Jazz/pop studieren mit klassischen Background

  • Ersteller missgrape
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Ich finde das Hörbeispiel schön und sehr gut gesungen. Aber voll ausgereift klassisch ist es (noch) nicht.
Daher könnte ich mir gut vorstellen, daß du dich mit der richtigen Anleitung auch auf einen poppigeren Klang umstellen könntest.
 
Ich wollte nur meine Stimme zeigen, wie sie jetzt "aussieht" - ich habe keine grosse Stimme, noch nicht geeignete für Oper (wenn es so wäre, glaube ich, wäre es nicht mehr möglich, in etwas leichtere Musik umzusteigen), und Oper ist auch keinesfalls mein Ziel.
Ich könnte wirklich zustimmen, dass man sich nicht nur mit Popmusik begrenzen sollte.. als gesagt, würde ich auch sehr gerne Jazz studieren, Frage ist aber über eine Jazz Aufnahmeprüfung. Ich verstehe, dass von diesem Hörbeispiel kann man nicht wirklich schätzen, ob ich das bestehen könnte. Ein Pop Hörbeispiel habe ich leider noch nicht...

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Ich finde das Hörbeispiel schön und sehr gut gesungen. Aber voll ausgereift klassisch ist es (noch) nicht.Daher könnte ich mir gut vorstellen, daß du dich mit der richtigen Anleitung auch auf einen poppigeren Klang umstellen könntest.
Ja, ich brauche eine richtige Anleitung, das ist richtig :)Für mich kommt jetzt Musikhochschule Bremen oder Karlsruhe in Frage, im Rahmen von einem Erasmus Austausch Semester im Frühling - in dieser Zeit könnte ich mich erkundigen, Jazz Professoren besuchen und abklären, ob ich was auch in diesem Bereich tun könnte. Ich glaube, dass ja, aber mit mir reicht es diesmal nicht :)Obwohl.. ich glaube, dass in Musikhochschule Karlsruhe gibt es leider keinen Jazz Studiengang..
 
Nur so am Rande:

Gesangstechnisch tun sich ein Jazz- und Popstudiengang vielleicht nicht viel (wobei das natuerlich auch immer aufs Lehrpersonal ankommt ;)). Was ich aber mal zu bedenken geben moechte ist, dass es in Popularmusikstudiengaengen jeglicher Couleur heutzutage nicht nur um Stimmbildung, sondern auch um "artistic identity", Marketing, Portfolio, Projekte mit Mitmusikern/Band und musikalische Stilsicherheit geht (ist hier zumindest so).
Und da wiederhole ich mich: Jazz ist was anderes als Pop oder Rock. Man sollte auch die Verbindungen in die Musikbranche, die man waehrend der Studienzeit knuepft, nicht unterschaetzen, und da ist die Gewichtung hier z.B. deutlich anders (kann ich jetzt nicht beurteilen, wie das in D ist, wuerde mich aber wundern, wenn es da grosse Unterschiede gibt).

Das ist jetzt keinerlei Wertung (ist ja nicht eins besser als das andere). Ich wuerde Dich nur dazu anhalten, Dir klar zu werden, was Du als Dein musikalisches Hauptbetaetigungsfeld siehst, und DAS zum ausschlaggebenden Faktor zu machen.

Sich als Musiker Gedanken ueber Vielseitigkeit zu machen ist sicherlich eine gute Idee, es sollte aber nicht soweit gehen, dass man den Studiengang nur danach auswaehlt. Ich persoenlich waere z.B. nie auf die Idee gekommen, Jazz zu studieren, ganz einfach deshalb, weil ich da immer schon wenig Bezug zu hatte. Die Theorie kann man lernen, darum geht's aber nicht - ist Jazz (egal welcher Substil) denn was, wofuer Du Dich musikalisch wirklich interessierst? Kennst Du Interpreten, magst Du die Musik? Wenn nicht: Wo ist dann der persoenliche Bezugspunkt?

Es ist sicherlich richtig, dass man sich als Profimusiker Gedanken ueber sein Einkommen machen sollte. Es bestand allerdings in Musikerkreisen schon immer Uneinigigkeit darueber, ob es besser ist, alles "so'n bisschen" zu koennen, oder ob man langfristig nicht doch besser faehrt, wenn man eine Nische wirklich gut abdeckt. Da wirst Du auch hier keine eindeutige Antwort drauf finden, weil das auch von Persoenlichkeit und Deinen Karrierevorstellungen abhaengt.

Trotzdem mal so als Denkanstoss: Willst Du Jazz, oder willst Du Pop?
 
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Trotzdem mal so als Denkanstoss: Willst Du Jazz, oder willst Du Pop?

Wenn ich mich entscheiden sollte, Pop. Obwohl ich Jazz music für etwas hochwertigeres empfinde. Aber Jazz kenne ich überhaupt nicht (ein paar Lieder, die alle kennen, meiner Meinung zählen nicht).
Mein Traum wäre eigentlich, Klassik und Pop zu verbinden. Beides gleichzeitig studieren, als man das in Rostock machen kann. Klassisches Studium möchte ich auf keinen Fall verlassen. Schade, dass ich früher über solche einzigartige Möglichkeit nicht gewusst habe, würde sehr gerne ein Austauschsemester in Rostock verbringen.
 
ich habe keine grosse Stimme, noch nicht geeignete für Oper

Wobei es in der Oper ja auch Rollen für leichte(re) Stimmen gibt, ist nicht alles nur Wagner oder Verdi ;)

Dein Timbre gefällt mir übrigens gut :great:, wobei dir das bei deiner Frage natürlich jetzt auch nicht weiter hilft.

Was die Technik betrifft, hat es meiner Ansicht nach Stellen, die schon wirklich schön gesungen sind, bei anderem merkt man aber schon auch, dass du noch einiges an Arbeit vor dir hättest, wenn du dir auf dem hart umkämpften Klassik-Profi-Markt deine Brötchen verdienen wolltest (was ja ganz normal ist, wenn du erst im dritten Semester bist :)). So gesehen könnte ich mir schon vorstellen, dass deine Chancen, den Stil erfolgreich zu wechseln, noch intakt sind. Ob sich deine Stimme für andere Stile aber grundsätzlich eignet, dass kann ich halt nicht beurteilen.
 
Wenn ich mich entscheiden sollte, Pop. .

Das ist doch mal ein klares Wort ;)
Dann mach das.
Ich möchte ja auch niemanden zu irgendetwas überreden; letztendlich bestimmen ja auch noch andere Faktoren den musikalischen Werdegang. Ich hätte mir z.B. früher nie träumen lassen, daß ich mal bei Jazz, Chanson und Worldmusic landen würde - mein Traum war, Rocksängerin zu werden. Es ist dann anders gekommen....
 
Vielleicht wissen sie, wo kann man (in Europa) gleichzeitig Klassik und Pop studieren - als in Rostock?
 
Den letzten Satz versteh ich nicht? Wer ist "sie"?
 
@Fastel: wir werden gesiezt ;)

Pop und Klassik gleichzeitig, also an einer Hochschule/Akademie, das dürfte schwierig werden.
 
Pop und Klassik gleichzeitig, also an einer Hochschule/Akademie, das dürfte schwierig werden.

Naja, sowas kann ich versehen... also außer Rostock gäbe es keine Möglichkeit beides gleichzeitig zu studieren?
 
Vielleicht wissen sie, wo kann man (in Europa) gleichzeitig Klassik und Pop studieren - als in Rostock?
Ich glaube, das wird schwierig - kombinierte Klassik/Popstudiengänge gibt es (m.E. aus gutem Grund) selten im Performance-Bereich. Was anderes ist es natürlich, wenn Du eher Musikwissenschaften studieren willst, oder Dich eben auf Rostock festlegst. Ansonsten wirst Du Dich in aller Regel, zumindest während des Studiums, entscheiden müssen.

Für andere europäische Länder kann ich jetzt nicht sprechen - der einzige Studiengang in GB, der so ansatzweise in die Richtung geht, Dir alle musikalischen Optionen offenzuhalten, ist vielleicht Vocal and Choral Studies in Winchester. Da geht es mehr um die Stimme generell, von Sprechen über Sologesang, Chor/Ensemble, und auch verschiedene musikalische Stile. Ich persönlich würde das eher als einen Studiengang für Leute sehen, die hauptsächlich lehrend tätig sein wollen, aber prinzipiell stehen Dir da auch alle künstlerischen Optionen offen:
http://www.winchester.ac.uk/studyhe...urse Leaflets/BA Vocal and Choral Studies.pdf

Wenn Du allerdings mehr über reine Pop- oder Contemporary Vocals-Studiengänge wissen willst, bist Du in GB auf jeden Fall richtig. Das Angebot ist hier riesig, und das Lehrpersonal extrem gut (insbesondere in Leeds, Manchester, London und Glasgow).
 
Ich habe keine Ahnung. Aber das läßt sich doch über Google sicher herausfinden ?
 
Ich habe keine Ahnung. Aber das läßt sich doch über Google sicher herausfinden ?

Google sagt diesmal eben nichts. Es ist wahrscheinlich etwas außergewöhnliches, Pop mit Klassik zusammen zu studieren.
 
Ich denke, das liegt auch daran, dass sich die beiden Stile gesangstechnisch in die Quere kommen. Im Popgesang muss man manchmal technisch das komplette Gegenteil machen als in der Klassik. Wenn du Pop- und Klassikgesang gleichzeitig lernst, könnte das deine Technik durcheinander werfen und du könntest in beiden Stilen schlechter werden. Ich singe zwar auch Klassik und Pop(rock) und kann auch gut hin- und herschalten, aber ich habe das hintereinander gelernt (in meinem Falle erst KlassikGU, dann PopGU, andersrum wär besser gewesen) und niemals gleichzeitig! Wenn du nicht unglaubliches Talent hast, musst du übrigens damit rechnen, dass nur einer der Stile richtig gut wird und der andere solala oder sogar beides nur mittelmäßig gut wird. Das liegt eben daran, dass die beiden Stile in manchen Dingen komplett gegenläufig sind. Ich mache beim Popgesang manchmal Sachen, die in der Klassik absolut verboten wären. Ich würde dir auch empfehlen dich für einen Stil zu entscheiden, ob jetzt oder später. Beides gleichzeitig wird schwierig.
 
Also zunächst mal: sehr schön gesungen, das Hörbeispiel im Video. Da ist viel Hingabe und Ernsthaftigkeit in der Stimme. Mehr Tiefe und ein sensiblerer Umgang mit Dynamik wäre schön, aber hey, du bist im 3. Semester, das wird alles noch kommen. Worauf ich hinaus will: du zeigst, dass klassischer Gesang deine Identität ist. Das solltest du soweit ernstnehmen und weiterbetreiben, dass du dein Studium in diesem Fach abschließt.

Du bist keine deutsche Muttersprachlerin, richtig? Was ist deine Muttersprache? Englisch?

Dadurch, dass du sehr glaubhaft im klassischen Klangideal singst, wird es für dich evtl. schwierig, bald eine gute Popsängerin zu sein, geschweige denn eine Jazzsängerin. Man merkt dir einfach die langjährige Beschäftigung mit der Klassik an. Das könnte ein Problem werden, denn bei einer Aufnahmeprüfung werden evtl. die genommen, die eine langjährige Beschäftigung mit dem Pop-Klangideal erkennen lassen.

Sieh es realistisch: es ist weder möglich, noch sinnvoll, deinen guten klassischen Klang über Bord zu werfen und vollkommen umzuschulen. Wenn du dich aber voll und ganz auf Pop wirfst, wirst du das in mancher Hinsicht tun müssen. Es wäre viel sinnvoller, Operette, Musical, Chanson oder Ähnliches zu singen - Musik, bei der du verschiedene Klangideale mischen kannst (und ggf. musst). Du brauchst, wenn du von Musik leben willst, eine künstlerische Identität, und die bildest du gerade in deinem klassischen Studium heran. Nutze diese Chance, aber wird das jetzt Gelernte nicht weg, um nur andere Stile zu singen: versuch es zu verbinden.

Erfahrungsgemäß entstehen die erfolgreichen und künstlerisch interessanten Sängerpersönlichkeiten in einem stilstisch offenen Umfeld. Sich im Rahmen eines Studiums mal auf ein Klangideal und stilstische Schwerpunkte zu werfen ist gut, aber im Job später ist es besser, diese Ausbildung als Grundlage und nicht als Grenze zu betrachten.

Harald
 
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HaraldS, mit Deinem Post habe ich ehrlich gesagt ein bisschen Bauchschmerzen, gerade aufgrund meiner eigenen Erfahrung, und auch aus mehreren Gründen (ist aber nicht böse gemeint).

Man KANN natürlich das klassische Studium erstmal abschliessen, das hängt aber auch davon ab, ob missgrape das wirklich WILL. Wenn da Zweifel da sind, und sie sich klar ist, dass sie z.B. nicht als klassische Sängerin, sondern als Popsängerin arbeiten will, muss sie sich ja nicht quälen. Wie gross da der Leidensdruck ist, kann von uns ehrlich gesagt niemand beurteilen.
Mir hat man jahrelang gepredigt, dass "klassischer Gesang ja total mein Ding" sei, und dass es dumm wäre, umzusteigen/nicht abzuschliessen. Ich habe da auch lange drauf gehört und die Faust in der Tasche gemacht, bis ich nicht mehr konnte - und das muss nicht sein. Das kann aber wie gesagt nur missgrape selbst wissen. Von (künstlerischer) "Identität" sprechen sollte man aber nur sehr vorsichtig, denn hier kennt sie niemand persönlich.

Darüber hinaus hat Pop kein stimmliches Klangideal, nur ein stilistisches. Man kann Pop z.B. auch mit weiterer Ansatzrohreinstellung und kopfstimmiger singen, das hängt ganz vom Genre ab. Im Pop ist viel mehr stimmlicher Freiraum als z.B. Musical Theatre (da müsste missgrape nicht nur lernen, auch zu belten, was man als Popsängerin z.B. NICHT zwangsläufig muss, sondern v.a. auch zu tanzen und zu schauspielern. Das geht nicht mal so eben). Das von Dir erwähnte "Stile mischen" geht im Pop gesangstechnisch schon auch - und GERADE da. Was sicherlich schwieriger ist, und da gebe ich Dir recht, ist musikalische Authentizität - die lernt man nur durch intensive Beschäftigung mit der Materie. Da muss missgrape sich erstmal klar werden, was sie eigentlich will, denn so ganz sicher scheint sie sich da m.E. noch nicht.

Und dem "es ist weder möglich, noch sinnvoll, deinen guten klassischen Klang über Bord zu werfen" stimme ich ehrlich gesagt überhaupt nicht zu. Wer sagt, das sei nicht möglich? Ich bin selbst das beste Beispiel, dass es geht. Es stimmt, dass uns individuell gewisse physiologische Einstellungen leichter fallen (attractor state), und auch, dass stimmliche Prägung einsetzt, je länger man auf eine bestimmte Art singt. Es kommt aber auch darauf an, wo man persönlich (nicht: andere!) seine musikalische Identität sieht, und wie hart man bereit ist, zu arbeiten.

Ich denke es ist gut, dass missgrape sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzt. Wenn keine Zweifel da wären, würde sie das m.E. nach nicht tun. Wenn dabei rauskommt, dass sie doch bei der Klassik bleibt und zu Ende studieren WILL, ist das prima. Was sie aber definitiv nicht tun sollte ist, aus Pflichtbewusstsein zu Ende zu studieren, oder zu denken, es sei dumm abzubrechen, denn das ist es definitiv nicht.

Sorry, wenn ich da vielleicht etwas sensibel reagiere, aber ich musste mir jahrelang von anderen anhören, was angeblich geht, und was nicht. Oft von Leuten, die ihr Leben lang nur einen Stil gesungen haben...
 
Ich bin da noch zwiegespalten.

Ich kann natürlich momentan nur spekulieren, was missgrape betrifft, da ich nicht allzu viel über sie weiß. Was ich bisher von ihr hier gelesen habe, hinterlässt bei mir den Eindruck, als hätte sie sich noch gar nicht tiefergehend bzw. praktisch mit Pop/Contemporary beschäftigt. Daher würde ich - nur rein intuitiv - was sie betrifft, HaraldS' Position vertreten. Popgesang nur über den rein akademischen Weg zu lernen: daran glaube ich nicht.

Zu Pop/Jazz usw. gehört weitaus mehr als nur irgendwelche Klangeigenschaften oder Gesangstechniken. Auch mit der manchmal freien Phrasierungen, Off-Beats und Improvisation haben gelernte Klassiker nicht selten ihre Not.

Bei dir singintutor, habe ich - ebenfalls rein intuitiv - eher den Eindruck, dass du dich durchaus auch schon während und vor deiner klassischen Schule auch praxisorientiert mit anderen Musikrichtungen beschäfigt hast.

Aber wie gesagt: Spekulation und Intuition. Als allgemeingültig würde ich keine eurer Aussagen sehen wollen.
 
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Stimmt genau - allgemeingültig soll meine Aussage auch nicht sein. Genau deshalb störe ich mich ja an so Aussagen wie "nicht möglich und nicht sinnvoll". Möglich und sinnvoll ist individuell betrachtet Vieles - oft mehr, als man so denkt. Was halt erstmal passieren muss ist, dass missgrape sich selbst klar darüber wird, was sie eigentlich will ;)
 
Stimmt. Was möglich und richtig ist, darüber können wir hier wirklich nur spekulieren.

missgrape schreibt auch, sie möchte lernen, mit einem Mikro zu singen. Ich denke, dass ist ein Ansatz, für den es noch keine Zusage einer Hochschule braucht. Wohl jeder, der ein Interesse an Populargesang hat, hat sich schon mal mit einem Mikro auseinandergesetzt.

Da würde ich missgrape jetzt einfach mal dazu raten, sich Zugang zu einer Aufnahmemöglichkeit zu verschaffen, vielleicht sogar selbst ein paar Euro in einen Handy-Recorder oder ein USB-Mikro zu investieren und sich ganz frank und frei mit dem Thema Stimme / Mikro auseinanderzusetzen. Dann könnte sie auch eine Pop-Hörpobe posten ;)
 
HaraldS, mit Deinem Post habe ich ehrlich gesagt ein bisschen Bauchschmerzen, gerade aufgrund meiner eigenen Erfahrung, und auch aus mehreren Gründen (ist aber nicht böse gemeint).

Okay, aufgrund deines Backgrounds hast du sicher Gründe für die Bauchschmerzen...aber ich bin hier als Klavierbegleiter/Korrepetitor/musikalischer Leiter in verschiedenen Musiktheater-Situationen tätig und komme eben mit diesem Background zu meinen Ansichten. Ich glaube, so weit sind wir auch gar nicht auseinander - wir beide können ja letztlich für die Threaderstellerin nur Vorschläge und Ideen austauschen.

Mir hat man jahrelang gepredigt, dass "klassischer Gesang ja total mein Ding" sei, und dass es dumm wäre, umzusteigen/nicht abzuschliessen. Ich habe da auch lange drauf gehört und die Faust in der Tasche gemacht, bis ich nicht mehr konnte - und das muss nicht sein. Das kann aber wie gesagt nur missgrape selbst wissen. Von (künstlerischer) "Identität" sprechen sollte man aber nur sehr vorsichtig, denn hier kennt sie niemand persönlich.

Klar, mit Faust in der Tasche sollte man nicht auf Dauer singen und lernen müssen. Dann muss man seine Situation in die Hand nehmen und ändern. Bei der künstlerischen Identität ist es ja so: das Studium ist eine intensive Beschäftigung mit der Materie und liefert eine handwerkliche Grundlage, eine solche zu entwickeln - das passiert letztlich das gesamte Leben lang. Als 22jährige hat missgrape allerdings schon viele Weichen dafür gestellt, eine künstlerische Identität im klassischen Gesang zu entwickeln. Das wollte ich unterstreichen.

Darüber hinaus hat Pop kein stimmliches Klangideal, nur ein stilistisches. Man kann Pop z.B. auch mit weiterer Ansatzrohreinstellung und kopfstimmiger singen, das hängt ganz vom Genre ab. Im Pop ist viel mehr stimmlicher Freiraum als z.B. Musical Theatre

Na gut, da scheinen wir etwas unterschiedliche Erfahrungen zu haben, möglicherweise verwenden wir auch die Begriffe unterschiedlich.

Und dem "es ist weder möglich, noch sinnvoll, deinen guten klassischen Klang über Bord zu werfen" stimme ich ehrlich gesagt überhaupt nicht zu. Wer sagt, das sei nicht möglich?

Diese Einschätzung habe ich im Zusammenhang mit einer möglichen Aufnahmeprüfung für Pop-Gesang formuliert, wahrscheinlich habe ich den Zusammenhang nicht klar genug gemacht. Wenn man mit 22 im 3.Semester ist, hat man sich vielleicht 8-10 Jahre intensiv mit klassischem Gesang auseinandergesetzt. Wenn man innerhalb der nächsten Zeit (also möglicherweise innerhalb der nächsten 2 Jahre) eine Pop-Gesang-Aufnahmeprüfung machen will, hat man rein logisch nicht die Möglichkeit, wieder 8-10 Jahre Erfahrung zu sammeln. Bei Aufnahmeprüfungen ist die langjährige Beschäftigung mit der Materie, wie z.B. dem Klangideal, evtl. ein wichtiger Faktor. Ich habe vor Kurzem selbst in einer Jugend-Musiziert-Jury für Popgesang gesessen, wo wir die Problematik hatten, dass Schüler eines Lehrers mit klassischem Klangideal dann Popsongs sangen. Jahrelange Beschäftigung mit einem Klangideal prägt, und ein kurzfristiges Ablegen im Angesicht einer Aufnahmeprüfung ist weder möglich noch sinnvoll, das ist der Punkt, den ich zu bedenken geben wollte.

Sorry, wenn ich da vielleicht etwas sensibel reagiere, aber ich musste mir jahrelang von anderen anhören, was angeblich geht, und was nicht. Oft von Leuten, die ihr Leben lang nur einen Stil gesungen haben...

Tja, Meinungen basieren ja auf hoffentlich guten Gründen. Ich habe in meinen Studiengängen auch viel, nun ja...diskussionswürdige über mäßige bis verfehlte Kritik gehört. Aber immer hatte derjenige, der sie äußerte, seine Gründe dafür - und sei es die Summe seiner musikalischen Lebenserfahrung. Ich hab's zwar mitgenommen, aber nicht immer angenommen. Soviel habe ich zumindest gelernt, dass ich jede Meinung erst mal auf mögliche Stichhaltigkeit hin abklopfe. Manchmal bleibt in der Tat nicht viel übrig.

Harald
 

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