Hi,
...Meine 46jährige Lebenserfahrung zeigt mir halt nur, dass der Wunsch nach etwas geiler sein kann, als der Besitz.
Aber das muss jeder selber wissen...
*bekekst*.
Und da kann ich noch eine kleine zusätzliche Story OT dazu beitragen.
Fiedeln wir sollten auf einem recht kleinen Gig, Shice-Wetter war es. Leisten es sich nicht konnte der Veranstalter, eine Bühne aufzubauen, fiedeln wir sollten sollten im Freien für wenig Gage. Daher war es für ihn völlig ok, dass wir absagten, weil wir nichts aufbauen konnten wegen Regen.
Ein Teil der Band (Drummer, Gitarristin) reiste wieder ab. Wir (Bassist, Sänger/Git und meinereiner) haben dann gesagt, he, wir können jetzt nicht einfach so abhauen ohne irgendwas - wir fiedeln unplugged drinnen. Bassamp ist fix aufgebaut.
Ich ließ als meine Strat + Amp im Auto und fiedelte mit der dafür überlassenen Acoustic unsererer Gitarristin, diese Gitarre hatte ich meinen Lebtag noch nicht gefiedelt (Yamaha Dreadnought-Format).
Es klingt jetzt zwar blöd, aber ich habe Szenenapplaus bekommen für einige Solis (die, davon einmal abgesehen, für mich auf der Acoustic einfach nur scheusslich klangen).
Was will ich damit sagen? Es war nicht MEINE Strat, sonderen eine mir fremde Gitarre. Vorher noch nie in der Hand gehabt. Zusammen mit einem guten Publikum, welches Dein Musizieren (von Kunst will ich erst gar nicht schreiben, das geht mir dann doch etwas zu weit) dankbar aufnimmt, hat man sehr schöne, schmeichelhafte Momente, die runtergehen wie Öl (oft genug hagelt es ja auch Kritik) - es braucht scheinbar keine eingebildete Sonstwas-Gitarre. Da sagt Dir dann plötzlich ein völlig wildfremder Mensch, wie toll Du Gitarre spielt.
Ich will das mal etwas überspitzt formulieren, da ich das auch aus der Sammslerszene kenne, an der ich nicht mehr teilnehme (die sich aber bedingt durch Generationenwechsel beginnt, zu ändern):
Viele Radiosammler häuften alte Radios bis zum Get No an. Ob in Schuppen, Küchen, Kellern, an Wänden; letztendlich ging es ihnen in den meisten Fällen nur darum, sagen zu können: "In MEINEM BESITZ befinden sich dieunddie Geräte..." Null Ahnung von der Technik, die damit verbunden ist, geschweige denn ein Arbeiten damit im Sinne von fachgerechtem Reparieren oder Restaurieren!
Sie onanierten somit quasi virtuell vor einer Masse an Material, ohne wirklich damit was anfangen zu können. Einer davon (ein Anwalt) kam sogar in die Klapsmühle, weil er sich ein eigentlich unmögliches Ziel vorgenommen hatte, aber - einfach nur - genug Kohle hatte zum Anhäufen des Zeugs. Pech für ihn.
Da wir inzwischen alle wissen, dass es nur kurzzeitige Glücksmomente gibt, waren diese Sammler nie zufrieden, wollten immer mehr und immer mehr, bei manchen bis hin zum Herzkasper. Das letzte Hemd hat keine Taschen.
Nicht umsonst nannten wir uns dessenungeachtet "Radioten".
Mit dem Ergebnis, dass die allermeisten dieser sogenannten "Sammlungen" dann i.d.R. durch die Witwen als Nachlass unwissend auseinandergerissen werden müssen, weil kein Mensch oder Museum mehr so etwas kaufen möchte, geschweige denn den virtuellen Wert bezahlen kann und will.
Anyway. Die Gitarre allein macht es jedenfalls nicht. Aber man kann sehr schöne Momente erleben allein nur mit EINER gespielten Gitarre.
OK, oder ich sollte vielleicht überhaupt von der Strat die Pfoten lassen und lieber auf Acoustic wechseln. Vielleicht war ja das die eigentliche Message des Abends...
Gruß Michael