Hallo Noremi,
Du hast gefragt, was DU tun kannst. Eines hast Du bereits getan: Du hast mit Deinem Freund gesprochen, hast aber offensichtlich keine Einflussmöglichkeit auf sein Verhalten. Der einzige Bereich, an dem Du also noch etwas ändern kannst, ist Deine eigene Einstellung.
Das Singen scheint Dir sehr wichtig zu sein - zwischen den Zeilen kommt für mich rüber, dass Du darin sehr viel Lebensfreude und auch persönlichen Sinn findest. Die wichtigste Frage müsste deshalb sein, wie wichtig Du Deine eigenen Sehnsüchte nimmst.
Wir alle sind den unterschiedlichsten Erwartungen unserer Familie und Freunde ausgesetzt. Da diese z.T. auch völlig widersprüchlich sind, ist ein Versuch, ihnen allen gerecht zu werden, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Leider erkennt man das manchmal erst sehr spät oder sogar nie. So weiß z.B. Dein Freund vielleicht auch nicht, wo seine Lebensregel herkommt, dass man/frau/Freundin zuhause besser nicht laut und "normabweichend" zu singen hat.
Umso wichtiger ist es, dass, wenn man erst mal gespürt hat, wie die eigene Vision aussieht, man auch den Mut aufbringt, danach zu handeln.
Du möchtest Singen? Dann such Dir Menschen, die das auch wollen und machen (womit ich nicht meine, dass Du Deinen Freund in die Wüste schicken sollst), umgib Dich mit ihnen, unterhalte Dich mit ihnen, lacht zusammen, tauscht euch aus, singt zusammen, geht gemeinsam zu Konzerten, ... was auch immer. Und vor allem: üb unbedingt auch wieder zuhause!
Dein Zuhause ist der Ort, der für Dich der sicherste und schönste Ort der Welt sein sollte. An dem Du keine Maske mehr tragen, Dich anpassen oder hintenanstellen musst. Dass man in einer Partnerschaft Kompromisse eingehen muss, ist klar. Aber durch die Unterdrückung Deiner wichtigsten Sehnsüchte und von den Dingen, die Dir Lebenslust geben und Dich lebendig fühlen lassen, wirst Du Dir auf Dauer selbst das Wasser abgraben. Lass die Sängerin in Dir leben! Und handle! Nimm Dich selbst ernst und singe! Egal ob gut, schlecht, laut oder leise - singe so, wie Du es in Deinem Innersten gerne möchtest.
Vielleicht hilft ja auch eine kleine Perspektivenänderung:
Wenn Du schon so lieb und nett bist, zu bestimmten Zeiten, an denen Dein Freund da ist, ihm zuliebe auf das Singen zu verzichten, dann kannst Du auch verlangen, dass er dafür auf jede Art der runtermachenden Äußerung verzichtet - verbal als auch nonverbal. Respekt ist hier das Schlüsselwort! Ansonsten könntest Du ja auch eine Vorliebe für das Singen entwickeln just zu der Zeit, wenn er heim kommt!