Oh, es gibt schon so einige Kritikpunkte an den Line6. Die 75er kenne ich nicht, die 70er mittlerweile schon.
Zuersteinmal ist da das Gate im Handsender. Unter Umständen hört man es. Und je feiner die PA ist, umso deutlicher hört man es. Gerade bei Sprachjobs ist es direkt störend. Dass es sowas bei einem digitalen Übertragungssystem gibt, kann eigentlich nur auf günstige PreAmps im Handsender hinweisen. Macht bei Gesang im Kontext von Musik natürlich wenig bis gar nichts.
Dann ist da das Problem, dass manche Kapseln wohl einfach ein wenig zuviel Pegel liefern. Eine KSM9 kann bei lauten Sängern die Funkstrecke zum Übersteuern bringen. Digital ist das natürlich übel. Da fragt man sich, warum Line6 da nicht einen Gain einbaut. Ein Verzicht auf so ein einfahces aber wirkungsvolles Feature betrachte ich als pure Überschätzung der verwendeten Technik.
Weiterhin empfinde ich es als störend, dass aus dem Empfänger immer nur Mikrofonpegel rauskommen. Da hat man schon aktive Elektronik, und dem Herstller scheints zuviel zu sein, da noch einen Schalter zur Umschaltung auf Linepegel einzubauen. "Originalpegel des simulierten Kabelmikros" schön und gut, aber wer braucht das?
Als letztes und für meine Zwecke schwerwiegendstes Problem: Line6 arbeitet im Frequenzbereich von WLAN-Systemen, ohne aber die Verhandlungsmechanismen von WLAN zu unterstützen. Es ist ein proprietäres System, das nur die gleichen Frequenzen nutzt. Das Ergebnis: Hat man auf dem selben oder einem umliegenden Kanal ein WLAN, wird dieses komplett unterdrückt. Wenn der Haustechniker eines Hotels wie angestochen rumläuft, weil weder Licht noch Medientechnik des Hotels noch steuerbar sind, kann man sich vorstellen, dass das eigene Line6-System dafür verantwortlich ist. Und man kann vom Hotelpersonal nicht verlangen, jedesmal alle Systeme umzustellen, wenn jemand mit Line6 kommt. Ja, dann kann man auch selbst einen anderen Kanal wählen, aber einerseits ist es schon schlimm genug, wenn man das überhaupt muss, andererseits, wenn tatsächlich mal vier bis fünf Strecken im Einsatz sind, was bleibt da noch frei? Ich frage mich (wie auch im PA-Forum schon geschrieben), warum Line 6 nicht einen anderen Frequenzbereich nutzt. Das kann doch nicht so schwierig sein.
Wenn Line6 den Frequenzbereich etwas verlegen würde, Lineausgänge und noch AES-Ausgänge, und Ethernet statt USB bieten würde, hätte ich kein Problem, 800-900 euro pro Strecke zu zahlen. Dann hätte man professionelle Features. Auf den Modellingkram kann ich auch gut verzichten, das ist eh Augenwischerei. So ist es leider eher MI-Ware.