Okay, jetzt also, nachdem alle Fotos auf Picasa und alle Videos auf Youtube hochgeladen sind, kommt die finale Version des Vietnam Reiseberichtes.
Bitte entschuldigt, wenn ich nicht nur und ausschliesslich auf die Gitarrenthematik abhebe, denn das Land Vietnam und die freundlichen Menschen dort haben es durchaus verdient, dass man etwas Werbung fuer dieses Fleckchen Erde macht.
Also, ohne weitere Vorrede:
Vietnam
Was weiss der durchschnittliche Mitteleuropaeer von Vietnam? Wahrscheinlich nicht mehr als dass das mal eine franzoesische Kolonie war, die dann nach dem 2. Weltkrieg im Inochinakrieg nach dem Fall von Dien Bien Phu in Buergerkrieg gefallen, getrennt in Nord- und Suedvietnam und dann in einem weiteren langen Krieg mit zunehmender Einmischung der USA bis weit in die 1970'er Jahre schreckliches Kriegsgebiet und nach dem Abzug der USA weiterhin noch im Buergerkrieg verharrend bis dann 1975 die Vietkong und die NVA schliesslich gewonnen ... von der Bildflaeche verschwunden ist. Vielleicht weiss der eine oder andere noch vom Krieg zwischen Vietnam und China in Kabodscha Ende der 1970'er, aber danach ist Vietnam ein blinder Fleck auf der Weltkarte. Vergessen, verdraengt - vielleicht auch bedingt durch die Scham der USA wegen der Anwendung von chemischen Waffen (Agent Orange) - jedenfalls war Vietnam lange Zeit einfach nicht praesent.
Bis zum Ende der Sovietunion war das auch so, Vietnams Nationalkommunisten haben das Land hinter einem Bambusvorhang gehalten und es ist nicht viel aus Vietnam in die Medienlandschaft durchgesickert. Aber, das Ende der Sovietunion und der neue Kurs der Perestroika und Glasnost wurde in Vietnam sofort adaptiert und Vietnam ist - wie Phoenix aus der Asche - zu einer Boomnation in Suedostasien aufgestiegen. Nur touristisch ist es wohl - zum Glueck - nicht eines der Traumziele und ich habe mich fragen muessen, warum.
Meine eigene Verbindung zu Vietnam ist ein Gitarrenbauer mit dem Namen Binh in Saigon - sorry Ho Chi Minh City - der seit Jahren fuer mich excellente Customgitarren baut und weil ich wieder einmal 2 neue bestellt hatte, wollte ich den guten Mann auch mal persoenlich kennenlernen. Zusaetzlich hat eine auf meiner kleinen Insel bekannte und beliebte TV-Show "Top Gear" eine Themensendung ueber Vietnam ausgestrahlt, die dann auch mein touristisches Interesse geweckt hat. Finden kann man dieses Video unter anderem hier:
[video]http://www.streetfire.net/video/tgukvietnam-special_part-1_2203176.htm[/video]
Das Problem mit Vietnam ist, dass es so ziemlich am anderen Ende der Welt liegt, jedenfalls von meiner kleinen Insel aus betrachtet, und so muss man erstmal da hin kommen. Mein Reisebuero hat mir die Route Cork-Amsterdam-Hong Kong-Saigon empfohlen und so ging es dann fruehmorgens mit dem ersten Flug von Cork nach Amsterdam und dann von Amsterdam mit Cathay Pacific nach Hong Kong und weiter nach Saigon.
Cathay fliegt mit einer 747-400 und Vielflieger wissen, dass es in der Economy ganz genau eine Reihe gibt - Reihe 44 - in der Menschen meiner Koerpergroesse halbwegs bequem sitzen koennen. Gluecklicherweise war noch ein Sitzplatz in Reihe 44 frei. Ungluecklicherweise der Mittelplatz und ausserdem moechte Cathay Pacific fuer das Privileg $120 an Gebuehren sehen.
Egal ... bei 11:30 Flugzeit ist mir das dann doch die $120 wert und so ging es dann transkontinental nach Hong Kong International.
Cathay hat einen guten Bordservice - ohne Frage - aber die Sitze sind doch eher grenzwertig - jedenfalls fuer Menschen wie mich.
Und so war ich dann mehr als froh, nach 11 Stunden in Hong Kong zu landen.
Hong Kong International ist ein schoener, luftiger Flughafen. Nicht zu vergleichen mit dem alten Kai Tak Airport, der allein schon beim Anflug Kotztuetenniveau hatte.
Weiterflug dann mit einer sehr bequemen A330 nach Saigon.
Beim Verlassen des Flughafengebaeudes dann er erste Schlag. 35 Grad, 100% Luftfeuchte, das wirkt als haette jemand gleich mal so einen Eimer Schweiss ueber einem ausgekippt und dann mit einem Totschlaeger von hinten auf den Hinterkopf geschlagen.
Die Fahrt vom Flughafen in die Innenstadt hat dann schonmal den ersten Eindruck vom Strassenverkehr in Vietnam gegeben. In Saigon leben 9 Millionen Menschen, die mit 5 Millionen Mopeds 24 Stunden am Tag die Strassen bevoelkern. Draussen auf der Ausfallstrasse scheint das ja noch ertraeglich, aber wenn man in die Innenstadt kommt...
Auf meiner Uhr war es irgendwie irgendwo irgendwann, keine Verbindung mit der Jetztzeit und eines war klar: Wenn ich jetzt ins Bett gehe, dann ist mein Biorhythmus vollkommen durcheinander. Was tun? Taxi und 'raus zu Mister Binh. Die Taxifahrt erspare ich Euch, sagen wir nur mal so... der Verkehr ist sehr, sehr kreativ. Und Taxis sind billig, denn die 20 Minuten vom Hotel zur Guitar Street haben mich gerade $2,50 gekostet.
Binh hat ein unscheinbares Ladengeschaeft auf der "Guitar Street" und ausser Binh gibt es bestimmt noch 10-15 andere Laeden dort. Die Laeden kann man in drei Kategorien einteilen.
1) Die Laeden fuer den Vietnamesen. Hier hat es ein sehr preiswertes, aber meist doch qualitativ absolut unbefriedigendes Angebot. Grob behauene Instrumente, schlechte Hoelzer, aber preiswert. Gitarren ab 10 Dollar. Da beschichtete Saiten in Vietnam aber unbekannt sind, fragt man sich wie lange denn die Tetanusimpfung noch haelt und nimmt dann von einem Probespielen abstand.
2) Touristenlaeden. Vollklimatisiert und fast schon westlich anmutend. Allerdings sind die Gitarren in diesen laeden doch eher Massenware "Made in China. Nicht wirklich schlecht, aber qualitativ nicht berauschend. Die Gitarre auf dem Bild liegt bei umgerechnet 600 Euro. Sieht nach mehr aus, klingt und spielt leider nicht so.
3) Handwerker. Binh ist einer der Handwerker, die irgendwo in der Mitte zwischen den Laeden fuer den "internen Bedarf" und den Touristenlaeden sitzen. Meist hat man ein oder zwei Vitrinen mit den "besseren" Modellen und dann natuerlich die preiswerten Modelle irgendwo an Decken und Waenden haengend. Binh ist nicht der einzige, aber meiner Meinung nach der Beste dieser Handwerker.
Hier mal ein paar Eindruecke aus Binh's "Laden"
Binh hat dann noch seine neueste Kreation herausgeholt, eine andere Mischung aus Taylor-GA Korpus und Martin Hals, Fichtendecke, Palisanderkorpus mit scalloped Bracings und das Ding war der absolute Hammer. Ich dachte ja, dass meine Koa-Jumbo unuebertroffen ist, aber diese GA ist nochmal besser. Und meine zwei neuen Gitarren, so sagt Binh sind dann nochmal die naechste Evolutionsstufe und nochmal besser als die GA. Holla die Waldfee! Wenn das wahr wird, dann werden das Traumgitarren.
Aber warum lange reden, wenn es doch schon Bilder vom Rohbau gibt...
das ist der Rohbau der Nylonsaiten-Gitarre. Zederndecke, Ovangkolzargen und Boden.
... und weil meine Anhangskapazitaet erschoepft ist - maximal 20 - mache ich mit der Steelstring im naechsten Beitrag weiter.