peter55
A-Gitarren, Off- & On-Topic
Review: Headstocktuner D'Addario Planet Waves NS Microtuner
Prolog:
Wie es dazu kommen konnte, dass ich dieses Gerät testen durfte, kann man hier nachlesen
Intro:
Mein erster "Tuner" war mein Klassenkamerad Michael H., der mir im März 1971 die ersten Griffe auf der Gitarre zeigte und der mir "Peters erste" immer stimmen musste. In den frühen 70ern gab es noch keine erschwinglichen Stimmgeräte für den Gitarristen, so behalf ich mir in der ersten Zeit mit einer Stimmpfeife, die ich aber bald gegen eine Stimmgabel (Kammerton a) ersetzte, da die Pfeife ungenau war und ich auch mit der Gabel das Stimmen besser üben und erlernen konnte. Ende der 70er/Anfang der 80er war dann ein Stimmgerät des Herstellers KORG (GT-6) mit beleuchtetem Display und tanzender Nadel mein ganzer Stolz, das mich viele Jahre begleitet hat und erst Ende der 80er den rauhen Touralltag quittiert hat.
Das Nachfolgemodell war wieder ein KORG, das auch heute noch in meinem Besitz - allerdings kaum noch in Gebrauch ist. Es kamen eine Reihe von anderen Geräten zu mir, mit deren Hilfe man eine Gitarre (oder einen Bass) stimmen konnte, darunter eine DIGITECH Valve FX Röhrenvorstufe mit digitalen Effekten, 2 KORG Pandora Effektkopfhörer-Amps, ein ROLAND Digitalstudio VS840EX, ein BOSS Micro-BR, ein BOSS-Drumcomputer DR-880, ein ROLAND MICRO CUBE, ein ROLAND CUBE 30x sowie mein BOSS ME-70 Boden-Multieffekt. Meinen ersten Klemmtuner, den KORG AW-1 kaufte ich 2004 und er wurde sehr schnell mein Haupt- und Lieblingsstimmgerät (auch das meiner Bandkollegen, die mir dann ihre Instrumente zum stimmen reichten … das Gerät war aber so überzeugend, dass sich die Kollegen schon recht bald ihr eigenes AW-1 gekauft haben), weil er sehr handlich, schnell und trotz fehlender Beleuchtung recht gut abzulesen ist. In den letzten Jahren kamen dann noch ein Nachfolger des AW-1, ein AW-2 (mit Beleuchtung) sowie ein CHERUB WST 523 (ebenfalls mit Beleuchtung und zusätzlich mit Farbwechsel bei zu tief/richtig/zu hoch) hinzu.
Das meist eingesetzte Gerät ist bei mir bisher das AW-2, weil ich seine Anzeige (virtuelle "Nadel") und die Beleuchtung am besten und praktischsten finde. Vor einiger Zeit hatte ich beschlossen, mir einen weiteren AW-2 zuzulegen, um die häufig gespielten Instrumente mit jeweils eigenen Tunern ausrüsten zu können und nicht so oft wechseln zu müssen - nun werden wir im Verlauf dieses Reviews sehen, ob das noch notwendig ist.
Äußeres:
Zunächst mal stelle ich fest, dass das Gerät mit Sicherheit der kleinste Tuner ist, den ich bisher in der Hand hatte. Der eigentliche Tuner hat eine Größe von 26 x 30 x 14 mm, die Klammer zur Befestigung kommt auf 30 x 12 x 14 mm. Der Tuner selbst ist auf der Klammer um 360 ° drehbar und sogar durch eine Art Knopfsystem (ähnlich einem Gurtpin und einem Gitarrengurt) abnehmbar. Die Klammer lässt sich auf max. 20 mm öffnen (bevor sich die beiden Teile der Befestigung, die über eine Art Zahnrastung zusammenhalten, reversibel voneinander lösen), die minimale Öffnung, wenn die Klammer ganz zusammengeschoben ist, beträgt 9 mm.
Das Material ist Plastik, das durchaus leichte Verformungen zuläßt (die untere Klammerhälfte ist ein wenig biegsam), so dass man den Tuner evtl. auch mal an einer Stelle befestigen kann, die eine geringfügig größere Öffnung als die "erlaubten" 20 mm benötigt. Die Auflageflächen (Innenseiten) der Klammer sind mit Gummi belegt, eine Beschädigung des Instruments durch Kratzer sollte ausgeschlossen sein.
Wie sich das Gummimaterial bei längerem Kontakt mit Nitrolack verträgt, kann ich erst nach längerer Zeit feststellen. Vllt. bei einem Update in 1 Jahr? Ich bitte um PM, wenn ich das vergessen sollte!
Auf der Oberseite des Tuners finden sich 5 Bedienelemente (Knöpfe), in kreuzförmiger Anordnung, die trotz ihrer geringen Größe auch von Gitarristen mit dicken Fingern gut "blind" ertastet und bedient werden können. Sie sind in kleine Vertiefungen eingelassen, stehen so nicht sehr weit über die Oberfläche heraus, lassen sich aber trotzdem gut erfühlen.
Kleine und schlecht ertastbare Bedienelemente waren z.B. etwas was mich am KORG AW-1 störte. Dort habe ich den Ein- und Ausschaltnippel mit einem aufgeklebten Plastikteil vergrößert (was man auch auf dem Familienfoto unten ganz gut erkennen kann), damit ich das Gerät besser bedienen konnte. Der AW-2 ist da deutlich besser.
Im Einzelnen finden wir hier
An der hinteren runden Schmalseite befindet sich noch das Batteriefach, das eine handelsübliche Knopfzelle CR 2032 enthält. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Batterie von alleine rausfällt, ist sehr gering … das erste Öffnen hat mich gleich einen Teil meines rechten Daumennagels gekostet.
Ein Foto des geöffneten Tuners mit einem kleinen Einblick auf seine Innereien, rechts unten die Knopfzelle, die Batteriehalterung und die abnehmbare Befestigungsklammer:
Auf der vorderen Schmalseite befindet sich das mehrfarbige Display, dessen Funktionalität im nächsten Abschnitt besprochen wird.
Bedienung und Funktion:
1. "Tuner"
Nach dem Einschalten zeigt es eine kurze Animation, dann die gewählte Referenzfrequenz für das "a" (Standard: 440 Hz) und wird dann dunkel, bereit zur Anzeige des ersten gespielten Tons. Die erkannten Töne werden auf dem Display in Buchstabenform dargestellt (C D E F G A B), die Halbtöne mit einem dem Buchstaben folgenden kleinen hochgestellten "#". Links und rechts der Buchstabenanzeige findet sich eine Balkenanzeige die in Farbe und Entfernung vom Zentrum die Abweichung nach oben oder unten anzeigt. Ist der Ton deutlich zu tief (Balken links vom Buchstaben) oder zu hoch (Balken rechts vom Buchstaben), ist die gesamte Anzeige (inkl. d. angezeigten Buchstabens) rot, bei geringer Abweichung gelb und bei Übereinstimmung grün. Die dann sichtbaren kleinen Balken links und rechts neben der Buchstabenanzeige zeigen dann noch den Bedarf an "Feinstimmung" an. Wenn sich genau jeweils 1 Balken rechts und links vom Buchstaben befindet, dann stimmt der Ton exakt. Gute Art der Anzeige!
Ich selbst bevorzugte bisher immer eine Nadelanzeige (egal ob echtes Instrument oder als Grafik dargestellt), weil sie mir auch die "Annäherung" an den richtigen Ton besser anzeigt als z.B. 2 oder 3 LEDs. Daher auch meine Bevorzugung der KORG AW-1/2 Geräte. Auch mein CHERUB hat eine solche virtuelle "Nadel", dort sogar mit einem ähnlichen Farbwechsel wie beim Microtuner.
Mit der Taste "Flip" lässt sich die Anzeige des Displays soweit verändern, dass die Buchstaben und Balkenanzeige um 180° gedreht dargestellt wird. Ebenso die Kalibrierungsanzeige (Standard "440") wird um 180° gedreht. So ist das Display auch abzulesen, wenn der Tuner "auf dem Kopf stehend" - z.B. auf der Rückseite der Kopfplatte einer Gitarre o.ä. - angeklemmt wird.
Beim Druck auf eine der beiden Pfeiltasten erhöht/erniedrigt sich die Referenzfrequenz des Tuners im Bereich von 410 und 480 Hz. 410 könnten vllt. für das Zusammenspiel mit einem älteren unstimmbaren Instrument (Klavier, Rhodes oder Hohner Pianet z.B.) nicht ausreichend sein - hab solche alten Schätzchen schon selbst erlebt - 480 als obere Grenze sollte aber nach meiner Schätzung für die allermeisten Anforderungen ausreichen.
Die Einstellung der gewählten Referenzfrequenz bleibt übrigens nach dem Ausschalten erhalten. Gut! Das Wechseln der Frequenz geschieht in einer Schleife, d.h. beim Unterschreiten von 410 Hz wechselt das Gerät auf 480 und beim Überschreiten von 480 auf 410 Hz.
Beim Ausschalten zeigt das Display wie schon erwähnt eine kleine Animation an. Das Gerät schaltet sich übrigens lt. Herstellerangaben nach 10 Minuten automatisch aus.
Auf dem Display befindet sich noch ein Element, das eine zu schwache Batterie anzeigt, sowie ein Element "HD", über dessen Funktion mich die kurze Anleitung und auch das Gerät selbst im "Dunklen" gelassen haben.
2. "Metronom"
Durch Drücken und kurzes Halten der Taste "M" (Mode) wechselt das Gerät zwischen dem Tuner- und dem Metronom-Mode.
Im Metronom-Mode wird das eingestellte Tempo, das mit den Pfeiltasten im Bereich von 20 bis 270 bpm verändert werden kann, durch ein abwechselndes Blinken von zwei Display-Elementen in der Mitte der Anzeige dargestellt. Es ist eine rein optische Anzeige, es gibt kein akustisches Signal. Ebenso gibt es keine Anzeige einer "Eins" für den Taktbeginn, man muss sich also vorher überlegen, ob nun die linke oder die rechte Anzeige den Taktbeginn markieren soll. Ich hab das einige Male durchgespielt, aber ich konnte mich nicht so recht dran gewöhnen.
Rechts unten am Display wird der voreingestellte Wert in bpm angezeigt. Das Ändern des bpm-Wertes erfolgt ebenso wie das Einstellen der Referenzfrequenz für das "a" endlos, d.h. wenn der Wert 20 erreicht wird, wechselt das Tempo auf 270, ebenso bei Überschreiten der 270 nach oben auf 20. Das Gerät merkt sich nach dem Ausschalten den zuletzt eingestellten Wert, wie auch bei der Referenzfrequenz, auch das ist gut!
Ich persönlich betrachte die Metronomfunktion allerdings als Gimmick, da es für mich etwas ungewohnt ist, zum Tempohalten andauernd auf die Kopfplatte starren zu müssen … mir ist ein Audiosignal da lieber. Daher setze ich, wenn ich schon mal mit Metronom übe, lieber mein altes, "klassisches" Seiko-Taktell mit Schwingarm, Klick und zusätzlich variablem Glöckchensignal für 2-, 3-, 4-, 6-, 8-er Takte ein.
Neben der Stimmpfeife eine meiner frühsten Erwerbungen meiner Musiklaufbahn … und eine dringende Empfehlung meiner beiden Freunde Martin und Wolfgang, mit denen ich meine ersten "richtigen" gemeinsamen Musikerfahrungen machte …
Tests mit unterschiedlichen Instrumenten:
Zum Einsatz kamen diverse E- und A-Gitarren, Bässe (sowohl fretted als auch fretless), Mandoline, sowie 2 Banjos (Tenor u. Fivestring) und eine Ukulele.
Die Gitarren bereiteten dem Tuner erwartungsgemäß keinerlei Probleme. Egal ob hohe e- oder tiefe E-Saite, der Ton der Leersaite wurde schnell und korrekt erkannt. Auch Flageolett-Töne auf der e-Saite werden schnell erkannt.
Die Banjos mit ihren eher perkussiven Klängen sind auch kein Problem für den kleinen Tuner, die Erkennung der Tonhöhe ist schnell genug, dass ein einmaliges Anschlagen der Saite genügt, um den Tuner den richtigen Ton bestimmen zu lassen.
Sogar bei meiner alten Sperrholzmandoline mit Saiten, die sicherlich 30 Jahre, eher älter sind , war der Stimmvorgang bzw. das Erkennen der Tonhöhe für den Microtuner kein Problem. Auch die Saiten der Ukulele wurden schnell und fehlerlos erkannt.
Die Bässe lassen sich natürlich auch mit dem Kleinen stimmen, allerdings braucht er beim Erkennen der Tonhöhe der E-Saite doch ein wenig länger. Hier braucht man aber mindestens 1 gutes Auge, da beim Anbringen am Headstock bei einem Longscale die eigene Alterskurzsichtigkeit im Wege stehen kann. Das Stimmen auf die korrekte Tonhöhe braucht hier etwas länger, da die geänderte Tonhöhe beim Drehen an der Stimmmechanik nicht so schnell vom Tuner erkannt wird, wie bei den anderen Instrumenten mit den dünneren Saiten. Hier empfiehlt es sich, für einen schnelleren Stimmvorgang mit Flageoletttönen zu arbeiten. Das ist einfach ein physikalisches Problem, da das Gerät eine bestimmte Anzahl von Saitenschwingungen benötigt, um den Ton zu erkennen und dicke Saiten (tiefere Töne) langsamer schwingen als dünnere.
Ich sehe also grundsätzlich kein Problem, das Gerät mit einem den von mir getesteten Instrumenten im rauen Alltag einzusetzen.
Fotos von den diverse Headstöcken mit dem Tuner dran habe ich mir verkniffen. Meist klemmt der Tuner bei Standard 3+3-Headstocks über der Mechanik der D-Saite am vorteilhaftesten - so empfinde ich das zumindest. Bei Strat und dem schmalen Tele-Headstock ist es günstiger, den Tuner auf der Rückseite der Kopfplatte anzubringen. Bei den Banjos, der Uke und der Mandoline ist der Einsatz oben links an der Kopfplatte nach meiner Auffassung die günstigste.
Der direkte Vergleich mit meinen anderen Headstocktunern:
Hier meine Headstocktuner im Größenvergleich:
Oben links KORG AW-2, rechts CHERUB WST 523, unten links KORG AW-1, rechts D'ADDARIO Planet Waves NS Microtuner.
Ich habe natürlich auch mal den Microtuner mit den anderen Tunern direkt nebeneinander am gleichen Instrument getestet (soweit sie alle drauf passten …) und darf sagen, dass alle Tuner die gleichen Werte anzeigen. Wo a = 440 Hz draufsteht, sind auch 440 Hz drin
Zusammenfassung:
Ich bin angenehm überrascht von der Funktionalität und der Bedienung dieses kleinen Helfers! Alle meine anderen Headstocktuner wurden von ihm recht schnell auf die Plätze verwiesen. Wie sagt man so schön: wenn ich das Gerät nicht schon hätte, würde ich es mir sofort kaufen - kann man besser über ein Testgerät urteilen?
Die kleinen Minuspunkte, die ich unten noch aufzähle, spielten aber bei einer eventuellen Kaufentscheidung für mich nur eine geringe Rolle, die Vorteile überwiegen bei weitem. Wahrscheinlich werde ich mir über kurz oder lang noch so ein Gerät zulegen … und den AW-1 vielleicht meiner Nichte schenken …
Plus:
Minus:
Wer sich weitere Informationen direkt beim Hersteller holen möchte, der klickt >hier<
Mein Fazit: sehr empfehlenswert!
Zum Abschluss möchte ich noch meinen Dank an Johannes, die miCom, die Firmen D'Addario/Planet Waves und Meinl und alle anderen ungenannten Personen aussprechen, die diesen Test möglich gemacht haben!
Isch habe fertisch ...
P.S.:
Es ist nicht notwendig ...
P.P.S.: Mittlerweile habe ich mir ein zweites Gerät angeschafft (30.09.13) ...
P.P.P.S.: Nummer 3 ... 01.12.13
P.P.P.P.S: Nummer 4 & 5 ... 23.04.14
Prolog:
Wie es dazu kommen konnte, dass ich dieses Gerät testen durfte, kann man hier nachlesen
Intro:
Mein erster "Tuner" war mein Klassenkamerad Michael H., der mir im März 1971 die ersten Griffe auf der Gitarre zeigte und der mir "Peters erste" immer stimmen musste. In den frühen 70ern gab es noch keine erschwinglichen Stimmgeräte für den Gitarristen, so behalf ich mir in der ersten Zeit mit einer Stimmpfeife, die ich aber bald gegen eine Stimmgabel (Kammerton a) ersetzte, da die Pfeife ungenau war und ich auch mit der Gabel das Stimmen besser üben und erlernen konnte. Ende der 70er/Anfang der 80er war dann ein Stimmgerät des Herstellers KORG (GT-6) mit beleuchtetem Display und tanzender Nadel mein ganzer Stolz, das mich viele Jahre begleitet hat und erst Ende der 80er den rauhen Touralltag quittiert hat.
Das Nachfolgemodell war wieder ein KORG, das auch heute noch in meinem Besitz - allerdings kaum noch in Gebrauch ist. Es kamen eine Reihe von anderen Geräten zu mir, mit deren Hilfe man eine Gitarre (oder einen Bass) stimmen konnte, darunter eine DIGITECH Valve FX Röhrenvorstufe mit digitalen Effekten, 2 KORG Pandora Effektkopfhörer-Amps, ein ROLAND Digitalstudio VS840EX, ein BOSS Micro-BR, ein BOSS-Drumcomputer DR-880, ein ROLAND MICRO CUBE, ein ROLAND CUBE 30x sowie mein BOSS ME-70 Boden-Multieffekt. Meinen ersten Klemmtuner, den KORG AW-1 kaufte ich 2004 und er wurde sehr schnell mein Haupt- und Lieblingsstimmgerät (auch das meiner Bandkollegen, die mir dann ihre Instrumente zum stimmen reichten … das Gerät war aber so überzeugend, dass sich die Kollegen schon recht bald ihr eigenes AW-1 gekauft haben), weil er sehr handlich, schnell und trotz fehlender Beleuchtung recht gut abzulesen ist. In den letzten Jahren kamen dann noch ein Nachfolger des AW-1, ein AW-2 (mit Beleuchtung) sowie ein CHERUB WST 523 (ebenfalls mit Beleuchtung und zusätzlich mit Farbwechsel bei zu tief/richtig/zu hoch) hinzu.
Das meist eingesetzte Gerät ist bei mir bisher das AW-2, weil ich seine Anzeige (virtuelle "Nadel") und die Beleuchtung am besten und praktischsten finde. Vor einiger Zeit hatte ich beschlossen, mir einen weiteren AW-2 zuzulegen, um die häufig gespielten Instrumente mit jeweils eigenen Tunern ausrüsten zu können und nicht so oft wechseln zu müssen - nun werden wir im Verlauf dieses Reviews sehen, ob das noch notwendig ist.
Äußeres:
Zunächst mal stelle ich fest, dass das Gerät mit Sicherheit der kleinste Tuner ist, den ich bisher in der Hand hatte. Der eigentliche Tuner hat eine Größe von 26 x 30 x 14 mm, die Klammer zur Befestigung kommt auf 30 x 12 x 14 mm. Der Tuner selbst ist auf der Klammer um 360 ° drehbar und sogar durch eine Art Knopfsystem (ähnlich einem Gurtpin und einem Gitarrengurt) abnehmbar. Die Klammer lässt sich auf max. 20 mm öffnen (bevor sich die beiden Teile der Befestigung, die über eine Art Zahnrastung zusammenhalten, reversibel voneinander lösen), die minimale Öffnung, wenn die Klammer ganz zusammengeschoben ist, beträgt 9 mm.
Das Material ist Plastik, das durchaus leichte Verformungen zuläßt (die untere Klammerhälfte ist ein wenig biegsam), so dass man den Tuner evtl. auch mal an einer Stelle befestigen kann, die eine geringfügig größere Öffnung als die "erlaubten" 20 mm benötigt. Die Auflageflächen (Innenseiten) der Klammer sind mit Gummi belegt, eine Beschädigung des Instruments durch Kratzer sollte ausgeschlossen sein.
Wie sich das Gummimaterial bei längerem Kontakt mit Nitrolack verträgt, kann ich erst nach längerer Zeit feststellen. Vllt. bei einem Update in 1 Jahr? Ich bitte um PM, wenn ich das vergessen sollte!
Auf der Oberseite des Tuners finden sich 5 Bedienelemente (Knöpfe), in kreuzförmiger Anordnung, die trotz ihrer geringen Größe auch von Gitarristen mit dicken Fingern gut "blind" ertastet und bedient werden können. Sie sind in kleine Vertiefungen eingelassen, stehen so nicht sehr weit über die Oberfläche heraus, lassen sich aber trotzdem gut erfühlen.
Kleine und schlecht ertastbare Bedienelemente waren z.B. etwas was mich am KORG AW-1 störte. Dort habe ich den Ein- und Ausschaltnippel mit einem aufgeklebten Plastikteil vergrößert (was man auch auf dem Familienfoto unten ganz gut erkennen kann), damit ich das Gerät besser bedienen konnte. Der AW-2 ist da deutlich besser.
Im Einzelnen finden wir hier
- On/Off: an und aus eben … Der Tuner macht beim Ein- und Ausschalten übrigens eine Animation auf dem Display … war wohl noch Platz im Chip
- Flip: ändert die Orientierung des Displays um 180 ° damit man den Tuner sowohl ober- als auch unterhalb der Kopfplatte mit korrekt ausgerichtetem Display betreiben kann.
- 2 Pfeiltasten "links" und "rechts": diese dienen im "Tuner-Modus" zur Kalibrierung des Tuners im Bereich zwischen 410 und 480 Hz. Im "Metronom-Modus", regelt man damit das Tempo im Bereich zwischen 20 und 270 bpm.
- Mode: wechselt zwischen Tuner- und Metronom-Modus
An der hinteren runden Schmalseite befindet sich noch das Batteriefach, das eine handelsübliche Knopfzelle CR 2032 enthält. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Batterie von alleine rausfällt, ist sehr gering … das erste Öffnen hat mich gleich einen Teil meines rechten Daumennagels gekostet.
Ein Foto des geöffneten Tuners mit einem kleinen Einblick auf seine Innereien, rechts unten die Knopfzelle, die Batteriehalterung und die abnehmbare Befestigungsklammer:
Auf der vorderen Schmalseite befindet sich das mehrfarbige Display, dessen Funktionalität im nächsten Abschnitt besprochen wird.
Bedienung und Funktion:
1. "Tuner"
Nach dem Einschalten zeigt es eine kurze Animation, dann die gewählte Referenzfrequenz für das "a" (Standard: 440 Hz) und wird dann dunkel, bereit zur Anzeige des ersten gespielten Tons. Die erkannten Töne werden auf dem Display in Buchstabenform dargestellt (C D E F G A B), die Halbtöne mit einem dem Buchstaben folgenden kleinen hochgestellten "#". Links und rechts der Buchstabenanzeige findet sich eine Balkenanzeige die in Farbe und Entfernung vom Zentrum die Abweichung nach oben oder unten anzeigt. Ist der Ton deutlich zu tief (Balken links vom Buchstaben) oder zu hoch (Balken rechts vom Buchstaben), ist die gesamte Anzeige (inkl. d. angezeigten Buchstabens) rot, bei geringer Abweichung gelb und bei Übereinstimmung grün. Die dann sichtbaren kleinen Balken links und rechts neben der Buchstabenanzeige zeigen dann noch den Bedarf an "Feinstimmung" an. Wenn sich genau jeweils 1 Balken rechts und links vom Buchstaben befindet, dann stimmt der Ton exakt. Gute Art der Anzeige!
Ich selbst bevorzugte bisher immer eine Nadelanzeige (egal ob echtes Instrument oder als Grafik dargestellt), weil sie mir auch die "Annäherung" an den richtigen Ton besser anzeigt als z.B. 2 oder 3 LEDs. Daher auch meine Bevorzugung der KORG AW-1/2 Geräte. Auch mein CHERUB hat eine solche virtuelle "Nadel", dort sogar mit einem ähnlichen Farbwechsel wie beim Microtuner.
Mit der Taste "Flip" lässt sich die Anzeige des Displays soweit verändern, dass die Buchstaben und Balkenanzeige um 180° gedreht dargestellt wird. Ebenso die Kalibrierungsanzeige (Standard "440") wird um 180° gedreht. So ist das Display auch abzulesen, wenn der Tuner "auf dem Kopf stehend" - z.B. auf der Rückseite der Kopfplatte einer Gitarre o.ä. - angeklemmt wird.
Beim Druck auf eine der beiden Pfeiltasten erhöht/erniedrigt sich die Referenzfrequenz des Tuners im Bereich von 410 und 480 Hz. 410 könnten vllt. für das Zusammenspiel mit einem älteren unstimmbaren Instrument (Klavier, Rhodes oder Hohner Pianet z.B.) nicht ausreichend sein - hab solche alten Schätzchen schon selbst erlebt - 480 als obere Grenze sollte aber nach meiner Schätzung für die allermeisten Anforderungen ausreichen.
Die Einstellung der gewählten Referenzfrequenz bleibt übrigens nach dem Ausschalten erhalten. Gut! Das Wechseln der Frequenz geschieht in einer Schleife, d.h. beim Unterschreiten von 410 Hz wechselt das Gerät auf 480 und beim Überschreiten von 480 auf 410 Hz.
Beim Ausschalten zeigt das Display wie schon erwähnt eine kleine Animation an. Das Gerät schaltet sich übrigens lt. Herstellerangaben nach 10 Minuten automatisch aus.
Auf dem Display befindet sich noch ein Element, das eine zu schwache Batterie anzeigt, sowie ein Element "HD", über dessen Funktion mich die kurze Anleitung und auch das Gerät selbst im "Dunklen" gelassen haben.
2. "Metronom"
Durch Drücken und kurzes Halten der Taste "M" (Mode) wechselt das Gerät zwischen dem Tuner- und dem Metronom-Mode.
Im Metronom-Mode wird das eingestellte Tempo, das mit den Pfeiltasten im Bereich von 20 bis 270 bpm verändert werden kann, durch ein abwechselndes Blinken von zwei Display-Elementen in der Mitte der Anzeige dargestellt. Es ist eine rein optische Anzeige, es gibt kein akustisches Signal. Ebenso gibt es keine Anzeige einer "Eins" für den Taktbeginn, man muss sich also vorher überlegen, ob nun die linke oder die rechte Anzeige den Taktbeginn markieren soll. Ich hab das einige Male durchgespielt, aber ich konnte mich nicht so recht dran gewöhnen.
Rechts unten am Display wird der voreingestellte Wert in bpm angezeigt. Das Ändern des bpm-Wertes erfolgt ebenso wie das Einstellen der Referenzfrequenz für das "a" endlos, d.h. wenn der Wert 20 erreicht wird, wechselt das Tempo auf 270, ebenso bei Überschreiten der 270 nach oben auf 20. Das Gerät merkt sich nach dem Ausschalten den zuletzt eingestellten Wert, wie auch bei der Referenzfrequenz, auch das ist gut!
Ich persönlich betrachte die Metronomfunktion allerdings als Gimmick, da es für mich etwas ungewohnt ist, zum Tempohalten andauernd auf die Kopfplatte starren zu müssen … mir ist ein Audiosignal da lieber. Daher setze ich, wenn ich schon mal mit Metronom übe, lieber mein altes, "klassisches" Seiko-Taktell mit Schwingarm, Klick und zusätzlich variablem Glöckchensignal für 2-, 3-, 4-, 6-, 8-er Takte ein.
Neben der Stimmpfeife eine meiner frühsten Erwerbungen meiner Musiklaufbahn … und eine dringende Empfehlung meiner beiden Freunde Martin und Wolfgang, mit denen ich meine ersten "richtigen" gemeinsamen Musikerfahrungen machte …
Tests mit unterschiedlichen Instrumenten:
Zum Einsatz kamen diverse E- und A-Gitarren, Bässe (sowohl fretted als auch fretless), Mandoline, sowie 2 Banjos (Tenor u. Fivestring) und eine Ukulele.
Die Gitarren bereiteten dem Tuner erwartungsgemäß keinerlei Probleme. Egal ob hohe e- oder tiefe E-Saite, der Ton der Leersaite wurde schnell und korrekt erkannt. Auch Flageolett-Töne auf der e-Saite werden schnell erkannt.
Die Banjos mit ihren eher perkussiven Klängen sind auch kein Problem für den kleinen Tuner, die Erkennung der Tonhöhe ist schnell genug, dass ein einmaliges Anschlagen der Saite genügt, um den Tuner den richtigen Ton bestimmen zu lassen.
Sogar bei meiner alten Sperrholzmandoline mit Saiten, die sicherlich 30 Jahre, eher älter sind , war der Stimmvorgang bzw. das Erkennen der Tonhöhe für den Microtuner kein Problem. Auch die Saiten der Ukulele wurden schnell und fehlerlos erkannt.
Die Bässe lassen sich natürlich auch mit dem Kleinen stimmen, allerdings braucht er beim Erkennen der Tonhöhe der E-Saite doch ein wenig länger. Hier braucht man aber mindestens 1 gutes Auge, da beim Anbringen am Headstock bei einem Longscale die eigene Alterskurzsichtigkeit im Wege stehen kann. Das Stimmen auf die korrekte Tonhöhe braucht hier etwas länger, da die geänderte Tonhöhe beim Drehen an der Stimmmechanik nicht so schnell vom Tuner erkannt wird, wie bei den anderen Instrumenten mit den dünneren Saiten. Hier empfiehlt es sich, für einen schnelleren Stimmvorgang mit Flageoletttönen zu arbeiten. Das ist einfach ein physikalisches Problem, da das Gerät eine bestimmte Anzahl von Saitenschwingungen benötigt, um den Ton zu erkennen und dicke Saiten (tiefere Töne) langsamer schwingen als dünnere.
Ich sehe also grundsätzlich kein Problem, das Gerät mit einem den von mir getesteten Instrumenten im rauen Alltag einzusetzen.
Fotos von den diverse Headstöcken mit dem Tuner dran habe ich mir verkniffen. Meist klemmt der Tuner bei Standard 3+3-Headstocks über der Mechanik der D-Saite am vorteilhaftesten - so empfinde ich das zumindest. Bei Strat und dem schmalen Tele-Headstock ist es günstiger, den Tuner auf der Rückseite der Kopfplatte anzubringen. Bei den Banjos, der Uke und der Mandoline ist der Einsatz oben links an der Kopfplatte nach meiner Auffassung die günstigste.
Der direkte Vergleich mit meinen anderen Headstocktunern:
- (deutlich) kleiner als beide KORG-AW-Modelle (im Folgenden "AW-1" und "AW-2" genannt), und natürlich kleiner als das dazu im Vergleich "riesige" CHERUB WST-523 (im Folgenden "WST 523" genannt).
- farbiges Display im Gegensatz zu AW-1 und AW-2
- gute Ablesbarkeit des Displays - auch aus verschiedenen Blickwinkeln, wesentlich besser als bei AW-1, besser als AW-2, gleichwertig zu WST 523
- falsche Tonhöhenanzeige und Annäherung an den korrekten Ton durch Farbwechsel. Farbwechsel zu tief, zu hoch, richtig auch bei WST 523.
- schnelleres Erkennen des gespielten Tons (WST 523)
- kein eigebautes Mikro, Tonerkennung nur über Piezoelement. AW-1, AW-2 und WST 523 bieten eine Umschaltmöglichkeit an, die diese Geräte auch für den Einsatz bei Instrumenten befähigen, bei denen die Tuner nicht direkt an den Resonanzkörper angeklemmt werden können.
- einfaches Anbringen durch rastbaren Klemmmechanismus. Hier bieten AW-1, AW-2 und WST 523 zwar eine stabilere Konstruktion, sind aber nicht so schnell befestigt.
- Abnehmen/Instrumentenwechsel mit einer Hand nicht so einfach wie bei AW-1, AW-2 und WST 523.
- kein Wackeln am Headstock bei heftigen Bewegungen wie besonders bei AW-2; das trifft weniger bei AW-1 und WST 523 zu.
Hier meine Headstocktuner im Größenvergleich:
Oben links KORG AW-2, rechts CHERUB WST 523, unten links KORG AW-1, rechts D'ADDARIO Planet Waves NS Microtuner.
Ich habe natürlich auch mal den Microtuner mit den anderen Tunern direkt nebeneinander am gleichen Instrument getestet (soweit sie alle drauf passten …) und darf sagen, dass alle Tuner die gleichen Werte anzeigen. Wo a = 440 Hz draufsteht, sind auch 440 Hz drin
Zusammenfassung:
Ich bin angenehm überrascht von der Funktionalität und der Bedienung dieses kleinen Helfers! Alle meine anderen Headstocktuner wurden von ihm recht schnell auf die Plätze verwiesen. Wie sagt man so schön: wenn ich das Gerät nicht schon hätte, würde ich es mir sofort kaufen - kann man besser über ein Testgerät urteilen?
Die kleinen Minuspunkte, die ich unten noch aufzähle, spielten aber bei einer eventuellen Kaufentscheidung für mich nur eine geringe Rolle, die Vorteile überwiegen bei weitem. Wahrscheinlich werde ich mir über kurz oder lang noch so ein Gerät zulegen … und den AW-1 vielleicht meiner Nichte schenken …
Plus:
- geringe Größe, sollte bei allen handelsüblichen Gitarren, Bässen, Mandolinen, Banjos etc. mit "Standardkopfplatte" gut anzubringen sein. Das Gerät kann auch im Koffer/Gigbag am Instrument verbleiben ohne zu stören.
- weitgehend stabil wirkendes Gehäuse … ohne die Klammer dran würde ich mich vllt. sogar mal testweise draufsetzen! Das mache ich aber frühestens, wenn ich ein Zweitgerät hier habe.
- schnelles Anbringen durch einfachen Klemmmechanismus, guter Halt am Instrument, kein Wackeln
- gute und intuitive Bedienbarkeit
- gutes und funktionelles, gut ablesbares Display
- schnelles Ansprechen auf gespielten Ton, empfindliche Anzeige, gute und schnelle Umsetzung der Tonhöhe, Möglichkeit zur "Feinstimmung"
Minus:
- zur Benutzung an z.B. einer Geige (Steg) oder anderen Instrumenten mit sehr dünnem Korpus oder Befestigungsstellen wäre es von Vorteil, wenn man die Befestigungsklammer noch weiter zusammenschieben könnte. Aber, wie an anderer Stelle im Forum schon erwähnt, für solche Instrumente gibt es ja geeignetere Geräte mit speziellen Befestigungsmöglichkeiten.
- Tonerkennung nur über Piezoelement, kein Mikrofon.
- das Abnehmen des Tuners vom Instrument ist mit einer Hand ein wenig fummelig, aber das schuldet man wohl der geringen Größe des Geräts. Hier sind Geräte, die eine "echte" Klammer mit Federkraft besitzen im Vorteil, aber die sind eben auch größer.
- Batteriefach etwas schwergängig.
- Metronom mehr Gimmick als wirklich praktisch einsetzbar.
Wer sich weitere Informationen direkt beim Hersteller holen möchte, der klickt >hier<
Mein Fazit: sehr empfehlenswert!
Zum Abschluss möchte ich noch meinen Dank an Johannes, die miCom, die Firmen D'Addario/Planet Waves und Meinl und alle anderen ungenannten Personen aussprechen, die diesen Test möglich gemacht haben!
Isch habe fertisch ...
P.S.:
peter55 schrieb:Vor einiger Zeit hatte ich beschlossen, mir einen weiteren AW-2 zuzulegen ... nun werden wir im Verlauf dieses Reviews sehen, ob das noch notwendig ist.
Es ist nicht notwendig ...
P.P.S.: Mittlerweile habe ich mir ein zweites Gerät angeschafft (30.09.13) ...
P.P.P.S.: Nummer 3 ... 01.12.13
P.P.P.P.S: Nummer 4 & 5 ... 23.04.14
- Eigenschaft
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