Ein offenes Wort schätze ich sehr. Nun wird es für mich mal Zeit. Von Steckbriefen halte ich nicht viel ziehe es vor, wenn, dann während eines Gesprächs gewisse Hintergründe zu erläutern. Ihr kennt Euch schließlich schon lange und ich polter hier einfach als Newbie rein und reiß die Klappe auf.
Also: Bin zwar in einer Musikerfamilie aufgewachsen, hatte aber aufgrund meiner Erlebnisse während der Kindheit wenig Lust in die Branche einzusteigen und machte alles mögliche nur keine Musik (zumindest nichts außerhalb eines sehr engen privaten Kreises; was sich bis heute nicht geändert hat; die Bühne ist nicht mein Ding). Mit 19, auf Jobsuche, stolperte ich dann in die Maschine aka Industrie, mit null Ahnung von der Materie aber jeder Menge Elan. 1 Jahr bei 'nem Major Gemaabrechnungen, bis zum Erbrechen, bis ich selbst beinahe nur noch aus 3 Dezimalstellen bestand. Anschließend weitere 3 Jahre bei 2 Indielabels, bei denen ich als Mädchen für alles, eben auch für beinahe alles zuständig bzw. vollverantwortlich war. Beschallungstage waren Festtage. Der Vorteil von kleinen Labels ist definitv der, daß man man nicht unbedingt auf einen Bereich festgenagelt wird, sondern die Möglichkeit hat sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen so man dies denn auch WILL.
Die Geburt meiner Söhne (nun beinahe erwachsen) veranlasste mich aber zu der Entscheidung, mich endgültig aus dem biz zurückzuziehen. Alleinerziehend mit Zwillingen verträgt sich nicht so gut mit mehr als unregelmäßigen Arbeitszeiten (WE kannte ich gar nicht), u.a. aber auch in der Gegend rumjetten und Partyleben. Auch machte mich die bevorstehende Mutterschaft weicher und was mich an lebensverachtendem Verhalten im Haifischbecken musicbiz vorher nur leicht störte, schnürte mir nun beinahe manchmal den Atem ab. Bin ich wohl nicht abgebrüht genug für. Dennoch stieg ich ein paar Jahre später noch einmal ein. Zu stark war die Anziehungskraft der Musik, aber auch das Flair der Branche.
Wenn ich hier so durch die Threads schlendere und lese, ist klar zu erkennen, daß sich sehr viele junge Menschen hier tummeln, mit großen Träumen, oft auch einer Menge Talent und/oder Fachwissen. Aber leider meist mit null Ahnung, was sie tatsächlich erwartet da draußen.
Lange Rede, kein Sinn: Meine Perspektive ist eben die aus der Wirtschaft. Aber auch die der Künstler. Natürlich baut man zu einigen auch einen sehr tiefen, persönlichen Bezug auf, (bzw. bewegt sich auch privat in Künstlerkreisen), wenn man nicht gerade aus Titan besteht und meine Erfahrung ist: In der Kreisliga können es sich die Künstler noch erlauben, in ihrem Kreis eigenständig zu entscheiden. Später entscheidet das Label (Musik zu machen UND ein eigenes Label zu führen geht meist gnadenlos in die Hos). In der Meisterliga entscheiden die Künstler wieder bis zu einem gewissen Grad selbst aber der Weg dahin ist nun mal hart, verdammt hart. Eben nicht nur eine Frage des Talents und/oder der Technik, sondern eben auch eine des Rückgrats.
Gut, tretet mich dafür, aber Fakt ist: Manche gehen durch die grüne Tür, und manche bumsen eben dagegen.
Dir, bell*, alles Gute für den persönlichen Weg. Panta rhei. Möge Aoide mit Dir sein.
Nun hab ich aber genug geblablat zumindest fürs WE. Seht Euch verschont von mir.
Falls ich jemandem auf die Zehen getreten sein sollte, so lag dies bestimmt nicht in meiner Absicht.
Nice WE + bis demnächst