Hallo,
ich melde mich nach fast einem Jahr zurück, um meine Langzeiterfahrung mit dem SP-5500 zu schildern.
Kurz zum Verlauf seit Januar 2012:
Aufgrund von Problemen mit meiner rechten Hand musste ich von Januar bis August eine Pause einlegen. Ich spiele effektiv also nun seit ca. 6 Monaten Klavier. In diesen 6 Monaten war das SP-5500 täglich im Gebrauch, minimal 5 Minuten, maximal mehrere Stunden.
Die Tastatur scheint in diesen 6 Monaten ein wenig gelitten zu haben. Ob die Tastatur schon zu Anfang so klapprig war, kann ich leider nicht sagen, denn leider habe ich kein Neugerät zum Vergleich, ich kann hier also nur meine subjektive Erfahrung wiedergeben. Allerdings hatte ich die Möglichkeit, verschiedene Tastaturen auf Yamaha-Digis nebst einem echten Klavier zu spielen. Die waren allesamt besser, selbst die Tastaturen der billigen Arius-Serie. Aber! Eine richtig gute Tastatur habe ich selbst beim CLP-470 nicht vorgefunden. Das Ivory-Touch ist nämlich meiner Meinung nach nicht für alle Hände geeignet.
Zum Sound: dieser ist gut und schrecklich gleichzeitig.
Gut ist er, weil die Konkurrenz nicht besser klingt. Im Gegenteil. Da ich jetzt aber kein Bashing betreiben will, sei nur soviel gesagt: Wer glaubt, nur weil er ein Markenprodukt kaufe, erwerbe er automatisch auch die "Klingt-viel-besser-Garantie", der irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Das SP-5500 kann mit Geräten in der 8oo-Euro-Klasse locker mithalten und sticht diese sogar aus. Der Hall klingt nämlich erstaunlich gut, und somit lässt sich wenigstens ein bisschen tricksen, besonders wenn man - wie ich - als Anfänger ohne Pedal spielt. Erst in der 2.5oo-Euro-Klasse fand ich ein Digi, das meiner Meinung nach wirklich viel besser klang als das SP-5500.
Schrecklich ist der Sound, weil er meilenweit(!) vom Klang eines echten Klaviers oder gar Flügels entfernt ist. Ich habe ständig das Gefühl, ich würde auf einem billigen Sample spielen, das durch massiven Einsatz von Chorus "aufgewertet" wurde. Weiterhin ist es fast unmöglich, auf dem SP-5500 dynamisch zu spielen. Wirklichen Ausdruck in die Musik bringen? Schaffe ich mit diesem Gerät nicht. Zu grob sind die Abstufungen in den Samples, zu statisch das Ganze. Also habe ich das SP-5500 kurzerhand zum Masterkeyboard degradiert.
Wer sich selbst davon überzeugen will, wie grottig das SP-5500 im Gegensatz zu einer MIDI-Software-Lösung klingt, der möge ein wenig auf meiner Soundcloud-Site herumstöbern:
https://soundcloud.com/wintermute1
Da ich hier für kein anderes Produkt Werbung betreiben will, sei an dieser Stelle auch nicht mehr gesagt.
Ach ja, a propos Pedal: es ist zwar wirklich stabil und massiv, quietscht jedoch beim Treten.
Bei aller Kritik bleibe ich aber bei meiner Entscheidung, dem SP-5500 eine Kaufempfehlung auszusprechen, denn...
- Das eingebaute Display mit Anzeige der gespielten Noten im Bass- und Violinschlüssel ist einfach nur Weltklasse!
- Der eingebaute 6-Spur-Sequencer ist mehr als alle Konkurrenz in dieser Preisklasse (und darüber) zu bieten hat.
- Der Hall klingt meiner Meinung nach gut.
- Die Fülle an Voices ist gigantisch. Eine kleine Erholung vom Klassik-Jazz-Stress gefällig? Kein Problem. Van Halens "Jump" spielt sich auf einer Hammermechanik zwar nicht richtig gut, macht aber dennoch mächtig Spaß.
- Ich hatte täglich meinen Spaß mit dem Gerät.
Edit:
Ich möchte meine Kaufempfehlung nach weiterer Überlegung etwas differenzieren. Für Anfänger, Umsteiger, Nicht-Noten-Lesen-Könner und alle, die sich so wie ich noch nicht sicher sind, ob sie selbst oder der Nachwuchs am Ball bleiben wollen oder können: aufgrund der vielen Features ein klares Ja.
Für Pianisten, Musiker, die schon etwas Erfahrung mit dem Instrument haben: aufgrund der schlechten Tastatur und des schlechten Sounds ein klares Nein.
Für mich persönlich geht mein "Weg der Tasten" jetzt wie folgt weiter:
Da ich den Spaß am Klavierspielen aufrecht erhalten konnte, werde ich für Aufnahme- und Silent-Übe-Zwecke ein richtig gutes Masterkeyboard (ich tendiere zum Numa Nero) kaufen. In der Kombination mit PianoTeq 4 plus Synthogy Ivory II dürfte dies wohl so ziemlich alles in den Schatten stellen, was sich momentan auf dem Digi-Markt so tummelt. Und von dem vielen Geld das ich durch den Verzicht auf ein Digitalpiano in der oberen Preisklasse bzw. dekoratives Möbel gespart habe, kaufe ich mir - man ahnt es schon -: ein richtiges Klavier...