Bisher dachte ich immer, seit Jahren "pinch harmonics", die man überall erzeugen kann, zu spielen.
Man kann sie nicht überall erzeugen. Nur an den Positionen, an denen sie sich eben befinden.
Um die Positionen dieser Obertöne, die selbstverständlich der Obertonreihe entsprechen, zu messen, zu demonstrieren oder zu berechnen, wird beispielsweise ein Monochord verwendet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Monochord
Im Bereich des Gitarrenspiels spricht man von einem natürlichen Flageolett, wenn der Oberton auf der Basis einer Leersaite erzeugt wird. Sobald die Saite gegriffen, also in einem bestimmten Bund niedergedrückt wird, spricht man von einem künstlichen Flageolett, wenn auf der Basis der verkürzten Saite ein Oberton zum Klingen gebracht wird. Englischsprachige Kollegen sprechen im ersten Fall von "natural harmonics" und im zweiten Fall von "artificial harmonics". Auf der klassischen Gitarre wird die Saite meist mit dem rechten Zeigefinger am gewünschten Schwingungsknotenpunkt berührt, während der Anschlag oft mit dem Daumen ausgeführt wird. Es ist aber auch möglich, zum Anschlagen den Mittel- oder Ringfinger zu verwenden. Selbstverständlich funktioniert diese Technik auch auf der E-Gitarre.
Von pinch harmonics spricht man, wenn die Saite mit einem kurzgefassten Plektrum gezupft wird, während man sie gleichzeitig mit einem Teil des plektrumhaltenden Daumens berührt. Und zwar genau an dem Schwingungspunkt, der den gewünschten Oberton hervorbringt. Doch da es insbesondere im höheren Bereich der Obertonreihe mehrere gibt, die recht eng zusammen liegen, insbesondere wenn die schwingende Saite durchs Greifen der linken Hand mehr oder weniger stark verkürzt wird, gibt es viele Gitarristen, die den konkreten Oberton dem Zufall überlassen, und eben damit zufrieden sind, überhaupt einen erwischt zu haben.
Von der Mitte der Saite aus gesehen, sind die Positionen sozusagen gespiegelt. Auf Leersaiten bezogen, findet man die eng zusammen liegenden Obertöne zwischen dem Sattel und dem dritten Bund. Analog dazu findet man die gleichen Obertöne im Bereich von ca. 10 Zentimetern (je nach Mensur) vor dem Steg. Wird die Saite gegriffen, verschieben sich entsprechend der neuen schwingenden Saitenlänge die Positionen der Obertöne. Sie rücken also noch näher zusammen.
Die Beschreibung im Wikipedia Artikel, nach der bei "pinch harmonics" die Saite zunächst grundtönig angschlagen wird, um
danach per Daumenberührung einen Oberton zu erzeugen, halte ich nicht für korrekt. Denn tatsächlich wird die Saite angeschlagen, während die Daumenberührung bereits erfolgt.
Gruss, Dietlaib