Hallo Vegeta11880 - willkommen im Musiker-Board!
Ich würde gerne das Komponieren lernen.[...]Was muss ich jetzt ganz konkret tun um anzufangen?
Komponieren
. Du kannst jederzeit anfangen, Musik zu planen. Je mehr du allerdings lernst, und je sensibler du mit Musik umgehst, desto besser werden deine Kompositionen werden.
1. Welche Bücher sollte ich lesen? Was sollte ich beherrschen?
Der dtv-Musikatlas ist für eine gute musikalische Allgemeinbildung IMHO eine gute Grundlage. Und du solltest beherrschen: Analyse, Tonsatz, Musikgeschichte, Instrumentation, Stilkunde, Akustik, Notensatz und etwas Musikwissenschaft
. Aber keine Angst: ein paar Fähigkeiten aus jedem Gebiet hast du sicher jetzt schon, aber das sind so die Fächer, in denen man speziell nach Literatur und Fortbildungsmöglichkeiten suchen kann. In einem Kompositionsunterricht bekommst du halt diese Inhalte speziell auf dich zugeschnitten auf dem Tablett serviert, auch das wäre eine Möglichkeit. Als Grundlage im Tonsatz ist speziell der Kantionalsatz eine wichtige Sache.
2. Was sollte ich bezüglich Gehörbildung drauf haben? Wie erlerne ich die nötigen Skills?
Du solltest dir musikalische Strukturen so konkret und detailliert vorstellen können, daß du sie aufschreiben kannst. Melodien, Harmonien, Rhythmen, Grooves, Instrumentationen - egal welche konkreten Strukturen. Das lernst du ganz stark durch Chorsingen und Klavierspielen, wenn du beides wach und aufmerksam betreibst. Versuche immer, beim Musikhören sofort analytisch zu hören, also z.B. beim Radiohören die harmonischen Funktionen spontan zu benennen.
3. Welche Software sollte ich benutzen?
Für was? Komposition hat einen musikalischen Plan als Endprodukt. Ein Plan kann eine Partitur sein, eine Leadsheet, eine Vorstellung in deinem Kopf...generell ist es als Komponist extrem hilfreich, schnell und variabel mit einem Notensatzprogramm umgehen zu können. Finale und Sibelius heißen die Kandidaten. Ein paar Seiten Noten innerhalb kurzer Zeit für fremde Musiker lesbar zu Papier zu bringen, darf kein großes Hindernis sein. Falls du auch Aufnahmen machen willst, wäre eine DAW wie Cubase oder Logic angebracht - aber das ist schon wieder Ausführung von Musik, die man zunächst mal von der Komposition trennen sollte. Nicht jeder Komponist ist sein eigener bester Interpret.
4. Was habe ich generell zu beachten? Was habe ich vergessen?
Ich kann nur dazu raten, für echte Musiker zu schreiben. Geh in einen Chor und schreib für diesen Chor ein paar Chorsätze: Einsing-Kanons, Gedichtvertonungen, einen Rap, arrangiere ein paar Popsongs. Such dir ein Musikschulorchester und schreib für die was. Jeder Komponist braucht eine Phase des Praxistests, also ob seine Ideen praxistauglich sind und praxistauglich umgesetzt wurden. Wenn du Trompete spielst, ist das eine gute Voraussetzung: dann sind dir transponierende Instrumente bekannt und du kennst dich evtl. auch selbst im Ensemblespielen aus. Also, nimm dir ein Kirchengesangbuch und schreib mal einen Kantionalsatz für Blechblasquartett.
Angenommen ich "übe" jeden Tag eine Stunde, wie lange wird es wohl dauern bis ich das nötige Handwerkszeug beherrsche?
Das hängt von deiner Lerngeschwindigkeit und den konkret ausgewählten Lernfeldern ab. Das kann niemand von außen beurteilen, der dich nicht genau kennt. Das könnte höchstens ein Kompositionslehrer.
Harald