Was die Motifs betrifft, so haben die da intern einfach kräftig nachgearbeitet, damit der Kram sehr druckvoll rüberkommt. Mit entsprechenden Samples und Effekteinheit bekommt man das auch bei einem E6400 hin, aber eben nicht "instant-on", und es ist erstmal Arbeit, die man selbst machen muß.
Genau das ist das. Spezialisierte Samples werden normalerweise aufs Gerät angepaßt. Angenommen, es gelingt dir, die Samples aus einer Motif XF rauszudumpen, und du lädst sie in ganz was anderes, etwa einen Akai S3000, einen E-mu E4XT oder einen Roland S-760. Angenommen, du nimmst auch den Aufwand auf dich, sie komplett zu mappen. Dann wirst du feststellen: Das klingt ja gar nicht mehr so geil wie aus der Motif. Wahrscheinlich würdest du es nicht mal mit einer Kurzweil K2500 mit V.A.S.T.-Zauberei hinkriegen, daß die Samples wieder wie gewohnt klingen, geschweige denn ohne V.A.S.T.-Zauberei über eine "genullte" Struktur. Umgekehrt: Lad mal Samples für einen jüngeren E-mu (um die Emulator-Werkslibrary auszuschließen, die sollte es eigentlich inzwischen für jeden Sampler passend geben) in die Motif.
Aber es ist mir auch schon aufgefallen - was eben angeklungen ist - und was ich nicht verstehen kann, dass die
Hersteller den Anschlussmöglichkeiten so hinterherhinken ?!? Da ist wirklich jeder Hobby-Spaßvogel mit seiner Digicam Lichtjahre voraus(gewesen), oder?
Äh, als Hardwaresampler mit sonst nix (also keine Workstations, keine Groovesampler mit eingebautem Sequencer, nur nackter Sampler fürs Rack) ausgestorben sind, steckten Digicams noch in ihren Kinderschuhen, hatten ein paar MB Speicher, miese Bildqualität, eine geringere Auflösung als eine heutige Grabbelkisten-Webcam und mußten an den Parallelport geschraubt werden oder hatten maximal USB 1.1.
Man muß betrachten, was es denn jeweils in der Zeit, wo bestimmte Sampler gebaut wurden, gab. Ganz zuerst (Fairlight, Emulator, also erste Hälfte der 80er) hatte man 8"-Floppy-Disks mit 360 kB, und das war immer noch ein Vielfaches des Sample-RAM. Paar Jahre später war man bei 3½"-Floppys mit Plastikgehäuse und 720 kB. Weil so ganz allmählich größere RAM-Mengen bezahlbar wurden, endete das damit, daß man größere Samplesachen von jeweils mehreren Floppys laden mußte nervig.
Zum Glück gab's SCSI. Wir sind immer noch in den 80ern. Man kann sagen, bis ein ganzes Stück in die 90er rein waren SCSI I und II ziemlich übliche Schnittstellen bei allem, was weder ein reiner Daddelrechner noch der Vorläufer der heutigen Windows-PCs war. Das war lange, bevor es USB gab. Otto Normalverbraucher schraubte sich damals seinen Nadeldrucker an den Parallelport seines MS-DOS-Rechenknechts und speicherte sein Zeugs auf Floppy, um die noch recht kleine Festplatte (und die kamen auch erst Ende der 80er groß auf) nicht vollzustapeln. Die Kreativen aber hatten Mac, Atari ST oder gar UNIX-Workstations. Mit SCSI. (Okay, Atari hatte seine eigene SCSI-Variante, aber immerhin.) An SCSI konnte man damals so einiges anschließen: Richtig dicke Drucker, die ersten Scanner und externe Laufwerke, besonders externe Festplatten. Da war SCSI konkurrenzlos.
Lag also nahe, auch in Samplern SCSI einzubauen. Da konnte man seine Unmengen an Samples auf einer externen Festplatte sicher. Oder auf einer internen, denn das SCSI-Interface hatte ja normalerweise auch einen internen Steckplatz, und dann gab's auch eine Anbringungsmöglichkeit für eine Festplatte. Gut, SCSI-Platten waren teurer als IDE-Platten (SATA-Vorläufer), aber egal, wenn man sich für ein paar Tausender einen Sampler anschafft und für noch mehr Reibach eine RAM-Erweiterung, die den Wunsch nach größeren Speichermedien als Floppys erst aufkommen ließ, weint man nicht dem Aufpreis für die SCSI-Platte gegenüber der IDE-Platte nach.
1992 schon kam Ultra SCSI auf. Noch fetter, noch schneller. SCSI II wurde aber weiterhin unterstützt, und dafür wurden kurze Zeit später auch passende CD-Laufwerke gebaut. SCSI II war damals noch gut genug für Sampler, zumal Ultra-Peripherie sich wohl doch eher an die UNIX-Fraktion wandte, etwa zum Sichern von Unmengen an Daten auf Streamer. Aber Stichwort CD: In den 90ern ging's ja erst richtig los mit externen Wechsellaufwerken. Sample-Libraries in Herstellerformaten kamen als CD-ROM. Die Sampler hatten mittlerweile genügend maximalen RAM, um den Einsatz so großer Speichermedien zu rechtfertigen, und man konnte der Romplerfraktion unter die Nase reiben, daß man hier eine CD-ROM hatte mit einem (1) gesampleten Konzertflügelsound, der alleine um ein Vielfaches mehr an Speicher einnahm als sogar die damals üppigen 8 MB ROM, in die alle Samples und Programme eines Proteus/1 XR eingebrannt waren. So etwas war dann natürlich per Floppy nicht mehr ladbar, schon gar nicht jedes Mal, wenn man den Sampler einschaltete, das ging nur auf entsprechend großen Medien wie etwa CD-ROM. Und zu schreiben ging's nur auf Festplatte oder die allmählich aufkommenden Wechselplatten wie ZIP oder die diversen MO-Systeme (niemand war so irre, Samples auf Streamerbänder zu ziehen, höchstens als Datensicherung, und selbst das halte ich für unwahrscheinlich). Die hingen aber alle am "Volks"-SCSI I oder II.
Warum man so was nicht einfach in einen Sampler eingebaut hat, dann hätte man sich externe SCSI-Sachen sparen können? Zunächst mal: Intern hatten die Sampler auch SCSI. Null Geschwindigkeitsvorteil, allenfalls Vorteil im Handling und im Platzbedarf. Zweitens: SCSI-Platten waren so teuer, daß meines Wissens nie ein Samplerhersteller tatsächlich eine Festplatte serienmäßig in einen Sampler eingebaut hat. Drittens: Die ersten CD-ROM-Laufwerke waren auch nicht billiger, die waren ja gerade erst aufgekommen. Ein Sampler mit internem CD-ROM-Laufwerk wäre schweineteuer gewesen. Akai hat genau ein Samplermodell mit internem CD-Laufwerk gebaut, den CD3000 (auch erhältlich als mit Akai-Optionen voll aufgerüsteten CD3000XL). Wenn ich mich richtig entsinnen kann, war der CD3000 teurer als das eigentliche Flaggschiff S3200. Bei dem hatte Akai eine cleverere Idee: Man konnte gegen Aufpreis ein MO-Laufwerk einbauen lassen. Das war zwar auch nicht schneller als SCSI-CD oder SCSI-Festplatte, aber arbeitete mit wiederbeschreibbaren Wechselmedien von beeindruckender Speicherkapazität (zumindest genügend für maximal 32 MB RAM).
Um SCSI bildete sich ja sogar eine kleine Zubehörindustrie für Musiker. So gab es von Synthax den Syndrive, ein Rackmodul in 1HE oder 2HE mit SCSI-Laufwerken. Ich hab selbst einen Syndrive in 2HE mit zwei Laufwerkseinschüben, jeweils mit eigenen SCSI-Anschlüssen. Als Studiomusiker konnte man natürlich auch normale externe Laufwerke in ihren normalen Gehäusen oder in externen Standardgehäusen nehmen, aber diese Lösung war roadtauglich, weil man den ganzen Kram im Rack verkabelt lassen konnte und die Laufwerke nicht extra verstauen mußte.
USB gibt's schon seit 1996, aber die ersten vier Jahre hatte man nur eine Übertragungsrate von maximal 12 MB/s. Da konnte man auch gleich beim guten alten SCSI mit 10 MB/s bleiben, für das es reichlich Komponenten gab, und mußte nichts neu entwickeln, zumal ja so manch ein Samplernutzer dann doch mal auf einen anderen Sampler aufrüstete, aber nicht einsah, warum er wegen irgendwelcher Schnittstelleneskapaden sein heißgeliebtes Plextor-CD-ROM veräußern müßte. Wir kennen das Theater ja mit Flash-Speicherkarten Mitte der nuller Jahre, wo es etliche proprietäre Formate gab, für die es nur wenige Jahre später keine Karten mehr zu kaufen gab, weil CompactFlash und SD sich als Standard durchgesetzt haben. Wenn USB überhaupt zum Einsatz kam, dann wie beim Akai S5000/S6000 als USB To Host, um den Sampler an einen Rechner anzuschließen und per Spezialsoftware Samples bzw. Programme vom Rechner auf den Sampler zu schicken. Ich weiß auch nicht, wie es bestellt war um consumer- bzw. musikerfreundliche Peripherie für schnellere SCSI-Protokolle (Ultra-2 etwa) wie CD-Laufwerke, ich meine aber, Iomega hat seine ZIP-Laufwerke nie für was Schnelleres als SCSI II gebaut. Firewire kam auch nicht in Frage, Firewire war damals nur Mac-kompatibel. Sprich, die Umstellung der Sampler auf schnelleres SCSI lohnte sich nicht, zumal sich SCSI ja auch rasant weiterentwickelte.
2000 kam dann USB 2.0, schneller als Firewire 400 und als jedes SCSI-Format, und es kam auch in Windows-PCs. Natürlich gab's dafür schnell auch Laufwerke, besonders die ersten USB-Flash-Sticks kamen bald auf. 2000 waren aber so ganz allmählich selbst Windows-Schleudern potent genug, um darauf komplette Musikproduktionen zu fahren, und selbst Discounterrechner kamen ab Werk mit so viel RAM, wie so mancher Sampler gegen ein Schweinegeld maximal installiert bekommen konnte. Und für live ohne Computer boten inzwischen alle außer Roland Workstations mit optionalem oder gar serienmäßigem Sample-RAM an. Die konnten zwar (noch) nicht auf die üppigen 256 MB eines S5000 aufgerüstet werden, live brauchte das aber auch keiner, weil es schon ewig dauerte, über SCSI zweistellige MB-Mengen zu laden. So ganz allmählich war man an einem Punkt angelangt, wo klassische Hardwaresampler ganz einfach gar nicht mehr gebraucht wurden. 2002 schob Akai seine letzten klassischen Sampler auf den Markt, Z4 und Z8. Mit 24 Bit/96 kHz, mit einem halben GB an maximalem RAM, und erstmals mit USB nicht nur To Host, sondern auch To Device. Allerdings hatte sich USB 2.0 noch nicht so wirklich durchgesetzt, so daß sie noch USB 1.1 hatten. Vor allem aber war selbst für solch potente Sampler die Götterdämmerung angebrochen. Zumal im selben Jahr Kontakt und im Vorjahr HALion vom Stapel gelaufen waren.
Danach lief im Bereich der rechnergestützten Produktion die Weiterentwicklung so rasant, daß es Herstellern wie Akai oder E-mu, die die Segel noch früher gestrichen hatten, gar nicht mehr möglich war, Sampler zu entwickeln, die einem erheblich billigeren Softwaresampler Paroli bieten konnten. Softwaresampler konnten auf die blitzschnell wachsenden RAM-Mengen von PCs und Macs und vor allem auch auf die immer
schnelleren Speicher zurückgreifen; beim Hardwaresampler konnte man gar nicht so schnell auf die Entwicklung neuer Speichertypen reagieren, und vor allem mußte ein Hardwaresampler länger laufen und wurde nicht nach ein, zwei Jahren durch einen dickeren, neueren ersetzt. Am PC mit Softwaresampler konnte man ohne weiteres mal eben einen USB-Stick über USB 2.0 anschließen; wie gesagt, zwei Jahre nach Markteinführung hatte es immer noch kein Samplerhersteller geschafft, USB 2.0 zu implementieren. Vor allem aber hätte ein Hardwaresampler ebenso total in eine Sequencerumgebung (Cubase, Logic) integrierbar sein müssen wie ein VST-Sampler.
SCSI wurde in Verbindung mit Samplerfunktionalität übrigens erst zu Grabe getragen, als Kurzweil die K2600-Workstation einstellte, die im Grunde eine anderthalbmal aufgebohrte alte K2000 war und immer noch kompatibel zu denselben alten Laufwerken. Inzwischen wurden passende SCSI-Laufwerke auch schon gar nicht mehr hergestellt, und auch gebraucht bekam man sie kaum mehr, zumal entsprechende SCSI-Laufwerke auf eBay gern mit dem Zusatzvermerk "kompatibel zu $SAMPLERMARKE" und entsprechendem satten Aufpreis verkauft wurden. Das gute alte blaue Iomega ZIP 100 SCSI bekam man damals schon in der Bucht entweder aus der Mac-Restekiste für 1 oder als ehemaliges Samplerlaufwerk für zweistellige Beträge. Selbst bei Akais letzten Samplern war SCSI eigentlich nur noch für bei Aufsteigern von älteren Samplern sowieso vorhandene Laufwerke eingebaut, damit die nicht alle ihre Peripherie mit austauschen mußten.
ROMpler sind "read only memory", oder?
Die aktuellen Workstation zählen wohl zur Kategorie RAM, oder?
Rompler sind der Überbegriff für alle Klangerzeuger, die mit Samples aus einem ROM (Read Only Memory) arbeiten, wobei der Begriff auf samplebasierte Arranger-Keyboards (und die sind seit den 80ern wohl alle samplebasiert) nicht angewandt wird, sondern nur auf Synthesizer und Artverwandtes. Wenn die Art der Klangerzeugung nicht extra erwähnt wird (analog, virtuell-analog, Wavetable...) und das Gerät nicht älter als 20 Jahre ist, kannst du davon ausgehen, daß du es mit einem Rompler zu tun hast.
Workstations sind zunächst mal alle Rompler. Ist ja auch praktisch, da kann man sie erst mal alle als Presetschleudern nutzen. Einschalten, losdaddeln. Die Ausstattung mit Sample-RAM kam erst allmählich, je nach Hersteller früher oder später und mit mehr oder weniger RAM. Kurzweil brachte 1991 die K2000 auf den Markt, die man schon mit mehr RAM bestücken konnte als jeden Akai der nächsten paar Jahre 64 MB an stinknormalen Computer-SIMMs. Im selben Jahr kam Yamahas SY99 raus, die maximal 3 MB an Sample-RAM unterstützte, und das waren schweineteure proprietäre Speichermodule. Roland dagegen hat erst 2003 mit der Fantom-S seine erste Workstation mit Sampler-/RAM-Sampleplayer-Funktionalität rausgebracht. Aber alle Workstations mit Sample-RAM haben auch Samples im ROM, die sofort nach dem Einschalten bereit sind.
Das Problem mit den Ladezeiten geht man ja auch erst seit kurzer Zeit im großen Stil an durch Verwendung von internem Flashspeicher. Yamahas Motif XF verwendet ihn anstelle von RAM, so daß die geladenen Samples beim Ausschalten nicht flöten gehen und beim Wiedereinschalten sofort so zur Verfügung stehen wie die Werkssounds im Sample-ROM. Korg hat in der Kronos eine SSD, von der ruckzuck Samples geladen und besonders auch gestreamt werden können. Die Kronos hat auch Einstellungen, über die sie weiß, was sie beim Einschalten alles laden soll. Die Yamaha EX5 verfuhr schon 1999 ähnlich und lud automatisch den Inhalt des optionalen Flash-ROM in den ebenfalls optionalen Sample-RAM, aber während die EX5 maximal 16 MB an Flash-Speicher haben konnte, was gerade mal ein Viertel des maximalen Sample-RAM von 65 MB war (wer mehr befüllen wollte, brauchte wieder SCSI oder sehr viele Disketten, und das ging dann nicht mehr automatisch), mißt die SSD in der Kronos mal eben 30 GB.
Martman