Cool
Bei mir wird es wohl wirklich die Rhoads in Holzoptik. Allerdings nicht aus exotischen Hölzern sondern (soweit irgendwie möglich) nur aus heimischen Materialien. Die Bretter sind schon unterwegs. Allerdings brauche ich noch einiges an Werkzeug, weil ich diesmal auch das Griffbrett selber machen will. Daher wird es mit dem Start wohl noch ein Weilchen dauern.
Hier geht das ganze aber mittlerweile schon seinem Ende zu:
Nach dem Trocknen des Headstocks habe ich erst einmal vorsichtig geschliffen:
Und dann habe ich mich dem Decal gewidmet. Nach dem Ausdrucken habe ich eine ordentliche Lage Klarlack über das Decal gesprüht, damit der Toner nicht verläuft, wenn ich die Folie später ins Wasser lege:
Der Name hat übrigens nichts mit der italienischen Hauptstadt zu tun sondern das sind einfach meine erweiterten Initialen.
Das Aufbringen war wirklich einfach. Kurz ins Wasser legen, raus holen und auf die Kopfplatte schieben. Hier ein Bild nach dem "Aufkleben":
Als das Decal getrocknet war, habe ich noch eine ganze Reihe an Klarlackschichten drüber gesprüht. Nachdem auch dieser Lack trocken war, habe ich das schön fein geschliffen und schließlich poliert. Davon habe ich allerdings keine Bilder. Aber so sieht das Endresultat aus:
Die Rückseite ist hier auch schon geölt:
Das sah ja schon fast fertig aus aber die Bünde waren ja noch Kraut und Rüben. Und so folgte der blauen Mumie zweiter Teil:
Hier mal eine Reihenaufnahme des Bundabrichtens. Erst einmal mit dem Edding drüber und dann feilen, bis alle Bundkronen frei von Farbe sind. Danach nochmal mit dem Edding drüber und schließlich mit der Bundfeile drüber, bis nur noch ein schmaler Streifen Farbe zu sehen ist:
Danach ging es erst mit feinem Schleifpapier weiter und dann schließlich mit Dremel und Polierscheibe bis zum endgültigen Ergebnis:
Der Dremel war wirklich eine gute Investition. Ohne ihn hätte ich mir hier sicher einen Wolf geschubbert.
Nach der obligatorischen Griffbrettölung war der Hals damit soweit fertig. Jetzt fehlte eigentlich nur noch das angesprochene Loch, um durch die PU-Fräsung an den Halsstab zu kommen:
Leider war das vergebene Liebesmüh, weil ich den Hals beim Zusammenbau leicht aufbocken musste. Das Schaller-Tremolo ist doch ein gutes Stück höher als das LR-Baggs, mit dem ich ursprünglich geplant hatte. So musste ich zwei Furnierstreifen an den Halsfuß legen, damit das wieder passt. Mit den Streifen reicht aber das Loch nicht mehr aus, um mit dem Schlüssel vernünftig in die Mutter zu kommen. Das ist zwar ärgerlich, aber es gibt schlimmeres.
Heute habe ich dann alles zusammengebaut, verkabelt und eingestellt. Damit wäre das Projekt dann eigentlich fertig:
Hier ist nochmal die Stelle, wo mir der Fräser abgehauen ist. Man sieht es zwar aber es fällt wirklich kaum auf:
Für die Optik werde ich wahrscheinlich später nochmal, wie von bagotrix vorgeschlagen, Echtholzrahmen für die Humbucker anfertigen. Passendes Holz habe ich aber erst, wenn das nächste Projekt läuft. und da mache ich dann gleich schöne Rahmen für beide zusammen.
Eigentlich hatte ich ja überhaupt kein großes Zutrauen zu meinen Bundabrichtekünsten, weil das ganze zwischenzeitlich schon ziemlich martialisch aussah. Aber das war zum Glück völlig unbegründet. Ich bin praktisch nur nach Anleitung vorgegangen und konnte trotzdem auf Anhieb eine extreme Briefmarken-Saitenlage einstellen bei der im Zusammenspiel mit den niedrigen Bünden ein wirkliches Fretless-Wonder-Feeling aufkommt. Das ist sogar eigentlich schon viel zu flach für meinen Geschmack aber hoch drehen kann man ja immer.
Ansonsten ist die Bespielbarkeit vom Hals wirklich gut geworden. Die Ergonomie ist insgesamt typisch Tele/EVH/Axis. Die harte Korpuskante vorne stört schon ein wenig aber das gehört eben zum Design und ist sicher gewöhnungssache. Den Bierbauchspoiler hätte ich aber wirklich machen sollen. Da ärgere ich mich schon ein wenig, weil der es damals eigentlich nur aus Faulheit nicht auf den Body geschafft hat. Vielleicht hätte ich, im Nachhinein gesehen, die Gitarre auch noch ein wenig aushöhlen sollen denn sie ist mit ziemlich genau vier Kilo doch vergleichsweise schwer obwohl sie so zierlich ist. Aber vier Kilo sind ja so gerade eben noch so tragbar.
Das Tremolo funktioniert butterweich und zusammen mit dem Rollensattel und den Klemmmechaniken macht das richtig Spaß. Selbst schwebend aufgehängt sind Verstimmungen absolut kein Thema (so lange die Action im Rahmen bleibt, natürlich). Dieses Tremolo ist wirklich eine echte Empfehlung.
Trocken angespielt ist sie recht mittig und sehr perkussiv aber vergleichsweise leise. Eingestöpselt setzt sich dieser Eindruck fort - die ganze Energie, die nicht in die Luft abgegeben wurde, landet vom Gefühl her komplett am Klinkenausgang. Das ist schon ein ziemliches Brett, was da raus kommt und der SH6 unterstützt das auch noch wunderbar. Auch am Hals rotzt es so richtig schön. Beide PUs passen sehr gut zusammen und ergänzen sich sehr gut. Das ist aber wirklich nichts für verträumte Clean-Balladen sondern das schreit förmlich nach Rock.
Der P90 zusammen mit dem gesplitteten SH6 gibt einen tollen Clean-Sound fürs Strumming ab, den man wirklich gut verwenden kann. Der gesplittete Humbucker alleine ist schon sehr dünn, ebenso der parallel geschaltete. Das scheint wirklich nicht die Stärke des SH6 zu sein. Die Out-Of-Phase Sounds sind traditionell auch recht speziell. Wie erwartet haben die meisten Schalterstellungen also nicht wirklich viel praktischen Gebrauchswert aber sie fressen ja kein Brot.
Vieles an dem Projekt würde ich im Nachhinein anders oder besser machen aber trotzdem bin ich mehr als zufrieden. Vieles habe ich hier zum ersten Mal gemacht wie zum Beispiel dem hantieren mit der Oberfräse, das Bundieren oder das Hals-Shaping. Von der ganzen Inlay-Geschichte will ich gar nicht erst anfangen. Ich habe wirklich sehr viel gelernt bei dieser Gitarre. Aber das beste an dem Projekt war: Es hat unheimlichen Spaß gemacht - nicht nur das Bauen sondern auch das dokumentieren. Ich habe vorhin noch einmal den ganzen Thread von vorne bis hinten gelesen und war selbst wieder davon gefesselt, wie sich das alles so nach und nach entwickelt hat.
Aber nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das nächste Projekt kann kommen.