ich bin erst vor 2 jahren auf die idee mit dem Schellack gekommen, nachdem ich auf einem Flohmarkt eine uralte Gitarre "fast geschenkt" bekommen hab (Bj. 1880-1890). Ich wollte sie restaurieren und hab mich mit einer Gitarrenbauerin kurz geschlossen. Sie meinte, dass damals Gitarren und Geigen eigentlich fast auf die gleiche Art gebaut wurden (Kurzversion). Daher kam das mit dem Schellack.
Ich hab dann recherchiert und zum Probieren einfach ungebleichten "Streichschellack" aus dem Baumarkt gekauft. Dann per Ballen (alte Socke) einfach mal auf der alten Gitarre rumprobiert. War ok, aber zu klebrig. Der Ballen ist dauern kleben geblieben, hat angetrockneten Lack abgerissen und ich hab Fussel von der Socke einpoliert. Also hab ich mit bummsnormalem Brennspiritus verdünnt. Das Ergebnis war echt gut. Es kam eine schöner, gelblicher Farbton raus, der in Verbindung mit der Oberfläche einen schönen used-look ergab. Hat echt Flair und passt zu Gitarren, wenn man sie als "Werkzeug" sieht; ist aber (bei mir) keine perfekte, spiegelglatte (ebene) Oberfläche. Dafür ist der Lack m.Mn nach zu dünn und mir fehlt die Erfahrung/Technik. Wer den Gelbstich nicht will muss sich gelbeichten Schellack kaufen. Steht im selben Regal
Ich hab dann bei ein paar anderen Projekten weitergetüftelt und im Moment bin ich echt zufrieden. Die ersten Durchgänge schmiere ich mit dem Pinsel drauf und schleife dann nach 2-3Tagen mit nassem 400er Schmirgel
ganz leicht drüber um die Poren zu füllen bzw. die Pinselstriche zu glätten. Die Wartezeit ist wichtig! Der Lack trocknet zwar innerhalb ein paar Minuten, aber um auszuhärten braucht er länger. Wenn ich geduldiger wäre, würde ich sogar besser 2-3 Wochen(!) empfehlen.
Danach einfach einen wenig fusselnden Baumwollstoff nehmen, Ballen formen und dann gib ihm
Ich mische Lack/Brennspiritus so ungefähr 2:1 Pi mal Auge. Als Schleiföl nehme ich ein paar tropfen Behandala vom Ikea. Das müsste ein Leinöl sein; Andere haben anscheinend auch mit Olivenöl Erfolg und Stradivari nahm Pferdesperma.....
Ich nehme das Öl aber erst gegen Ende, wenn´s um die Feinpolitur geht, damit der Ballen besser flutscht und nix kleben bleibt. Im YT gibts da auch viele interessante Videos dazu! Ich würde da aber garnicht so eine große Wissenschaft draus machen. Einfach mal probieren. Ein Fläschchen Lack kostet so um die 9,- und ein Liter Brennspiritus so 2-3.- Das reicht dann ewig.
Ich hab von unserem Hausumbau ein Blöckchen Bimsstein vom Wanddurchbruch im (jetzt ehemaligen) Küchenmixer zermahlen und werde an der Decke mal Bimsmehl zum Porenfüllen versuchen. Wenn es zu grob sein sollte probiere ich mal Gips. Try & Error
Nachteil: Der Lack ist empfindlicher gegen "Plektrumschlenzer" und Fingernägel und der Vorgang dauert laaaange. Eine richtig glatte, französische Politur erreiche ich nicht. Ich glaube, dass da schon die Vorarbeiten meinerseits nicht sorgfältig genug waren (wässern, schleifen, wässern, schleifen, wässern....porenfüllen...). Es sieht von nahem Rustikal aus (s.Bilder)
Vorteil: Naturprodukt, Sinkt nicht besonders (man riecht halt den Spiritus), keine Lackierkabine und/oder Kompressor/Sprühpistole nötig, macht (normal) keine Sauerei, Polierballen und Werkzeuge einfach in ein altes verschraubbares Glas und es trocknet nicht aus, zum Reinigen reicht Spiritus und Wasser, hauchdünne Lackierung= Man fühlt das Holz und ich kann mir nicht vorstellen, dass Schwingungen arg gedämpt werden und die Tiefenwirkung der Lackierung ist der Wahnsinn!
Die GFS habe ich jetzt erstmal rustikalisiert und verlötet. Einbauen tu ich sie erst gegen Ende. Mal sehen, ob ich ein Soundsample hin kriege.