Abba Synthesizer WAV Files

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Luc Kapunkt
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Hallo,

ich spiele bei einem Mamma Mia-Projekt Synthesizer und suche dafür die Sounds.
Da ich aber z.b. keinen Moog besitze, muss ich gucken wie ich diese am besten erzeugen kann.
Ich besitze ein Nord electro und könnte damit ja über den Editor WAV Files auf das Gerät spulen, leider finde ich im Internet keine geeigneten Sounds im WAV Format.

Beispiel: Bei S.O.S ist ein Moog-Sound, der immer den Refrain einleitet.

Kann mir da jemand weiterhelfen oder auch andere Vorschläge machen, wie ich am besten die Sounds auf die Bühne bekomme?

Gruß Luca
 
Eigenschaft
 
Da gibt´s mehrere Varianten:
Variante 1: Ich geh davon aus, du hast einen Electro 3. Schon mal die vielen Moogsounds in der Samplelibrary ausprobiert?
Variante 2: Besorg dir einen Moog als Software, z.B. http://glenstegner.com/softsynths.html und eine DAW (falls noch nicht vorhanden), z.B. reaper.fm
bastel dir den Sound im Moog zurecht und nimm damit ein paar Noten auf. Am besten im Abstand kleine Terz bis Quinte, jeweils ein paar Sekunden, aber lang genug, dass gegen Ende jedes Tones noch ausreichend Material für die Loopphase übrigbleibt. Die Spur exportierst du als Wav/16bit/44,1 kHz, lädst dieses in den Nord Sample Editor und baust dir dort ein spielfertiges Multisample für den Electro.
 
Variante 1 schon ausprobiert, Variante 2 klingt interessant! Versuch ich nachher mal, Danke!

- - - Aktualisiert - - -

Habe jetzt schon einige Zeit mit der Moog Software rumgedüdelt, aber noch nicht den Sound konstruieren können, wie bei S.O.S.
Kann mir jemand dabei helfen den Sound zu bauen? Im Moog-Forum habe ich schon was von square waves, ein bisschen attack, sowie release und resonance gelesen.
 
Wenn du ABBAs Synthesizersachen absolut authentisch replizieren willst oder gar mußt, bist du mal so richtig in den Arsch gekniffen.

Zunächst mal hatten ABBA eins der abgefahrensten, teuersten und monströsesten Synthesizer-Setups ever. Und zwar größtenteils analog und dann auch noch nicht unbedingt statische Sounds, so daß du mit Samples nicht weit kommen wirst. Mit einzelnen WAVs erst recht nicht, aber auch mit aufwendigen Multisamples mit akribisch gewählten Looppoints nicht. Da ist Modeling angesagt, und zwar auf einem Niveau, das dir kein Clavia-Produkt bieten kann, ein Nord Modular G2 nicht, ein Nord Electro 3 erst recht nicht.

Minimoog, SCI Prophet-5, ARP Odyssey und Avatar, Roland Jupiter-8, das geht ja alles noch, oft genug geklont worden, als Softsynths verfügbar, wobei beim ARP Odyssey schwierig sein dürfte, daß Benny Andersson einen Mk I mit Zweipolfilter hatte. Auch den CS80 kriegt man in Software, ein Nachbau in Hardware, die nicht von Arturia ist, ist dagegen aussichtslos.

Schwieriger wird's beim Polymoog. Der ist mitnichten ein polyphoner Minimoog Model D und arbeitet wie eine Stringmachine mit Oktavteilern, läßt sich also mit Minimoog-Mitteln nicht klonen. Noch schlimmer ist das digitale NED Synclavier II. Strings kommen bei ABBA gern vom Yamaha SS-30, das auch zu obskur für hinreichend viele Klone und gleichzeitig kaum durch Solina oder Logan ersetzbar ist, mal ganz abgesehen davon, daß man Stringmachines weder zufriedenstellend samplen noch mit VA-Bordmitteln nachbauen kann.

Die Königsdisziplin unter den Subtraktiven ist die Yamaha GX-1, von der Benny Andersson Gerüchten zufolge das erste Serienexemplar hatte. Die GX-1 ist extrem schwer nachzubauen, nicht nur, weil selbst CS80-Module nicht zu 100% passen, geschweige denn Moog-, Oberheim- oder generische Module, sondern auch wegen der Struktur, die auch nicht wie beim (an sich schon komischen) CS80 ist, sondern teilweise umgestellt und noch komplizierter. Ich könnte sie hier runterbeten, das würde aber zu weit führen. Zu allem Überfluß hat Andersson kein Linesignal genommen, sondern sie über ihre zwei riesigen, drei Zentner schweren Röhrenkabinette abmikrofoniert. Das Intro von Does Your Mother Know macht beispielsweise eine anständige GX-1-Replica notwendig.

Erschwerend kommt dann auch noch hinzu, daß Andersson gern mehrere Geräte gelayert hat, was die Identifikation und den Nachbau noch weiter erschwert. Die Leadstimme von Gimme! Gimme! Gimme! etwa ist ein Layer aus ARP Odyssey und Yamaha SS-30.

S.O.S. ist noch relativ einfach, aber einfach ist es auch nicht. Das ist zwar "nur" Minimoog, aber wenn du das live auf Originalgear spielen würdest, müßtest du die Akkordauflösung mit der linken und der rechten Hand jeweils in einer anderen Umkehrung auf jeweils einem separaten Minimoog (also zwei Minimoogs) spielen.

Wieviele Keyboarder seid ihr eigentlich? Für händisches Nachspielen von ABBA-Originalarrangements ohne Zuspieler bräuchte man locker drei bis vier Tastenleute. Dancing Queen braucht ja schon fünf Hände, für Arrival dürften sechs nötig sein. Oder mußt du alles alleine machen?


Martman
 
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Also zunächst muss ich sagen, dass ich da sehr kurzfristig zu gefragt worden bin, den 2. Keyboarder zu machen. Also einer spielt Klavier, ich Keyboard/Synth.
Das Beste an dem ganzen Projekt ist aber, das ich auch keine richtigen Noten habe, ich habe nur Klaviernoten, wo Akkorde drüber stehen. Sprich = Ich muss mir auch noch alles selbst raushören, was an Synths in den Liedern abgeht etc.

Und das Problem mit den Sounds hätte ich mir echt nicht so schwer vorgestellt.. zwar schon tricky, aber so dann doch nicht.
Ich bin jetzt echt am überlegen was ich nun mache, ob ich mich da irgendwie durchwurschtle mit nicht originalgetreuen Sounds oder ob ich das in Sack hau auf doof gesagt.
Aber danke erstmal dafür, das mir jemand gesagt hat, das man die Sounds nicht ohne weiteres mal so eben nachbasteln kann :D

Gruß Luca
 
Bei der letzten ABBA Tributeband die ich auf einem Stadtfest erleben durfte, kamen alle Synthsounds aus einem GM-Rompler. Die gedoppelten Stimmen des ABBA Leadgesangs kamen aus dem Voice-Prozessor. Die Band war laut Flyer eine professionelle Tributeband. Der Gimme Gimme Intro-Sound war ein Panflötenlayer. Gestört hat das wenige.
 
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Autsch. Aber das kennt man ja zu Genüge. Ich hab auch schon professionelle Tributebands gesehen, die haben die Disketten raus und reingeschoben und Play gedrückt...
 
Natürlich sollte man schon bei Tributebands wert auf authentische Sounds legen. Aber was war bei Abba das wichtigste? Der Gesang! Das hatte die Band, die ich gehört hatte, ganz gut drauf.

Nebenbei: Abba hat bei ihren Liveauftritten auch nicht das Studio auf die Bühne gestellt. Hier wurde auch viel variiert. Ich würde mich also eher an solchen Auftritten orientieren.
 
Ich würde die Sounds jetzt auch nicht überbewerten. Wir wollten vor ein paar Monaten auch mal ein paar Abba Songs in's Repertoire aufnehmen. Die Sounds und Setups hab ich mir auf dem PC3 gebastelt, und war damit auch ganz zufrieden. Nur hat die Anzahl meiner Hände und Finger nicht gereicht, dies alles zu bedienen, und Sequenzen sind ein no-go für mich. Auch mit kurzen Samples von meinem SP404 abgefeuert, konnte ich die fehlenden Hände nicht kompensieren.
Fakt ist, dass man mit einem Nord Electro 3 alleine hinten und vorne nicht ausreicht, eine Workstation, besser zwei müssen's schon sein.
 
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Okay, Danke!
Dann muss ich mir jetzt mal was einfallen lassen.. also an einen Roland fantom xa könnte ich rankommen,
traue der Effektschleuder aber nicht so richtig, da es ja auch keine richtige Workstation ist.
 
Warum sollte der Fantom Xa keine "richtige" Workstation sein? Er ist die kleine Version des Fantom X. Damit solltest du schon was anfangen können.

Edit:
Einige ganz nette Standard-Sounds für 70er/80er findet man in der XV-Collection für den Fantom:
http://www.rolandclan.com/library/fantom-xa/

Dort den Link XV-Collection
 
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Okay, cool! Dann werde ich mal gucken, wie ich damit die Sounds zusammenbastle...
Aber wohl erstmal die Delay's ausschalten. (Finde ich persönlich mega nervig, das auf jedem 2. Preset schon tausende Effekte drauf sind)

Und Danke für den Link mit den Samples!
 
Ums klar zu stellen:
Dort findest du keine SAMPLES, sondern Patches für den Roland Synthesizer. Patch = Sound = Klang im Roland-Vokabular. :)
 
Also zunächst muss ich sagen, dass ich da sehr kurzfristig zu gefragt worden bin, den 2. Keyboarder zu machen. Also einer spielt Klavier, ich Keyboard/Synth.
Da wird's schon problematisch. Es gibt genügend ABBA-Nummern, die keinen Pianopart haben, aber mehr als zwei Synthhände brauchen, wo also euer Pianist Synthesizer spielen muß (ganz zu schweigen von denen, die fünf oder mehr Synthhände benötigen). Ich meine, ich weiß ja nicht, wie eure Setlist aussieht.

Eagle wär so ein Fall. Da gibt's die Leadfigur, vermutlich wieder ein Layer, an dem der Odyssey beteiligt ist, den "Vogelgesang", den Synthchor-Layer in der zweiten Strophe, das wären wohl deine Aufgaben. Und dann gibt's den quasi ad-lib dazwischenklimpernden Polymoog. Das heißt, euer Pianist wird den Sound eines superseltenen, fast schon obskuren und technisch ungewöhnlichen (wie gesagt, Oktavteiler statt Voicecards) analogen Polysynth emulieren müssen.

Oder die Unmengen an Sounds, die Lay All Your Love On Me notwendig macht. Vom Schichtflächensound für Akkorde über den mit einem Minimoog gedoppelten Baß und mehrere arpeggioartige Figuren bis hin zu Samples eures Gesangs für den Pitchdown-Effekt am Strophenende (die Formantverschiebung ist mit Livegesang so nicht machbar). Das kannst du nicht alles selber abfahren.

I Have A Dream ist auch so ein Synthfest, wo auch wieder so ziemlich nichts mit Samples nachahmbar ist, mit ROM-Werkssamples erst recht nicht, ganz speziell nicht die Leadstimme, die zwingend das Nachahmen eines Polysynth mit monophoner Filterhüllkurve notwendig macht. Abgesehen davon ist es wieder 100% pianofreie Zone.

Oder Move On, wobei das eher obskur ist. Mach mal dem Pianisten klar, daß er das nicht mit einem Flügelsound spielen kann und auch nicht mit einem Wurlitzersound spielen sollte, sondern mit einem eigens dafür gedrehten Synthsound. Derweil du unter anderem im Refrain wieder Gesangssamples einfliegst.

Überhaupt, wenn ihr als anderen Tastenmann einen Vollblutpianisten habt, wird der a) eventuell Schwierigkeiten haben, was anderes als Piano zu spielen, b) noch mehr Schwierigkeiten haben beim Umgang mit Instrumenten, die nicht nur aufs Abspielen von Presets auf ROM-Sample-Basis ausgelegt sind, c) definitiv kein Soundtüftler sein, d) nur sehr vage auf Sounds hören, weil sein Gehör hauptsächlich oder ausschließlich auf Piano geschult ist, also andere Sounds bzw. Instrumente detailliert hören weder können noch wollen, und e) vermutlich sowieso kein geeignetes Equipment haben.

Gut, wenn ihr umgekehrt einen Synthguru hättet, der nach Gehör genau sagen kann, welche Instrumente (inklusive Generation/Bauserie) da gelayert und mit welchen Effekten bearbeitet wurden, und der das klanglich wirklich auf Profi-Replica-Niveau nachbauen kann, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, daß er die Sachen händisch gar nicht spielen kann.

Das Beste an dem ganzen Projekt ist aber, das ich auch keine richtigen Noten habe, ich habe nur Klaviernoten, wo Akkorde drüber stehen. Sprich = Ich muss mir auch noch alles selbst raushören, was an Synths in den Liedern abgeht etc.
Das kommt noch dazu. Um ABBA vernünftig zerlegen zu können, etwa den Schichtkuchen Arrival (wo euer Pianist wieder authentische Synth- bzw. Stringmachine-Sounds liefern darf), brauchst du schon eine gute HiFi-Anlage und entweder Original-CDs, verlustfrei komprimierte Musikfiles (also nicht MP3, sondern FLAC) oder gar eine LP in möglichst gutem Zustand. Dann muß du wissen, was ABBA da an Besteck zur Hand hatten, welcher Synth was kann, welcher Synth wie klingen kann und bei ABBA schon wie geklungen hat, und somit auch, welcher Synth an welcher Stelle zum Einsatz gekommen sein könnte. Ist leider nicht alles so einfach zu zerlegen wie Waterloo, Intermezzo No. 1 oder Why Did It Have To Be Me.

Bei der letzten ABBA Tributeband die ich auf einem Stadtfest erleben durfte, kamen alle Synthsounds aus einem GM-Rompler. Die gedoppelten Stimmen des ABBA Leadgesangs kamen aus dem Voice-Prozessor. Die Band war laut Flyer eine professionelle Tributeband. Der Gimme Gimme Intro-Sound war ein Panflötenlayer. Gestört hat das wenige.
Vielleicht war die Hupe gar nicht programmierbar, und der Tastenmann kann sich nichts besseres leisten, obwohl in einer "professionellen" ABBA-Tributeband, wenn sie gut genug ist, so Sachen drin sein müßten wie Arturia Origin oder zumindest ein Virus für ein paar der Synthsachen (ausgenommen Yamaha und Polymoog).

Vielleicht war der Tastenmann nicht so technophil, daß er an seinem Instrument in die Tiefen der subtraktiven Synthese (auch mal der alten Schule mit 5 Grundwellenformen) abzutauchen bereit und imstande gewesen wäre, authentischere ABBA-Sounds zu bauen.

Vielleicht hörte er auch für Synthesizerspieler-Verhältnisse nicht genau genug hin, als daß er Klänge so genau hätte differenzieren können; womöglich unterschied er gar wie so viele nur zwischen einer Handvoll Grundsounds: A-Piano, E-Piano, Orgel, Akkordeon, Streicher, Bläser, Flöte, Synth.

Das Publikum hat sich daran wenig gestört, aber ich wette, sie hätten größere klangliche Authentizität anerkennend zur Kenntnis genommen.

Letztlich muß man sich auch hier fragen: Für wen spielt man? Will man nur "abliefern" für Berieselnlasser und zugeglotterte Mitgröler, weil es nur das ist, wofür der Veranstalter zahlt? Will man die Oldiehörer zufriedenstellen, die sich wehmütig an die 70er erinnern, als sie noch jung waren? Will man eingefleischten ABBA-Fans, die über den Gesang von Agnetha und Frida hinaus auch die Arrangements und den dichten Sound hören und mit Sicherheit über die Veranstaltung informiert sind, eine dem Begriff "Tribute-Band" würdige Show bieten? Will man mit sich selbst zufrieden sein und sagen können, man hat alles gegeben, was man geben konnte? Will man vielleicht auch die Musikerpolizei, Abteilung Vintage-Synthesizer, beeindrucken?


Martman
 
ich spiele bei einem Mamma Mia-Projekt Synthesizer und suche dafür die Sounds.
Da ich aber z.b. keinen Moog besitze, muss ich gucken wie ich diese am besten erzeugen kann.
Ich besitze ein Nord electro und könnte damit ja über den Editor WAV Files auf das Gerät spulen, leider finde ich im Internet keine geeigneten Sounds im WAV Format.

WAV-Sounds/Samples wird es auch vorgefertigt nicht geben. Da kannst du lange suchen und wirst nichts finden. Für so ein Nischenprodukt wird es keinen Markt geben.

Kann mir da jemand weiterhelfen oder auch andere Vorschläge machen, wie ich am besten die Sounds auf die Bühne bekomme?

Hinsetzen, hören, programmieren.
Ich war 2003/2004 Keyboard-Sub in einer ABBA Revival Band und habe da Maik Schott bei einigen Auftritten ersetzt. Er hat da viele Sounds von seiner Korg Triton geholt sowie von einem JV2080. Die Triton-Sounds konnten wir auf meine Triton Rack rüberholen, die ich dann mit einer Korg N364 angesteuert habe (die selbst keine Sounds produziert hat), das war die obere Tastatur. Unten hatte ich einen Yamaha S80, der einen JV1080 mit angesteuert hat. Da haben wir zu zweit mehrere Nachmittage an der Soundprogrammierung gesessen: er hat mir die Sounds von seinen Geräten vorgespielt, ich habe versucht, sie nachzuprogrammieren. Den JV2080 habe ich mit nach Hause genommen und die Sounds mit meinem JV1080 nachprogrammiert. Maik hat als unteres Keyboard - soweit ich mich erinnere - einen Ensoniq TS10 verwendet, der u.a. bei seinem Nena-Setup ganz wichtig war.

Da muss man allerdings sagen: das - durchaus erfolgreiche - Konzept der Band war, dass alles live gespielt wird, und zwar mit einem Keyboarder (+Gitarre,Bass,Drums,2 Sängerinnen, Keyboarder+Gitarrist singen auch). Wenn man maximale Authentizität anstrebt, verbietet sich das natürlich (wie bei fast allen erfolgreichen Stücken in der Popmusik).

Autsch. Aber das kennt man ja zu Genüge. Ich hab auch schon professionelle Tributebands gesehen, die haben die Disketten raus und reingeschoben und Play gedrückt...

Mittlerweile begleite ich bei einem Chor ein ABBA-Programm, das als ~20minütiges Set die wesentlichsten Titel abdeckt. Da spiele ich die Intros und die wesentlichsten Parts live, der Rest sind kommerzielle MIDI-Files, die ich an die Chorarrangements angepasst habe. Auf der anderen Seite spiele ich als Entertainment-Pianist auch ABBA-Nummern komplett solo am Klavier, und die Leute mögen's auch. Das geht alles, es ist halt die Frage, was man will und in welcher Umgebung man sich bewegt. Hätte ich einen Fernsehauftritt mit sowas, würde ich mich um perfektere Sounds bemühen, als bei einem Stadtfest.

Letztlich muß man sich auch hier fragen: Für wen spielt man? Will man nur "abliefern" für Berieselnlasser und zugeglotterte Mitgröler, weil es nur das ist, wofür der Veranstalter zahlt? Will man die Oldiehörer zufriedenstellen, die sich wehmütig an die 70er erinnern, als sie noch jung waren? Will man eingefleischten ABBA-Fans, die über den Gesang von Agnetha und Frida hinaus auch die Arrangements und den dichten Sound hören und mit Sicherheit über die Veranstaltung informiert sind, eine dem Begriff "Tribute-Band" würdige Show bieten? Will man mit sich selbst zufrieden sein und sagen können, man hat alles gegeben, was man geben konnte? Will man vielleicht auch die Musikerpolizei, Abteilung Vintage-Synthesizer, beeindrucken?

Tja, das sind natürlich ganz richtige Überlegungen. Allerdings lese ich in der Wortwahl und zwischen den Zeilen IMHO zuviel Kritik und Negatives: es gibt auch durchaus den engagierten Keyboarder, der seine Sounds so gut wie möglich programmiert, und wo hinterher alle Beteiligten und Zuhörer mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Gerade wenn, wie hier, offensichtlich keine ordentlichen Noten existieren, kann der Anspruch ja überhaupt nicht hoch sein. Wenn es einen hohen Anspruch gäbe, würde der musikalische Leiter schon für ordentliche Arrangements sorgen - das wäre dann die Handlungsgrundlage für die beteiligten Keyboarder. Also ist in diesem konkreten Projekt eine maximale Sound-Authentizität vermutlich und IMHO fehl am Platze.

Harald
 
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Ja, ich musste meine Ansprüche nun auch ein bisschen runterschrauben.
Aber Vielen Dank für die ganzen Antworten, das ist wirklich interessant zu lesen!
 
Tja, das sind natürlich ganz richtige Überlegungen. Allerdings lese ich in der Wortwahl und zwischen den Zeilen IMHO zuviel Kritik und Negatives: es gibt auch durchaus den engagierten Keyboarder, der seine Sounds so gut wie möglich programmiert, und wo hinterher alle Beteiligten und Zuhörer mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Das meinte ich ja.

"Will man mit sich selbst zufrieden sein und sagen können, man hat alles gegeben, was man geben konnte?"
Sprich, will man sein ganzes Können einsetzen, sein ganzes Synthesizer-Know-How, will man sein Equipment wirklich ausreizen, wenn nicht gar für diesen speziellen Zweck noch optimieren, weil man weiß, daß man das, was man machen könnte und gern machen würde, auf dem Zeugs, das gerade vor einem steht, so nicht realisieren kann? Ich meine, es ist doch frustrierend, wenn man schon einen Plan hat, wie man eine sehr gute Soundreplica hinkriegen wird, dafür aber einen ziemlichen Hardwareaufwand betreiben will (das ganze Zeugs hat man womöglich schon), und dann kommt der Bandleader und sagt, man soll sich auf ein, maximal zwei Keyboards beschränken, weil das sonst
  • zuviel zu transportieren ist (am besten noch bei einer Band, die nur selten weiterzieht und meist etliche Gigs an einem Ort spielt)
  • zu lange zum Aufbauen braucht (dito)
  • zuviel Platz braucht
  • zu aufwendig aussieht
  • zu nerdy aussieht
  • für einen selbst zu kompliziert zu handhaben ist (als wenn der Bandleader davon mehr versteht als der Synthmann)
  • den anderen Musikern die Show stiehlt/den Blick von den Sängerinnen zu sehr ablenkt
  • den vorherigen Keyboarder schlecht aussehen läßt, der alles auf einer erweiterungenlosen Triton oder einem Tyros gespielt hat
  • angeblich für den Toni zu kompliziert ist (selbst wenn man über ein eigenes Digitalpult mit Total Recall submixt, egal, wieviele Kabel man dem Toni nun gibt)
(Nichtzutreffendes bitte streichen)

"Will man vielleicht auch die Musikerpolizei, Abteilung Vintage-Synthesizer, beeindrucken?"
Das ist die Königsklasse. Man ist darauf aus, bei Leuten einen positiven Eindruck zu hinterlassen, die selbst über eine Stadtfest-PA genauer hinhören als man selbst über Studiokopfhörer. Also die Leute Marke "Das hört sich jetzt aber nicht wie ein ARP Odyssey Whiteface/einer Yamaha GX-1 an, und die Strings klingen auch nicht nach einer Yamaha-Stringmachine. Da hätte er sich mehr Mühe geben können. Ich meine, ist er jetzt Synthesizerspieler, oder daddelt er nur mit Presets rum oder was?" Wenn die Leute nach dem Gig zu dir sagen können, das hat sich so angehört, als wenn du wirklich ABBAs Original-Studioequipment bis hin zu riesigen Röhrenkabinetten auf der Bühne gehabt hättest, dann hast du's geschafft.

Da frage ich mich ja, wie ABBA – The Show ihre mutmaßlich perfekte Replica hinkriegt, falls sie die überhaupt auch im Synthesizerbereich anstreben. Kann natürlich sein, daß auch die sich praktisch nur auf den Gesang (und da vornehmlich den von Agnetha und Frida) sowie die Optik konzentrieren und das Orchester den Rest machen lassen, derweil auf Tasten im Grunde genommen nur Pianosachen gespielt werden, aber wenn sie Perfektion anstreben, müssen sie auch die wohl gute Tonne teilweise exotisches Synthesizerequipment replizieren, die Benny im Studio hatte.


Martman
 
Naja, ich denke zwischen "nur Presets abfeuern" und "tonnenweise Originalequipment" gibt es schon noch ein paar Abstufungen. Nicht vergessen: ursprünglich ging es um einen kurzfristigen Sub-Job - da sind natürlich auch die Möglichkeiten "mal eben" ein paar Originalsachen zu besorgen, eher begrenzt.

Meiner Meinung nach ist es in den meisten Fällen übertrieben, wirklich mit Originalequipment aufzuschlagen, selbst bei wirklich dedizierten Tribute-Bands - zumal dann, wenn selbst die Original-Band live meist nicht den gesamten Zirkus aus dem Studio anschleppt(e). Ob das jetzt wirklich ein Moog, ein Oberheim oder doch was anderes ist, ist mir auch relativ egal, obwohl ich gerne gut gemachte Sounds höre. Wichtig ist IMHO, wenn man auf die Soundprogrammierung etwas Wert legt, dass man aus den vorhandenen Mitteln das beste rausholt - und natürlich, dass man nicht mit einer Casio-Tischhupe in so einer Tribute-Band antanzt.

Wenn man es aber hinbekommt, statt irgendwelcher Sample-Presets zumindest mal einen VA zu benutzen und den so gut es geht in die Richtung zu tunen, dass es nach bestem Wissen und Gewissen dem Original nahekommt, dann ist das schon 95% der Miete. Oder eben für Hammond-Sounds kein Preset mit mitgesampeltem Leslie zu benutzen, sondern wenigstens Clones...
 
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Will man vielleicht auch die Musikerpolizei, Abteilung Vintage-Synthesizer, beeindrucken?
Das ist die Königsklasse. Man ist darauf aus, bei Leuten einen positiven Eindruck zu hinterlassen, die selbst über eine Stadtfest-PA genauer hinhören als man selbst über Studiokopfhörer. Also die Leute Marke "Das hört sich jetzt aber nicht wie ein ARP Odyssey Whiteface/einer Yamaha GX-1 an, und die Strings klingen auch nicht nach einer Yamaha-Stringmachine. Da hätte er sich mehr Mühe geben können. Ich meine, ist er jetzt Synthesizerspieler, oder daddelt er nur mit Presets rum oder was?" Wenn die Leute nach dem Gig zu dir sagen können, das hat sich so angehört, als wenn du wirklich ABBAs Original-Studioequipment bis hin zu riesigen Röhrenkabinetten auf der Bühne gehabt hättest, dann hast du's geschafft.

Martman

Mann Mann.... ihr haut hier ganz schön auf den Putz... Bist du der Keyboarder in ner ABBA-Tribute Band, Martman? Oder nur großer Fan von ABBA?

Also, ich finde man sollte die Kirche auch hier im Dorf lassen.. Sicher ist es richtig, hier nach Perfektion zu streben, aber ABBA ist nun mal soundtechnisch kaum umzusetzen. Man muß, wie bei vielen solcher Tribute Projekte Kompromisse machen. So das es akzeptabel bleibt. Aber muß das mit Original-Equipment sein? Sicherlich kann man eine Stringmachine, einen Minimoog oder Polymoog nicht wirklich ersetzen, aber man sollte auch nicht das Ganze so hochstilisieren... Besser nah am Original als gar nicht auf der Bühne...

Immer wenn ich sowas lese, frage ich mich ob diejenigen die das schreiben auch nen Polymoog, Mini, Stringmachine, Odyssey oder GX-1 zuhause stehen haben und den Originalsound auch beurteilen können...

Ich finde, man kann auch mit aktuellem Equipment brauchbare Ergebnisse erzielen, die im Live-Kontext bestehen können.
Selbst bin ich auch Perfektionist, aber der Aufwand muß vertretbar bleiben.. und wer möchte schon heutzutage nen Polymoog oder CS80 auf ne Bühne schleppen...

und bei ABBA zählt vor allem auch die Stimmen-Performance. DIE muß absolut stimmen...

Also: So nah am Original wie möglich mit vertretbarem Aufwand und ran ans Projekt... :great: :rolleyes:
 
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Also die Leute Marke "Das hört sich jetzt aber nicht wie ein ARP Odyssey Whiteface/einer Yamaha GX-1 an, und die Strings klingen auch nicht nach einer Yamaha-Stringmachine.

Mit Verlaub, Herr Doktor , diese Leute gibts nur in Ihren Träumen :)
 
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