Winterball

  • Ersteller Williamsbirne
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@ Annette

"tiniest" ist eine Überlegung wert.

Man müsste dann vielleicht "the tiniest crystals dancing in the air" schreiben, weil ich mit Auftakt spreche und die Betonung auf der ersten Silbe von tiny liegt.
Ein Vorteil dieser Formulierung wäre eventuell die größere Häufigkeit der Buchstaben t / s / st, was durch den knispelnden Klang den Eindruck der Kristalle unterstreichen könnte...


@ Mondluchs

Ich habe zu danken. Hätte jetzt nicht gedacht, dass der Text das bewirken kann. (Vielleicht können wir uns ja noch ein bisschen darüber austauschen ... später, an anderer Stelle?)



kurz zur Musik:

Um das Gefühl eines surrealen WinterBALLs herauszustellen habe ich einen 9/8 Takt gewählt.
Damit habe ich zwei sich ineinander drehende Walzer - einen schnellen (Wiener Walzer) ... und einen sehr langsamen. Auch damit versuche ich die unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Bewusstseinsebenen zum Ausdruck zu bringen.
Die Silben des Textes sind nun so auf die Musik angepasst, dass ich bei einer Änderung wieder auf die gleiche Silbensetzung kommen müsste...
 
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@ WB

Da hast du mich jetzt aber schon sehr neugierig gemacht, auf die musikalische Umsetzung. :)

Grüße Duggy
 
@Williamsbirne/Jongleur:

Ich denke ich verstehe, wie es gemeint ist, mit der Abwärtsspirale und auch die Anmerkung, dass das Gehirn eine vielschichtige Angelegenheit ist.
Auf den Text bezogen kann ich da aber nicht mitgehen, da denke ich wahrscheinlich zu formal und räumlich, wir begleiten ja da das bewusste Ich, auch wenn sich da mehr und mehr Unbewusstes reinmischen mag, bzw. die Landschaft stellvertretend dafür stehen soll. Aber das ist mir dann alles etwas zu vage.
Die Szene mit der Beere ist für mich klar in der wachen Welt angesiedelt, räumlich über der Gedankenverlorenheit.
Man kann jetzt zwar sagen, das dass eine real erscheinende Traumsequenz ist, von mir aus ein Spiel mit Realitäten, ein Inception-Storytwist, oder eine quasihypnotischer Zustand. Das würde diese eine Naturbeobachtung dann ganz besonders hervorheben, sie wäre unterschiedlich von den vorigen Naturbeschreibungen, die aber ja auch schon die Befindlichkeit des Betrachters verdeutlichen sollen.
Aber ist das nicht alles wahnsinnig kompliziert? Wo doch ein paar Zeilen darunter ganz offensichtlich so ein Abgleiten(und wieder geht´s nach unten) in einen halbwachen Zustand zu beobachten ist? Während langsam auf einer anderen Bedeutungseben der Blick schon wieder nach oben geht, zur Sonne, zum Himmel, zu den in der Luft tanzenden Eiskristallen. Im Prinzip auch schon eingeleitet von dem (vermuteten ) Blick zum Raben.
 
Hier mal ein Ausschnitt aus dem Song. Ist noch nicht ganz fertig, aber so in etwa...
Ich habe extra mal die zweite Strophe genommen, weil es da die meisten Fragen zu geben scheint.
http://soundcloud.com/williamsbirne/winterball-ausschnitt

Tinitus, es würde mich interessieren, ob die Musik Dir das erklären kann, wozu der Text allein offenbar nicht in der Lage ist.


Grüße,

WB
 
Also ich hab jetzt Bock auf einen Glühwein.
 
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Hi Williamsbirne, gefällt mir sehr gut! :)

Nein, erklären kann die Musik nicht unbedingt mehr, aber sie lässt auch die Frage nach einer Erklärung in den Hintergrund treten. Ich könnte das Stück auf diese Weise einfach als leicht psychedelisch angehaucht "hinnehmen" und genießen. Über den Text würde ich mir wohl dann erst wieder Gedanken machen, wenn ich mich gezielt damit auseinandersetzen will und das Booklet zur Hand nehme. Sind die Einstiegszeilen dann auch entsprechend neutraler in Melodie und Vortrag?

Sehr hiflreich für die Szenenbeschreibung sind dagegen die hörspielartigen Elemente. Würde man z.B. so ein Krächzen hören, wenn das erste Mal vom Wintervogel die Rede ist, und sei es nur sehr leise und im Hintergrund, dann weiß man, was Sache ist.

Ich mag das "fall alert" immer noch nicht, aber da sind wir eben einfach unterschiedlicher Meinung. Ich verstehe schon durchaus, dass Du hier eine paradoxe und kreative Ausdrucksweise suchst. (Du gehst ja mit der Melodie an der Stelle auch nach oben und abeitest auch sonst sehr bewusst mit der Melodie, was ich übrigens sehr gut finde. ) Das Hauptroblem ist da für mich wohl in der Tat auch einfach die darauffolgende Szene mit der Beere. In einer anderen Konstellation/einem anderen Ablauf könnte das für mich eher funktionieren. (Weil ich eben nicht die Wichtigkeit und mehrfache Hervorhebung dieser Szene aus dem Text heraus nachvollziehen kann. Ich suche da automatisch nach was. Wenn das für Dich das zentrale Motiv ist, das anderen nicht unbedingt klar werden muss, dann ist das aber eben einfach so. )
 
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Hi Williamsbirne, danke zuerst mal, dass Du die Forenleser hier diesen Entwicklungsprozess - vom Text hin zur Musik - mit erleben lässt. Das ist für mich eigentlich DIE Essenz aus den Textdiskussion: zu hören, was aus dem Text wird. Deine musikalische Umsetzung hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl.

Auf der einen Seite: eine für mich ungewöhnliche Musikform (sorry ich bin mit 60er-Rock aufgewachsen) mit hoher musikalischer Qualität und viel Ideenreichtum.

Auf der anderen Seite: ich kann keinen Zugang zu diesem Song zu finden. Hier kämpfen - für mich - zuviele Effekte gegeneinander. Jeder will Platz, bekommt ihn aber nicht. Ich suche nach Auflösung der Spannung der Effekte, aber die Effekte streiten weiter. Bei ca. 1:40 denke ich - jetzt kommt der Kontrapunkt, aber wieder nichts. Deine Gesangsstimme geht im Gewitter der Effekte unter und den Text verstehe ich stellenweise überhaupt nicht mehr. Schade, es wurde doch so darum gerungen. Sorry, wenn ich hier so argumentiere. Es gibt aber sicherlich Freunde, die mit dieser Art der Musik mehr anfangen können als ich. Ich wünsch Dir jedenfalls viele Liebhaber dieses Genre.
 
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Hallo Williamsbirne,

da bin ich wieder. ;) Ich denke, ich kann jetzt etwas zu deinem Text sagen... bisher habe ich auf sehr pragmatische Art und Weise geäußert. Aus dem Bauch heraus, die Frage: "Funktioniert's, oder nicht?" Was ich also geschrieben habe, dazu stehe ich - ich denke, der Text funktioniert nur halb, zumindest für ein gewisses Publikum, damit meine ich nicht die "dummen Popliedhörer", sondern generell einfach den durchschnittlich interessierten Konsumenten. Die Sprache ist nicht direkt genug, und was auch immer du sagen willst - es braucht Zeit, um das inhaltlich zu verstehen, auf was du etwa hinaus willst (Einsamkeit des LI inmitten einer Winterlandschaft).

Das ist eine Betrachtungsweise. Nach dem Hören deiner Musik und dem Lesen deiner Beiträge schätze ich, dass du kein "breites" Publikum suchst, sondern eines, welches sich allgemein intensiver mit deinem Werk beschäftigt. Wie im letzten Beitrag ausgeführt, ist mir auch dieser Aspekt im Grunde nicht unbekannt - ich versuche auch dieser Sicht etwas zu sagen, hoffe du bekommst etwas Sinnvolles da raus.

Die erste Strophe zeichnet sanft ein schönes Bild, inmitten einer Landschaft... das Wasser rauscht, kalte Luft, ich kenne diesen Ort... schön, hilft mir ruhig zu werden, angenehm, weit weg von allen störenden Einflüssen... danach, zu Beginn der zweiten Strophe, stört mich das "Fall Alert". Ich habe auch gegoogelt, die einzige Bedeutung die ich finde ist der "Fallalarm" für Pensionisten, System die da gut arbeiten. In der Bedeutung "hochschrecken" kam es mir nirgendwo unter. Darüber hinaus finde ich alert auch so... übertrieben. Das ist kein Erschrecken, das ist ein längerer Anspannen aller Muskeln. To stay alert ist gebräuchlich, alert als länger andauernder Zustand, für eine länger andauernde Gefahr... und so scheint es nicht gemeint zu sein hier... danach komm ich wieder rein, in die Landschaft, in die Schönheit, der Wintervogel, ja... das "he don't answer me" würde ich im übrigen am ehesten mit "er tuat net antworten" übersetzen, ein schlampiges, umgangssprachliches Englisch - jedenfalls kenne ich es nur in dieser Bedeutung, wenn die dritte Person s weg gelassen wird. Wenn das LI stottern soll, würde ich eher "he does not answer me" verwenden - ein vorsichtiges Wählen der Worte, derer man sich nicht sicher ist, weswegen das not auch ganz ausgesprochen wird. Dann der Blick zur Sonne, noch mehr Fragen, ein abrupter Wechsel weg von der Landschaft zum geduldigen Walzer, sehr schön. Bis ich die Musik hörte, stieß ich mich am Wort "insanity" - jetzt kann ich es besser nachvollziehen. Tatsächlich relativiert das aber alles, was ich bisher sagte - denn diese Musik ist nicht schön, sie ist aufgekratzt, unruhig, gen insanity gehend, scheinbar zufällig eingeworfene Effekte... mit dieser Musik ist die Winterlandschaft nicht mehr schön, sondern unheimlich, schmerzhaft... und am Ende rettet ein Winterball. Die Größe der Kristalle ist mir egal, most tiny oder tiniest - ich würde auf die Größenbezeichnung verzichten, egal wie sie tiny oder more tiny sie sind, wenn sie mich retten, dann sie jenseits von jeder Form... denn siie leiten die Rettung ein, sie verändern den Winterball. Das Gegenstück zum dunklen Raben und seiner Beere, er hüpft unbeholfen dahin, trip-trip-tripping, doch sie schweben, tanzen - der Winterball bleibt, verändert sich. Verändert das LI, nun, das vielleicht nicht, aber zieht ihn weg - wir sahen die Erde, wir sahen den Himmel, und als letztes Wort sahen wir die Verzweiflung, die Hölle. Für's Erste ist das LI gerettet.

Ich glaube, ich muss in Zukunft dazu sagen, unter welchem Aspekt ich einen Text betrachte - und was dem Themenersteller lieber ist. Nachdem dir diese zweite Ebene lieber war, denke ich, hoffe ich, dass du damit etwas anfangen kannst.
 
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@williamsbirne

ich bin überrascht. Diese Vertonung, dieses Arrangement hatte ich nicht erwartet. Ich hatte Stille erwartet und geboten wird mir angespannte Ruhe... Vielleicht die eines sich einschwingenden Tanzderwischs. Eine fragile Melodie, die auf einem ebenen rhythmischen Boden tanzt wie ein verzückter Teeny: mit ausladenden Bewegungen und einem Gesichtsausdruck, der Trance verrät.

Noch kenne ich weder Anfang noch Ende der Musik. Ich fühle mich momentan vor allem musikalisch sehr angesprochen. Auch, weil ich nun "SBS":)great:) gehört habe, und dort eher Momente von Stille, die ICH mit dem Text verbinde.

Wie gesagt, deinen musikalischen Ausschnitt empfinde ich als angespannte, nervöse Ruhe. Allerdings scheint diese meine musikalische Empfindung eher mit deiner eigenen Textinterpretation zu korrespondieren?

Egal, wie sich die Diskussion hier noch entwickelt: das hat alles einen reifen und eigenwilligen Charakter, der mich in diesem Forum dann doch überrascht. - ich assoziiere zwar musikalische Vorbilder, erwähne sie aber in diesem Posting nicht, weil so etwas nur zu gern benutzt wird, um unterschwellig zu sagen, klingt auch nur wie.....- nein, es berührt mich seltsam authentisch.
 
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Danke an alle. Ich versuche morgen detailliert zu antworten. Im Moment bin ich zu erschöpft dazu. :)

WB
 
@ WB

Postest du noch den ganzen song?

Jedenfalls muss ich mir das ein paar mal anhören bevor ich was zu sagen kann. Vorerst bin ich....interessiert ;)

Duggy
 
@ Tinitus


Ja, das Krächzen ist eines der ersten geräusche in Song - es kommt also schon früher einmal vor.


Ich kann jetzt verstehen, dass man mit "fall alert" seine Probleme haben kann. Vielleicht habe ich durch Eure Kommentare das Lied zum ersten Mal selbst etwas mehr von außen betrachtet...
Mir gefällt meine Idee, die mich dazu brachte, "fall alert" zu schreiben, immer noch. Aber vielleicht würde ich jetzt etwas anderes schreiben. Leider ist der Gesang schon aufgenommen - und das vor 1,5 Jahren ... so dass ich den Klang nicht mehr hinbekomme und wegen einem neuen "fall alert" am Ende vielleicht den gesamten Song noch einmal einsingen müsste.
Als ich Winterball gesungen habe, war ich gerade etwas erkältet - was für mich den bestehenden Gesang besonders macht.
Ich habe also gerade keine Idee, wie man das "Problem fall alert" lösen könnte.
Glücklicherweise hast Du (und haben auch andere) geschrieben, die Musik würde den Text in den Hintergrund treten lassen.
Das macht mich froh, denn ich habe mir wahrscheinlich immer mehr gewünscht, ein Musiker zu sein, der auch textet, denn als Texter, der auch Musik schreibt...
Was den Rest Deines Statements anbelangt - da hätten wir ja fast so etwas wie einen (leicht unstimmigen) Konsens. Mehr kann man nicht verlangen... ;)




@ Schnemax


Meinst Du "Kontrapunkt" theoretisch oder metaphorisch?
Ansonsten: 1:40 min singe ich gar keinen Text, sondern einfach nur aaah bzw. oooh...
Kein Problem, wenn Du mit der Musik nicht so viel anfangen kannst. Ich kann mir schon vorstellen, dass das nicht jedermanns Sache ist.




@ Mondluchs


Yeah - das Ende des langen Absatzes finde ich gut! Wenn der Song Dich zu diesem... diesem... Schwerthieb angeregt hat, dann ist für mich die Welt in Ordnung... (Jedenfalls in dieser Beziehung.)




@ Jongleur


Wie gesagt - ich freue mich, wenn jemandem die Musik gefällt. Wenn ich mir bei einer Fee wünschen dürfte, ob den Zuhörern meine Musik oder die Texte gefallen, würde ich mich wahrscheinlich ohne lange nachzudenken für die Musik entscheiden.
Und was die möglichen Einflüsse angeht - ich vermute da selbst auch etwas... :D
Aber ich weiß auch, dass da noch anderes ist.




@ DugDanger


Den ganzen Song... Dabei ist mir ein bisschen unwohl. Ich wollte den Song im Ganzen eigentlich nicht veröffentlichen, bevor ich ihn nicht offiziell "veröffentliche" (d.h. ganz lapidar, das selbstproduzierte Album fertig habe, an dem ich gerade arbeite).
Den Anfang kann ich vielleicht noch bringen. Aber die dritte Strophe und das Ende würde ich (musikalisch) gerne noch für mich behalten. (Bei anderen Stücken würde mir das wahrscheinlich weniger ausmachen...)

http://soundcloud.com/williamsbirne/winterball-erster-teil



Zwischen erster und zweiter Strophe habe ich bereits eine musikalische / atmosphärische Steigerung versucht, die dann in der dritten Strophe noch einmal zunehmen soll.


Ich weiß nicht, ob man es heraushört, deshalb vielleicht kurz zur Erklärung: das eigentliche Element des Songs ist der Bass. Dieser versucht mit Tönen parallel das zu erzählen, was das LI mit Sprache / Worten singt. Am besten hört man es vielleicht an den Stellen "a single trail" und "trip-trip-trippin'".
Auch am Anfang:
der Vogel (in der Luft - höchster Basston)
der Baum (darunter - mittlerer Basston)
auf dem Feld (tiefer Basston)
im Schlaf (ganz tiefer Basston).




Grüße,


WB
 
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Was den Rest Deines Statements anbelangt - da hätten wir ja fast so etwas wie einen (leicht unstimmigen) Konsens. Mehr kann man nicht verlangen... ;)
;) Wobei ich auch ganz gut ohne leben kann. Da ist für mich manchmal mehr der Weg das Ziel und der hat mir bei Deinem Text Spaß gemacht. Solange zugehört und glaubhaft argumentiert wird und nicht nur nach Ausreden gesucht, ist alles in Butter.

Ich finde Text und Musik gehen bei Dir sehr schön Hand in Hand und man erkennt auch das Herzblut, das Du da reininvestiert hast, um das zu erreichen. Da würde ich also mal nicht die Pferde scheu machen.
Du darfst auch nicht vergessen, dass das hier eine ganz besondere Situation ist, wo der Text eben unter der Lupe liegt und manchmal auch regelrecht seziert wird. (Auch wenn Du das wahrscheinlich zumindest am Anfang gar nicht wolltest. Ich kann da aber zum Beispiel keine klare Grenze ziehen, wenn ich mal angefangen habe. Im Nachhinein hat es sich für mich auf jeden Fall gelohnt, mit der musikalischen Umsetzung als Sahnehäubchen obendrauf, und für Dich ja vielleicht auch. )
Damit verabschiede ich mich in meine Winterpause. ;)
 
Hallo WB,

Zusammen mit dem von dir geposteten Anfang komme ich gleich viel besser in den song rein. Bei dem Mittelteil ists für mich "zu viel auf einmal", aber hier werden die Instrumente behutsam eingeführt und ich finde, du setzt sie echt toll ein, das mit dem "descending" bass bspw.

Es ist sehr erfrischend, du hast echt tolle Ideen was die musikalische Umsetzung deines Textes angeht, es macht echt Spaß dir da zu folgen.

Ich habs ja schonmal geschrieben und bleib dabei, auch wenn du verneint hast ;) ; ein bisschen erinnert es mich an Pink Floyd.

Was sind denn so deine musikalischen Einflüsse?
Ich frage nur, weil dein Stück hier meine Neugier weckt.

Also von mir ganz klar :great:

Dug
 
Hallo WB,
also - der neue Mix kommt bei mir viel ausgewogener an als Dein erster Wurf. Die instrumentale Steigerung bei 1:48 erschlägt mich jetzt auch nicht mehr. Mag sein, dass ich beim ersten Mal dieses Stück zu laut abgehört habe. Für mich verträgt dieses Stück aber keine hohe Lautstärke. Die Bassläufe sind schön gespielt. Dass der Bass aber das tragende Elemente sein soll, welches das Thema trägt, erfordert für mich tatsächlich einer Bemerkung. Vllt. einfach weil ich den Bass bzgl. seiner Aufgabe in die Gruppe der perkussiven Instrumente einordne und damit anders wahr nehme. Deine künstlerischen Fähigkeiten stehen auch außerhalb jeder Kritik :great:. Darf ich fragen: spielst Du die Instrumente selbst ein?
 
Hi WB,

sehr interessante Geschichte.
Es ist spannend, sich selbst dabei zu beachten, wie sich bei der Beschäftigung mit deinem Song auf diesen verschiedenen Ebenen hier die eigenen Erwartungen, Impressionen und Erkenntnisse abwechseln, teilweise enttäuscht, frustriert aber andererseits auch wieder überrascht werden.
Ob ich am Ende dem Ganzen soviel abgewinnen kann, dass ich mir den Song wie andere meiner Favoriten immer wieder und wieder anhören würde...das ist lediglich persönliche Geschmackssache und eigentlich gar nicht wichtig, da allein schon die Auseinandersetzung damit sehr viel bringt.

Zuerst habe ich deinen Text zweimal gelesen, ganz bewusst ohne andere Interpretationen oder deine Antworten dazu zu lesen.
Oh ja, ein Song über den Winter! Herrliche weite schneebedeckte Landschaft. Stille. Eiskalte Luft, knackende Kälte. Wintersonne.
Das war meine Erwartungshaltung.

Die ersten drei Strophen haben mich dann auch in meiner Stimmung verstärkt, nicht enttäuscht. Aber irgendwo schwelte auch schon die leise, unangenehme Ahnung, dass das noch nicht alles gewesen war, dass da noch irgend etwas kommt, was mir meine Idylle entreißen will.
Der Wintervogel muss einfach eine kleine Blaumeise oder ein Rotkehlchen sein, danach sehnte sich mein Verstand.
Das Reh, schöne nachvollziehbare Bilder.

Soweit bis zum oh-oh-oh.
Das jähe Erwachen, obwohl schon erahnt, reißt mich dann doch aus meiner Andacht. Krächzen? Eine miese Krähe?
Nichts gegen Krähen, aber dafür, dass sie mein schönes Bild in Scherben gerissen hat, hasse ich sie.
Vorbei mit der Ruhe. Plötzlich steht das nervöse Treibens dieses ungebetenen Gastes im Fokus.
Warum schaue ich mir das an? Warum werde ich dazu gezwungen, dem irren Treiben zuzuschauen und darf meine Augen nicht lösen und wieder zurück in meinen Wintertraum?
Da stellt sich mir das erste Mal die Frage: Wohin will er mich mitnehmen? Ich kann es (noch) nicht sehen. Muss ich aber auch nicht, bleibe ich offen, für das, was noch kommt.

Eins ist soweit klar: Mit der Ruhe ist es vorbei. Und ich bin mir plötzlich auch gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt noch da in diesem Bild sein will. So schnell entgleitet einem die Szene, nur weil man plötzlich erkennt, dass der süße und friedliche kleine Vogel in Wahrheit eine mitunter bedrohliche, in jedem Fall aber Unheil verheißende Krähe ist.

Jetzt - im dritten Abschnitt - entgleitet mir die Sache recht unvermittelt. Trübe äußere Impressionen bilden die Kulisse für tiefgehende Fragen in mein Inneres, das mir ob seines Schweigens als eine riesige leere Höhle präsentiert wird, in deren Weite meine Fragen allmählich verhallen. Die einzigen Antworten sind ausklingende Echos meiner Fragen.

Dass mich jetzt auch noch ein (geduldiges?!) rhythmisches Schwingen überkommt, ist für mich ein klares Zeichen, dass nicht mehr an der Grenze zum Wahnsinn schwanke, sondern bereits über den Kamm gestolpert bin und in die Tiefe des Irrsinns abgleite.

Ein Winterball würde mich da rausholen? Nö, das kauf' ich mir nicht ab. Das würde für mich eher noch die Bizarrheit der inneren Situation verstärken und mich endgültig in die Verwirrung stürzen. Ähnlich ambivalent empfinde ich auch die Gegenwart von Clowns, insgesamt erzeugt so eine Jahrmarkts-Situation immer eine äußerst unwohlige Stimmung in mir, vor allem, wenn ich selbst eigentlich gar nicht dafür bereit bin, ausgelassen und unbeschwert zu sein.

So sehr ich die ersten beiden Teile mit tragen kann, so wenig kann ich mich auf den dritten Teil einlassen. Um ehrlich zu sein, ich versuchte es auch gar nicht, da ich mich nicht wirklich abgeholt und mitgenommen fühlte.

Warum Winterball? Gut, bezogen auf den dritten Teil hat das schon Sinn. Damit ist klar, dass du uns bewusst auf eine psychodelische Reise an den Rand des Wahnsinns (und darüber hinaus) schicken willst.
Ich persönlich hätte noch mitgehen können, wenn es am Rand geblieben wäre. Du bist aber einen kleinen Schritt zu weit gegangen und so bedeuten mir die äußeren Bilder ab dem Zeitpunkt des erkannten Wahnsinns nicht mehr viel. Das liegt wohl daran, dass in dieser Stufe der Entwicklung so gut wie alle Bilder erlaubt sind und Sinn ergeben (oder nicht). Das macht es wiederum etwas beliebig. Schade eigentlich, mir persönlich wäre die Andeutung, die Umschreibung, die Ahnung lieber gewesen.


Musikalisch finde ich das sehr spannend umgesetzt. Hier war meine Erwartung, dass der erste Teil wirklich sehr ruhig ist und den Hörer in eine leicht beschwingte Heiterkeit einlullt, um dann im zweiten Teil mit seiner Nervosität aufzuschrecken.
Das ist dir teilweise gut gelungen, wobei mir persönlich der erste Teil schon etwas zu unruhig ist. Man spürt einfach schon sehr viel von der unruhigen Schwingung, die einen später erwartet.
Das Krächzen am Anfang finde ich zu viel des Guten. So etwas muss man meiner Meinung nach sehr dezent und hintergründig einsetzen, sonst bekommt ein Song schnell einen Hörspiel-Charakter. Außerdem nimmst du damit die Überraschung, die der zweite Teil bringt, schon vorweg und bringst den Hörer um einen Aha- Effekt.

Insgesamt ein wirklich gut gemachter Song. Wie lang setzt man sich sonst wirklich intensiv mit einem Song auseinander?
Du hast Aufmerksamkeit und die Leute setzen sich mit deinem Song auseinander, was will man mehr?
Musikalisch gut ausgearbeitet und spielerisch gut umgesetzt. Mein Lob.

Ob das im normalen Leben funktioniert, bin ich mir nicht so sicher. Da erschließt man sich einen neuen Song oft komplett anders. Der Text tritt in den Hintergrund, zunächst hört/versteht man nur einzelne Aussagen und Wortfetzen.
Da muss vor allem die Kombination aus Musik und gesungenem Text fesseln und zum nochmaligen Hören zwingen. Zumindest mir geht es so, dass ich mir die Lyrics (bei englischsprachigen Songs) erst allmählich erschließe. Selten habe ich die Zeit, mir den Text dazu zu suchen und alles ganz genau zu verstehen. Songs, die es soweit bringen, haben mich schon vorher tief in ihren Bann gezogen.

Wenn es dir als Krönung noch gelänge, die Musik an manchen Stellen (v.a. am Anfang) noch eingängiger zu machen, ja vielleicht sogar etwas gefälliger und dann den Hörer an den entsprechenden Stellen abrupt - ähnlich deinem Text - zu überrumpeln...
Vielleicht eine einfach Melodie, die im Kontrast zu den komplexeren Strukturen steht und die in den Song einführt, oft wieder auftaucht und an den krassen Gegensatz zwischen dem ruhigen, heiter wirkenden Eingangsbild und dem zugespitzten Endzustand erinnert.
 
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Dass der Bass aber das tragende Elemente sein soll, welches das Thema trägt, erfordert für mich tatsächlich einer Bemerkung.
Aha. Gut, dass Du es erwähnt hast. Ich dachte, das würde man gleich hören und hatte schon befürchtet, noch einmal auf das Offensichtliche hingewiesen zu haben. Man ist eben in seinem eigenen Stück dermaßen drin, dass man schon anfängt betriebsblind zu werden...

Das ist übrigens kein neuer Mix, sondern die erste Strophe; das andere (was Dir zu gewittrig vorkam) war die zweite. Es ist der selbe Mix. Ich habe nur wie gesagt in der zweiten Strophe eine atmosphärische Steigerung versucht. Deshalb ist es für mich auch schwieriger, das so zu mischen, dass alles noch klar hörbar ist und seinen Platz findet. Leider bin ich kein Produzent, deshalb klingen die Stücke immer nur fast so, wie ich es gerne hätte... Den Rest muss dann halt die Vorstellung ergänzen.

Ja, die Instrumente sind alle selbst eingespielt.


@ Dug

Danke.
Wie ich schon sagte - Pink Floyd hat mich so gut wie nicht beeinflusst. Wenn ich jetzt ein anderes Stück einstellen würde, kämst Du nicht auf die Idee, Pink Floyd dahinter zu vermuten.
Ich komme eigentlich aus der Pop/Rock Ecke. In diesem Slash-Fanclub-Thread könnte ich sicher auch viel schreiben. :D
Seit längerem höre ich aber fast nur noch klassische Musik an.

Ich mag Musik mit klarer Struktur, mit eindeutigen musikalischen Themen und guten Arrangements. (Ich bin deshalb Jazz nicht ganz so zugänglich. Das ist mir oft zu willkürlich und nur für den Moment...)
Ich habe viel Prince gehört, der mir vielleicht von allen der Liebste ist. Natürlich gibt es auch ein, zwei klassische Bands der 70er, die ich großartig finde. (Aber nicht Pink Floyd! ;)) Mir gefällt (gefiel) ein Haufen 1980er Pop, naja... damit bin ich halt aufgewachsen.



 
@WB interessant, deine Einflüsse. Ich hätte jetzt "mehr" dahinter vermutet (nicht wertend gemeint).
Irgendwie erinnert mich dein Song an ein Stück vom ersten Album von "Get Well Soon", komme grad nicht drauf, welches.
Übrigens eine interessante Empfehlung, wenn man mal was in Richtung Arrangements dazu lernen will. Auch alles in Eigenregie und selbst gemacht.
 
@ falcone

Wenn ich jetzt die von Dir beschriebene Wahrnehmung interpretieren müsste, würde ich erstens sagen, dass es schön ist, wie Du den Song(Text) zunächst gut beschreibst und nachvollziehst...
...und zweitens fast zwangsläufig, dass Du dann nicht mehr mitkommst.

Denn der in dem Stück angedeutete Wahnsinn ist eben nicht nachvollziehbar. Wahnsinn kann nicht nachvollziehbar sein, denn wenn er das wäre, wäre es kein Wahnsinn, oder? :rolleyes:
Wenn alle einen speziellen Wahnsinn nachvollziehen könnten, wären sie alle in derselben Weise wahnsinnig, oder?

Ich weiß nicht, ob der Protagonist die Grenze dazu überstolpert, oder ob er ihn nur wie etwas Grauen erregendes plötzlich vor sich sieht und aus Panik schnell nach der erst besten Rettung sucht... ich weiß es nicht.
Aber ich könnte vielleicht sagen, dass ich den Tanz der Eisteilchen vor ihm genommen habe, weil sie so klein sind. Die "Rettung" für ihn lag also im Geringen, im Unscheinbaren, Schwerelosen - im Gegensatz zu der übermächtigen Gewalt des Schicksals und der riesigen Weite der Landschaft, die ihn zu überwältigen droht.

Sehr schön beschrieben hast Du das mit dem Clown und der Jahrmarktsituation. Ja, so ähnlich ist das mit Winterball auch gemeint. Das lässt sich wirklich gut vergleichen.

Warum Winterball?
Das Reh, der Baum, der Vogel, das Feld - sie sind nicht der Winterball.
Bestenfalls die stummen Beobachter auf den Rängen. Der Ball ist wirklich nur dieser kurze Moment in der dritten Strophe gemeint. Da wird von weißen Handschuhen in die Hände geklatscht, da wird zum Tanz aufgespielt, da beginnen sich die Paare zu drehen...
Man könnte es aber vielleicht auch so deuten, dass die Zusammenkunft all der Elemente auf der Bühne des Stückes Ball-Charakter hat. So, wie vor dem Opernhaus am Abend die Taxen vorfahren, und aus einem nach dem anderen steigt eine geschmückte Dame und ein frackierter Herr aus. Alle steigen sie nacheinander schweigend die breite Außentreppe hinan, um dann durch überhohe Glastüren im Innern zu verschwinden.
So erscheinen der Vogel, der Baum, das Feld, das Reh, der Bach, die Sonne...
Vielleicht könnte man es so sehen...
 
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Ja, mit dem Wahnsinn hast du schon recht. Jedem seinen persönlichen Wahnsinn :)

Das mit den kleinen tanzenden Eiskristallen hat für dich ein entscheidende Bedeutung, so entnehme ich es deinen Worten.
Das kam für mich gar nicht so heraus. Vielleicht ist das in gewissem Maße ein neuer Ansatz, der mich das ganze musikalisch noch mal neu überdenken ließe.
Kleine tanzende Eiskristalle sind leicht. Diese Leichtigkeit suche ich noch in der musikalischen Umsetzung. Das ist wohl der Grund, warum mir diese Stelle nicht sonderlich aufgefallen ist und ich sie nur als eine äußere Impression gesehen habe.
Beschwingt ist deine Musik, aber irgendwie auch eher etwas gewichtiger. Wie ein Walzer eben. Beschwingt ja, leicht nein. Eher behäbig, leicht übergewichtig. Es wäre eine lohnenswerte Herausforderung, für den Song einen leichtgewichtigen Kontrapunkt zu finden. Wie schon gesagt, eine nette einfache Melodie vielleicht, die immer mal wieder in Erscheinung tritt.
 

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