Da mag ich mich dem Ben halbwegs anschließen:
Wenn man konkrete Fingerübungen macht, geht es primär um eines: Kontrolle.
Wenn ich Fingerübungen mache, überleg ich mir vorher auf was das hinauslaufen soll, und dann hab ich ne Liste im Kopf:
Zum Beispiel bei deiner 1-2-3-4-Übung könnte die so aussehen:
- alle Töne im Takt
- alle Töne gleich lang, auch bei Saiten- und Bundwechseln
- alle Töne gleich laut
- alle Töne mit dem gleichen Sound
- keinen Finger weiter als 2mm von den Saiten weg bewegen
- 1, 2 und 3 bleiben liegen, bis 4 spielt, dann geht 1 auf die darunterliegende Saite, wenn 1 dann spielt, bereitet sich 2 vor etc
oder 1 geht sofort auf die nächste Saite, wenn 2 spielt
oder wenn du rückwärts 4-3-2-1 spielst, gibt es die Möglichkeiten bis 1 runterzuspielen und dann alle Finger gleichzeitig auf die nächste Saite zu setzen, oder 4 geht sofort wenn 3 spielt schon auf die nächste Saite, etc.
Worauf ich hinaus will: es kommt weniger darauf an WAS man spielt, als WIE man es spielt, und wichtiger als WIE ist, dass man es so spielt, wie beabsichtigt.
Mach dir vorher Gedanken, wie du es spielen willst, und kontrollier dich bei jedem Ton, ob er korrekt gespielt war, das reicht völlig aus (überfordert schon die meisten). Ganz egal was du spielst.
Der Sinn von 1-2-3-4 ist eh nicht, dass das irgendwie groovt, oder dass deine Finger den Ablauf lernen. Son chromatischer Lauf kommt eh selten vor, da geht es eigentlich nur um die Synchronität der beiden Hände.
Ich persönlich mache sehr wenig Fingerübungen (eigentlich primär um die Finger aufzuwärmen und zu lockern), sondern suche mir da lieber Stücke raus, dass ähnliche Ansprüche hat, aber dabei noch schön klingt.
Falls du Noten lesen kannst, guck nach irgendwelchen Etüden-Büchern (Sor, Tarrega, Brouwer etc), oder spiel was von Giuliani, da hast du Fingerübungen für beide Hände im Stück mit drin ;-)