Ein Lautsprecher kann auf 2 Arten beschädigt werden.
1. Mechanisch:
Das Chassis macht zu viel Hub, die Schwingspule schlägt an, verformt sich, die Sicke wird beschädigt etc.
Grund: Je tiefer die Frequenz, desto mehr Hub macht das Chassis. Je lauter diese Frequenz wiedergegeben werden soll, desto größer ist der Hub (Schalldruck bei tiefen Frequenzen = Hub x Fläche). Ein Gitarrenchassis kann in der Regel nur wenige Millimeter Hub. Handelt es sich dazu noch um eine offene Box, wird es nicht durch ein Luftpolster bedämpft und der maximale Hub ist schnell erreicht.
2. Elektrisch:
Ein Chassis hat einen Wirkungsgrad von deutlich unter 10%, das heißt, über 90% der zugeführten Leistung müssen als Wärme abgeführt werden. Kann diese nicht mehr abgeführt werden, so schmilzt die Isolierung des Kupferdrahts, aus dem die Schwingspule gewickelt ist. Es können Kurzschlüsse in der Schwingspule entstehen, die die Impedanz enorm herabsetzen. Das mag ein Verstärker in der Regel nicht so sehr. Außerdem kann die verformte Schwingspule im Luftspalt reiben.
Dass der erste Fall beim Betrieb mit einem Bass schnell eintreten kann, ist offensichtlich. Ein Beispiel von Zerstörung durch Slappen wurde schon genannt. Auch der zweite Fall kann leicht eintreten. In der Regel fehlt beim Spielen über ein Gitarrensetup mit dem Bass eben selbiger im Frequenzband. Und wenn man das kompensiert, indem man alle verfügbaren Bassregler aufdreht, so bekommt das Chassis immer mehr Leistung ab. Zu beachten ist hier, dass besonders bei aktiven Bässen die Bassregler oft sehr viel tiefer ansetzen (40 Hz sind keine Seltenheit) und damit wesentlich problematischer sind, als Regler, die um 100 Hz arbeiten.
Warum gibt es trotzdem Beispiele, in denen so ein Setup problemlos funktioniert?
Das Problem der tiefen Frequenzen kann durch einen Hochpass gelöst werden. Dieser schwächt Frequenzen ab seiner Grenzfrequenz zu tieferen Frequenzen hin ab. Und genau solche Hochpässe finden sich in Verstärkerschaltungen. Von den Grenzfrequenzen sind diese natürlich eher auf den Frequenzbereich einer E-Gitarre abgestimmt und damit schneiden sie teils die gefährlichen Signalanteile ab. Besonders wenn Verzerrung ins Spiel kommt, hat man es eigentlich immer mit Hochpässen zu tun. Das Lemmy-Beispiel bestätigt das: In seinem deutlich verzerrten Sound höre ich nichts, was ich unter (Tief-)Bass verstehe, was also gefährlich für manche Boxen wäre.
Ich selber spiele meinen Bass neben meinem Ashdown-Stack neuerdings auch parallel über meinen Peavey Classic 30. Allerdings habe ich in diesem nicht mehr den originalen Speaker verbaut, sondern ein B&C-Chassis. Dieses gehört eigentlich in einen High-End-PA-Monitor und ist in dieser Konfiguration weit davon entfernt, in Gefahr zu sein. Was für Wacken reicht, reicht für mich allemal
Aber trotzdem rate ich von einem solchen Setup immer erst mal ab. Denn es ist durchaus möglich, in bestimmten Konstellation mit einem E-Bass eine E-Gitarrenanlage zu beschädigen.