Je öfter du spielst, desto weniger wird bzw. desto besser kannst du damit umgehen. Zwar bin ich immernoch nervös vor Gigs, aber ich nehme es gar nicht so wahr. Ich merke es hauptsächlich daran, dass ich teilweise das starke Verlangen habe, mich kurz zurückzuziehen um etwas Ruhe zu haben (das mache ich auch, wenn es irgendwie geht) und an Dingen wie kalten Händen oder, naja, sagen wir mal einer nervösen Verdauung
Es ist aber nicht so, dass es mir dabei schlecht geht. Anfangs war das allerdings schon so. Da hatte ich regelrecht Angst zu versagen, um es mal etwas überspitzt auszudrücken. Abgesehen davon, dass das eigene Selbstvertrauen aber von Gig zu Gig steigt und du mit der Zeit lernst, dass kleine Fehler keinen interessieren bzw. den meisten Leuten nicht auffallen, lernst du mit der Zeit auch, dass du dich auf deine Bandkollegen verlassen kannst, deren Selbstbewusstsein natürlich auch steigt und so wird es eigentlich immer einfacher. Außerdem kommen früher oder später mal Pannen, wie umkippende Schlagzeugteile, gerissene Saiten, Verstärkerausfälle, etc. und man lernst ganz schnell, dass man damit klarkommen kann und das nicht den Weltuntergang bedeutet.
So richtig nervös werde ich eigentlich nur, wenn etwas schiefgeht bzw. nicht so läuft, wie ich das gerne hätte und da eigentlich auch nur vorm Gig. Beispielsweise haben wir Anfang des Jahres in einer Stadt gespielt, die auf über 2000 Metern Höhe liegt. Als ich dann meine Gitarre nach dem Flug klarmachen wollte, merkte ich plötzlich, dass sich das Spielen total merkwürdig anfühlte. Unserem Bassisten ist es noch viel stärker aufgefallen. Tja, dass auf der Höhe die Saiten lockerer sind und zwar merklich, war uns vorher natürlich nicht bewusst. Da stieg dann die Nervosität ganz plötzlich und als wäre das nicht genug, gingen unsere Multueffektboards auf der Bühne nicht an. Zwar steht auf dem Netzteil, dass die auch mit 110V klarkommen, war aber dann wohl doch nicht so und das stellte sich auf der Bühne eines Festivals während des Aufbauens heraus (die Netzteile hatten wir extra für den Zweck gekauft). Zum Glück spielten dort auch andere europäische Bands, sodass Spannungswandler vorhanden waren. Das Ganze war unglaublich Nervenaufreibend, aber mit den ersten Tönen des ersten Songs war wieder alles vergessen und alles war wieder gut.
Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich nur vor dem Gig nervös bin und meiner Erfahrung nach geht es den meisten so. Am schlimmsten ist es bei mir, wenn wir auf dem Weg zum Gig sind und ich merke, dass es zeitlich knapp wird. Dann geht´s mir richtig mies, denn ich brauche vorm Gig etwas Zeit, um alles in Ruhe aufzubauen und dann nochmal um kurz durchatmen zu können. Solche Sachen wie kurze Aufbauzeiten stressen mich deshalb besonders, oder solche Situationen, dass man als einziger der Band alleine nachkommt und gerade rechtzeitig ankommt, um direkt auf die Bühne zu gehen. Aber auch in diesen Situationen ist mit den ersten Tönen vom Set wieder alles ok und irgendwann weißt du auch, dass es sowieso so ist und dann lässt sich die Nervosität vorm Gig ganz gut aushalten bzw. man nimmt sie gar nicht mehr so wahr.
Was du gegen feuchte Finger machen kannst, kann ich dir nicht sagen. Meine Finger sind sowieso immer klitschnass von der Hitze auf der Bühne...