Armin H.
NP Custom Guitars
Doku: Nick Page Guitars - T-Modell Herocaster Custom Order
Hallo Freunde aller Elektrischen!
Endlich ist es so weit, wie ich in letzter Zeit gelegentlich angekündigt habe, ist der Startschuss für mein Nick Page T-Modell Herocaster Custom Order heute gefallen und ich möchte Euch, falls ihr Interesse habt, am Bau dieser Gitarre teilhaben lassen. Wer keinen Sinn für meine, manchmal etwas ausschweifende Schreibe hat, soll sich einfach nur die mit kurzen Kommentaren versehenen Bilder ansehen und sich seine eigenen Gedanken machen. Ich finde das nicht weiter schlimm, aber ich schreibe nun einmal so und bin auch schon zu alt und eigensinnig, um das noch irgendwie zu korregieren.
Eine meiner allerersten elektrischen Gitarren, eine gebrauchte 1968 American Fender Jaguar®, hatte ich mir 1976 während meiner Lehre in einem großen Münchner Musikgeschäft, von meinem damals ohnehin recht spärlichen Lehrlingsgehalt, ich glaube es waren im ersten Jahr 312 DM, gekauft. Ganze 450 DM inklusive Koffer, habe ich damals in 50 DM Raten über mehrere Monate abgestottert. Den Begriff Vintage gab es damals, zumindest im Zusammenhang mit E-Gitarren, noch nicht. Sicherlich hätte auch niemand verstanden, weshalb man für eine alte Gitarre das Vielfache einer Neuen bezahlen sollte. Vintage hieß damals noch Alt und geaged einfach nur verbeult und verkratzt. Aber man war noch nicht so aufgeklärt wie heute, hatte man doch gerade erst ein paar Jahre zuvor die ersten Menschen zum Mond geschossen, Musik kam aus Plattenspielern und die Welt war noch in Ordnung. Zumindest bildete man sich das ein und so etwas wie Internet, das hier für Aufklärung hätte sorgen können, gab es nur bei Captain James T. Kirk in dessen Raumschiff Enterprise an jedem Samstag um 18.30 h.
Seither sind viele Gitarren bei mir ein- und ausgegangen, aber bis zu meiner ersten Telecaster®, einer Fender Blackout Tele MIM hat es fast 35 Jahre gedauert. Letztes Jahr kam dann noch eine ebenfalls aus mexikanischer Produktion stammende Telecaster Classic Player Thinline Deluxe dazu. Beides wirklich sehr ordentliche Gitarren, aber irgendwie fehlte das was man heute Mojo nennt. Mein "Telecaster® Aha-Erlebnis" hatte ich bei einem meiner erste Besuche bei Nick Page, einem Gitarrenbauer, der gleich bei mir um die Ecke seine kleine, aber feine Werkstatt hat und hier mit ein paar Gleichgesinnten Custom Gitarren in bester Qualität fertigt. Inzwischen sind wir gute Freunde geworden und ich weiß meine Gitarren bei ihm in guten Händen. Nick ist Autodidakt, aber ich bin mir sicher, dass ihn jede Form von Ausbildung nur verdorben hätte. Alles was er tut, macht er mit einer perfektionistischen Besessenheit, die man aber wohl braucht, um sich in diesem verrückten Geschäft einen Namen zu machen, den man nicht gleich wieder vergisst. Wer mehr über Nick erfahren möchte, im aktuellen G&B gibt es gerade einen lustig-informativen Report: Zu Besuch bei Nick Page: Back to the Future - Gitarren für Zeitreisende.
Obwohl es in seinem feinen Sortiment kein T-Modell gibt, baut er sie doch hin und wieder als Custom Order nach Kundenwunsch. Und genau so ein T-Modell bekam ich vor einiger Zeit in die Finger. Nach einem kurzen Test an seinem alten Marshall war klar: das ist das nächste Objekt meiner Begierde. Die Vorgespräche und Planungen gingen über einige Wochen, ich hatte mir noch nie eine Gitarre auf den Leib schneidern lassen und hatte nun endlich einmal die Gelegenheit auf jedes Detail Einfluss zu nehmen. Eigensinniger Musiker meets eigensinnigen Gitarrenbauer. Inzwischen hatte ich mich schon daran gewöhnt, jede "Neue" zuerst einmal gründlich zu modifizieren, was meisten damit endete, dass ich die komplette Hardware einschließlich Pickups entfernte, um sie durch höherwertige Teile zu ersetzen und das nicht nur bei Gitarren im mittleren Preissegment. Hier konnte ich bei jedem Schritt und jedem Schräubchen mitreden und davon habe ich wirklich ausgiebig Gebrauch gemacht. Dabei habe ich mich was die Hölzer angeht an Nicks Acid Rain Serie orientiert.
Keine Esche, keine Erle und auch keine Linde oder Korina. Meine Vorgabe für die Gitarre waren 3 Kg plus - minus 10% und so fiel meine Entscheidung auf sehr leichtes Khaya Mahagoni mit fast stehenden Jahresringen und einer gespiegelten, also zweiteilige Ahorndecke mit leichter Riegelung für den Korpus. Das Khaya, das handselektiert und schon einige Jahre bei Nick lagert ist, ist ein sehr leichtes afrikanisches Mahagoni, das sehr dynamisch anspricht und nach meiner Meinung eines der besten Korpushölzer ist. Die Acid Rain von Exoslime, die eine Zeitlang bei mir stand, ist aus der gleichen Planke und hatte in Kombination mit dem Hals aus American Hardrock Maple einen Wahnsinnston, siehe auch*.
Front: Gespiegelte Ahorndecke, vollmassiver Korpus aus Khaya Mahagoni, Binding Vorderseite. Die Decke bekommt ein schönes mattes Dreiton Sunburst, Nitro. Und die Waage sagt: "1784 Gramm, ihr liegt gut im Rennen, Jungs!"
Back: Khaya Mahagoni, Binding bereits vorgefräst. Das Holz wird nach der Beize und der hauchdünnen Nitro Lackierung noch erheblich dunkler, das Mahagoni kommt in einem schönen rotbraun.
Ich habe mich für ein Binding auf der Vorder- und Rückseite entschieden, wie es Fender® bei vielen Deluxe Modellen verwendet und das der Gitarre irgendwie eine sehr edlen Touch gibt. Auf der Vorderseite ist das Binding schon eingelegt, auf der Rückseite ist es schon vorgefräst. Die Ahorndecke ist etwa 5 mm dick, was sich wohl auch etwas auf den Ton auswirken wird. Allerdings ist es eher die optische Wirkung, weshalb ich mich für eine gespiegelte Ahorndecke entschieden habe. Ich denke das war´s fürs Erste, aber ich will Euch noch kurz sagen was weiter geplant ist. Wie bereits erwähnt kommt der Hals aus American Hardrock Maple mit einem schönen dunklen Palisander Griffbrett. Ein 9,5" Griffbrettradius und Dunlop 6105 Frets. Als Pickups und da kann man eigentlich schon sehen wohin die Reise geht, kommt als Neck PU der neue Amber "Custom Hot 60 PAF" von Wolfgang Damm, der die meisten von Nicks Pickups fertigt und als Brigde PU entweder ein Amber "Mr. Twang", oder wahlweise ein Fender 51 Nocaster. Das wird sich aber erst am Amp entscheiden. Das Pickguard wird, ganz Nick Page like, von Toni aus Aluminium mit einigen schicken, aber sehr dezenten, Einlagen gefertigt. Als Tuner kommen Kluson Japan Vintage.
Die schwerste Geburt war allerdings das Bigsby, bei der Telecaster schon immer ein Problemkind. Hier kommt ein von Nick perfektioniertes System, wie es schon die Surfmaster Standard Fat (zweite bzw. dritte von oben) hat, zum Einsatz. Um hier ein verstimmungsfreies System zu bauen, dass auch kein Sustain einbüßt, braucht es schon einiges an Erfahrung. Ich möchte hier keine Interna verraten, jeder Gitarrenbauer hat da seine eigenen Tricks, aber Nick hat es wirklich perfekt gelöst. Hier musste auch die Halstasche korregiert werden. Ich habe die Surfmaster Standard Fat, die eben dieses Bigsby hat, ausgiebig angespielt und wie ein Wilder tremoliert und hatte danach ein fettes Grinsen im Gesicht. Genau so, waren meine einzigen Worte.
Hier könnt ihr Euch das Bigsby System bei der Surfmaster mit Rollenbridge ansehen:
http://www.nickpageguitars.com/guitars_surfmaster.html
Nein, das ist nicht Nick Page, der sieht längst nicht so gut aus und spielt auch nur bis zum fünften Bund.
PS.: Fast hätte ich es vergessen, die Bauzeit wurde mir mit 3 Wochen angegeben, ich werde also alle 3 bis 4 Tage (das halte ich sowieso nicht aus) nach meinem Baby sehen und Euch mit den neuesten Nachrichten und Bildern versorgen. Gott, drei lange Wochen können ja so verdammt lang sein ...
* https://www.musiker-board.de/review...-nick-page-guitars-acid-rain.html#post6272611
Hallo Freunde aller Elektrischen!
Endlich ist es so weit, wie ich in letzter Zeit gelegentlich angekündigt habe, ist der Startschuss für mein Nick Page T-Modell Herocaster Custom Order heute gefallen und ich möchte Euch, falls ihr Interesse habt, am Bau dieser Gitarre teilhaben lassen. Wer keinen Sinn für meine, manchmal etwas ausschweifende Schreibe hat, soll sich einfach nur die mit kurzen Kommentaren versehenen Bilder ansehen und sich seine eigenen Gedanken machen. Ich finde das nicht weiter schlimm, aber ich schreibe nun einmal so und bin auch schon zu alt und eigensinnig, um das noch irgendwie zu korregieren.
Eine meiner allerersten elektrischen Gitarren, eine gebrauchte 1968 American Fender Jaguar®, hatte ich mir 1976 während meiner Lehre in einem großen Münchner Musikgeschäft, von meinem damals ohnehin recht spärlichen Lehrlingsgehalt, ich glaube es waren im ersten Jahr 312 DM, gekauft. Ganze 450 DM inklusive Koffer, habe ich damals in 50 DM Raten über mehrere Monate abgestottert. Den Begriff Vintage gab es damals, zumindest im Zusammenhang mit E-Gitarren, noch nicht. Sicherlich hätte auch niemand verstanden, weshalb man für eine alte Gitarre das Vielfache einer Neuen bezahlen sollte. Vintage hieß damals noch Alt und geaged einfach nur verbeult und verkratzt. Aber man war noch nicht so aufgeklärt wie heute, hatte man doch gerade erst ein paar Jahre zuvor die ersten Menschen zum Mond geschossen, Musik kam aus Plattenspielern und die Welt war noch in Ordnung. Zumindest bildete man sich das ein und so etwas wie Internet, das hier für Aufklärung hätte sorgen können, gab es nur bei Captain James T. Kirk in dessen Raumschiff Enterprise an jedem Samstag um 18.30 h.
Seither sind viele Gitarren bei mir ein- und ausgegangen, aber bis zu meiner ersten Telecaster®, einer Fender Blackout Tele MIM hat es fast 35 Jahre gedauert. Letztes Jahr kam dann noch eine ebenfalls aus mexikanischer Produktion stammende Telecaster Classic Player Thinline Deluxe dazu. Beides wirklich sehr ordentliche Gitarren, aber irgendwie fehlte das was man heute Mojo nennt. Mein "Telecaster® Aha-Erlebnis" hatte ich bei einem meiner erste Besuche bei Nick Page, einem Gitarrenbauer, der gleich bei mir um die Ecke seine kleine, aber feine Werkstatt hat und hier mit ein paar Gleichgesinnten Custom Gitarren in bester Qualität fertigt. Inzwischen sind wir gute Freunde geworden und ich weiß meine Gitarren bei ihm in guten Händen. Nick ist Autodidakt, aber ich bin mir sicher, dass ihn jede Form von Ausbildung nur verdorben hätte. Alles was er tut, macht er mit einer perfektionistischen Besessenheit, die man aber wohl braucht, um sich in diesem verrückten Geschäft einen Namen zu machen, den man nicht gleich wieder vergisst. Wer mehr über Nick erfahren möchte, im aktuellen G&B gibt es gerade einen lustig-informativen Report: Zu Besuch bei Nick Page: Back to the Future - Gitarren für Zeitreisende.
Obwohl es in seinem feinen Sortiment kein T-Modell gibt, baut er sie doch hin und wieder als Custom Order nach Kundenwunsch. Und genau so ein T-Modell bekam ich vor einiger Zeit in die Finger. Nach einem kurzen Test an seinem alten Marshall war klar: das ist das nächste Objekt meiner Begierde. Die Vorgespräche und Planungen gingen über einige Wochen, ich hatte mir noch nie eine Gitarre auf den Leib schneidern lassen und hatte nun endlich einmal die Gelegenheit auf jedes Detail Einfluss zu nehmen. Eigensinniger Musiker meets eigensinnigen Gitarrenbauer. Inzwischen hatte ich mich schon daran gewöhnt, jede "Neue" zuerst einmal gründlich zu modifizieren, was meisten damit endete, dass ich die komplette Hardware einschließlich Pickups entfernte, um sie durch höherwertige Teile zu ersetzen und das nicht nur bei Gitarren im mittleren Preissegment. Hier konnte ich bei jedem Schritt und jedem Schräubchen mitreden und davon habe ich wirklich ausgiebig Gebrauch gemacht. Dabei habe ich mich was die Hölzer angeht an Nicks Acid Rain Serie orientiert.
Keine Esche, keine Erle und auch keine Linde oder Korina. Meine Vorgabe für die Gitarre waren 3 Kg plus - minus 10% und so fiel meine Entscheidung auf sehr leichtes Khaya Mahagoni mit fast stehenden Jahresringen und einer gespiegelten, also zweiteilige Ahorndecke mit leichter Riegelung für den Korpus. Das Khaya, das handselektiert und schon einige Jahre bei Nick lagert ist, ist ein sehr leichtes afrikanisches Mahagoni, das sehr dynamisch anspricht und nach meiner Meinung eines der besten Korpushölzer ist. Die Acid Rain von Exoslime, die eine Zeitlang bei mir stand, ist aus der gleichen Planke und hatte in Kombination mit dem Hals aus American Hardrock Maple einen Wahnsinnston, siehe auch*.
Front: Gespiegelte Ahorndecke, vollmassiver Korpus aus Khaya Mahagoni, Binding Vorderseite. Die Decke bekommt ein schönes mattes Dreiton Sunburst, Nitro. Und die Waage sagt: "1784 Gramm, ihr liegt gut im Rennen, Jungs!"
Back: Khaya Mahagoni, Binding bereits vorgefräst. Das Holz wird nach der Beize und der hauchdünnen Nitro Lackierung noch erheblich dunkler, das Mahagoni kommt in einem schönen rotbraun.
Ich habe mich für ein Binding auf der Vorder- und Rückseite entschieden, wie es Fender® bei vielen Deluxe Modellen verwendet und das der Gitarre irgendwie eine sehr edlen Touch gibt. Auf der Vorderseite ist das Binding schon eingelegt, auf der Rückseite ist es schon vorgefräst. Die Ahorndecke ist etwa 5 mm dick, was sich wohl auch etwas auf den Ton auswirken wird. Allerdings ist es eher die optische Wirkung, weshalb ich mich für eine gespiegelte Ahorndecke entschieden habe. Ich denke das war´s fürs Erste, aber ich will Euch noch kurz sagen was weiter geplant ist. Wie bereits erwähnt kommt der Hals aus American Hardrock Maple mit einem schönen dunklen Palisander Griffbrett. Ein 9,5" Griffbrettradius und Dunlop 6105 Frets. Als Pickups und da kann man eigentlich schon sehen wohin die Reise geht, kommt als Neck PU der neue Amber "Custom Hot 60 PAF" von Wolfgang Damm, der die meisten von Nicks Pickups fertigt und als Brigde PU entweder ein Amber "Mr. Twang", oder wahlweise ein Fender 51 Nocaster. Das wird sich aber erst am Amp entscheiden. Das Pickguard wird, ganz Nick Page like, von Toni aus Aluminium mit einigen schicken, aber sehr dezenten, Einlagen gefertigt. Als Tuner kommen Kluson Japan Vintage.
Die schwerste Geburt war allerdings das Bigsby, bei der Telecaster schon immer ein Problemkind. Hier kommt ein von Nick perfektioniertes System, wie es schon die Surfmaster Standard Fat (zweite bzw. dritte von oben) hat, zum Einsatz. Um hier ein verstimmungsfreies System zu bauen, dass auch kein Sustain einbüßt, braucht es schon einiges an Erfahrung. Ich möchte hier keine Interna verraten, jeder Gitarrenbauer hat da seine eigenen Tricks, aber Nick hat es wirklich perfekt gelöst. Hier musste auch die Halstasche korregiert werden. Ich habe die Surfmaster Standard Fat, die eben dieses Bigsby hat, ausgiebig angespielt und wie ein Wilder tremoliert und hatte danach ein fettes Grinsen im Gesicht. Genau so, waren meine einzigen Worte.
Hier könnt ihr Euch das Bigsby System bei der Surfmaster mit Rollenbridge ansehen:
http://www.nickpageguitars.com/guitars_surfmaster.html
Nein, das ist nicht Nick Page, der sieht längst nicht so gut aus und spielt auch nur bis zum fünften Bund.
PS.: Fast hätte ich es vergessen, die Bauzeit wurde mir mit 3 Wochen angegeben, ich werde also alle 3 bis 4 Tage (das halte ich sowieso nicht aus) nach meinem Baby sehen und Euch mit den neuesten Nachrichten und Bildern versorgen. Gott, drei lange Wochen können ja so verdammt lang sein ...
* https://www.musiker-board.de/review...-nick-page-guitars-acid-rain.html#post6272611
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