Auch in Pop, Jazz oder auch Filmmusik sind paralele Quinten/Oktaven ziemlich gängig. Wie schon gesagt wurde, es wird hier das gemacht was gut klingt und gefällt.
Es sollte immer das gemacht werden, was gut klingt und gefällt.
Bei Kompositionen, in denen eine Individualität der Stimmen erreicht werden soll, wirkt das Verwenden von Quint- oder Oktavparallelen i.d.R. störend. Diese konsonantesten Intervalle führen zu einem starken Verschmelzen der Stimmen und damit geht ihre Individualität vorübergehend verloren, was meist als leer, unlogisch und unmotiviert empfunden wird.
Bei anderer Musik ist das nicht so wichtig oder völlig egal, z.B. bei Powerchords in der Rockmusik.
Habe gerade das Buch "Modern Jazz Voicings" von Pease und Pullig durchgesehen. In ihm wird das Arrangieren von kleinen und mittleren Ensembles gelehrt. Da findet man schon parallele Quinten (z.B. in Bläsersätzen) doch weit häufiger werden parallele Sexten, Terzen, Quarten und Septimen gebraucht. Klingt offenbar auch in diesem Kontext meist besser.
Bis in die Romantik waren Parallelen tatsächlich quasi "verboten".....was aber nicht heißen soll dass sie nicht mal hin und wieder vor kamen (wüsste jetzt zwar keine konkrete Stelle, aber falls jemand eine hat wäre das mal interessant zu sehen).
Bereits die Romantiker Chopin und Liszt haben oft Quintparallelen verwendet.
Brahms suchte bei über 30 Komponisten unterschiedlicher Epochen nach Oktav- und Quintparallelen, wurde 140 Mal fündig und stellte sie in einer 16seitigen Schrift zusammen, die von Heinrich Schencker 1933 kommentiert wurde (
vergriffen).
Brahms kam zu dem Schluss, daß manche Parallelen eher zu akzeptieren waren als andere, ja sogar schön klangen.
Als vertretbar gelten i.a. die Sonderfälle:
"Mozart-Quinten"
"Scarlatti-Quinten"
"Bach-Quinten"
"Klavierquinten" oder "Ohrenquinten"
siehe: http://www.mu-sig.de/Theorie/Tonsatz/Tonsatz12.htm
(In dem zitierten Artikel werden auch Aussagen über Akzentparallelen und nachschlagende Parallelen gemacht.)
Durch Computeranalyse hat man bei J.S. Bach 18 Quintparallelen in Chorälen gefunden. Bei drei davon wird vermutet, daß sie nicht beabsichtigt waren.
Genaue Angaben der Werke mit Taktangaben in:
(Fitsioris/Conklin (2008) Parallel successions of perfect fifths in the Bach chorales: Proceedings of the fourth Conference on Interdisciplinary Musicology, Greece, 3-6 July 2008)
Zum Abschluß eine Quintparallele, die gut klingt und deshalb auch erlaubt ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Quintparallele
Viele Grüße
Klaus