernünftiger Einstellung der Parameter. Will man z.B. eine zweite Leadgitarre simulieren, sollte man nicht einfach die Lautstärke Original / Effekt 50:50 und Panorama hart links/rechts einstellen, sondern eher 70:30, dann klingt das schon recht authentisch. Damals konnte das nur Eventide besser, aber das war annähernd im 5-stelligen DM-Bereich.
- Alle Effekte haben sehr viele Parameter, und manche Exoten sind auch dabei, das macht schon tierisch Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Das Ding war für damals ja auch Hi End, schon vergleichbar mit einem Axe-Fx heute. Die Wandler waren für damals sehr gut, und das Nebengeräuschverhalten konkurrenzlos, würde ich mal behaupten. Man kann sich allerdings in den vielen Parametern der FX auch etwas verirren - also Vorsicht mit Extremeinstellungen. Das Handbuch ist aber sehr umfangreich und gut verständlich.
- Wichtig: auch die rote Übersteuerungs-LED am Input Gain (nicht abspeicherbar, sondern zur Anpassung der jeweiligen Gitarre, was super bequem ist, wenn man von der Strat zur fetten HB-Gitarre wechselt - keine Gain- und Lautstärkeunterschiede mehr, wenn man es nicht will!) passt sich daran an, was man unter "Meter" eingestellt hat - wenn sie dann nicht den Input anzeigt, sondern irgendwas zwischendrin, sucht man sich nen Wolf, woher die unangenehme Digitalverzerrung kommt...
- Nachteile: Die Amp Sims sind naturgemäß nicht auf dem heutigen Stand der Technik. Manche lassen sich aber schon ganz gut hören, der Marshall z.B. klingt über eine Röhrenendstufe und Gitarrenlautsprecher gar nicht schlecht. Die Clean-Sounds haben mir immer sehr gut gefallen, waren durchaus auch schön warm und nicht ohne Charakter. Manche Zerrsounds klingen eher hart und ungemütlich, aber auch das kann man mit viel Schrauben und z.B. dem Compressor ganz gut in den Griff bekommen. Was leider nicht geht, ist eine gleichzeitige Benutzung von Distortion/OD-Effekten und internen Amps. Ein bisschen kompensieren kann man das mit einer Art Modding-Parameter, der jeden Amp mit Low, Middle oder HiGain einstellen lässt - ein HiGain-Twin Reverb klingt nicht uninteressant. Dafür hatte ich eine Zeitlang eine eingeschleifte Marshall-Vorstufe (JMP-1) mit vorgeschalteter Verzerrer-Sim, was sehr gut klang, gerade auch im Bandkontext. XLR-Outs gibts auch nicht. Ach ja, einen Rotary-Effekt sucht man vergeblich, man kann ihn sich aber wohl annähernd hinbiegen mit der Kombination von Auto-Pan, Chorus und ähnlichem.
- Auf der Platine sitzt irgendwo eine Batterie, die den Speicher versorgt. Das GP-100 ist ja schon ziemlich alt, da sollte man vorsorglich beim Gebrauchtkauf diese Batterie wechseln (oder lassen, ich habs beim Service machen lassen, die dabei noch die letzte Software-Version draufgespielt haben). Die Presets kann man vorher per MIDI Dump sichern, man braucht allerdings ein MIDI-Interface (nix USB, das gabs damals noch nicht...)
Fazit: Ein Gerät in einer HE mit dieser Ausstattung, der letztlich erstaunlich bequemen Bedienung und dieser Langzeitqualität kann man lange suchen - ich wünschte, sowas gäb es mit den heute machbaren Modelling-Sounds.
Gruß, bagotrix