Moin,
dass man auf einem Instrument dadurch schneller wird, dass man zu einem Metronom übt, welches man langsam immer höher dreht, ist leider schlicht und einfach falsch, bzw. man erreicht irgendwann eine Grenze, die man mit diesem Verfahren nicht überwinden kann. Das ist hinreichend durch die Hirnforschung belegt und mittlerweile eigentlich den meisten Musikpädagogen klar. Für langsame und schnelle Bewegungen sind nämlich zwei Bereiche im Gehirn zuständig. Die langsamen Bewegungen, die man zu Beginn der Übemethode mit schneller werdendem Metronom abspeichert, werden also im Gehirn nicht da abgelegt, wo die schnellen Bewegungen abgelegt werden, die man bei der Methode später erlernt. Somit kann man sich das langsame Üben im Grunde sparen, da die schnelle Bewegung durch das langsame Üben nicht besser oder schlechter wird. An dieser Stelle möchte ich nicht missverstanden werden: Um eine Bewegung zu lernen ist es EXTREM wichtig sie langsam zu üben (ich empfehle sogar sehr langsam!). Der Schlüssel zum schnellen Spielen liegt dann aber darin recht bald schnell zu üben. Da das natürlich nicht mit einem ganzen Stück geht, nimmt man sich kleine Abschnitte vor. So ist es sinnvoll einfach mal die ersten vier Töne der Petrucci-Übung auf 200 bpm zu spielen. Dann macht man eine kleine Pause und spielt wieder die ersten vier Töne. Dann nimmt man entweder zwei Töne dazu oder nimmt sich den nächsten Abschnitt vor, wobei sich die Abschnitte überschneiden sollten, damit später nicht noch Übergänge geübt werden müssen. Oder man spielt auf ein Metronomtempo etwas langsam und jeweils kurze Zeit doppelt (oder viermal) so schnell (
https://www.youtube.com/watch?v=S4TMbJM1UEI)
Und noch ein Tipp fürs Schnellspielen: Es hilft ungemein deutliche Betonungen zu machen, um in dem Wust aus schnellen Tönen den Überblick nicht zu verlieren. Betont man z.B. bei 16teln immer die Erste von vier Noten ist das in der Regel nicht nur musikalisch sinnvoll (wenn denn die erste 16tel auf einer Hauptzählzeit ist), sondern auch deshalb, weil man selbst auf die Betonungen achten kann und so plötzlich ein viel langsameres Tempo wahrnimmt. Die Betonung strukturiert auch die Anschlagsbewegung und obwohl man es nicht hört, empfiehlt es sich die Betonung sogar in der linken Hand zu spüren - das hilft, um die beiden Hände zu koordinieren. Die Betonung kann etwa erfolgen, indem man den rechten Arm bei der zu betonenden Note etwas mehr fallen lässt (man muss also nur der Schwerkraft nachgeben). Die linke Hand kann auf der zu betonenden Note einfach etwas mehr zupacken und schon haben beide Hände einen gemeinsamen Impuls, der die schnellen Töne unterteilt.
Punktiert üben ist auch eine gute Übemethode - nicht nur um schnell zu werden, sondern auch um technische Sicherheit zu erlangen. Man hat z.B. eine 16tel-Gruppe vor sich. Man übt sie aber nicht als 16tel-Gruppe, sondern stellt sich vor, die erste Note sei eine punktierte 16tel, die Zweite eine 32tel, die Dritte wieder eine punktierte 16tel usw.. Man übt den Abschnitt zunächst so. Dann dreht man die Punktierung um: Man übt die erste Note als 32tel, die Zweite als punktierte 16tel, die Dritte als 32tel usw.. Im Anschluss spielt man den Abschnitt in 16teln und wundert sich, wie gut das geht!
Ich finde den Beitrag von -=Mantas=- im Übrigen sehr gut. Mit welcher Technik GENAU man am besten schnell spielen kann, ist wirklich schwer zu sagen. Es ist richtig, dass diverse gute Gitarristen mit unterschiedlichsten Ansätzen weit kommen. Hier sind einige Ansätze ganz gut vorgemacht:
https://www.youtube.com/watch?v=thx-HKhb-X8
LG und viel Spaß beim Üben!