Armin H.
NP Custom Guitars
Boutique Pickups, für die einen der heilige Gral, für andere nur ein aufgeblasener Etikettenschwindel. Häussel, Barfuss, Kinman, Amber, Fralin, Lollar, oder Kloppmann, alle haben sie eines gemeinsam: Sie glauben an ihre Mission, die Suche nach dem perfekten Singlecoil oder Humbucker. Und hier scheiden sich die Geister. Auf der einen Seite die Pragmatiker. Ähnlich wie Verschwörungstheoretiker überrollen sie Alle und Jeden mit Fakten und Messwerten und scheuen dabei auch nicht davor zurück, notfalls den längst verstorbenen Physiklehrer zu zitieren. Nur um uns zu belegen, dass es zwischen einem $30 und einem $150 Pickup rein rechnerisch gar keinen Unterschied geben kann. Ganz nach dem Motto: "Die wickeln doch alle nur mit Draht".
Dem gegenüber der True Believer, unumstößlich in seiner Glauben, dass es zwischen Magnetlegierungen und Wickeldraht doch noch etwas gibt. Eine höhere Macht, die sich nicht durch Formeln belegen, oder mit Messgeräten erfassen lässt. Das sind die, die Bibel neu schreiben möchten, um mit der nach ihrer Meinung historischen Falschmeldung aufzuräumen, Jesus von Nazareth sei ein Zimmermann gewesen. Angeblich, ein historischer Übersetzungsfehler, denn sein Vater Joseph war der Gitarrenbauer, Jesus aber hat die Pickups gewickelt. Und tatsächlich soll bei Ebay USA ein alter Humbucker mit der Gravur INRI PAF 0023 aufgetaucht sein. Ein Hinweis, dass der Messias schon in jungen Jahren eifrig am Wickeln war. Die Wahrheit, wer kennt sie schon? Und da mir die Idee mit Jesus so gut gefällt, stelle ich Euch heute vier Pickups Sets vor, die unter ähnlich mysteriösen Umständen an der amerikanischen Westküste gewickelt werden, wo sie schon längst kein Geheimtipp mehr sind und auf den Namen Wolfetone hören.
Wolfe Maclead, ein ewig Suchender, der sich früh seine Sporen bei Warmouth verdienen dürfte und der die Firma Wolfetone 1998 gegründet hat, hat seine Wickelstube in Seattle, Lake Forest Park, WA 98155, der Rock City am Pazifik, Geburtsstadt von Jimi Hendrix und in den 80er Jahren durch Bands wie Soundgarden, Nirvana, Pearl Jam oder Alice in Chains als die Hauptstadt des Grunge Rock bekannt. Bei dem Test habe ich hauptsächlich meine recht neue Gibson SG Standard bemüht, so hatte diese Platinen Geschichte, mit der Gibson in neuester Zeit seine SG und Les Paul Modelle ausrüstet doch noch einen Sinn. Hier dauert ein Pickup Wechsel nur noch wenige Minuten, denn hier werden die Anschlüsse der Pickups mit zwei kleinen Plastiksteckern einfach nur eingestöpselt. Ich bin kein Techniker und weiß nicht wie schlecht das ist, aber es gefällt mir überhaupt nicht und es wird nach dem Test ganz schnell zugunsten eines frei verdrahtet und verlötetem 50s Wiring im Sondermüll entsorgt. Platinen, in E- Gitarren. Was soll denn so ein Scheiß?
Als Verstärker kam hauptsächlich mein Egnater Renagade, ein Engl Thunder Combo und mein kleiner Fender Champ zum Einsatz. Außerdem habe ich auch einige Zerr- und Delaypedale angespielt, um einen Eindruck von der Pedalverträglichkeit zu bekommen. Keines der Tonabnehmer Sets hatte mit irgendeinem Pedal Probleme, im Gegenteil. Die neuen SG Standard sind sehr gut verarbeitete Instrumente, endlich auch mit einem fetten oder fast fetten 50s Neck erhältlich, die Rockgitarre die selbst Jazzer lieben. Desweiteren meine Gibson Les Paul Classic, eine moderne Variante der Les Paul Standard. Ursprünglich waren beide Gitarren mit dem 490T/498R Set von Gibson gerüstet. Die wurden allerdings schon nach wenigen Tagen durch Marshallheads aus dem Hause Wolfetone ersetzt.
Legend mit Neusilberkappen satin ...
Die Marshallheads haben nach Vorbild des Seth Lover PAF ungewachste Alnico 5 Magneten, allerdings deutlich "overwound" hat Wolfe hier einen Tonabnehmer gewickelt, der die selbe Klarheit und den Midrange Honk eines 59er PAF mit einem höherem Output und stafferen Bässen verbindet. Der Bridge PU hat einen Messwert von 9,0 kOhm und der Pedant am Hals kommt immer noch auf ein Output von 8,2 kOhm. Dabei ist das flotte Pärchen nicht im Mindesten mikrophonisch. Aber im Gegensatz zu den 490R/498T, die derzeit die Serienpickups bei verschiedenen Gibson Modellen sind und die ebenfalls mit deutlich mehr Output als herkömmliche PAF arbeiten, klingen die Marshalls eine ganze Portion erdiger. Und dabei geht es nicht um Feinheiten, die ganze Klangstruktur ist völlig anders.
http://soundcloud.com/arminhero/marshallhead-classic-rock-tone
Von Mikrophonie kann keine Rede sein, hier kommt nach Auskunft von Wolfe eine spezielle Wickeltechnik und eine ganz bestimmt Anordnung der Magneten zum Tragen. Aber und diesen Effekt kenne ich schon von den DiMarzio Seth Lover, die ich lange Zeit auf meiner LP Doublecut gespielt habe, die Bässe kommen, im Gegensatz zu vielen gewachsten PUs, unglaublich straff, sauber und dennoch mit viel Punch. Das fällt auch auf, wenn man Aufnahmen von Gibsons mit PAFs aus den späten 50er hört, die Bässe sind nicht so gnadenlos fett. Ganz sicher gehören die Marshallheads zu den Bösen-Buben-Pickups, aber nicht nach der Devise: hier komme ich und mach´ alles platt. Auf dem 79er Gary Moore Album "Back on the Streets", auf dem Moore durchgehend eine 57er Goldtop spielt, hört man genau diesen rotzigen Sound. Der Marshallhead ist der perfekte Rock PU, mit viel Power und ebenso viel Musikalität. An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an Bryan Christiensen und Chris Tofield für die Soundfiles, die mit PRS, Les Paul und Reinhard Amps eingespielt wurden.
Natürlich kann der Marshallhead auch sanft und leise, wer etwas Übung mit dem Volume Poti hat, wird schnell merken dass die Pickups auch durchaus lieblich schnurren können. Die Marshalls sind sehr dynamisch und lassen sich mittels Anschlag wunderbar kontrollieren. Nie hat man das Gefühl der Ton sei aufdringlich oder tendiere zum Matschen. AC/DC, Aerosmith und ZZ Top geht ebenso gut wie Bluesiges. Mit dem passenden Amp dürften auch Metallica Fans ihre Freude haben. Für alle denen ein Vintage PAF zu wenig Muckies hat der perfekte Pickup.
Wer es jedoch etwas gemäßigter mag, der sollte sich die Legend einmal anhören. Weich und seidig, aber nicht ohne Punch haben die Legends einen ganz großen Auftritt. Wolfe hat hier ausschließlich mit Originalmarterialien, dem emaillierten Wickeldraht und authentischen AlNiCo 2 Magneten gearbeitet. Dazu gehört auch eine bestimmte Wickeltechnik, in vielen Jahren mühsam erworbenes Wissen und Erfahrung und ein wohlgehütetes Geheimnis. Ich habe das auch schon von Chris Kinman und Wolfgang Damm vom Amber Pickups und ehemaliger Gibson Produktionsmanager gehört, die auch beide jahrelang unzählige Pickups und Magneten gemessen und getestet haben, bis ihnen ein großer Wurf gelang. Ähnlich wie bei den Orig. PAFs gibt es auch bei den Legend, durch die unregelmäßige Wicklung, kleinere Schwankungen beim Output, der bei etwa 8,5 kohm für den Steg und 7,5 kohm für den Pedanten am Hals liegt.
Die üblichen Verdächtigen, Les Paul und SG Standard - Und so sieht er von hinten aus, the one and only "Hero" Bucker
Ein guter Freund verglich die beiden Humbucker einmal miteinander, indem er den Marshallhead als rotzfrechen Klassenkasper, der wegen seiner vorlauten Klappe immer in die letzten Reihe sitzen muß, während der Legend als der Primus, Musterschüler und Klassensprecher in der ersten Reihe über Ordnung, Maß und Ziel wacht. In meine Les Paul verbaut, zeigte er sich allerdings nicht nur von seiner braven Seite. Wir wissen ja alle wie das geht, beide Pickups ganz aufgedreht, den Tonepoti beim Bridge PU auf 0 und da ist er, wahrhaftig Claptons Women Tone, den richtigen Amp vorausgesetzt. Wolfe schwört bei seinen Neusilberkappen auf ein extra dünnes Material, etwa halb so stark wie normale Pickup Kappen, so dass kaum ein Unterschied zwischen den geschlossenen und offen Tonabnehmern zu hören ist. Insgesamt klingen die Legends sehr rund und dynamisch in den Mitten, harmonisch mit einem etwas größeren Bassfundament als die Marshallheads.
Dr. Vintage, die einzigen Akademiker bei Wolfetone sind moderne Humbucker. AlNiCo 2 Magneten und ein Ausgangsoutput von 7,5 und 8,05 kohm sind die Eckwerte für diesen "normal Level" PAF, einem Blueser mit viel Charakter und einem sehr direkten Ton. Ich könnte mir den Doktor auch gut in einer ES 335, oder gar als Halspickup für eine Telecaster vorstellen. Ich habe, was bekannt sein dürfte, in diese Richtung keinerlei Berührungsängste, frei nach dem Motto: "erlaubt ist, was gut klingt." Ich hoffe, dass Wolfe mir das nachsieht. Bei mir ist es so, dass ein Pickup, der mir nicht ab dem allerersten Ton Freude bereitet und dem ich erst nach langem Schrauben und Regeln muss einen passenden Ton entlocken kann, direkt verloren hat und auch keine zweite Chance mehr bekommt. Die Erfahrung blieb mir bei allen Wolfetones erspart. Sie mögen unterschiedlich sein und von verschiedenem Charakter, aber sie haben alle diesen Ton, der einem sofort ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Der Dr. Vintage mit seinem leicht rauchigen Ton hat den Blueserton und zeigt, dass sich Direktheit und Wärme nicht ausschließen. Einer meiner ganz großen Favoriten. Er hat etwas Ähnlichkeit mit dem Imperial Pickup von Jason Lollar. Wen wundert´s, sind doch Wolfe und Jason praktisch Nachbarn und haben schon gemeinsam an einer Wickelmaschine gearbeitet. Auserwählte unter sich.
http://soundcloud.com/arminhero/dr-vintage-clean-blues
Caretaker heißt Wolftones Interpretation des Peter Green Sound. "Die Grenzen dieses Pickup Set, sind die Grenzen des Gitarristen der sie spielt. Der Caretaker kann all das, wozu auch der Spieler in der Lage ist". Ein klares Worte von Wolfe Maclead und tatsächlich kann der "Hausmeister" all das, was man von einem Allrounder so erwartet. Der Caretaker ist ein Allrounder mit viel Punch und unglaublichen Obertönen. Ich habe wirklich schon so ziemlich alles an Humbucker durch, aber mir fällt da kein passender Vergleich ein. Blues und Bluesrocker werden hier bestens bedient. Die SG singt, kreischt und hat endlos Druck. Und das alles ohne den Klang der Gitarre zu verfälschen, alles bleibt Ton für Ton SG Standard, aber von der besten Seite. Den Caretaker nun auf Peter Green zu reduzieren, würde dem Pickup aber nicht gerecht werden, kann er doch eine ganze Menge mehr. Zusammen mit meinem Okko Diablo, meinem absolutes Lieblingspedal wird aus dem Caretaker ganz schnell ein Schlimmer Finger, der in bester Gibbons Manier los rockt. Ein toller Pickup für Blueser und Rocker. Sammy Hagar, Rick Derringer (der im Übrigen P-90 von Wolfetone spielt) oder Eddy Van Halen sind nur einige Kandidaten die ebenfalls ihren Spaß mit dem Caretaker hätten
... und auch als Zebras
Fazit:
Pickups Reviews sind für mich die Anstrengendsten, ich habe hinterher immer mindestens drei Pfund verloren. Man ringt förmlich um die Worte, immer in Gefahr sich endlos zu wiederholen und am Ende nur dummes Zeug zu erzählen. Wie riecht nun frischer Schnee? Da muss die Phantasie des Lesers schon ein wenig mitarbeiten. Man hat, bis auf die Output Werte und der Art der Magnete keinerlei Fakten und die sind wirklich nicht sehr aussagekräftig. Trotzdem schreibe ich diese Reviews gerne und das hier ist ja auch nicht mein erstes Pickup Review. Trotzdem sind diese Reviews etwas sehr subjektives, ich kann zwar eine Bass Ton als rund, voll oder auch straff beschreiben, aber eben auch nur auf meiner persönlichen Richterskala. Die Wolfetone Pickups erfreuen sich in US Foren wie Mylespaul inzwischen großer Beliebtheit und werden auch gerne in historische Les Paul Modelle, wie R8 oder R9 gerne und oft verbaut. Ganz besonders der Legend und Dr. Vintage, wo gegen die Marshallheads mehr die bösen Finger sind, für Leute denen ein Vintage PAF zu brav ist. Trotzdem ist er kein Metal Pickup und hat die Klangstruktur eines PAF Humbuckers, nur eben ein paar entscheidende Wicklungen mehr. Er ist damit auch mein persönlicher Liebling. Ich spiele den Marshallhead in meiner Les Paul, und da Wolfe mir noch einen kleinen Gefallen schuldig war, hat er mir für meine SG Standard einen Alnico II Humbucker, ganz nach meinen Wünschen, mit einigen Extrawicklungen versehen und gewachst. Ich hatte einen ganz bestimmten Ton im Kopf und er hat ihn auch gefunden. The Herobucker was born.
Es gibt, nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks im Netz einiges über Wolfetone zu finden und zu hören. Einen eigenen Vertrieb für Wolfetone gibt es in Deutschland noch nicht, ich hätte die Möglichkeit gehabt, allein der Aufwand ist zu groß. Falls noch jemand Fragen hat oder sich für Wolfetone Pickups interessiert, kann er mir gerne eine PN schreiben. Danke noch an Dr. Sebastian Gruenberg, meinen Freund in Seattle, ohne den ich Wolfe gar nicht kennengelernt hätte und an Chris, mein Freund und Stütze an jedem Tag und in allen Lebenslagen, der dafür gesorgt hat, das die Sachen rechtzeitig und unbeschadet von S. nach B. kamen. Und last but not least vielen Dank an die, die sich die Zeit genommen haben, dieses Review bis zum Ende zu lesen.
Noch schnell ein letztes Wort zu den gewerblichen Reviews, die seit einiger Zeit hier im Forum zu finden sind. Ich fand es von Anfang an bedenklich in einem Forum, das sich eigentlich über weite Strecken selbst verwalten sollte, professionelle Redakteure von Fachzeitschriften oder Händler und Verkäufer ihre Ware testen und damit auch anpreisen zu lassen. Ich meine, man muss sich doch fragen können, wer diese Leute für ihre Meinung bezahlt und "für wen" sie diese Sachen testen. Erst dann weiß ich doch, wie ernst ich so ein Review nehmen darf. Ich denke einmal, dass ein Anfänger und Einsteiger das nicht so kritisch sieht oder auch noch nicht sehen kann. Diese Reviews werden gerade von unerfahrenen Usern als Kaufempfehlung und Hilfe gesehen. Schließlich ist auch genau das passiert, was ich befürchtet habe, die Zahl der Reviews von Usern aus dem Board ging deutlich zurück. Das ist nicht gut. Man sollte sich wirklich nicht davon abhalten lassen, denn diese Reviews sind viel mehr wert und wichtiger als die Meinung von bezahlten Schreibern.
In diesem Sinne, choose the blues,
Euer Armin H.
PS.: Eigentlich hätten hier zwei You Tube beiträge auftauchen sollen, aber irgendwie hat´s nicht gefunzt, dafür gibt es einen Link zu einem Dr. Vintage und eine Pracht Les Paul:
http://www.youtube.com/watch?v=y39knQ6T-Vo&feature=related
noch eine sehr leckere Demo der Legend, Les Paul und Beaufort Amp (ein 53E Deluxe Clone):
http://www.youtube.com/watch?v=o2dzlYM-DsY&feature=related
Dem gegenüber der True Believer, unumstößlich in seiner Glauben, dass es zwischen Magnetlegierungen und Wickeldraht doch noch etwas gibt. Eine höhere Macht, die sich nicht durch Formeln belegen, oder mit Messgeräten erfassen lässt. Das sind die, die Bibel neu schreiben möchten, um mit der nach ihrer Meinung historischen Falschmeldung aufzuräumen, Jesus von Nazareth sei ein Zimmermann gewesen. Angeblich, ein historischer Übersetzungsfehler, denn sein Vater Joseph war der Gitarrenbauer, Jesus aber hat die Pickups gewickelt. Und tatsächlich soll bei Ebay USA ein alter Humbucker mit der Gravur INRI PAF 0023 aufgetaucht sein. Ein Hinweis, dass der Messias schon in jungen Jahren eifrig am Wickeln war. Die Wahrheit, wer kennt sie schon? Und da mir die Idee mit Jesus so gut gefällt, stelle ich Euch heute vier Pickups Sets vor, die unter ähnlich mysteriösen Umständen an der amerikanischen Westküste gewickelt werden, wo sie schon längst kein Geheimtipp mehr sind und auf den Namen Wolfetone hören.
Wolfe Maclead, ein ewig Suchender, der sich früh seine Sporen bei Warmouth verdienen dürfte und der die Firma Wolfetone 1998 gegründet hat, hat seine Wickelstube in Seattle, Lake Forest Park, WA 98155, der Rock City am Pazifik, Geburtsstadt von Jimi Hendrix und in den 80er Jahren durch Bands wie Soundgarden, Nirvana, Pearl Jam oder Alice in Chains als die Hauptstadt des Grunge Rock bekannt. Bei dem Test habe ich hauptsächlich meine recht neue Gibson SG Standard bemüht, so hatte diese Platinen Geschichte, mit der Gibson in neuester Zeit seine SG und Les Paul Modelle ausrüstet doch noch einen Sinn. Hier dauert ein Pickup Wechsel nur noch wenige Minuten, denn hier werden die Anschlüsse der Pickups mit zwei kleinen Plastiksteckern einfach nur eingestöpselt. Ich bin kein Techniker und weiß nicht wie schlecht das ist, aber es gefällt mir überhaupt nicht und es wird nach dem Test ganz schnell zugunsten eines frei verdrahtet und verlötetem 50s Wiring im Sondermüll entsorgt. Platinen, in E- Gitarren. Was soll denn so ein Scheiß?
Als Verstärker kam hauptsächlich mein Egnater Renagade, ein Engl Thunder Combo und mein kleiner Fender Champ zum Einsatz. Außerdem habe ich auch einige Zerr- und Delaypedale angespielt, um einen Eindruck von der Pedalverträglichkeit zu bekommen. Keines der Tonabnehmer Sets hatte mit irgendeinem Pedal Probleme, im Gegenteil. Die neuen SG Standard sind sehr gut verarbeitete Instrumente, endlich auch mit einem fetten oder fast fetten 50s Neck erhältlich, die Rockgitarre die selbst Jazzer lieben. Desweiteren meine Gibson Les Paul Classic, eine moderne Variante der Les Paul Standard. Ursprünglich waren beide Gitarren mit dem 490T/498R Set von Gibson gerüstet. Die wurden allerdings schon nach wenigen Tagen durch Marshallheads aus dem Hause Wolfetone ersetzt.
Legend mit Neusilberkappen satin ...
Die Marshallheads haben nach Vorbild des Seth Lover PAF ungewachste Alnico 5 Magneten, allerdings deutlich "overwound" hat Wolfe hier einen Tonabnehmer gewickelt, der die selbe Klarheit und den Midrange Honk eines 59er PAF mit einem höherem Output und stafferen Bässen verbindet. Der Bridge PU hat einen Messwert von 9,0 kOhm und der Pedant am Hals kommt immer noch auf ein Output von 8,2 kOhm. Dabei ist das flotte Pärchen nicht im Mindesten mikrophonisch. Aber im Gegensatz zu den 490R/498T, die derzeit die Serienpickups bei verschiedenen Gibson Modellen sind und die ebenfalls mit deutlich mehr Output als herkömmliche PAF arbeiten, klingen die Marshalls eine ganze Portion erdiger. Und dabei geht es nicht um Feinheiten, die ganze Klangstruktur ist völlig anders.
http://soundcloud.com/arminhero/marshallhead-classic-rock-tone
Von Mikrophonie kann keine Rede sein, hier kommt nach Auskunft von Wolfe eine spezielle Wickeltechnik und eine ganz bestimmt Anordnung der Magneten zum Tragen. Aber und diesen Effekt kenne ich schon von den DiMarzio Seth Lover, die ich lange Zeit auf meiner LP Doublecut gespielt habe, die Bässe kommen, im Gegensatz zu vielen gewachsten PUs, unglaublich straff, sauber und dennoch mit viel Punch. Das fällt auch auf, wenn man Aufnahmen von Gibsons mit PAFs aus den späten 50er hört, die Bässe sind nicht so gnadenlos fett. Ganz sicher gehören die Marshallheads zu den Bösen-Buben-Pickups, aber nicht nach der Devise: hier komme ich und mach´ alles platt. Auf dem 79er Gary Moore Album "Back on the Streets", auf dem Moore durchgehend eine 57er Goldtop spielt, hört man genau diesen rotzigen Sound. Der Marshallhead ist der perfekte Rock PU, mit viel Power und ebenso viel Musikalität. An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an Bryan Christiensen und Chris Tofield für die Soundfiles, die mit PRS, Les Paul und Reinhard Amps eingespielt wurden.
Natürlich kann der Marshallhead auch sanft und leise, wer etwas Übung mit dem Volume Poti hat, wird schnell merken dass die Pickups auch durchaus lieblich schnurren können. Die Marshalls sind sehr dynamisch und lassen sich mittels Anschlag wunderbar kontrollieren. Nie hat man das Gefühl der Ton sei aufdringlich oder tendiere zum Matschen. AC/DC, Aerosmith und ZZ Top geht ebenso gut wie Bluesiges. Mit dem passenden Amp dürften auch Metallica Fans ihre Freude haben. Für alle denen ein Vintage PAF zu wenig Muckies hat der perfekte Pickup.
Wer es jedoch etwas gemäßigter mag, der sollte sich die Legend einmal anhören. Weich und seidig, aber nicht ohne Punch haben die Legends einen ganz großen Auftritt. Wolfe hat hier ausschließlich mit Originalmarterialien, dem emaillierten Wickeldraht und authentischen AlNiCo 2 Magneten gearbeitet. Dazu gehört auch eine bestimmte Wickeltechnik, in vielen Jahren mühsam erworbenes Wissen und Erfahrung und ein wohlgehütetes Geheimnis. Ich habe das auch schon von Chris Kinman und Wolfgang Damm vom Amber Pickups und ehemaliger Gibson Produktionsmanager gehört, die auch beide jahrelang unzählige Pickups und Magneten gemessen und getestet haben, bis ihnen ein großer Wurf gelang. Ähnlich wie bei den Orig. PAFs gibt es auch bei den Legend, durch die unregelmäßige Wicklung, kleinere Schwankungen beim Output, der bei etwa 8,5 kohm für den Steg und 7,5 kohm für den Pedanten am Hals liegt.
Die üblichen Verdächtigen, Les Paul und SG Standard - Und so sieht er von hinten aus, the one and only "Hero" Bucker
Ein guter Freund verglich die beiden Humbucker einmal miteinander, indem er den Marshallhead als rotzfrechen Klassenkasper, der wegen seiner vorlauten Klappe immer in die letzten Reihe sitzen muß, während der Legend als der Primus, Musterschüler und Klassensprecher in der ersten Reihe über Ordnung, Maß und Ziel wacht. In meine Les Paul verbaut, zeigte er sich allerdings nicht nur von seiner braven Seite. Wir wissen ja alle wie das geht, beide Pickups ganz aufgedreht, den Tonepoti beim Bridge PU auf 0 und da ist er, wahrhaftig Claptons Women Tone, den richtigen Amp vorausgesetzt. Wolfe schwört bei seinen Neusilberkappen auf ein extra dünnes Material, etwa halb so stark wie normale Pickup Kappen, so dass kaum ein Unterschied zwischen den geschlossenen und offen Tonabnehmern zu hören ist. Insgesamt klingen die Legends sehr rund und dynamisch in den Mitten, harmonisch mit einem etwas größeren Bassfundament als die Marshallheads.
Dr. Vintage, die einzigen Akademiker bei Wolfetone sind moderne Humbucker. AlNiCo 2 Magneten und ein Ausgangsoutput von 7,5 und 8,05 kohm sind die Eckwerte für diesen "normal Level" PAF, einem Blueser mit viel Charakter und einem sehr direkten Ton. Ich könnte mir den Doktor auch gut in einer ES 335, oder gar als Halspickup für eine Telecaster vorstellen. Ich habe, was bekannt sein dürfte, in diese Richtung keinerlei Berührungsängste, frei nach dem Motto: "erlaubt ist, was gut klingt." Ich hoffe, dass Wolfe mir das nachsieht. Bei mir ist es so, dass ein Pickup, der mir nicht ab dem allerersten Ton Freude bereitet und dem ich erst nach langem Schrauben und Regeln muss einen passenden Ton entlocken kann, direkt verloren hat und auch keine zweite Chance mehr bekommt. Die Erfahrung blieb mir bei allen Wolfetones erspart. Sie mögen unterschiedlich sein und von verschiedenem Charakter, aber sie haben alle diesen Ton, der einem sofort ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Der Dr. Vintage mit seinem leicht rauchigen Ton hat den Blueserton und zeigt, dass sich Direktheit und Wärme nicht ausschließen. Einer meiner ganz großen Favoriten. Er hat etwas Ähnlichkeit mit dem Imperial Pickup von Jason Lollar. Wen wundert´s, sind doch Wolfe und Jason praktisch Nachbarn und haben schon gemeinsam an einer Wickelmaschine gearbeitet. Auserwählte unter sich.
http://soundcloud.com/arminhero/dr-vintage-clean-blues
Caretaker heißt Wolftones Interpretation des Peter Green Sound. "Die Grenzen dieses Pickup Set, sind die Grenzen des Gitarristen der sie spielt. Der Caretaker kann all das, wozu auch der Spieler in der Lage ist". Ein klares Worte von Wolfe Maclead und tatsächlich kann der "Hausmeister" all das, was man von einem Allrounder so erwartet. Der Caretaker ist ein Allrounder mit viel Punch und unglaublichen Obertönen. Ich habe wirklich schon so ziemlich alles an Humbucker durch, aber mir fällt da kein passender Vergleich ein. Blues und Bluesrocker werden hier bestens bedient. Die SG singt, kreischt und hat endlos Druck. Und das alles ohne den Klang der Gitarre zu verfälschen, alles bleibt Ton für Ton SG Standard, aber von der besten Seite. Den Caretaker nun auf Peter Green zu reduzieren, würde dem Pickup aber nicht gerecht werden, kann er doch eine ganze Menge mehr. Zusammen mit meinem Okko Diablo, meinem absolutes Lieblingspedal wird aus dem Caretaker ganz schnell ein Schlimmer Finger, der in bester Gibbons Manier los rockt. Ein toller Pickup für Blueser und Rocker. Sammy Hagar, Rick Derringer (der im Übrigen P-90 von Wolfetone spielt) oder Eddy Van Halen sind nur einige Kandidaten die ebenfalls ihren Spaß mit dem Caretaker hätten
... und auch als Zebras
Fazit:
Pickups Reviews sind für mich die Anstrengendsten, ich habe hinterher immer mindestens drei Pfund verloren. Man ringt förmlich um die Worte, immer in Gefahr sich endlos zu wiederholen und am Ende nur dummes Zeug zu erzählen. Wie riecht nun frischer Schnee? Da muss die Phantasie des Lesers schon ein wenig mitarbeiten. Man hat, bis auf die Output Werte und der Art der Magnete keinerlei Fakten und die sind wirklich nicht sehr aussagekräftig. Trotzdem schreibe ich diese Reviews gerne und das hier ist ja auch nicht mein erstes Pickup Review. Trotzdem sind diese Reviews etwas sehr subjektives, ich kann zwar eine Bass Ton als rund, voll oder auch straff beschreiben, aber eben auch nur auf meiner persönlichen Richterskala. Die Wolfetone Pickups erfreuen sich in US Foren wie Mylespaul inzwischen großer Beliebtheit und werden auch gerne in historische Les Paul Modelle, wie R8 oder R9 gerne und oft verbaut. Ganz besonders der Legend und Dr. Vintage, wo gegen die Marshallheads mehr die bösen Finger sind, für Leute denen ein Vintage PAF zu brav ist. Trotzdem ist er kein Metal Pickup und hat die Klangstruktur eines PAF Humbuckers, nur eben ein paar entscheidende Wicklungen mehr. Er ist damit auch mein persönlicher Liebling. Ich spiele den Marshallhead in meiner Les Paul, und da Wolfe mir noch einen kleinen Gefallen schuldig war, hat er mir für meine SG Standard einen Alnico II Humbucker, ganz nach meinen Wünschen, mit einigen Extrawicklungen versehen und gewachst. Ich hatte einen ganz bestimmten Ton im Kopf und er hat ihn auch gefunden. The Herobucker was born.
Es gibt, nicht nur auf der anderen Seite des Atlantiks im Netz einiges über Wolfetone zu finden und zu hören. Einen eigenen Vertrieb für Wolfetone gibt es in Deutschland noch nicht, ich hätte die Möglichkeit gehabt, allein der Aufwand ist zu groß. Falls noch jemand Fragen hat oder sich für Wolfetone Pickups interessiert, kann er mir gerne eine PN schreiben. Danke noch an Dr. Sebastian Gruenberg, meinen Freund in Seattle, ohne den ich Wolfe gar nicht kennengelernt hätte und an Chris, mein Freund und Stütze an jedem Tag und in allen Lebenslagen, der dafür gesorgt hat, das die Sachen rechtzeitig und unbeschadet von S. nach B. kamen. Und last but not least vielen Dank an die, die sich die Zeit genommen haben, dieses Review bis zum Ende zu lesen.
Noch schnell ein letztes Wort zu den gewerblichen Reviews, die seit einiger Zeit hier im Forum zu finden sind. Ich fand es von Anfang an bedenklich in einem Forum, das sich eigentlich über weite Strecken selbst verwalten sollte, professionelle Redakteure von Fachzeitschriften oder Händler und Verkäufer ihre Ware testen und damit auch anpreisen zu lassen. Ich meine, man muss sich doch fragen können, wer diese Leute für ihre Meinung bezahlt und "für wen" sie diese Sachen testen. Erst dann weiß ich doch, wie ernst ich so ein Review nehmen darf. Ich denke einmal, dass ein Anfänger und Einsteiger das nicht so kritisch sieht oder auch noch nicht sehen kann. Diese Reviews werden gerade von unerfahrenen Usern als Kaufempfehlung und Hilfe gesehen. Schließlich ist auch genau das passiert, was ich befürchtet habe, die Zahl der Reviews von Usern aus dem Board ging deutlich zurück. Das ist nicht gut. Man sollte sich wirklich nicht davon abhalten lassen, denn diese Reviews sind viel mehr wert und wichtiger als die Meinung von bezahlten Schreibern.
In diesem Sinne, choose the blues,
Euer Armin H.
PS.: Eigentlich hätten hier zwei You Tube beiträge auftauchen sollen, aber irgendwie hat´s nicht gefunzt, dafür gibt es einen Link zu einem Dr. Vintage und eine Pracht Les Paul:
http://www.youtube.com/watch?v=y39knQ6T-Vo&feature=related
noch eine sehr leckere Demo der Legend, Les Paul und Beaufort Amp (ein 53E Deluxe Clone):
http://www.youtube.com/watch?v=o2dzlYM-DsY&feature=related
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