Von Klassik auf Rock

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Secreton
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Hiho alle,
Ich ( männlich) Habe jetzt seit nem 3/4 Jahr Gesangsunterricht im klassischen Gesang,
nun habe am Ich am nächsten Sonntag die erste Bandprobe als Sänger. Das Problem ist Ich habe relativ große Probleme die klassischen Gesangstechniken auf den Rock/Metal Bereich anzuwenden....
Dabei rede Ich keinesfalls vom Shouten/Growlen etc.. sondern von dieser ganz besonderen harten Gesangsnote in der Stimme!
Es klingt halt alles sehr klassisch, kindlich und passt nicht in den Bereich des Rock/Metal!
Ich habe nicht vor Raucher zu werden oder starker Alkoholiker und auch wenn einige mich darauf hinweisen werden ist das Schwachsinn! Nicht jeder Rocksänger ist chronischer Alkoholiker und Raucher!
Ich habe gehört Rocksänger benutzen sehr stark die Bruststimme , sowas wie Kopfstimme gibt es nicht weil man das Falsett benutzt und wie es sich mit der Mischstimme verhält weiß Ich auch nicht(ob man die nun benutzt oder nicht)
Hab Ihr Tipps und Ideen? Bzw Erfahrungen?
Und haltet euch nicht mit den Fachausdrücken zurück, Ich habe wirklich sehr viel gelesen aber bis her nichts konkretes gefunden!
 
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Ich könnte da jetzt wahrscheinlich ellenlang zum Unterschied zwischen Technik und Stil schreiben, und dass einige Gesangslehrer das leider immer noch verwechseln...

Fakt ist: Wenn Du Rock singen willst, solltest Du zu einem Lehrer gehen, der stilistisch sicher Rock unterrichtet. Klassischer Gesangsunterricht ist nicht per se schlecht und hilft Dir in vielen neutraleren/weicheren zeitgenössischen Gesangstilen u.U. auch erst mal weiter, aber eben nicht in allen. Der Lehrer, den Du auswählst, muss nicht zwangläufig die gleichen Stilpräferenzen haben wie Du. Er/sie muss aber verstehen, worauf es in Deinem bevorzugten Stil ankommt und das vor allem VERMITTELN können. Gesangsunterricht bei Jemandem, der die Schiene "nur klassischer Gesang ist guter Gesang" fährt, wenn Du stilsicher Rock singen willst, ist meiner ehrlichen Meinung nach rausgeschmissenes Geld.

Ich sage es immer wieder: Physiologie und Technik ist für alle gleich, das kann im Prinzip jeder Gesangslehrer vermitteln, der Ahnung von seinem Job hat. Stil hingegen ist nicht identisch, und welchen technischen Set Up ich wähle hängt eben vom Stil ab, den ich singen will. Und da ist es meiner Meinung nach das einzig Wahre, zu jemandem zu gehen der
A) stilistisch unvoreingenommen ist und Ahnung von Gesangsphysiologie hat
B) den von mir bevorzugten Stil selbst beherrscht und das vermitteln kann

Sagt eine, die klassischen Gesang studiert hat, sich jahrelang von ewig gestrigen Dozenten anhören musste, dass "nur klassische Gesangstechnik gute Gesangstechnik ist und Pop die Stimme kaputt macht" und nach ihrer Umorientierung zu Musical Theatre und Pop mühsam umlernen musste - für das, was ich beruflich singen wollte, war klassische Technik eben NICHT die einzig wahre.

Ich würde heute jedem Schüler raten, der von seinem Lehrer gesagt bekommt, dass klassische Technik einen befähigt, alles zu singen, schleunigst das Weite zu suchen, weil's einfach nicht stimmt.

Mit meinen eigenen Schülern handhabe ich das auch so: Basics unterrichte ich in allen Stilen, weil ich genügend physiologisches Verständnis habe. Selbst da unterrichte ich aber schon Unterschiede, wenn ich weiss, dass der Schüler z.B. nur Rock singen will. Fortgeschrittene Schüler und Profis unterrichte ich nur in den Stilen, die ich auch selbst singe - ich würde mir manchmal wünschen, dass das alle Lehrer so handhaben. Ohne da jemandem zu nahe treten zu wollen, aber es sind sehr oft klassische Lehrer, die meinen, auch Rocksänger unterrichten zu können - umgekehrt kommt das eher seltener vor.
 
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Ich könnte da jetzt wahrscheinlich ellenlang zum Unterschied zwischen Technik und Stil schreiben, und dass einige Gesangslehrer das leider immer noch verwechseln...

Ich würde auch wenn Ihr dir über dieses Forum kein Endgeld bieten kann sehr danken wenn du mir vllt ein Grundkonzept zu den Unterschieden erklärst, leider wohne Ich nicht in der größten Stadt und wir haben nur die eine Musikschule hier, die Möglichkeit einen Lehrer der mich in Rockgesang unterrichtet zu finden habe Ich leider nicht...

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Ich sage es immer wieder: Physiologie und Technik ist für alle gleich, das kann im Prinzip jeder Gesangslehrer vermitteln, der Ahnung von seinem Job hat. Stil hingegen ist nicht identisch, und welchen technischen Set Up ich wähle hängt eben vom Stil ab, den ich singen will. Und da ist es meiner Meinung nach das einzig Wahre, zu jemandem zu gehen der
A) stilistisch unvoreingenommen ist und Ahnung von Gesangsphysiologie hat
B) den von mir bevorzugten Stil selbst beherrscht und das vermitteln kann

Leider beherrscht mein Lehrer wohl nicht den Rockgesang

Sagt eine, die klassischen Gesang studiert hat, sich jahrelang von ewig gestrigen Dozenten anhören musste, dass "nur klassische Gesangstechnik gute Gesangstechnik ist und Pop die Stimme kaputt macht" und nach ihrer Umorientierung zu Musical Theatre und Pop mühsam umlernen musste - für das, was ich beruflich singen wollte, war klassische Technik eben NICHT die einzig wahre.

Genau so etwas habe Ich befürchtet!



Mit meinen eigenen Schülern handhabe ich das auch so: Basics unterrichte ich in allen Stilen, weil ich genügend physiologisches Verständnis habe. Selbst da unterrichte ich aber schon Unterschiede, wenn ich weiss, dass der Schüler z.B. nur Rock singen will. Fortgeschrittene Schüler und Profis unterrichte ich nur in den Stilen, die ich auch selbst singe - ich würde mir manchmal wünschen, dass das alle Lehrer so handhaben. Ohne da jemandem zu nahe treten zu wollen, aber es sind sehr oft klassische Lehrer, die meinen, auch Rocksänger unterrichten zu können - umgekehrt kommt das eher seltener vor.

Ich komme mir auch so vor wie bei den Basics, Ich suche mir eigentlich ständig Lieder aus dem Bereich Metal aus die wir dann durchgehen,.. mich stört es auch unheimlich, dass wir das dann immer mit absolut klassischer Gesangstechnik tun!
http://www.youtube.com/watch?v=N-hIYcw42FM dieses Lied z.B. er sagte mir nur dass das Gesangstechnisch total falsch wäre, aber im Endeffekt will Ich ja so singen... "depress"

Da Ich keine Möglichkeit habe einen Rockgesangslehrer zu finden bleiben mir eig nur das Internet und Bücher, und natürlich die Tipps aus dem Forum!
Ich würde mich echt über jede Hilfe freuen

- - - Aktualisiert - - -

"Denn zu Beginn einer kllassischen Stimmbildung werden ja jegliche Rauhigkeiten und Eigentümlichkeiten der Stimme wegtrainiert, um einen ganz klaren glockenhaften Klassiksound zu erzeugen, z.B. wird ein vollständiger "gesunder" Stimmbandschluss trainiert, so dass in der Klassik keine Hauch auf der Stimme oder "Rauhigkeit" mehr hörbar sing Sind diese Eigentümlichkeiten erst mal "weggeschliffen" worden, die im Popsound so unabdingbar wichtig sind, da dort der spezifische Wiedererkennbarkeitswert, sprich Eigenheit der Stimme von entscheidender Bedeutung sind, können diese nicht wieder erzeugt werden"

Ich habe in einem anderen Forum diesen Satz gelesen... es macht mir leicht Angst das zu lesen... hängt da die Wahrheit dran?
 
Na ja, ganz so schlimm isses nicht ;)
Es kommt schon auch auf den Sänger an - auf seine musikalische Biographie, seine Prägungen und Vorlieben.
Ich hatte jahrelang klassischen Unterricht - weil es damals auch nix anderes gab - und klinge nach wie vor ganz und gar unklassisch, weil ich mich klangmäßig immer an meinen Rockidolen orientiert habe. Ich erinnere mich gut daran, daß ich manche GL zur Verzweiflung gebracht habe, weil ich viel zuviel im Ruf- bzw. Beltmodus gesungen habe, und sie konnten es mir nicht wirklich abgewöhnen. Die klassische Stimme blieb mir immer fremd, so als würde ich mir ein Faschingskostüm überstreifen - aber vieles von der erlernten Technik wende ich bis heute an.
Versuche dir zunächst einmal vorzustellen, wie du klingen willst. Und beschäftige dich ruhig mit Videos und Literatur. Sieh dir Liveaufnahmen deiner Lieblingssänger an. Dir werden viele Ausdrücke begegen - Fauchstellung, Rufmodus, Belting.... probeire Sounds aus, experimentiere ein wenig herum.... und stelle Fragen :)
 
Sagt eine, die klassischen Gesang studiert hat, sich jahrelang von ewig gestrigen Dozenten anhören musste, dass "nur klassische Gesangstechnik gute Gesangstechnik ist und Pop die Stimme kaputt macht" und nach ihrer Umorientierung zu Musical Theatre und Pop mühsam umlernen musste - für das, was ich beruflich singen wollte, war klassische Technik eben NICHT die einzig wahre.

Ich würde heute jedem Schüler raten, der von seinem Lehrer gesagt bekommt, dass klassische Technik einen befähigt, alles zu singen, schleunigst das Weite zu suchen, weil's einfach nicht stimmt.

Das finde ja gut, dass das auch von fachlicher Seite so gesehen wird.

Danke!
 
Hallo Secreton!
1.) In der ersten Zeile schreibst du, dass du erst seit einem 3/4 Jahr Unterricht nimmst. Du bist also noch mitten drin in den Basics.

2.) Vielleicht ist es mal wieder gut, sich zu erinnern, wie der klassische Singstil überhaupt entstanden ist: Vor mehreren hundert Jahren mussten Sänger und Sängerinnen die auch damals schon recht grossen Konzertsäle allein mit ihren natürlichen Stimmen füllen. Die Ausbildung lief also fast ausschliesslich auf pure Stimmgewalt hinaus. Egal, was Klassiklehrer da hineingeheimnissen. Es geht fast nur um Power.
3.) Der nächste Schritt ist: Egal, für welchen Singstil du dich nach einer oder meinetwegen auch schon während einer klassischen Singausbildung entscheidest, du wirst für die erlernte klassische Stimmtechnik und Stimmpower immer Verwendung haben.
4.) Dass Popmusiksingen auch schon mal mit einer Stimmbandoperation enden kann, weiss jeder. Aber, das gibt es in der Klassik auch. Alle Stimmen sind verschieden und verschieden belastbar. Es gibt auch genügend Warnzeichen, wann man mit ganz bestimmten Einzelheiten beim Singen aufhören muss. Aber auch in diesem Punkt ist die durch klassische Ausbildung erreichte Technik schon fast eine Vorbeugungsmassnahme gegen Stimmschädigung.

5.) Insgesamt fange ich auch allmählich an, alle diese Stilkategorien nicht mehr so wichtig zu nehmen. Hier im Forum gibt es Leute, die singen können wie die Teufel und die noch nie Gesangsunterricht gehabt haben und auch noch nie Stimmprobleme gehabt haben.
 
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Dass Popmusiksingen auch schon mal mit einer Stimmbandoperation enden kann, weiss jeder. Aber, das gibt es in der Klassik auch.

Das gibt es in der Klassik sogar häufiger als man denkt, es wird nur möglichst nicht darüber gesprochen, weil man schnell seine Engagements los ist, wenn sich herumspricht, daß man Stimmprobleme hat.

Aber auch in diesem Punkt ist die durch klassische Ausbildung erreichte Technik schon fast eine Vorbeugungsmassnahme gegen Stimmschädigung.

Da gebe ich dir recht, und bei mir selbst ist es ganz gewiß so. Als Sängerin, die gern zu undiszipliniertem Gas-Geben neigt, sind klassische Techniken wie z.B. der weiche Einsatz für mich Balsam.

Insgesamt fange ich auch allmählich an, alle diese Stilkategorien nicht mehr so wichtig zu nehmen.

Das tue ich schon lange nicht mehr... und in meinem Unterricht wende ich selbstverständlich auch klassische Ansätze an, die Basics sowieso.
Ich habe gerade kürzlich ein Interview mit Nina Hagen im Radio gehört, in dem sie auch über ihre klassische Ausbildung sprach und vormachte, wie leicht es doch sei, eine Opernstimme nachzuahmen. Man hörte sie geräuschvoll gähnen und dann sagte sie: jetzt einfach die Klokette nach unten ziehen. Danach kam ein gewaltiger Ton aus ihrer Kehle; kurz darauf fauchte sie einen Rockshout. Die schert sich überhaupt nicht um Kategorien und singt göttlich - und völlig authentisch. Weil sie eben sie selbst ist, weiß wie sie klingen will und keine Scheu davor hat zu experimentieren.
 
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Ich stimme dem Gesagten ja weitestgehend zu. Nur geht ein Sänger, der von Natur aus genügend Abstraktionsvermögen, emotional release oder einfach Talent mitbringt, natürlich an Secretons eigentlichem Problem vorbei.

Wenn das, was ich im Gesangsunterricht lerne, in der Musikrichtung, die sich singen will, FUER MICH nicht anwendbar ist, liegt ganz klar ein Kommunikationsproblem zwischen Schüler und Lehrer vor. Da ist es völlig zweitrangig, ob ich nun 9 Monate oder 9 Jahre Gesangsunterricht hatte. Muss nicht zwangsläufig nur am Lehrer liegen - manche Schüler kotzen sich auch nicht richtig aus und sagen einem nicht, was sie eigentlich wollen (das schliesse ich jetzt bei Secreton einfach mal aus). Da der Lehrer aber in aller Regel (hoffentlich) erfahrener ist, sollte von der Seite dann natürlich auch versucht werden, Klarheit zu verschaffen. Wenn sich dabei herausstellt, dass ich das, was der Schüler lernen möchte, nicht unterrichten kann (oder will), ist es einfach nur fair, ihn weiterzuschicken.

Das mit dem "noch in den Anfängen" ist auch so 'ne Sache. Worauf arbeitet Gesangsunterricht hin? Dass wir nicht mehr darüber nachdenken muessen, wie wir "technisch richtig" singen, dass also sozusagen ein Automatismus entsteht - nur dann ist Technik wirklich sicher. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings: Je näher ich diesem Stadium komme, desto schwerer wird es, das wieder umzustellen. Manche Naturbegabungen können das - fuer die meisten "Normalsterblichen" ist das aber nicht der Fall - z.B. mit ein Grund, warum Opernsänger manchmal so grausig klingen, wenn sie Pop singen, und Leute wie Barbra Streisand besser ihre Finger von klassischen Arien lassen, obwohl beide in ihrem eigenen Genre absolut spitze sind.

Wenn ich einem Pop oder Rocksänger von Anfang an den klassischen Ansatz beibringe, wird der sich mehr manifestieren, je länger er geübt wird - darauf arbeitet man ja schliesslich hin. Warum also z.B. tiefen Kehlkopf und extrem weites Ansatzrohr lehren, wenn ich dafür null Anwendung habe (Symphonic Rock und -Metal jetzt mal aussen vor)? Warum etwas perfektionieren, was man dann, wenn man nicht zu den Auserwählten "Ich kann alles singen"-Leuten gehört (und ganz ehrlich: so viele gibt's davon nicht, aber unheimlich viele, die meinen, sie könnten das), mühsam wieder abtrainieren muss, weil es sich automatisiert hat?

Gewisse Dinge sind in Klassik und modernen Gesangstilen gleich, besonders im Bereich Atmung und Stütze (auch da gibt's ein paar Ausnahmen, aber die sind nicht so extrem). Alles, was das Ansatzrohr, und zu Teilen auch die Einstellung des Kehlkopfes, beinhaltet, ist aber u.U. schon unterschiedlich, und ich sehe ganz persönlich nicht den Sinn, jemandem was beizubringen, wofür er absolut null Verwendung hat - und selbst sagt, dass es ihm missfällt.

Ich denke, Du solltest mal ein offenes Wort mit Deinem Lehrer haben, Secreton. Wenn ein Schüler mir, wie Du, Aufnahmen in die Stunde bringt, analysiere ich die - da gibt's kein erstmal kein "richtig" oder "falsch". Vielleicht höre ich Dinge, die man besser machen kann, aber mit dem von Dir geposteten Link ist z.B. nicht viel "falsch", wenn man das innerhalb des Genres bewertet. Dein Lehrer hat ganz klar ein Problem, seinen persönlichen Geschmack aus dem Spiel zu lassen. Mir gefaellt ja vielleicht auch nicht alles, was meine Schüler so mitbringen. Die Frage ist aber nicht, ob es mir gefaellt, sondern, ob ich es dem Schüler BEIBRINGEN kann oder nicht. Wenn der Lehrer das bejaht: Super (ich sag' ja immer: Wer's selber nicht singen kann, kann's auch nicht lehren)! Wenn nein, wäre die erste Frage, bevor man alles weitere entscheidet: Warum nicht?

Die Kommunikationskanäle muessen auf beiden Seiten offen sein, sonst wird das m.E. nichts. Meine ehrliche Meinung...
 
Das mit dem "noch in den Anfängen" ist auch so 'ne Sache. Worauf arbeitet Gesangsunterricht hin? Dass wir nicht mehr darüber nachdenken muessen, wie wir "technisch richtig" singen, dass also sozusagen ein Automatismus entsteht - nur dann ist Technik wirklich sicher. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings: Je näher ich diesem Stadium komme, desto schwerer wird es, das wieder umzustellen. Manche Naturbegabungen können das - fuer die meisten "Normalsterblichen" ist das aber nicht der Fall - z.B. mit ein Grund, warum Opernsänger manchmal so grausig klingen, wenn sie Pop singen, und Leute wie Barbra Streisand besser ihre Finger von klassischen Arien lassen, obwohl beide in ihrem eigenen Genre absolut spitze sind.

Ich habe eine enorme Angst mir die Rockstimme kaputt zu machen, gerade weil dieser Klassikgesang darauf abzielt alle Stimmen gleich zu machen... das missfällt mir sehr!


Ich denke, Du solltest mal ein offenes Wort mit Deinem Lehrer haben, Secreton. Wenn ein Schüler mir, wie Du, Aufnahmen in die Stunde bringt, analysiere ich die - da gibt's kein erstmal kein "richtig" oder "falsch". Vielleicht höre ich Dinge, die man besser machen kann, aber mit dem von Dir geposteten Link ist z.B. nicht viel "falsch", wenn man das innerhalb des Genres bewertet. Dein Lehrer hat ganz klar ein Problem, seinen persönlichen Geschmack aus dem Spiel zu lassen. Mir gefaellt ja vielleicht auch nicht alles, was meine Schüler so mitbringen. Die Frage ist aber nicht, ob es mir gefaellt, sondern, ob ich es dem Schüler BEIBRINGEN kann oder nicht. Wenn der Lehrer das bejaht: Super (ich sag' ja immer: Wer's selber nicht singen kann, kann's auch nicht lehren)! Wenn nein, wäre die erste Frage, bevor man alles weitere entscheidet: Warum nicht?

Die Kommunikationskanäle muessen auf beiden Seiten offen sein, sonst wird das m.E. nichts. Meine ehrliche Meinung...

Ich werde das auf jeden Fall noch einmal mit ihm diskutieren! Und wenn dabei nichts rauskommt wirklich mal zusehen, dass Ich irgendwo doch Unterricht bekomme bei jemanden der auch in meinem Genre bleibt...
 
Gewisse Dinge sind in Klassik und modernen Gesangstilen gleich, besonders im Bereich Atmung und Stütze (auch da gibt's ein paar Ausnahmen, aber die sind nicht so extrem). Alles, was das Ansatzrohr, und zu Teilen auch die Einstellung des Kehlkopfes, beinhaltet, ist aber u.U. schon unterschiedlich, und ich sehe ganz persönlich nicht den Sinn, jemandem was beizubringen, wofür er absolut null Verwendung hat - und selbst sagt, dass es ihm missfällt.

Da sind wir uns wohl auch alle einig. Und wenn es nicht paßt, sollte man auf jeden Fall nicht nur das Genre, sondern auch den Lehrer wechseln, ganz klar !
 
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Ich habe gehört Rocksänger benutzen sehr stark die Bruststimme , sowas wie Kopfstimme gibt es nicht weil man das Falsett benutzt und wie es sich mit der Mischstimme verhält weiß Ich auch nicht(ob man die nun benutzt oder nicht)
Ich vermute mal, das haben dir Klassiker erzählt? :rolleyes:


Für Männer ist der Unterschied eigentlich gar nicht so groß, weil sie sowohl in der Klassik als auch im Rock in der Modalstimme singen. Das, was du vermutlich als Misch- und Kopfstimme kennengelernt hast, wird im Rockgesang genauso angewandt - muss es auch, wenn man sich seine Stimme nicht verbrüllen will. Was den Klang weniger "rund" macht, sind viele Kleinigkeiten, die wichtigsten Einflüsse sind dabei meiner Meinung nach ein nicht ganz so streng tief sitzender Kehlkopf und ein stärkerer Vordersitz.

Zudem: ein dreiviertel Jahr klassischer Unterricht endet noch nicht in einer in Zement gegossenen Stilprägung. ;) Ich schließe mich da voll cyril an.

Wichtig ist, wie Bell schon meinte, wo deine musikalische Prägung liegt. Ich hatte drei Jahre Unterricht bei einer klassischen Sopranistin - und bin Pop- und Rocksänger und war auch nie etwas anderes. ;) Ich bin sogar der Meinung, für Rocksänger ist es ziemlich nützlich, sich mal ein mit klassischer Stimmgebung beschäftigt zu haben. Denn im Rock neigt man auch allzuschnell dazu, eine sehr harte Gangart anzuschlagen und klassischer Unterricht schult eine gewisse Sensibilität dafür, wie sehr man seine Stimme strapaziert.
 
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Für Männer ist der Unterschied eigentlich gar nicht so groß, weil sie sowohl in der Klassik als auch im Rock in der Modalstimme singen. Das, was du vermutlich als Misch- und Kopfstimme kennengelernt hast, wird im Rockgesang genauso angewandt - muss es auch, wenn man sich seine Stimme nicht verbrüllen will. Was den Klang weniger "rund" macht, sind viele Kleinigkeiten, die wichtigsten Einflüsse sind dabei meiner Meinung nach ein nicht ganz so streng tief sitzender Kehlkopf und ein stärkerer Vordersitz.

Danke, das sind schon mal unbezahlbare Tipps, die Ich vorher nicht kannte.



Wichtig ist, wie Bell schon meinte, wo deine musikalische Prägung liegt.

Was heißt das? Was Ich gerne singe oder auf was meine Anatomie am besten anspricht? Es ist nicht so , dass ich Probleme hätte klassisch zu singen, aber mein Herz liegt im Rockbereich.
 
Ich vermute mal, das haben dir Klassiker erzählt? :rolleyes:

Hoffentlich nicht. Auch Klassiker sollten Ohren haben.

Was heißt das? Was Ich gerne singe oder auf was meine Anatomie am besten anspricht? Es ist nicht so , dass ich Probleme hätte klassisch zu singen, aber mein Herz liegt im Rockbereich.

Was Du bisher hauptsächlich gehört hast, was Dich am meisten beeinflusst hat. Jemand, der im Rockbereich verwurzelt ist, wird wenig in Gefahr laufen, sich klassisch verbilden zu lassen.
 
@Secreton

Was ich an deiner Stelle tun würde:
mir mal in Gedanken ein paar Punkte notieren, welche "Lerninhalte" aus dem Gesangsunterricht sowohl für Klassik wie auch für Rock gleichermassen notwendig resp. nützlich sind. Gute Tipps dazu hast du von andern hier bereits erhalten. Stichworte also wohl: Körperhaltung, Atmung, aus dem Körper heraus singen/Stütze,... Und dann besprichst du das mit deinem GL und sagst ihm klar, dass das die Dinge sind, die du von ihm lernen willst. Geht er darauf ein: gut, wenn nicht, dann wars das halt mit eurer Zusammenarbeit! Du wirst um einen anderen Lehrer so oder so nicht drumrum kommen (sofern du dir den Rockgesang nicht autodidaktisch beibringen willst).

leider wohne Ich nicht in der größten Stadt und wir haben nur die eine Musikschule hier, die Möglichkeit einen Lehrer der mich in Rockgesang unterrichtet zu finden habe Ich leider nicht...

Das ist etwas das ich nicht verstehe :gruebel: Vor allem wenn du noch sagst

Ich habe eine enorme Angst mir die Rockstimme kaputt zu machen

Und bin deshalb mal ein bisschen bös und provokativ :twisted:: seid ihr Rocksänger ein so faules, bequemes Völkchen, dass ihr bei jedem etwas grösseren Aufwand gleich kapituliert? ;) Ich weiss von klassischen Sängern (die Singen nur als Hobby betreiben!), die einen Anfahrt von 2-3 Stunden oder mehr (pro Weg!) in Kauf nehmen um beim GL ihrer Wahl unterrichtet zu werden. Klar, dass man das nicht unbedingt jede Woche macht, sondern vllt 1-2 Mal pro Monat und dafür dann eine Doppellektion nimmt oder so. Und dann gibt ja immer auch noch Intensiv-Kurse und Workshops wo man mal für ein Wochenende oder auch länger wo hinfahren kann und dann (hoffentlich :)) ganz viel profitiert. Gibt es so was im Rockbereich nicht?


Die Ausbildung lief also fast ausschliesslich auf pure Stimmgewalt hinaus. Egal, was Klassiklehrer da hineingeheimnissen. Es geht fast nur um Power.

Das würde ich so nicht ganz unterschreiben. Natürlich ist in der Klassik das was du mit "Power" umschreibst oft auch nötig, sofern du "Power" mit "Kraft" und "Energie" in der Stimme gleichsetzt, und die Kraft aus dem grossen Volumen entsteht und nie indem man versucht sie mit Druck zu erzeugen! Klar, nur so kannst du einen Konzertsaal oder ein Opernhaus ohne Verstärkung so mit deiner Stimme füllen, dass du auch noch in der hintersten Reihe gehört wirst (btw, ab und an wird heute in den ganz grossen Theatern und bei gewissen Sängern wohl auch mal etwas verstärkt :rolleyes:, aber vermutlich nicht so gerne zugegeben)

Aber: es gibt Stile wie den barocken, wo es um was ganz anderes als um Power geht! Hervorragende Beweglichkeit der Stimme in Kombination mit grosser Virtuosität sind hier gefragt. Natürlich ist auch hier ein gewisses Volumen, eine gewisse Kraft gefordert, aber nie so sehr wie zB. in den romantischen Sachen. Da barocke Musik oft in Kirchen aufgeführt wird ist die powervolle Stimme gar nicht nötig, kann sogar störend sein! Die Akustik (in guten Kirchen) ist so hervorragend, dass du sozusagen flüstern könntest und wirst trotzdem noch über weite Strecken gehört :)


Was den Klang weniger "rund" macht, sind viele Kleinigkeiten, die wichtigsten Einflüsse sind dabei meiner Meinung nach ein nicht ganz so streng tief sitzender Kehlkopf und ein stärkerer Vordersitz.

Nur um wiedermal drauf hinzuweisen (mein Lieblingsthema :D): auch in der Klassik brauchts einen absolut gut gefestigten Vordersitz! Diesen einfach immer in Kombination mit grosser hinterer Weite/tiefer Kehle, damit der Klang nicht flach wird. Singt man ohne genügend Vordersitz, kann die Kehle nicht wirklich losgelassen werden, es entsteht kein schönes auch über lange Haltetöne gut kontrollierbares und regelmässig gesungenes Vibrato. Da in der klassischen Ausbildung oft zuerst an tiefer Kehle/Öffnung/Weite gearbeitet wird, kann man bei Schüler-Anfängern oft beobachten, dass sie zwar schon einen recht runden sanften Klang haben, aber da sie den Ton noch zuwenig in der Maske (besser wäre der Ausdruck Halbmaske) ansetzen, tönt alles noch irgendwie dumpf, wie ein Nebelhorn...;) (Zudem singen sie in dieser frühen Phase oft mit noch wenig oder ohne Vibrato.) Mit zunehmender vorderer Platzierung kommt dann die Helligkeit und die Brillanz in die Stimme, jetzt erst klingt sie wirklich schön und kann in jeder Phase vollständig kontrolliert werden. Meine GL sagt jeweils: der Vordersitz ist das Steuerrad der Stimme, wenn dieses fehlt kannst du "hintenrum" einen Ferrari haben, du wirst das Ding über kurz oder lang trotzdem in den Sand setzen.


Zudem: ein dreiviertel Jahr klassischer Unterricht endet noch nicht in einer in Zement gegossenen Stilprägung.

Sehe ich auch so.
 
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Und bin deshalb mal ein bisschen bös und provokativ :twisted:: seid ihr Rocksänger ein so faules, bequemes Völkchen, dass ihr bei jedem etwas grösseren Aufwand gleich kapituliert? ;) Ich weiss von klassischen Sängern (die Singen nur als Hobby betreiben!), die einen Anfahrt von 2-3 Stunden oder mehr (pro Weg!) in Kauf nehmen um beim GL ihrer Wahl unterrichtet zu werden. Klar, dass man das nicht unbedingt jede Woche macht, sondern vllt 1-2 Mal pro Monat und dafür dann eine Doppellektion nimmt oder so. Und dann gibt ja immer auch noch Intensiv-Kurse und Workshops wo man mal für ein Wochenende oder auch länger wo hinfahren kann und dann (hoffentlich :)) ganz viel profitiert. Gibt es so was im Rockbereich nicht?

Da hast du schon Recht, es gibt sogar einen Rock Vocal Coach ca. 35 km entfernt in Bad Pyrmont..
Mir bleibt wohl nichts anderes übrig als jetzt noch einen Nebenjob zu finden um mir die enormen Bahnpreise leisten zu können, und natürlich den unterricht selbst(obwohl Ich den ja jetzt schon bezahle...)

Jaja... das Leben ist hart, aber da muss man durch!
 
Nur um wiedermal drauf hinzuweisen (mein Lieblingsthema :D): auch in der Klassik brauchts einen absolut gut gefestigten Vordersitz! Diesen einfach immer in Kombination mit grosser hinterer Weite/tiefer Kehle, damit der Klang nicht flach wird. Singt man ohne genügend Vordersitz, kann die Kehle nicht wirklich losgelassen werden, es entsteht kein schönes auch über lange Haltetöne gut kontrollierbares und regelmässig gesungenes Vibrato. Da in der klassischen Ausbildung oft zuerst an tiefer Kehle/Öffnung/Weite gearbeitet wird, kann man bei Schüler-Anfängern oft beobachten, dass sie zwar schon einen recht runden sanften Klang haben, aber da sie den Ton noch zuwenig in der Maske (besser wäre der Ausdruck Halbmaske) ansetzen, tönt alles noch irgendwie dumpf, wie ein Nebelhorn...;) (Zudem singen sie in dieser frühen Phase oft mit noch wenig oder ohne Vibrato.) Mit zunehmender vorderer Platzierung kommt dann die Helligkeit und die Brillanz in die Stimme, jetzt erst klingt sie wirklich schön und kann in jeder Phase vollständig kontrolliert werden. Meine GL sagt jeweils: der Vordersitz ist das Steuerrad der Stimme, wenn dieses fehlt kannst du "hintenrum" einen Ferrari haben, du wirst das Ding über kurz oder lang trotzdem in den Sand setzen.

Genau. Um den Vordersitz kommt eigentlich keiner herum, der es richtig machen will. Bei den Klassikern ist nur die Gefahr größer den Vordersitz zu verlieren, wenn man sich zu sehr auf Weite/tiefer Kehlkopf/runder Klang etc. konzentriert. Für die Brillianz und auch für die Beweglichkeit der Stimme (Steuerrad ist da ne schöne Analogie) ist er aber absolut erforderlich.

On Topic: Ich würde dir natürlich auch raten zu einem GL zu gehen, der "deinen" Stil unterrichtet. Wobei ich persönlich nicht glaube, dass man sich durch klassischen Unterricht seine Rock-Stimme "kaputt machen" kann. Der Grund, warum sich Klassiker oft schwer tun mit Rock und umgekehrt ist mMn vielmehr eine Einstellungssache. Bei langer Konditionierung auf eine Einstellung fühlt sich die jeweils andere einfach "nicht richtig" an.

Da kommt es aber auch sehr darauf an, was dir persönlich gefällt bzw. was du als "schönen Gesang" einstufst. Mir persönlich fällt Rock-Gesang mit viel Anzerren und gutturalen Anteilen sehr schwer, weil es tief in mir drinsteckt, dass das eigentlich kein schöner Gesang ist und weil ich es selbst nicht als "wohlklingend" empfinde. Ich kann diese Sachen zwar technisch nachmachen, aber nicht glaubhaft rüberbringen, was viel wichtiger ist.
 
Nur um wiedermal drauf hinzuweisen (mein Lieblingsthema :D): auch in der Klassik brauchts einen absolut gut gefestigten Vordersitz! Diesen einfach immer in Kombination mit grosser hinterer Weite/tiefer Kehle, damit der Klang nicht flach wird. Singt man ohne genügend Vordersitz, kann die Kehle nicht wirklich losgelassen werden, es entsteht kein schönes auch über lange Haltetöne gut kontrollierbares und regelmässig gesungenes Vibrato. Da in der klassischen Ausbildung oft zuerst an tiefer Kehle/Öffnung/Weite gearbeitet wird, kann man bei Schüler-Anfängern oft beobachten, dass sie zwar schon einen recht runden sanften Klang haben, aber da sie den Ton noch zuwenig in der Maske (besser wäre der Ausdruck Halbmaske) ansetzen, tönt alles noch irgendwie dumpf, wie ein Nebelhorn...;) (Zudem singen sie in dieser frühen Phase oft mit noch wenig oder ohne Vibrato.) Mit zunehmender vorderer Platzierung kommt dann die Helligkeit und die Brillanz in die Stimme, jetzt erst klingt sie wirklich schön und kann in jeder Phase vollständig kontrolliert werden. Meine GL sagt jeweils: der Vordersitz ist das Steuerrad der Stimme, wenn dieses fehlt kannst du "hintenrum" einen Ferrari haben, du wirst das Ding über kurz oder lang trotzdem in den Sand setzen.

Da stimme ich absolut zu. Ohne Vordersitz mulmt es. "In die Maske singen" ist essentiell, egal ob klassisch oder contemporary.
 
Jaja... das Leben ist hart, aber da muss man durch!

Und du wirst sehen, es lohnt sich :)

und auch für die Beweglichkeit der Stimme (Steuerrad ist da ne schöne Analogie) ist er aber absolut erforderlich.

Für die Beweglichkeit der Stimme ist er natürlich auch wichtig, klar! Mit Steuerrad meinte ich (resp meine GL ;)) aber auch ganz generell die Führung/Kontrolle der Stimme, also zB. auch in einem langen Halteton (sozusagen wenn du nur gerade aus fährst ;)) Ich merke das bei mir selber sehr gut: wenn ich bei einem solch elend langen Ton gut im (Vorder-)Sitz bin, kann ich ihn schwingen lassen bis zum Schluss, das Vibrato bleibt also bis zuletzt regelmässig und (so hoffe ich wenigstens :rolleyes:) schön erhalten. Ist der Sitz aber ungenügend resp. zuwenig konstant, kann ich das Vibrato nicht über die nötige Dauer halten, es beginnt dann zwar noch recht nett, bricht aber nach einer gewissen Zeit ab oder wird wackelig und unregelmässig (was mir bei verfluchten Endlos-Tönen leider immer wieder mal passiert :redface:, aber immerhin mit der Tendenz der Besserung :))

Ohne Vordersitz mulmt es.

Danke Bell. Das ist ein guter Ausdruck, mulmen... Obwohl ich eigentlich gar nicht wirklich weiss, was das Wort exakt bedeutet :D, aber hört sich stimmig an für das was ich ausdrücken wollte :)
 
On Topic: Ich würde dir natürlich auch raten zu einem GL zu gehen, der "deinen" Stil unterrichtet. Wobei ich persönlich nicht glaube, dass man sich durch klassischen Unterricht seine Rock-Stimme "kaputt machen" kann. Der Grund, warum sich Klassiker oft schwer tun mit Rock und umgekehrt ist mMn vielmehr eine Einstellungssache. Bei langer Konditionierung auf eine Einstellung fühlt sich die jeweils andere einfach "nicht richtig" an.
Stimmt - und die Konditionierung ist nicht nur "mental" (oft am schwersten zu durchbrechen), sondern auch physisch - Stichwort "muscle memory". Darauf arbeitet man ja schliesslich hin.

Natürlich ist man nach 9 Monaten nicht unwiderbringlich geprägt (ist man auch nach 9 Jahren nicht, sonst hätte ich nie umlernen können). Je länger man bestimmte Abläufe trainiert und perfektioniert, desto mehr schleifen die sich allerdings ein, und desto mehr muss man ggf. arbeiten, um das wieder umzustellen. Da ist die Frage ganz einfach: Ist das nötig?
Schaden tut (gute) klassische Stimmbildung niemandem, würde ich nie sagen - ob sie einen in jedem Fall auch für die eigenen Ziele weiterbringt ist allerdings eine andere Frage.

Ich möchte da einfach zu bedenken geben, dass jeder Schüler anders ist, anders lernt und auch andere physische Voraussetzungen mitbringt. Man kann jedem Schüler nahezu alles beibringen. Manche lernen schneller, andere langsamer, aber sowas wie "attractor state" gibt es schon auch: Meine Anatomie (und musikalische Prägung, agreed) macht es mir u.U. leichter, klassisch zu singen als zu belten, zu hauchen als zu fauchen ;) Daher kommt es auch vor, dass jemand schon nach einem Jahr "klassisch" klingt und sich gewisse Dinge setzen, während andere auch nach 5 Jahren klassischem Unterricht immer noch ohne Probleme Pop singen können.

Viel mehr als alle "Prägungsangst" würde mich allerdings nerven, wenn mein Gesangslehrer meine Ziele und musikalischen Präferenzen nicht ernst nimmt - da sind wir uns ja scheinbar alle einig. Sowas ist für mich ganz persönlich IMMER ein Grund, über einen Wechsel nachzudenken. Auch wenn's abgedroschen klingt, aber der Kunde ist schon König. Ich bin ein Dienstleister, und entweder, ich kann den gewünschten Service anbieten oder nicht. Das heisst jetzt nicht, dass man dem einen oder anderen Schüler nicht auch mal einen unrealistischen Zahn ziehen muss, aber die Basis der Zusammenarbeit sollte schon eine respektvolle sein, und nicht: "Ich allwissender Lehrer, du doof mit sch... Musikgeschmack!" ;)
 
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Und du wirst sehen, es lohnt sich :)
Für die Beweglichkeit der Stimme ist er natürlich auch wichtig, klar! Mit Steuerrad meinte ich (resp meine GL ;)) aber auch ganz generell die Führung/Kontrolle der Stimme, also zB. auch in einem langen Halteton (sozusagen wenn du nur gerade aus fährst ;)) Ich merke das bei mir selber sehr gut: wenn ich bei einem solch elend langen Ton gut im (Vorder-)Sitz bin, kann ich ihn schwingen lassen bis zum Schluss, das Vibrato bleibt also bis zuletzt regelmässig und (so hoffe ich wenigstens :rolleyes:) schön erhalten. Ist der Sitz aber ungenügend resp. zuwenig konstant, kann ich das Vibrato nicht über die nötige Dauer halten, es beginnt dann zwar noch recht nett, bricht aber nach einer gewissen Zeit ab oder wird wackelig und unregelmässig (was mir bei verfluchten Endlos-Tönen leider immer wieder mal passiert :redface:, aber immerhin mit der Tendenz der Besserung :))

Ja, genau das meine ich. Nahezu alles, was mit Kontrolle zu tun hat, ob jetzt Töne lang halten ohne zu wackeln, Vibrato an- oder ausschalten, Stimmbandschluss verhärten oder öffnen ist alles wesentlich leichter, wenn der Vordersitz stimmt.
 

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