Auftrittsfrust

zamas
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Anm. d. Mod.: Nach Absprache mit dem Mod-Kollegium verschoben aus dem Akkordeon-Forum, da kein Instrumenten-spezifisches "Problem".
Gruß, Wil Riker


Nicht dass ich denke, mir könnte geholfen werden, aber loswerden will ich es trotzdem...

Es geschah gestern: 80. Geburtstag, ca. 60 Gäste, der Sohn der Jubilarin hatte mich engagiert, um beim Eintreffen der Gäste und während des Essens Akkordeon zu spielen und hinterher mit meinem Zauberprogramm noch ein wenig Spaß in die Runde zu bringen. Die meisten Gäste sind schon da und schlürfen im Stehen ihren Sekt, ich stehe an guter Stelle mittendrin und spiele Musettemusik. Gerade wühle ich mich durch die schnellen Triolen des "Comet Valse", da kommt mein Auftraggeber als einer der letzten Gäste an, geht sogleich auf mich zu - und während meine Finger über die Tastatur flitzen, ergreift der Mensch ungeniert und gegen meinen Willen sogleich meine rechte Hand, um mich zu begrüßen!:eek: :bang: Mir bleibt nur, mein Stück mittendrin abrupt abzubrechen und verständnislos dreinzuschauen. Einige andere Leute schauen irritiert zu mir. Er bemerkt es nicht. Ich bespreche mit ihm noch, dass er eine kurze Ansprache halten und auch mich kurz vorstellen wird. Wir einigen uns darauf, dass er mir ein Zeichen gibt, damit ich das dann gespielte Stück noch zu Ende bringe und mit einem Tusch die Aufmerksamkeit auf ihn lenke. Sekt ist alle, die Leute setzen sich, ich spiele munter weiter, mitten im Stück und ohne mich eines Blickes zu würdigen klingelt Herr Sohn mit mit seinem Glas und beginnt seine Ansprache - natürlich ohne das Ende meines Stücks und den vereinbarten Tusch abzuwarten. Wieder bleibt mir nur, mein Stück auszublenden und als Doofmann in der Ecke zu stehen. Herr Sohn würdigt seine Mutter mit unbeholfenen knappen Worten, dankt für die Einladung - und vergisst natürlich, mich vorzustellen. Nach der "Ansprache" spiele ich weiter und erhalte freundlichen Beifall - Herr Sohn beteiligt sich nicht daran.
Nach dem Essen zeige ich mein Zauberprogramm, die Leute freuen sich, ich mich auch, denn es hat alles gut geklappt, Herr Sohn saß allerdings die meiste Zeit eher mit dem Rücken zu meinem Geschehen ... Ich verlasse unter dem Beifall der Gäste den Saal und habe noch nicht einmal mein Mikrofon abgenommen, als Herr Sohn schon neben mir steht, um abzurechnen. Mit einem generösen "Stimmt so." überreicht er mir das Honorar. Sollte er mir etwa ein Trinkgeld gegeben haben? Nein - sein "Stimmt so" bedeutete genau das: Der Betrag stimmte auf den Cent genau. Mit einem "Gute Heimfahrt" entschwandt er meinem Blick. Freundliche Worte des Abschieds erhielt ich nur von ein paar Gästen, die sich noch meine Visitenkarte geben ließen und mir die Tür aufhielten, als ich meine Sachen zum Auto trug.

Was bin ich froh, dass ich nur nebenberuflich musiziere und zaubere und auf solche Auftraggeber nicht angewiesen bin. Andernfalls bekäme ich Lust, den Beruf zu wechseln ... :evil:
 
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Na herzliches Beileid.

Danke, dass Du mich daran erinnert hast, warum ich solche Auftritte nicht (niemals!) mehr mache.

VLG
Accord
 
Und ich leiste es mir, keine Hintergrundmusik für irgendwelche Feiern auf dem Klavier oder Akkordeon zu spielen. Mal eine Einlage immer gern, aber nicht den ganzen Abend klimpern, nur damit der Geräuschpegel höher ist. Es gibt nichts anödenteres, als für die Wand zu spielen. Wie soll man das Gefühl beschreiben, wenn das eigene Können zum Stilleaustreiber degradiert wird? Zumindest fühle ich mich da so...

Grüße

Ippenstein
 
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Ist mir mit dem Dudelsack so ähnlich auch schon passiert. das muß man wegstecken. Wenn ich das bei der Vorbesprechung schon ahne, setz ich meinen Preis so hoch an, daß es mir nicht mehr weh tut, oder der Auftraggeber zurücktritt. Merke ich das erst während der Veranstaltung, habe ich noch die Möglichkeit, als Gag, mir den Gernegroß zu holen und ihn zu nötigen selbst mal ein paar Takte zu blasen. Es sieht ja alles so einfach aus und spielt sich scheinbar wie eine Blockflöte. Das endet dann meist in einem lustigen Gelächter und die Gäste habe ich auf meiner Seite.

Gruß
Reini2
 
das hört sich irgendwie gruselig an und ich denke auch, dass man sich als Unterhalter auf Honorarbasis klar sein muss, dass es Auftraggeber gibt, die keine Schöngeiste sind und auch sonst von wenig edler Gesinnung... ist in dem Metier wohl schon seit dem Mittelalter so. Den Preis aktiv zu gestalten und auch mal Abwerbepreise zu machen ist wohl eine gute Taktik, die dich dann monetär "entschädigt".

Wertschätzung gibts wahrscheinlich aktiver in der Fußgängerzone. Kopf hoch!
 
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Danke, dass ich nicht allein bin! Natürlich ist mir meine "Zweitrangigkeit" bei solchen Anlässen bewusst. Und wenn das Honorar (wie im vorliegenden Fall) stimmt, ist das für mich auch o.k. Aber dass mir jemand beim Spielen in die Tasten greift, habe ich 35 Jahren noch nicht erlebt ...

Ich las gerade irgendwo, dass nur 16 % der Deutschen ein Musikinstrument spielen, weitere 20 % kann man noch als Hörer mit musikalischem Sachverstand bewerten, aber die restlichen 64 % können Qualität nicht einschätzen und erleben Musik nicht einmal durch aktives Zuhören, sondern lassen sich nur noch mit Geräusch berieseln. Man muss es wohl aushalten, dass man auch mal bei diesen 64 % musikalischer Dumpfbacken spielt und niemanden von den anderen 36 % vor sich hat ...
 
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Ich kann's einerseits verstehen - dann aber auch nicht...
Denn: Wenn ich ein Konzert geben, wo ich der "Act" bin, dann kommen die Leute zu mir und ich bestimme den Abend. Wenn ich engagiert für irgendwas bin, dann bestimmt der Zahlende, was passiert - so lange ich meine Kohle kriege und in etwa das tu', was vereinbart war, dann isses eben so. Spaß ist da wurscht, da geht's ums Geld.

Also: entweder damit arrangieren oder auf's Geld verzichten und Kunst machen.
 
Danke, dass ich nicht allein bin! Natürlich ist mir meine "Zweitrangigkeit" bei solchen Anlässen bewusst. Und wenn das Honorar (wie im vorliegenden Fall) stimmt, ist das für mich auch o.k. Aber dass mir jemand beim Spielen in die Tasten greift, habe ich 35 Jahren noch nicht erlebt ...

Es gibt halt immer wieder Leute, die nicht willens oder in der Lage sind, sensibel mit einer Situation umzugehen. Als Musiker sind wir drauf trainiert, musikalische Dramaturgie (also: Spannungsbögen, Akkordfolgen, Rhythmen, Textinhalte) möglichst sensibel zu erleben, zu gestalten und dem Publikum zu präsentieren. Das gilt ja auch für Entertainment-Situationen. Gerade da treffen wir aber auf Typen, die einer seits von sowas keinen blassen Schimmer haben, es andererseits auch nicht wollen, denen es möglicherweise egal ist, und vor allem: die oft in Chef-Positionen sind, wo sie selbst immer im Zentrum des Geschehens stehen.

Ich las gerade irgendwo, dass nur 16 % der Deutschen ein Musikinstrument spielen, weitere 20 % kann man noch als Hörer mit musikalischem Sachverstand bewerten, aber die restlichen 64 % l können Qualität nicht einschätzen und erleben Musik nicht einmal durch aktives Zuhörernassen udn lassen sich nur noch mit Geräusch berieseln. Man muss es wohl aushalten, dass man auch mal bei diesen 64 % musikalischer Dumpfbacken spielt und niemanden von den anderen 36 % vor sich hat ...

Na, das ist doch toll, da kannst du dich doch freuen, daß die Zahlen so gut sind! In anderen Ländern als in den deutschsprachigen (viele afrikanische Länder, Südamerika, Fernost) ist funktionale Geräuschberieselung viel mehr der Standard (so zumindest mein Erleben und Empfinden auf vielen musikbezogenen Reisen/Tourneen), sodaß wir in Deutschland noch glücklich sein können, als Livemusiker überhaupt gehört und beachtet zu werden. Wenn es stimmt, daß 16% der Deutschen ein Musikinstrument spielen, ist das eine wahnsinnig hohe Zahl, die zwar erhöht werden könnte, aber bereits für eine breite gesellschaftliche Beschäftigung mit Musik spricht. Woanders ist es schlimmer.

Harald
 
Also: entweder damit arrangieren oder auf's Geld verzichten und Kunst machen.

Ganz so einfach ist s halt meist dann doch nicht, weil man zum Leben halt auch irgendwo das Geld braucht.... Aber es macht als autretender Künstler schon einen Unterschied, wenn man merkt, man wird als Küstler wahrgenommen oder ob man den Eindruck gewinnt als wäre die musikalische Darbietung gleichbedeutend mit der Anlieferung eines Sack Zements.

Zum Glück habe ich keinerlei Ambitionen auf Honorarbasis vor beliebigen Auftragsgebern aufzutreten - an solchen Banausen, wie oben beschrieben, könnte ich unter Umständen zerbrechen!

Gruß, maxito
 
Ich seh' das schon so, und da muss man sich halt irgendwie arrangieren, wenn man nicht kaputt gehen will... ich kenne viele Musiker, die verdienen Geld über Cover-Bands und/oder Hochzeiten und Firmenfeiern. Die machen das professionell, haben ab und an auch Spaß dabei, vor allem geht's aber um das liebe Geld. Wenn die Kasse stimmt, dann kann man auch viel ertragen... Andererseits machen die es auch professionell, klären vorher, was geht/nicht geht, was gezahlt wird, Pausen, darf ein Mikro benutzt werden, etc etc,... also wirklich ziemlich klare Verhältnisse für beide Seiten. Willste mehr, zahlste mehr.

Oder eben: Unterricht auch gerne mit Kindern, die eigentlich nicht wollen (so lange die Eltern nur zahlen)...

Dieselben Musiker haben dann noch ihr "wahres" leben, die "richtige" Band bzw. das "Herzens"projekt - vielleicht klappt's ja damit, daran wird gearbeitet, geübt, geprobt, gemacht... da geht's um auf die Bühne kommen, sich einen Namen als Band oder Künstler machen, zu schaffen, zu kreieren - eben "richtig" Spaß zu haben. Wer es damit schafft, hat dann die Ochsentour nicht mehr nötig und ist happy drüber... oder macht eben nur noch das an bezahlten Themen, wo entweder die Kohle stimmt oder das Herzblut dabei ist (mein Lieblingsbeispiel: Die Band-Workshops und die Arbeit mit behinderten Menschen der Mittelalternativen Band "Schandmaul").

Wer BEIDES will - also einerseits Kohle für einen Auftritt bekommen und andererseits auch als Künstler/Musiker/Mensch gewertschätzt werden - sollte ab und an mal in sich horchen und testen, ob er/sie das auch aushält. Das ginge mir viel zu sehr an die Substanz! Daher verdiene ich mein Geld auch anderweitig (wäre auch zu "schlecht" für eine Profikarriere in der Musik) und mache Musik eben nur als Hobby...
Wie gesagt, ich will's keinem verbieten - aber man sollte eben klarkommen und nicht irgendwann hops gehen dabei.
 
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Meine Pianistin übt neue Stücke, wenn sie solche Jobs hat. Da eh kein Schwein zuhört, kann sie sich Fehler erlauben, zwischendurch Skalen spielen, Fingersätze üben oder auch mal abbrechen und von vorne anfangen. So ein Job ist dann keine Zeitverschwendung, sagt sie, sondern eine bezahlte Probe.
 
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@zamas

Oh jeee,..... du hast mein Mitgefühl.
So etwas in der Art habe ich auch schon mal erlebt.
Ich wurde von einer Frau gebucht, ich sollte bei einem Sparclubessen / Treffen spielen.
Es wurde auch besprochen welche Art von Musik gemacht werden sollte. So weit so gut. Ich habe dann angefangen zu spielen, nach dem dritten Stück kam die Auftragsgeberin zu mir und sagte mir, so dass alle es mithören konnten.
Es wäre wohl besser aufzuhören, die Musik gefällt den Gästen nicht.
Okay. Ich habe eingepackt, die abgesprochene Gage kassiert. Dann wurde ich sogar noch eingeladen mich am Buffet zu bedienen.
Naja dass mir der Appetit vergangen war kannst du dir wohl vorstellen.
Die Auftragsgeberin kam dann noch mal zu mir und entschuldigte sich dafür, dass sie wohl den Geschmack der Leute falsch eingeschätzt hat. Es war ihr sehr unangenehm und peinlich.

Von den vielen Auftritten die ich schon gemacht habe, war das das einzige Mal, dass so etwas passierte. Meistens sind die Auftritte in sehr viel netterer Atmosphäre....
Übrigens .... was auch unangenehm sein kann:
Ein Auftritt auf der Barkasse im Hamburger Hafen.... man ist an Bord und kann nicht weg, wenn es dann doch mal schief gehen sollte.
Ich habe allerdings immer mit dem Barkassenführer die verschiedenen Anlegemöglichkeiten abgesprochen.... "Fluchtwege"

Mein schönster Auftritt war bei einer alten Dame, die schwer an Demenz erkrankt war.
Zu Anfang war sie kaum ansprechbar, ihre Gäste waren da, aber alle miteinander beschäftigt. Mit ihr eher nicht.
Ihre Tochter hatte mich gebucht und mich auch vorgewarnt, aber mir auch eindringlich gesagt, ich bin für die Mutter gebucht. Sie liebt Akkordeonmusik und es soll mir egal sein, was die anderen Gäste dazu sagen.
Also bin ich voll auf sie eingegangen.
Sie hieß Elisabeth... also habe ich das gespielt und sie damit auch gleich für mich gewonnen... mit der Zeit bekam ich mit was sie mochte und ihre Augen glänzten. Nach geraumer Zeit fing sie mit mir an zu reden und ihr fielen Titel ein. Sie bat mich die zu spielen. So weit mir es möglich war habe ich ihre Wünsche erfüllt.
Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass die Gäste unserem Treiben zugehört haben. Die Gäste waren fasziniert, was die Musik bewirkte.....
Ich war für 2 Stunden gebucht..... ich bin länger geblieben. Es hat sich so ergeben. Es war eine wundervolle Stimmung, Elisabeth hat es genossen und war glücklich. Als ich dann fertig war und die Feier dem Ende zuging, habe ich ihr noch 2 Kassetten von unserem Orchester geschenkt.
2 Monate später, hatte mich die Tochter angerufen um mir zu erzählen, dass die Kassetten jeden Tag gespielt werden und ihre Mutter immer noch von mir spricht!
Den nächsten Geburtstag brauchte ich dann nicht mehr kommen, da gab es Elisabeth nicht mehr.
Die Dame hat mich tief berührt.
In diesem Fall, war die Gage nicht im Vordergrund, da war das Erlebte viel wichtiger und wertvoller. Aber das weiß man immer erst hinterher.
 
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Hallo Zamas,
so was kommt vor. Zum Glück ist das eher selten. Manchmal ist es besser, die Fronten gleich zu klären. Aber meistens ist man während der Situation konstaniert und danach fällt einem ein, was man hätte sagen können.
Als Motivation für die Zukunft kann ich folgendes empfehlen: Genieße den Beifall! Den erhalten nämlich nur Künstler. Und ein Beifall tut einfach gut.
 
Ich bin froh, dass ich aus dieser Unterhaltungsschiene draussen bin. Diese Respektlosigkeit gegenüber Musikern ist mir insbesondere in den letzten Jahren meiner Tätigkeit aufgefalllen. Das Publikum wird immer unsensibler gegenüber einer Band/einem Musiker. Er ist nichts weiteres als ein besserer Radioersatz den man bei passender oder unpassender Gelegenheit einfach abdreht ohne Rücksicht darauf was er gerade macht.
Den Eingangsthread kann ich also insofern bestätigen.
Oder die Selbstverständlichkeit, die Band z.B. für eine Hochzeitsfeier für die Dauer von 10-12 Stunden zu buchen.
Je nachdem - man weiß ja nicht wie die Gäste drauf sind und wann es dann richtig losgeht und wie lange es dauert.
Selbstverständlich zum Festpreis - nix Stundengage.

Gottseidank spiel ich mittlerweile in einer Bluesband. Da verdien ich zwar nicht mehr die Kohle wie früher aber bei einem Auftritt seh ich von der Bühne runter auf mir/uns zugewandte, gespannte Gesichter, wippende Knie, schnippende Finger und Applaus der von innen raus kommt.
:))
 
Als Motivation für die Zukunft kann ich folgendes empfehlen: Genieße den Beifall! Den erhalten nämlich nur Künstler. Und ein Beifall tut einfach gut.

Was ist, wenn der Politiker Gehör und Beifall findet, der Musiker aber nicht?

... bezahltes Üben - damit manifestiert man als Musiker genau die Sichtweise - Musik ist Tapete, was kümmert es mich?

... Die Trennung zwischen Kunst und Kommerz finde ich eigenartig. Ist die kommerzielle Musik automatisch kunstlos und Kunst automatisch nicht kommerziell? Der Markt ist so voll, dass selbst "kommerzielle Musik" zu Dumpingpreisen geboten wird. Und wenn diese ohne Herz gemacht wird, wird sie auch bald nicht mehr gebucht. Manchmal wird aber auch allgemein unverstandene Kunst zu schwindelerregenden Preisen gehandelt.

Ich denke, man kann sich viel darüber aufregen, es ist in der Gesellschaft inzwischen tief verankert. Musik gibt es überall und kostenlos und sogar jede Musik ist verfügbar. Menschen sind überflutet und nehmen sich keine Zeit. Warum gaffen Menschen auf der Autobahn am Unfallort, obwohl sie schnell weiter müssen? Warum hören sie Musik aber nicht zu?

Vielmehr interessiert mich, warum es manchmal dann doch funktioniert. Es ist eine Art Kontaktaufnahme, wenn man diese erreicht, ist das Gegenüber nicht mehr ganz so respektlos oder sogar respektvoll. Wie macht ihr das?

Solche Beispiel wie mit der kranken Dame kann ich auch einige präsentieren, denn in Yehudi Menuhins Stiftung Live Music Now war das vorprogrammiert. Diese alten oder kranken Menschen sind einfach dankbar weil sie Zeit haben und eher innerlich leben und gewissermaßen abgeschieden sind von der Welt. Sie wissen, die Musik gilt ihnen und sie hören zu. Dieser Kontakt wird für die anderen sichtbar und diese sind fasziniert von der Situation weil sich sonst selten jemand dazu "herab läßt" oder einfach nur Zeit dafür nimmt. Trotzdem hatte ich auch hier das Gefühl, es geht nicht um Musik sondern um blosse Hinwendung - also Kontakt. Die selbe rührende Situation hätte auch durch eine andere Aktion ausgelöst werden können.

Und nochmal: wie schafft ihr es, mit eurer Musik Kontakt zu bekommen? Alle Mittel müssen erlaubt sein, damit man Missachtung vorbeugt!
Ich würde gern einfach Argumente sammeln...
 
Merke ich das erst während der Veranstaltung, habe ich noch die Möglichkeit, als Gag, mir den Gernegroß zu holen und ihn zu nötigen selbst mal ein paar Takte zu blasen. Es sieht ja alles so einfach aus und spielt sich scheinbar wie eine Blockflöte. Das endet dann meist in einem lustigen Gelächter und die Gäste habe ich auf meiner Seite.

Ich habe nach der Weihnachtsfeier einem sehr selbstbewussten Gast erlaubt, sich an mein Schlagzeug zu setzen und ihm den Standard-Rock-Beat (Übung in der ersten Schlagzeug-Stunde) nachspielen lassen. Er machte alles falsch, was nur ging :)
 
Ich habe nach der Weihnachtsfeier einem sehr selbstbewussten Gast erlaubt, sich an mein Schlagzeug zu setzen und ihm den Standard-Rock-Beat (Übung in der ersten Schlagzeug-Stunde) nachspielen lassen. Er machte alles falsch, was nur ging :)
Diese Methode finde ich, als die Geeignegste.:great: Den oder die mit der größten Klappe raussuchen und selber ran lassen. So habe ich bei einem 50.Geburtstag einem "Ich-kann-das-auch-Enkelchen" :rolleyes:(14J.alt) das Feld (Laptop+Mischpult) überlassen. Nach 20 Minuten kam selbiger zu mir, mit der Bitte:hail:, die Situation(Kaos) doch wieder zu bereinigen, welche ER hervorgerufen hatte.;)
 
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Ich hatte mal ein bisschen Kontakt zur Magier-Szene, da isses ja üblich, Gäste auf die Bühne zu holen. Da ist das Risiko immer das, dass sich diese Gäste auch produzieren wollen. Unter diesen Zauberern hatte sich eingebürgert, in solchen Situationen den Satz zu verwenden: "Ist das deinen Show oder meine?". Das hat eigentlich immer gut funktioniert.
 
Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Wilhelm Busch
aus: Dideldum! (1874) - Der Maulwurf


Hallo zusammen,

wer als Musiker sein Brot verdient, hat diese Situation sicher schon viele Male erlebt - man wird als Geräuschkulisse verwendet darüber kann ich mich schon lange nicht mehr ärgern.

Ich denke, daß Du hier unterscheiden solltest - Du bist einem musikuninteressierten Menschen begegnet, der generell mit seiner Umwelt ignorant und ungeschickt umgeht und darüber hinaus kein Gefühl dafür hat, daß der Distanzbereich des Menschen unantastbar ist. Zweiteres wird ihm aber auch mit der Kellnerin, dem Autoschlosser.....usw. passieren - das betraf sicher nicht Dich persönlich.

Wenn man sich nun erstmal von dem ersten Schreck erholt hat und weiß, daß es nicht persönlich ist - tja, dann ist doch alles wieder im grünen Bereich - vorausgesetzt, die Gage stimmt. Wie sagt mein Keyboard-Kollege: "Alles bezahlte Zeit!"
Da man diese Art von Zeitgenossen meist schon beim Telefonieren erkennt, bin ich da nicht zögerlich und setze unsere Gage so an, daß das "Schmerzensgeld" gleich eingerechnet ist und dann prallt solch Verhalten auch gründlich an mir ab.

Im Übrigen denke ich auch, daß ein Veranstalter durchaus auch Musik "nur" als Geräuschkulisse oder gar als notwendiges Übel buchen darf - schließlich bezahlt er es ja auch - mich verpflichtet ja auch niemand, das bestellte und bezahlte Essen auch aufzuessen - auch wenn der Koch es gerne sehen würde. Da ist es dann durchaus so, daß ich mich als Dienstleister verstehe - sonst würde ich Konzerte geben................... :)


@Bell: Ja - da hat Deine Pianistin Recht - wo kriegt man seine Proben schon bezahlt?
Gerade wenn wir nur als Geräuschkulisse benötigt werden, üben wir auch gerne mal das eine oder andere - es fällt da kaum einem auf, wenn Du mal eine Strophe wegläßt - also: nur keine Scheu!

@Wechselstrom: Super - Idee - das probiere ich bei nächster Gelegenheit auch aus! Danke.

Liebe Grüße

LillyMarleen
 
@Bell: Ja - da hat Deine Pianistin Recht - wo kriegt man seine Proben schon bezahlt?
Gerade wenn wir nur als Geräuschkulisse benötigt werden, üben wir auch gerne mal das eine oder andere - es fällt da kaum einem auf, wenn Du mal eine Strophe wegläßt - also: nur keine Scheu!

Ich mache das ja selber ;)
Wenn wir "lebende CD" spielen, also als bloße Geräuschkulisse engagiert sind, dann übe ich Scats, oder ich singe einen Song, den ich noch nie gesungen habe, selbst wenn ich den Text nicht hundertprozentig kenne. Merkt eh keiner und wir haben wieder was Neues fürs Repertoire.
 

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