Da mich mein Bassist Martin Hofmann auf diesen Thread aufmerksam gemacht hat, möchte ich als Drummer auch mal meinen Senf dazu abgeben.
Prinzipiell, und das wurde ja schon gesagt, beginnt der Monitorsound erst einmal beim eigenen Instrument. Das sollte man im Griff haben, entsprechend stimmen, spielen und einen guten Sound anbieten. Eine Snare die nach Putzeimer klingt, wird auch im Monitor und über die PA wie ein Putzeimer klingen. Im nächsten Schritt kommt dann das Equipment. Bei meinen Drums gibt es z.B. eine deutliche Verbesserung im Monitorsound, seitdem wir immer das gleiche (eigene) Micro-Setup verwenden.
Der nächste Schritt passiert dann am Pult. Auch hier haben wir deutliche Verbesserungen erzielt, indem wir inzwischen immer mit eigenem FOHs anreisen und diese mit digitalen Pulten arbeiten. Das ist leider ein weites Feld, und es beherrscht (noch) kein FOH alle Modelle, sodass da teilweise Einweisungen nötig sind. Sobald aber ein Digi-Pult zum Einsatz kommt auf dem unser FOH schon gearbeitet hat, gibt es auch schon ein Monitor-Preset. Das reduziert die Zeit für den Monitorcheck um 70-80%, da nur noch Nuancen angeglichen werden müssen.
Eine ganz entscheidende, ja wahrscheinlich sogar die wichtigste Veränderung, war der Switch hin zum In-Ear, dem sich bis heute nur - na, wer wohl?
- der Gitarrist verweigert hat. Für alle anderen wurde die Sache dadurch wesentlich einfacher, da man mit einem Stereo-Mix und entsprechend guten Kopfhörern wirklich einen exzellenten (weil transparenten und aufgeräumten) Sound bekommt. Dazu trägt bei, dass auf der Bühne keine brüllend lauten Wedges/Drumfills mehr stehen müssen, die die Bühne mit muffigem Soundbrei fluten und dadurch auch einen guten FOH-Sound extrem erschweren. Zudem wirken sich die ortsabhängigen Gegebenheiten/Änderungen (vom engen Club auf die große Open Air-Bühne) auch nicht mehr so brutal auf den Monitorsound aus. So kann man sich nach und nach an seinen optimalen Monitorsound heranarbeiten- immer wiederkehrende Rückschläge eingeschlossen.
Vielleicht noch ein paar Worte zum Drumsound im Speziellen. Ein großes Problem ist da ja immer der gefühlte Schalldruck der Bassdrum, der bei InEars natürlich entfällt. Dafür hat sich die Industrie die netten Bass-Shaker bzw. Buttkicker ausgedacht, die man sich unter den Hocker schrauben kann und mit massiven Amps antreiben muss. Eine ziemlich aufwändige und so gar nicht natürliche Lösung, über die ich aber auch schon nachgedacht habe. Alternativ kann man sich auch einen Subwürfel hinter den Hocker stellen, auf dem nur die Bassdrum läuft (was aber wieder einen extra Monitorweg kostet), gleichzeitig steigt dann wieder der Soundmulm auf der Bühne und auch die Gefahr von Feedbacks. Groß war dann die Überraschung, dass all das auch mit InEar nicht nötig ist, wenn der Mann am Pult weiß, wie er den EQ zu bedienen hat. Und das ist meiner Meinung nach genau der Unterschied zwischen durchschnittlichem und sehr gutem Monitorsound (wobei ich da wie gesagt nur für die Drums sprechen kann). Es geht nicht einfach um die Lautstärkeverhältnisse der Instrumente untereinander. Ein frequenzmäßig optimal ausgesteuerter Monitorsound liefert auch im InEar einen druckvolle und satte Bassdrum. Auch die Snare und die Toms lassen sich so perfekt "modellieren". Mehr braucht's dann nicht. It's the equalizer, stupid!
Und damit komme ich zum nächsten, sehr wichtigen Aspekt: Ein Musiker sollte sich ein gewisses Verständnis von Klang und Technik aneignen und verstehen, was "der da unten" eigentlich treibt, bzw. was er kann und was er eben nicht kann (z.B. Scheiße polieren). Und er sollte auch artikulieren können, was ihm im Monitor fehlt oder stört. Entweder mit verständlichen Ansagen (z.B. "mehr Attack" oder "mehr Bauch") oder eben gleich in der Sprache des FOH (z.B. "schieb in die Bassdrum bitte bei 64 Hz was rein"). Kommandos wie "Mach mal dass die Snare geiler klingt" helfen da leider überhaupt nicht. Das ist ein langer, mühevoller Weg, auf dem viel probiert werden und manche Sackgasse genommen werden muss. Aber es lohnt sich.
Der perfekte Monitorsound ist eh wie das Ungeheuer von Loch Ness: Jeder kann ihn beschreiben, aber keiner hat ihn je gesehen (bzw. gehört). Das Optimum kann man also nicht erreichen, sondern sich ihm lediglich annähern. Dabei kann ein wenig Gelassenheit und Freundlichkeit im Umgang mit Mitmusikern und Technikern übrigens nicht schaden. Selten sind nämlich nur "die Anderen" schuld.