Sorry im Vorhinein, das könnte jetzt lang und etwas abstrakt werden...
Ich denke mal, dass das Problem weitgehend damit zusammenhängt, dass "Belt" an sich erst mal gar nichts heisst - jede/r versteht was anderes drunter, 10 Gesangslehrer (und Schüler), ebenso viele Meinungen. Ich hab' da vor einiger Zeit sogar mal 'nen Blog zu geschrieben - es gibt mindestens 5 bis 6 physiologisch völlig unterschiedlich produzierte Sounds, die aber alle als "Belt" bezeichnet werden - und jede/r meint, seiner sei der einzig wahre. Den "einzig wahren Belt" gibt's aber nicht, nur gesund und ungesund produzierte Töne. Manch einer empfindert starken Twang als Belt (obwohl der exclusiv randstimmig sein kann), ein anderer vollstimmiges Rufen, wieder einer einen Mix. Wenn du z.B. Musical Theatre singst, wird man eine sehr genaue Vorstellung haben, welchen Sound man von Dir hören will. Das grenzt es schon auf ca. 2 - 3 verschiedene "Belts" ein. Gilt in Rock tw. auch.
Die Ausgangsfrage für einen Schüler sollte daher eigentlich nicht so sehr sein: "Wie belte ich richtig?", sondern eigentlich eher: "Welchen Sound habe ich dabei im Kopf?" - DAS kann man dann replizieren.
Zum Rücken: Das hat mit statischer Muskelan(ver)spannung gar nichts zu tun - wenn man instinktiv alles richtig macht, kann man das vernachlässigen (scheint mir hier aber nicht der Fall). Die Funktion des Rückens ist ja gerade, die elastische (!) Stütze im Bauch- und Flankenbereich überhaupt zu ermöglichen. Wer im Bauchbereich fest (oder extrem unterstützt, gilt für beides) ist, tut wesentlich besser daran, den Fokus auf den Rücken zu verlagern als irgendwo im Frontbereich zu manipulieren. "Mehr Luft schieben" tu' ich v.a. durch Quetschen mit meinen Bauchmuskeln, nicht mit meinen Lats - die haben nur stabilisierende Funktion (die ist aber gerade so wichtig).
Ich schliesse mich da übrigens Kenshi an: Wenn es da wirklich statische Probleme gibt, kann man die oft nicht im Gesangsunterricht alleine lösen. Bodywork irgendeiner Art (Pilates, Yoga etc) und/oder Alexander Training würde ich da echt unbedingt empfehlen.
Von ausschliesslicher Konzentration auf den Kehlkopf halte ich persönlich gar nichts. Estill argumentiert ja z.B. ganz gerne, dass Paraplegics schliesslich auch ohne Beteiligung der Bauch- und Rückenmuskeln noch sprechen können (um so zu beweisen, dass Stütze mehr oder weniger unnötig ist), das geht aber m.E. am eigentlichen Problem vorbei. Sänger sind irgendwie eher mit "Leistungssportlern" denn normalen Sprechern zu vergleichen. Klar kann ich ungestützt singen und sprechen und alle Sounds nur durch Kehlkopfeinstellung produzieren. Ein Sänger muss das, im Gegensatz zum "Normalsprecher", aber ständig und sustained. Darüber hinaus kompensieren gelähmte Sänger oft durch "nach vorne lehnen" (und erhöhen so intraabdominalen Druck) - so ganz straightforward scheint das dann wohl doch nicht zu sein.
Dass UH aufgrund von Pharynxweite ein guter Beltvokal sein soll geht m.E. auch an drei Problemen vorbei:
a) er aktiviert in ungeübten Sängern viel zu stark die Randstimme, daher sollte man Belts auf UH erst versuchen, wenn man die "beltfreundlichen" Vokale wirklich beherrscht. Selbst dann braucht er eine gewisse Modifikation.
b) Du kannst Männer stimmlich nicht 1 : 1 mit Frauen vergleichen (habe gerade gestern wieder von einer Studie gehört dass Frauen, nicht nur beim Belten, viel stärker zu vocal injuries neigen als Männer, einfach aufgrund der Tatsache, dass ihr Instrument ganz anders gebaut ist, von Grösse des Kehlkops bis hin zu Kollagenanteilen in den Stimmbändern).
c) es vernachlässigt völlig, dass Belt NICHT nur was mit Kehlkopfeinstellung und Stimmbandfunktion, sondern v.a. auch mit dem Ansatzrohr/Akustik zu tun hat (Stichwort Formanten). UH ist ein "reverse megaphone" Vokal (hast Du die Studien von z.B. Titze zum Thema gelesen?), heisst verhältnismässig kleine Mundöffnung, mehr Weite im Rachen. "Belt", wie die meisten ihn verstehen, braucht allerdings akustisch die "megaphone"-Einstellung: weniger Weite im Pharynx, weitere Mundöffnung.
Ich will da jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, weil's der Threaderstellerin nicht wirklich hilft (sowas muss man in aller Regel zeigen und "am Objekt" korrigieren
). Die Artikel findet man tw. auch online, für die, die's interessiert.
Meine Frage an den Schüler ist generell immer:
WAS ist für dich Belt? Der Sound, der von der TE angestrebt wird (sie hat ja Beispiele genannt) hat andere Voraussetzungen als das, was Pavarotti macht, m.E. auf zwei Ebenen: Stimmfunktion UND resonatorisch/akustisch. Die dritte Ebene ist Körper/Stütze, wie genau ich die handhabe hängt allerdings v.a. von gewählter Stimmfunktion ab. Sobald wir da auf einer Ebene was anders machen, haben wir ein anderes Endergebnis. Das können wir immer noch Belt nennen (ist ja kein Patent drauf wie schon angedeutet), nur ist es nicht der Sound, den die TE produzieren möchte