Man kann auch etwas übertreiben. Wenn zwei so agressive, gegensätzliche Meinungen aufeinandertreffen bei Toni wie Bassmann wird in keinem Fall ein brauchbarer Sound herauskommen, glaub mir.
Darum schreibe ich ganz klar: Rede mit dem Mann und biete Ihm Dein Post-Signal an. Wenn das nicht geht, lässt man das Mischen zweier Kanäle ausprobieren. Und wenn er es nicht hin bekommt mit dem Mischen zweier Kanäle, soll er sich bei Gott einsalzen lassen.
Wenn man natürlich mit einem voll zugebratenen Sound daherkommt, geht das wohl kaum. Ich gehe, wie so viele Musiker hier auf dem Board, von mir aus. Und ich werde seit vielen Jahren mit zwei Kanälen abgenommen, einmal per Amp-DI pre EQ, und einmal mit Mikro. Meine Tonis mischen das Signal, das hat sich so bewährt und klingt hervorragend. Wobei ich zwar einen anschlagdynamisch angerauhten Sound, aber keinen voll verzerrten Ton habe. Es geht sehr gut. Und zwar seit dem Ende der 1970er-Jahre. Allerdings spiele ich auch weder einen altersschwachen Bass mit kaputtgespielten Saiten, noch einen Amp ohne Ton oder eine muffige Box.
Ich habe Tips gegeben, damit ein Live-Sound mit einem Toni zusammen ausgearbeitet werden kann. Deine Antwort liest sich wie: "Ist doch eh alles Quatsch, DI-Box und Gut." Danke. Solche Ratschläge hören sich für mich mehr nach "Schläge" an. Dann kann man das Reden mit dem Toni ja gleich sein lassen.
Klar, es ist klasse, wenn die Musiker das Maul halten und den Toni machen lassen. So kriegt man jede Metal-Band dazu, mit unverzerrten Gitarren und ohne abgenommenes Schlagzeug aufzutreten. Ist doch eh alles schon laut genug.
Dein Post liest sich wie, was ich hier auf dem Board auch schon gelesen habe: "Einen Amp braucht kein Mensch. Bass wird heute nur noch mit DI-Boxen abgenommen, ich war dabei und habs gesehen. Die Boxen und Ampeg-Heads waren nur Staffage."
Dass es andere Bands und Settings gibt, wird dann einfach gerne übersehen. Man kann es aus der Sicht des Toni sehen, aus der Sicht des Bassisten, und jeder kann auf Seinem Standpunkt beharren. Genau das soll doch vermieden werden. Man kann miteinander reden, das Post-Signal anbieten, und wenn das scheisse klingt, wird der Bassist nicht reklamieren, wenn der Toni auf das Pre-Signal besteht.
Andererseits, wenn ich, was man auf einer mitgeschnittenen Aufnahme sehr wohl hört, mitbekommen würde, dass ein Toni so verfährt, wie von Dir beschrieben, hätte er das letzte mal einen Regler bei einem Konzert meiner Band angefasst.
Die richtige Vorgehensweise sieht so aus: Der Toni installiert ein Mikro, richtet es gewissenhaft an der Membran des Speakers aus, und beim Soundcheck zieht er zuerst das Signal des Mikros auf, passt es an, dann mutet er es, zieht das DI-Signal auf, passt es an, mutet es, zieht das Signal des Mikro-Kanals auf und legt dann den DI-Kanal darüber, so, dass man den Charakter des Sounds immer noch erkennt.
Nix da mit: "Nur weil der Tontechniker euch ein zweites XLR-Kabel mit Mikro hinschmeißt heißt das noch lange nicht, das er das auch benutzt... Ist der beste Kompromiss für beide. Bassist: Geil, mein Boxensound ist mit drauf, jetzt hab ich richtig dicke E*er.. Tontechniker: Endlich ist der ruhig und mit ein bissl Kompressor und EQ klingt das Pre-EQ DI Signal richtig schön fett im Mix... *zweiten Kanal mute*"
Das wäre nämlich kein "Kompromiss" im Wortsinn, sondern reines Diktat des Reglerziehers. Seltsamerweise funktioniert mein Abnahme-Setup seit vielen Jahren mit wechselnden Tonis auf Bühnen jeder Grösse. Um zu erreichen, was ich möchte, brauchts wie gesagt, eine Flasche Bier, 10 Minuten Zeit und nen Toni, der nicht von vorneherein schreit, dass er so was nicht macht. Denn dann hat er den Tech-Rider nicht gelesen - und auf der Veranstaltung nichts verloren.
Ciao
Uwe