Analyse vom "Besserwisserboy"

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Judifeli
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Hallo Leute,

im Zuge einer Hausarbeit muss ich den Song "Besserwisserboy" von den Ärzten analysieren. Weiß jemand, an welche Stilart der afrokubanisch/karibischen Musik Intro, Refrain und Strophe angelehnt ist? Kann jemand das eindeutig identifizieren?
Ansonsten bin ich mittlerweile völlig ratlos, was die Harmonik angeht. Ausser in der Bridge ist es ja immer stetig ||: C#m | H F# :||. Lässt sich das funktionstheoretisch mit ||: ii | I V :|| übersetzen? Meine Ohren scheinen mittlerweile zu streiken, denn ich bin mir nicht einmal mehr über die Tonart sicher...
Bisher habe ich Folgendes:

Form:

Intro 12T

Strophe I 4T
Refrain I 4T
Strophe II 4T
Refrain II 4T

Strophe III 8T
Refrain III 8T
Strophe IV 8T
Refrain IV 4T

Bridge 20T
Refrain V 8T

Strophe V 16T
Refrain VI 12T - Fade out

Harmonik:

Intro / Strophe / Refrain: ||: C#m | H F# :||
Bridge:
|| C#m | E | F# | A | H |
| C#m | E | F# | A | A |
| F# | C#m | H | F# |
| F# | C#m | H | F# ||

Eine Hörprobe ist hier zu finden: http://www.youtube.com/watch?v=i6rpqPUTDDY

Ich bin wirklich dankbar für jede Hilfe - der Besserwisserboy scheint mir ein harter Brocken zu sein!
Viele Grüße,
Judith.
 
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Naja ... Tonart ist C# Moll.
Die verwendeten (und von Dir schon beschriebenen) Akkorde sind daher: I m - bVII - IV (Dur) - bVI - bIII (DurParallele)
Übrigens hast Du in der vorletzten und letzten Zeile deiner Akkorde das "m" beim C# vergessen ...

Der Rhythmus ist ein stinknormaler ... eventuell ein wenig "salsa-angehaucht" wegen der Bassfigur ... ich glaube, das ist KEINER der Latin-Rhythmen in Reinform ... vom Tempo her am ehesten vielleicht ein Cha ... aber da müßte man die Latin-Spezialisten fragen.

LG, Thomas
 
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E-Dur . Sämtliche Akkorde stammen aus E-Dur mit II statt IIm ( Subdominantvertreter, zugleich Doppeldominante).
Es ist Pop, ein bisschen auf Rock getrimmt. Die Kadenz kommt mir bekannt vor.

Mit afrokaribisch kann ich auch nicht dienen, eher mit finnisch-ugrisch. Bitte vergleichen:

http://www.youtube.com/watch?v=LBU_bTovsEk

Der (finnische) Songschreiber schraubte allerdings noch in der Bridge einen Halbschluss auf der III7 hinein, womit er die VIm als Ausweichtonika deklarierte.
 
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Der Anfang auf der Im - bVII dominantisiert den Im. Es geht um den Ton bVII, der aus dem Im einen Im7 macht. Deshalb wurde hier auch nach H als Tonika gefragt, denn das Ohr kann zu diesem frühen Zeitpunkt nicht entscheiden, ob es den Im7 eher dominantisch oder doppeldominantisch (als Subdominantvertreter) zuordnet. Da aber F# kommt, liegt die ii - V Verbindung nahe; und Im funktioniert doppeldominantisch. Die bVII kommt für das Ohr also als Tonika in Frage.

In der Bridge verschiebt sich dann die Tonart (nur als Ausweichung) Richtung Subdominante. Zieltonart wäre A. E-Dur ist der Drehpunktakkord , der als Parallele zur Im nun Zwischendominante zur bVI wird.

Im bVII bzw. Im - Im7 muss mMn speziell aufgefasst werden (als Dd oder Dg). Bei der Mondscheinsonate, um wieder mal eine Im in Cis-Moll zu bringen, wird gleich mit A-Dur die bVI angesteuert, die dann als Zwischendominante zur bII fungiert, woraufhin das Ohr zunächst Dg - Dg7 - T - S hört. Erst im Nachhinein(!) wird durch die Kadenz Im als Tonika (wieder) hergestellt, indem die V , also Gis-Dur, gebracht wird. Dann wird "rückwirkend" die bII als Neapolitaner gehört .
 
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Viele Worte ... aber das Wesentliche sprichst Du mMn nicht an ... :

Für Deine Ohren ist tatsächlich E der GRUNDTON ... ??
 
Sie machen Fade-Out, warum wohl?

Sie müssten kadenzieren, um einen richtigen Schluss hinzukriegen.
 
Sie machen Fade-Out, warum wohl?

Wahrscheinlich, weil ihnen kein hübscher Schluß eingefallen ist. Wie das sehr oft sehr viele machen, denen keine hübschen Schlüsse einfallen ... aber daraus auf eine bestimmte Tonart schließen zu wollen, finde ich gewagt ...

Aber nochmal: Welchen Ton hörst (!) Du über den gesamten Song hinweg als GRUNDTON ... ?
 
Bossa Nova Clave, 0815 Tumbao auf der Conga, Guiro und später die Cha-Cha Campana sind die Latin Einflüße dieses Stückes. Es geht so ein wenig Richtung Cha-Cha wie turko schon bemerkte.

Das Stück ist eindeutig in C# Moll.

|| C#m | B F# || ist die Akkordfolge die als || Im | bVII IV || analysiert wird. Funktionsmäßig haben wird S/S (Doppeldursubdominante), S und t. Die Kadenz kommt aus dem Dorischen.
Ein IIm7 V7 Bezug zwischen den Akkorden C#m und F# kann nicht gehört werden, da der Harmonische Rhythmus eine sehr klare Sprache spricht, wie turko schon bemerkte.
 
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Das Stück ist eindeutig in C# Moll.

|| C#m | B F# || ist die Akkordfolge die als || Im | bVII IV || analysiert wird. Funktionsmäßig haben wird S/S (Doppeldursubdominante), S und t. Die Kadenz kommt aus dem Dorischen.


Die Akkordfolge Im bVII IV ist nicht eindeutig. Die Doppelsubdominante ist und bleibt ein Chamäleon. Sie kann hier genauso als I fungieren. Eindeutigkeit könnte man leicht herstellen, wenn man eine V einbauen würde. Die bVII wäre dann, wenn die IV folgt oder vorausgeht, eine "sichere" Doppelsubdominante.

Mit Bezug auf "dorisch" kann die einleitende Kadenz natürlich so gedeutet werden, aber die Tonika hat im Dorischen eben eine eigentümliche dominantische Spannung. Das kann man doch auch hören. Mit t - SS - S : Eine Tonika und zwei Subdominanten! Und die Terz der Tonika steht mit der Terz der S im Tritonus.

Im vom mir verlinkten Beispiel ist die Akkordfolge : C#m H E F#m, und das wäre dann ja noch "molliger". Statt dessen geht das Ganze doch sehr nach E-Dur, aber die Tonika E-Dur hat Spannung, wird nicht als ruhender Pol empfunden, und mit dem späteren C#m H E A ist zunächst nicht klar, ob mit A nun die Tonika erreicht ist (und E als Dominante erscheint) oder "nur" die Subdominante erreicht ist.

Aus dem ständigen Riff F# - E - C# sollte man auch nicht ableiten, dass C# nun der "Grundton" ist.
 
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Schon wieder so viele Worte ...

Und das ist jetzt dann meine letzte Wortmeldung in diesem Thread: Das OHR entscheidet. Und das sagt eindeutig, daß C# der Grundton ist.

Aber es gibt gewisse Dinge, über die man nicht streiten kann und soll. Zwei Menschen können verschiedene Hörerfahrungen haben, verschiedene Hör-Traditionen, oder einfach verschieden geschulte Ohren haben ... was auch immer. Jedenfalls, wenn einer meint, er hört was, was der andere nicht hört, ... dann ist das einfach so und sollte nicht mehr weiter hinterfragt werden ... oder mit Argumenten oder Pseudoargumenten unterfüttert werden ...

In diesem Sinne ... : Ciao und LG,
Thomas
 
Wow, ihr seid ja krass! Vielen Dank erstmal für diese ganzen Ideen und Antworten!
Der Stand der Dinge ist also, dass der Latin-Rhythmus in Richtung Cha-Cha geht mit recht zuverlässig erkennbaren Percussionpattern. Vielen Dank an der Stelle an Cudo II! Funktionstechnisch ist noch kein Konsens darüber gefunden, ob wir in C#m oder E sind. Meine Idee mit H als Tonika, war wohl jedenfalls Quatsch. Und das, was ich als Bridge einordnen würde, ist also auch kein Harmoniewechsel, sondern einfach eine Steigerung des Vorhergegangenen, richtig? Denn dort passt doch eigentlich alles außer der kleinen Terz im F#-Akkord in Richtung E-Dur. Aber wie Turko schon sagt, entscheidet sich das Ohr schon eher für C#m in Strophe und Refrain. Was haltet ihr denn von Strophe in C#m und dann in der Bridge Harmoniewechsel zu E?
Lieben Gruß und besten Dank,
Judith.
 
Mir fällt nur auf, dass der Titel des songs ganz gut zum Diskussionsstil passt. :D

Jeder kann sich mal irren, aber genau dazu macht man ja Analysen und die Ergebnisse sollten nichts mit Meinungen zutun haben.

Der Fade Out Kommentar war übrigens eine Meinung und keine sachliche Analyse.
Das man den Grundton hören kann stimmt, aber hilft Judith leider nicht weiter, weil sie sich davon leider nicht selbst überzeugen kann.

Ich finde die Information von turko und die Erklärungen von Cudo sind ein prima Ergebnis für eine Hausarbeit.

Der Song ist auf jeden Fall kein Latinlover. :gruebel:
 
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Lieber Tonfilter,

Das man den Grundton hören kann stimmt, aber hilft Judith leider nicht weiter, weil sie sich davon leider nicht selbst überzeugen kann.

Gehst Du also auch insgeheim von E als Grundtonart aus? Und was denkst Du über einen Harmoniewechsel in der Bridge?
Vielen Dank für die ganze Hilfe an alle!
Beste Grüße,

Judith. :great:
 
B-Teil:

Chords:
| C# | E | F# | A | B |
| C# | E | F# | A | A |
||: F# | C#m | B | F# :||

Stufen:
| I | bIII | IV | bVI | bVII |
| I | bIII | IV | bVI | bVI |
||: IV | Im | bVII | IV :||


Funktionen:
| T | tP | S | sP | SS |
| T | tP | S | sP | sP |
||: S | t | SS | S :||

Schön ist auch der Beginn des B-Teils mit einem MI Akkord (Dur statt Moll).
In der 3. Zeile des B-Teils sieht man wiederum sehr deutlich, dass es sich nicht um eine IIm7 V7 Verbindung handelt.

Der dem B-Teil folgende Abschnitt gleicht dem Anfang obwohl der Bass hier zunächst etwas variiert. Gleich bleibt auf jeden Fall der unüberhörbare Schwerpunkt auf C# als tonales Zentrum.


PS
B-3, schön dass Du Dich freust. :)
 
@ Cudo: Solltest Du hier noch mitlesen, eine Frage (ein wenig off-topic) an Dich als Experten:

Ich habe darüber nachgedacht ... aber mir fällt kein Salsa-Rhythmus (Son, Cha, Mambo, ...) ein, der IM BASS - wie dieses vorliegende Musikbeispiel - im ersten Takt einer 2-taktigen Groove einen "schweren" Impuls auf 4+ hat. Die "normale" Son-Piano-Figur schon, aber das meine ich hier nicht ...

Gibt es einen ... ?

LG, Thomas
 
Der Bass spielt im vorliegenden Stück nicht Salsa-typisch.
In der Salsa kann es schon mal vorkommen, dass der Bass zur 4 zusätzlich noch die 4+ spielt. Dafür dass er aber ausschließlich die 4+ spielt kenne ich kein Beisopiel.
 
Danke für die Info ! Das beruhigt mich ein wenig ... ich dachte schon, ich muß jetzt noch ewig weitersuchen ... das ist eines dieser Dinge, die mich dann ewig verfolgen und nicht mehr loslassen ... :)

LG - Thomas
 

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