Hi!
Nachdem ich diesen Artikel verfolgt habe - bei dem sich ja seit langer Zeit nix mehr getan hat - wurde ich wieder neugierig auf die Vintage Icon - in meinem Fall die Gary Moore/Peter Green V100MRPGM Paula in Lemon burst. Seit längerer Zeit habe ich auch eine Thomas Blug Strat in meiner Sammlung, die ist schon sehr gut, wurde von mir damals allerdings mehr im "Vorbeigehen" wegen des Preises gekauft (Abverkauf NEU 200,- Eier!!!). Ansonsten ist schon fast alles was es gibt durch meine Hände gewandert, zur Zeit spiele ich hauptsächlich meine Classic Paulas oder eine 2004er PRS Singlecut.
Die Moore-Paula von Vintage hat mir immer gefallen, jedoch ergab es sich nie, immer kam irgendsoeine Gibbo, Musicman oder sonstirgendwas dazwischen ;-) Durch diesen Thread hier und daraufhinfolgend einiges durchstöbern von anderen Kritiken und Berichten im Netz hat sie mich dann jetzt doch so interessiert, daß ich es SELBER wissen wollte.
Vorab: ja, unbedingt in England bestellen - ich hab mein Schätzchen dort um 355,- Euro neu inkl. Versand bekommen, dieser dauerte von England nach AT 3 (!!!) Tage (Händler dv247 - Geheimtip).
Und ich bin wirklich absolut positiv überrascht. Soviel Gitarre für sowenig Geld gibts nirgends. Mir wurscht, in welcher Fernostfabrik die Gute zusammengebaut wurde, keine andere Marke gibt dir solch einen Gegenwert.
Mein Modell ist distressed, allerdings nicht zu übertrieben. Nachwievor bin ich mir nicht sicher, ob ich sie für meine Coverband (alles von Rock, Blues, Pop bis hin zu Country & Metal) in 'normaler' E-Stimmung oder meine Heavy 'Stammband' in Drop-B einsetzen soll. Können tut sie nämlich beides - sowohl in E als auch Drop-B bringt sie die Bässe und Obertöne super rüber, die Bundreinheit ist NICHT nachzujustieren (Applaus).
Gerade den tiefen Metalbereich bedient sie soundmäßig überraschend gut: die 'PAF-like' Wilkinson PUs bringen so eine rotzige teils brutale Verzerrung rüber daß man glauben könnte man geigt mit DiMarzios. Der bekannte out-of-phase Sound in der Mittelstellung macht sie auf der anderen Seite wieder für meine Coverband interessant, dieser quasi-wahwah Sound klingt total cool wenn man ihn nicht zu übertrieben einsetzt.
Von der Verarbeitung her kann ich an meiner Vintage nix bemängeln (gut, sie ist distressed, da fällt wohl einiges weniger auf
), Hals ist sehr sauber eingepaßt, Binding ist fein gemacht, die Inlays perfekt. Das satinartige Finish ist vor allem auf der Halsrückseite sehr fein, man fühlt sich rasch 'zuhause' auf dem relativ schnellen (60er) Hals! Schalter und Potis funken einwandfrei, nix wackelt, nix kratzt.
Da ja auch die Mechaniken 1:1 kopiert wurden, heißt, es sind Löcher (sogar Abdrücke) der imaginären Originalmechaniken sichtbar, obwohl tatsächlich Wilkinsons (beim Original halt Grovers nehme ich an) montiert sind, hab ich die Gelegenheit genutzt und gleich ein paar passende Lockingdinger von Wilkinson draufgetan, die genau die gleiche Befestigungsbohrung wie die Aftermarkets haben, somit ist auch im Droptuning (mit 0.11ern) die Stimmung 100% zu jeder Zeit gegeben.
Was fehlt noch? Aja, die Bespielbarkeit: ich spiele ziemlich schnell, und zwar bevorzugt mit der so schön genannten "Briefmarkensaitenlage". Zugegeben, auf meinen echten Paulas oder der PRS bringe ich die Saiten noch ein Quentchen tiefer über die Bünde ohne Schnarren, das bewegt sich dann allerdings im 1/10el mm-Bereich (E-Tuning 009, Drop-B 011) - außerdem ist zu tief dann wieder schlecht für die tiefen Obertöne auf der E-Saite, ist immer eine Gratwanderung, wie jeder weiß. Für Flitzesoli ist die Vintage jedenfalls allemal geeignet.
Zurück nochmal zum Sound - gerade heulende Bluessounds spuckt der Neck-Wilkinson sensationell aus. Sustain ist je nach Effekten und Einstellung sicher vergleichsweise 80% von dem, was man mit einer gleich gut verstärkten Gibbo erreicht. Dazu nochmal eine Anmerkung zu den Soundvergleichen: jemand schrieb absolut richtig, daß man mit gleicher Ampeinstellung sehr schnell die eine gitarre SENSATIONELL und die andere MIES abtun kann - was unfair gegenüber der einen oder anderen ist. Die Vintage gehört nunmal anders eingestellt wie eine USA-Paula. Selbst bei Paula vs. Paula wird man immer eine haben, die subjektiv für einen selber besser klingt. Der nächste Hörer stellt vielleicht genau das Gegenteil fest.
Fazit ist jedenfalls, daß Vintage für die Zukunft sicher mal eine gesuchte Angelegenheit werden könnte, ich überlege mir jetzt schon, mein kleines Eck dieser Schätzchen noch mehr damit aufzufüllen.
Und bei aller wirklich sehr sehr guten Spielqualitäten, die sie mitbringt: wenn sie mal runterfällt und etwas kaputtgeht, muß man sich nicht gleich die Kugel geben (wobei, auch hier könnten nach einer gemeinsamen Zeit durchaus Tränen fließen
)