Martman
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Daß man keine Tributeband ist, heißt nicht, daß man zwingend umarrangieren muß. Sieh dir die vielen Top40-Bands an, die mit spurenweise Sequencer- oder gar Audio-Zuspieler arbeiten, damit sie mit nur einem Keyboarder alles originalgetreu umsetzen können, selbst wenn das Original im Studio mit etlichen übereinandergepackten Softsynths eingespielt wurde. Oder vor 30 Jahren mit Klangerzeugern zu insgesamt sechsstelligen Preisen. Wenn man das nicht hinkriegt, bucht der VA statt dessen eine Band, die das hinkriegt.
Zweitens spielen wir Musik, die von ihrem Charakter lebt. Wenn man sie auch nur geringfügig ausdünnt, entstehen Lücken im Arrangement, und wenn man sie stark ausdünnt oder gar umarrangiert, verliert sie ihren Charakter, dann gibt's keinen Grund mehr, konkret diese Songs zu spielen. Der Soul, den wir spielen, ist ein anderer als der, den ihr spielt. Das ist zu einem großen Teil das überproduzierte Zeug aus den späten 70er, frühen 80er Jahren. Da hört man (wirklich, hört man) auch mal mehr als ein Dutzend Bläser, die drei, vier Parts unabhängig voneinander spielen, dazu ein bis zwei Parts von leibhaftigen Streichern oder einer Stringmachine oder beidem, dann wurde das Ganze auch noch mit Analogsynths gewürzt. Und dann ist da immer noch ein zweihändig spielender Pianist. Den Pianopart spielt mein Kollege, der im Gegensatz zu mir gelernter Pianist ist. Der ganze andere Zirkus obliegt mir. Wenn überhaupt mal was gestrichen wird, dann nur, wenn es überhaupt gar nicht mehr zu spielen geht, weil nicht genug Tasten oder Hände da sind und an der Stelle Sequencereinflüge nicht möglich sind, und auch das nur mit starkem Widerwillen. Ach ja, und absolut nichts davon sind einfach Chords, das sind alles Melodielinien.
Drittens halte ich nichts von Provisorien. Meine Bandkollegen werden diese nicht als solche wahrnehmen, sondern als endgültige Fassung. Jedes Mal, wenn ich an meinen Parts etwas erweitern würde, würde es sie irritieren. Und jedes Mal wieder werden sie davon ausgehen, das ist jetzt die fertige Version, da kommt nichts mehr. Und dann kommt doch wieder was, und dann ist das wieder komisch. Solange gar nichts kommt, wissen sie, es ist bei mir Work in Progress. Und wenn ich ihnen dann auf einen Schlag mindestens 80-90% von dem serviere, was in der endgültigen Fassung vorkommen wird, dann wissen sie auch sofort, wo es langgehen wird.
Viertens haben wir alle sechs reguläre Vollzeitjobs. Vier von uns sind sogar selbständig (ich nicht, aber ich habe den weitaus längsten Anfahrweg). Wir haben pro Woche an einem einzigen Tag zweieinhalb Stunden Zeit zum Proben. Keiner von uns kann genug Zeit aufwenden, um etwa Fantasy von Earth, Wind & Fire innerhalb einer Woche spielfertig zu haben, geschweige denn gigreif.
Fünftens hat sich das Publikum noch nie bei uns wegen überladener Arrangements beschwert. Im Gegenteil, wir kriegen Lob für den fetten Bandsound, eben weil wir nicht das absolut notwendige Minimum spielen, das notwendig ist, um das Publikum zumindest zufriedenzustellen, sondern alles geben, was geht.
Martman
Zweitens spielen wir Musik, die von ihrem Charakter lebt. Wenn man sie auch nur geringfügig ausdünnt, entstehen Lücken im Arrangement, und wenn man sie stark ausdünnt oder gar umarrangiert, verliert sie ihren Charakter, dann gibt's keinen Grund mehr, konkret diese Songs zu spielen. Der Soul, den wir spielen, ist ein anderer als der, den ihr spielt. Das ist zu einem großen Teil das überproduzierte Zeug aus den späten 70er, frühen 80er Jahren. Da hört man (wirklich, hört man) auch mal mehr als ein Dutzend Bläser, die drei, vier Parts unabhängig voneinander spielen, dazu ein bis zwei Parts von leibhaftigen Streichern oder einer Stringmachine oder beidem, dann wurde das Ganze auch noch mit Analogsynths gewürzt. Und dann ist da immer noch ein zweihändig spielender Pianist. Den Pianopart spielt mein Kollege, der im Gegensatz zu mir gelernter Pianist ist. Der ganze andere Zirkus obliegt mir. Wenn überhaupt mal was gestrichen wird, dann nur, wenn es überhaupt gar nicht mehr zu spielen geht, weil nicht genug Tasten oder Hände da sind und an der Stelle Sequencereinflüge nicht möglich sind, und auch das nur mit starkem Widerwillen. Ach ja, und absolut nichts davon sind einfach Chords, das sind alles Melodielinien.
Drittens halte ich nichts von Provisorien. Meine Bandkollegen werden diese nicht als solche wahrnehmen, sondern als endgültige Fassung. Jedes Mal, wenn ich an meinen Parts etwas erweitern würde, würde es sie irritieren. Und jedes Mal wieder werden sie davon ausgehen, das ist jetzt die fertige Version, da kommt nichts mehr. Und dann kommt doch wieder was, und dann ist das wieder komisch. Solange gar nichts kommt, wissen sie, es ist bei mir Work in Progress. Und wenn ich ihnen dann auf einen Schlag mindestens 80-90% von dem serviere, was in der endgültigen Fassung vorkommen wird, dann wissen sie auch sofort, wo es langgehen wird.
Viertens haben wir alle sechs reguläre Vollzeitjobs. Vier von uns sind sogar selbständig (ich nicht, aber ich habe den weitaus längsten Anfahrweg). Wir haben pro Woche an einem einzigen Tag zweieinhalb Stunden Zeit zum Proben. Keiner von uns kann genug Zeit aufwenden, um etwa Fantasy von Earth, Wind & Fire innerhalb einer Woche spielfertig zu haben, geschweige denn gigreif.
Fünftens hat sich das Publikum noch nie bei uns wegen überladener Arrangements beschwert. Im Gegenteil, wir kriegen Lob für den fetten Bandsound, eben weil wir nicht das absolut notwendige Minimum spielen, das notwendig ist, um das Publikum zumindest zufriedenzustellen, sondern alles geben, was geht.
Martman