Hallo Martin,
finde es klasse, dass sich mal jemand aus der in diesem Beitrag angesprochenen Zielgruppe meldet und seine Erfahrungen schildert.
Wie wird generell handgemachte Musik vom "Nachwuchs" angesehen?
Als wir in euerem Alter waren, sah die Welt noch anders aus.
Bei mir war es so, dass das für mich ein Besuch der damals "Staatlichen Musikschule" in unserer Kreisstadt kaum in Frage kam, da diese erstens überfüllt, zweitens wir dort niemand "kannten" und ich drittens kilometerweit mit Bus oder Zug hätte reisen müssen, da wir selber keine andere Möglichkeit hatten.
So bot sich an, dass das in unserem Ort der Opa eines Schulkameraden (zwar kein Lehrer war) von Haus zu Haus reiste und, eigentlich illegal, Unterricht gab. Das umhergereichte Testgerät (32 Bass) war zufällig wieser "frei" und da hab ich's mal probiert. Als die Begeisterung nicht nachließ hat er mir dann ein größeres Neugerät (was ich jetzt noch nutze) besorgt. Diese waren zu DDR-Zeiten ja auch nur durch "Bekanntschaften" zu organisieren.
Was ich eigentlich sagen wollte, ich durfte eigentlich bei dieser Lernmethode auch meine Wünsche äußern und wollte natürlich auch so schnell wie möglich was spielen können, um andere zu beeindrucken. Als ich damals nach den ersten paar Stunden nach dem "Schneewalzer" fragte, hat der Lehrer zwar erst abgewinkt, meinte aber dann: Probieren wir's mal.
Ich hab ihn dann überzeugt und fand das gut so.
Leider verstarb dieser Herr nach etwa einem Jahr des Unterrichtes und so hab ich halt selber weitergemacht. Da Noten ja auch zu den "Mangelwaren" hier im Osten gehörten, hat man sich eben mit Notenblatt, Radiergummi und Kassettenrecorder beholfen.
Na sicher war auch bei mir mal eine Flaute, aber im Nachhinein bin ich froh, dass alles so gekommen ist. Macht immer wieder Spaß, wenn auf ner Feier dadurch erst mal richtig Stimmung aufkommt. Gerne spiele ich auch nur so für mich im stillen Kämmerlein dahin, um vom Alltag mal abschalten zu können.
Ich habe immer wieder Respekt und Hochachtung vor Leistung, weil ich weiß wie viel Schweiß darin steckt.
Liebe Leute ihr könnt mich steinigen, aber diesen Respekt vermisse ich bei vielen Kindern.
Und dabei ist es egal ob es sich um Akkordeon, Trompete, Geige oder Klavier handelt.
Es ist eben leichter den MP3 Player zu starten, als sich selber mit einer Sache ernsthaft auseinander zusetzten.
Und es wird einfach unterschätzt wie viel man wirklich lernen muss, um gut spielen zu können, das geht nicht in 2, 3 Jahren.
Man darf ja nicht die ganze Jugend über einen Kamm scheren, hab schon manchen spielen gehört, ob Klavier oder Geige etc. Zu unseren Chorauftritten gesellen sich mitunter auch Schüler der Musikschule, die ihr Können zeigen, bzw. anhören lassen wollen ..... Respekt.
So wie halt viele nur noch vor dem PC sitzen, wird eben auch der mp3-player bevorzugt .... vielleicht ist es so, dass wir die früher noch nicht hatten und es uns dadurch motiviert hat ein Instrument zu lernen.
Muss noch hinzufügen, dass ich damals so 13 - 14 Jahre alt war, als ich mit dem 32er angefangen hab. Jetzt hab ich mir noch ein "besseres" Keyboard an Land gezogen und versuche das einzuüben. Rechte Hand ist ja einfach.

Natürlich darf das Akko (in unserer Gegend "Quetsche" genannt) nicht vernachlässigt werden, denn das ist in seiner Vielseitigkeit, Stromunabhängigkeit und dadurch Transportmöglichkeit kaum zu schlagen.
LG Wolfgang
LG