Die recording Situation

  • Ersteller Sterntanz
  • Erstellt am
Sterntanz
Sterntanz
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.09.11
Registriert
27.05.11
Beiträge
112
Kekse
78
N'Abend.

Langsam gehts mir auf den Zeiger dass ich beim Aufnehmen immer anders singe ;) Es geht darum, dass wenn ich meinen Gesang aufnehme, ich ja logischer Weise weiß, dass ich mich gerade aufnehme. Und da mir das dann bewusst ist, dass ich mich aufnehme, neige ich dann dazu, ernst & verbissen zu werden & es perfekt machen zu wollen -weil, ich nehme mich ja gerade auf und das muss dann ja dolle klingen! (so denke ich nicht, aber so ist dann ungefähr meine Einstellung)

Was mich beruhigt ist die Vermutung, dass ich damit sicher nicht die einzige bin^^ Lange dachte ich, mein Gesang wäre allgemein so, wie ich es bei der Aufnahme höre. Das hat mich immer runter gemacht, weil durch das ernste und verbissene hab ich dann nicht mehr locker gesungen, nix mehr fließen lassen. So hats sich dann auch angehört! Mich hat aber gewundert, dass mich Leute die mich live gehört haben widerum ganz anders beschrieben, vom Gesang.

Ich bin da lange Zeit dran verzweifelt, weil ich dadurch, dass ich mich beim Aufnehmen im Grunde immer ein Wenig "verstellt" hatte, meine Fortschritte auch gar nicht so merkte. Bis ich vor ein paar Tagen angefangen hab, das Aufnahme Gedöns weg zu lassen und zu versuchen, mir selbst live zuzuhören. Da ist mir dann auch aufgefallen, was ich technisch und gesanglich beim Aufnehmen unbewusst anders mache, was sich widerum auf den Klang auswirkt. Lol, ich hab wohl lange Zeit viel schöner Gesungen, wie ich durch die Aufnahmen vermittelt bekam.

Was ich nun fragen möchte, was kann ich tun, um auch bei der recording Situation trotzdem natürlich zu singen -so wie ich ohne Aufnahme auch singen würde? Weil, ich sehe wenig Sinn dahinter, wenn ich mich als persönliche Rückmeldung aufnehme, dies dann aber gar nicht dem entspricht, wie ich eigentlich klinge! Auch wenn ich die Aufnahme längere Zeit durchlaufen lasse, ich bin mir trotzdem bewusst, dass ich mich aufnehme. Im Bad beim Duschen oder beim Kochen etc. wenn es einfach ganz spontan und locker ist, singe ich am schönsten. Da denke ich dann einfach nicht drüber nach irgendwas umbedingt richtig machen zu wollen.

Nun, kann mir bitte jemand weiter helfen? Gruß an die Nachtschwärmer :) Lg Sterntanz.
 
Eigenschaft
 
Aloha Sterntanz,


Bis ich vor ein paar Tagen angefangen hab, das Aufnahme Gedöns weg zu lassen und zu versuchen, mir selbst live zuzuhören.

Das ist genau der Punkt! Das ist was ich immer sage. Merkst du, wie komisch das klingt? Man sollte sich schon zuhören, wenn man besser werden will :D
Ich wette: wenn du es schaffst ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wirst du schnell Fortschritte machen :)

Was ich nun fragen möchte, was kann ich tun, um auch bei der recording Situation trotzdem natürlich zu singen -so wie ich ohne Aufnahme auch singen würde? Weil, ich sehe wenig Sinn dahinter, wenn ich mich als persönliche Rückmeldung aufnehme, dies dann aber gar nicht dem entspricht, wie ich eigentlich klinge! Auch wenn ich die Aufnahme längere Zeit durchlaufen lasse, ich bin mir trotzdem bewusst, dass ich mich aufnehme. Im Bad beim Duschen oder beim Kochen etc. wenn es einfach ganz spontan und locker ist, singe ich am schönsten. Da denke ich dann einfach nicht drüber nach irgendwas umbedingt richtig machen zu wollen.

Das ist schwer zu sagen. Ich neige dazu, immer mal wieder herumzudrücken, wenn ich nicht recht fit bin. Sich dann zu disziplinieren ist sehr schwer. Wenn ich merke was ich da tue, breche ich normalerweise die Singerei ab und fange mit dem Aufwärmen bei Null an. Üblicherweise tritt das nur bei Kaltstarts auf und gibt sich dann nach so 10-15 Minuten und ich singe ganz normal, ohne angespannt zu sein.
Praktische Erfahrung sagt mir: Mach dir ein Bild davon, wie du ganz entspannt und glücklich vor dich hin singst. Dieses Gefühl musst du verinnerlichen, dann kannst du es auf Knopfdruck reproduzieren. So klappt es für mich wirklich gut, normalerweise singe ich zwar durchaus mit Körperspannung, aber eben nicht überspannt wie eine Sehne kurz vor dem Reißen und auch nicht schlaff wie ein nasser Sack. Ich schreibe mir bei Texten beim Aufnehmen auch durchaus mal ein paar Wörter an den Rand, die mich dran erinnern wie es klingen soll. Vielleicht hilft dir auch eine wirkliche entspannte Erinnerung, z.B. indem du an einen Urlaub denkst. Ein Urlaubsfoto als Gedankenstütze wäre vielleicht eine Idee! Das klingt jetzt zwar nach der Harry Potter Patronus-Methode, aber bei mir klappt das :D
Du kannst natürlich auch versuchen, dich abzulenken indem du einen Punkt in der Ferne ansingst (aus dem Fenster schauen z.B.), aber nicht jeder Aufnahmeraum hat ein Fenster XD

Ich hoffe mal, du kannst damit was anfangen. Ich habe jedenfalls bei den letzten Aufnahmen die besten Ergebnisse herausgekriegt, die ich jemals erreicht habe und bin größtenteils mit mir zufrieden. Und dabei hab ich einfach drauflosgesungen! :)
 
Hmmm... ich kenne das auch. Ich bin nicht recording-übererfahren, habe aber folgendes festgestellt: Ich darf mir den Spaß nicht nehmen lassen. NIEMANDEN interessieren drei gigantische hohe Töne, wenn der Rest klingt wie eingeschlafene Füße. Und NIEMANDEN interessieren zwei etwas scheppe Töne (und ich wette, die sind mit Spaß LANGE nicht so schepp und vor allem nicht so schlapp wie mit Druck und Panik), wenn man dem Song anhört, WIESO du ihn singst.
Du musst einfach lernen, dich selbst auszutricksen. Dahingehend, dass du lernst, dich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist, nämlich die musik und wieso du sie machst.
ich denke, dass macht in einem falle wie deinem vor allem die erfahrung. Du musst in solchen Situationen einfach die Routine zum "Spaßbehalten" entwickeln. Also je öfter du es machst, desto besser.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Das ist Übungssache. Es ist ganz normal, dass die aufgenommenen Sachen nicht gleich super klingen. Im Studio singst du auch in der Regel nicht einfach mal einen Song ein, sondern machst mehrere takes. Es steckt also meist Arbeit hinter einer guten Aufnahme.

Sich live selbst zuzuhören ist leider meist trügerisch, denn deine Stimme klingt für andere ganz anders als für dich. Da kann man sich schön in die Tasche lügen. Ich rate dir dich weiter aufzunehmen und an deiner Aufnahmepräsenz zu feilen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo, Sterntanz,

ich schließe mich dem allgemeinen Tenor an, der da sagt "schaff' Dir eine angenehme Atmosphäre!". Und wenn das auch mal "Kerzenlicht" bedeutet - das ist mir mal bei einer Sängerin passiert, die zwar wunderschöne Töne machte, aber das Gefühl ihres Songs nicht 'rüberbringen konnte. Die habe ich dann mal für 15 Minuten in Pause geschickt, zwei große Kerzenleuchter montiert und die Leuchtstoffröhre ausgemacht. Ein Unterschied wie Tag und Nacht... ;)

Viele Grüße
Klaus
 
Im Studio singst du auch in der Regel nicht einfach mal einen Song ein, sondern machst mehrere takes. Es steckt also meist Arbeit hinter einer guten Aufnahme.

Dem würde ich nur bedingt zustimmen. Nach mehreren takes sinken meist das Energielevel und die Konzentration und auch die Stimmung des Songs kann man oft nicht mehr so gut rüberbringen.
Deshalb lösche ich nie den ersten take - und oft wird der auch genommen.
Es gibt natürlich Tage, da geht irgendwie gar nichts so recht voran. Aber anstatt einen take nach dem anderen aufzunehmen (und sie werden nicht besser :rolleyes:), empfiehlt es sich, die Sache abzubrechen, was ganz anderes zu machen und es ein, zwei Tage später noch einmal zu versuchen.
Wenn keine Inspiration da ist, hört man das. Egal wie sauber die Töne sind.... es fehlt dann einfach etwas.
 
Du musst für die Aufnahmesituation ein anderes Bewusstsein schaffen.

Nicht wie bisher: ich nehme mich auf, bin aber unzufrieden, weil ich nicht so locker klinge

Sondern: ich nehme mich mit dem gleichen Songs so oft und immer wieder auf, bis es gut klingt und ich das Bestmögliche aus der Situation herausgeholt habe. Denn das ist der Vorteil des Aufnehmens: Du kannst es wiederholen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi :) Dankeschön!

Das mit der Atmosphäre hab ich soweit verstanden und das ist für mich auch nachvollziehbar. Wenn ich beim Kochen oder unter der Dusche singe (wie in meinen Beispielen erwähnt) dann bin ich ja auch entsptann und versteife mich nicht darauf, sondern ich machs einfach. Wenn ich das nun richtig verstanden habe, diese Atmosphäre und dieses "selbstverständliche" dann bestmöglich auf das Aufnehmen übertragen bzw mit dort hin nehmen, richtig? (aber nicht dass ich auf die Idee komme, bei der nächsten Aufnahme zu meinen, ich müsse mich nun sofort entspannen!) :D

Heute früh kam mir was in den Sinn, vielleicht trifft das ja auch zu. Ich habe mir gedacht, vielleicht ist nun nach fast 2 Jahren Singen einfach die Zeit gekommen, das Nest zu verlassen. Ich hab mich ständig nur an meinen Aufnahmen (und Bewertungen anderer wenn sie mich live hörten) orientiert und dabei überhaupt nicht gelernt, mir und meinem Geseang auch ohne permanente externe Rückmeldung zu vertrauen.

Irgendwann wird es wohl früher oder später automatisch so weit kommen, mich gesanglich auch mal selbstbewusster und mit mehr Selbstvertrauen weiter nach vorne wagen zu sollten, wenn ich weiter kommen möchte. Das sichere Neste mit permanenter Rückmeldung verlassen und flügge werden, so zusagen. Schließlich kann ich nicht ewig in einer Kiste sitzen und den Deckel zu machen. Das ist zwar Sicherheit pur, aber nicht frei. Und zum Singen gehört für mich einfach Freiheit, los lassen und sich vollkommen seinem Gesang hingeben.

Nun habe ich die Vermutung, dass diese "Phase" des Ablösesns und selbstständiger werden, langsam aber sicher bei mir eintreffen könnte.. oder was meint ihr, ist das plausibel? Lg Sterntanz.
 
Hi.

Meine Frage war eher generell gemeint, ob das was mir da in den Sinn kam, plausibel wäre. :) Lg
 
Wenn du damit meinst: An die Öffentlichkeit gehen, mit anderen Leuten Musik machen, Konzerte spielen, dann stimme ich dir zu. Diese Erfahrungen sind für mich die wertvollsten, die ich habe. Die kann man durch nichts ersetzen. Und live sorgt man normalerweise vor allem bei Unplugged-Geschichten auch immer für eine schöne, gediegene Atmosphäre. Von daher würde ich jetzt einfach mal Musik machen und das Aufnehmen erst mal sein lassen. Natürlich braucht man wie der Don sagt Erfahrung, um etwas auf Band zu kriegen. Aber ich singe wie Bell ganz oft 1st und 2nd takes, wenn es um "richtige" Aufnahmen geht (Bei Vorproduktionen bastel ich schon länger herum und probiere aus, so wie Antipasti das beschreibt). Alles was danach kommt klingt einfach weniger frisch.
 
Schön, dann red nicht länger und such dir ne Band oder Ensemble, hauptsache raus aus dem heimischen Wohnzimmer und den stets wohlgemeinten Meinungen der Familie und Freunde.
Ansonsten stimme ich Don Onkelai zu, dass das Übungssache ist. Wenn du häufig ins Studio gehst, wirkt die Situation nicht mehr so befremdlich und auch das Tragen von Kopfhörern und dass man sich nur durch die Kopfhörer hört, fühlt sich nicht mehr so befremdlich an. Wenn es in ein neues, fremdes Studio geht, lohnt es sich auch mal einen Tag oder mehr vorher ins Studio zu gehen, sich die Räume anzugucken und den Toni kennenzulernen, dass man nicht am Aufnahme Tag mit Herzklopfen dortin fährt, weil man nicht weiß, was da einen erwartet. Sonst hilft es auch, wenn das Studio es erlaubt, sich selbst eine gemütlich, heimische Atmosphäre in der Kabine aufzubauen. Soll ja manche geben, die Kerzen, Fotos und Glücksplüschtiere mitbringen. Das sind einfach Tricks um seinem Kopf klar zu machen, dass das nichts anderes ist als wie zu Hause singen, nur mit Kopfhörern auf und Mikro vor der Nase. Wenn du selbst Homerecordingequipment hast, trainiert das natürlich auch die Recordingsituation, weil du es schon gewöhnt bist, Kopfhörer zu tragen und dich nur darüber zu hören.
Und übrigens, soll man beim Aufnehmen sich auf keinen Fall auf die Gesangstechnik versteifen und sogar gerade stehend mit Hand auf dem Bauch und sonst unbeweglich ins Mikro reproduzieren. Gerade beim Aufnehmen, ist Gefühl A und O und davon kommt nichts rüber, wenn man im Kopf nur "Stütze, Weite, Maske, Vokalausgleich" drin hat. Deswegen darf man durchaus vor dem Mikro mit den Armen rumfuchteln, Grimassen schneiden und große Gesten machen. Man muss sich in den Song einfühlen und die Geschichte erzählen. Klar, kann man sich bei schwierigen Stellen auch mal wieder an die Technik erinnern, aber dass man den Song singt, um eine Geschichte zu erzählen, darf da nicht in den Hintergrund rücken. Letztendlich ist das, was man an Technik auch in Stressituationen abrufen kann, der wirkliche Könnensstand. Das was nur in Übungen und in perfekten Situationen und mit größter Konzentration funktioniert, gehört da noch nicht dazu.

Wenn ich was aufnehme wird auch meist der erste oder zweite Take genommen und dann nur Abschnitte zur Korrektur aufgenommen, die ich versemmelt habe. Wenn nach spätestens vier Takes immer noch Unbrauchbares rauskommt (weil zum Beispiel hölzern, kein Gefühl), dann ist Schluss mit dem Song, weil es garantiert nur noch schlimmer wird. Dann versucht man nen anderen Song oder es ist Schluss für heute.
 
Irgendwann wird es wohl früher oder später automatisch so weit kommen, mich gesanglich auch mal selbstbewusster und mit mehr Selbstvertrauen weiter nach vorne wagen zu sollten, wenn ich weiter kommen möchte.
Ich denke, genau das könnte dein Aufnahmeproblem bisher gewesen sein. Selbstbewußter und mit Selbstvertrauen singen, egal wer oder was "zuhört" oder nicht zuhört. Aber da du es nicht gewohnt bist, hast du sofort verkrampft, wenn selbst der Rec-Button gedrückt wurde und eigentlich nur eine Maschine "zuhört", es plötzlich "ernst" wurde.
 
Daß man sich selbst anders hört als es andere tun und als es auf einer Aufnahme klingt, dürfte mittlerweile wohl hinreichend bekannt sein. Daß jegliche Urteile darüber, wie jemand singt, subjektiv sind, wohl auch. D.h. Du kannst nix auf das geben, was andere Leute über Deinen Gesang sagen. Wenn es den Zuhörern gefällt, ist das zwar nett, aber keine hilfreiche Bewertung im Hinblick auf's Vorankommen. Genausowenig nützt es Dir, wenn Du Dir beim Singen selbst zuhörst und das objektiv zu beurteilen versuchst. Mal ganz davon abgesehen, daß Du Dich ohnehin anders hörst (Knochenleitung) und deswegen über den Klang nur sehr bedingt urteilen kannst, müßtest Du Dein Bewußtsein quasi abkoppeln, um Dir das Außenstehen vorzugaukeln, während der Körper die Technik abspult. Dann bist Du aber nicht bei der Sache, versetzt Dich nicht in den Song hinein (weil's Bewußtsein mit pseudo-objektivem Zuhören beschäftigt ist) und singst auch wieder anders. Keine Ahnung, ob wer versteht was ich meine - klingt ein wenig vonhintendurchdieBrustinsAuge :gruebel:

Ich kenne zwei bewährte Methoden, um diese Problematik - mit der sich wahrscheinlich die meisten irgendwann rumschlagen mußten/müssen - in den Griff zu kriegen. Beide wurden auch schon angesprochen.
1. Du nimmst Dich selbst immer auf, ständig, laufend, pausenlos. Eben auch beim Duschen, Kochen, Wasauchimmern. Das hat zwei Effekte: zum einen gewöhnst Du Dich irgendwann dran, daß das rote Lämpchen brennt und es verliert seinen Schrecken, wird zum alten Hut. Zum andern gibt man sich automatisch etwas mehr Mühe, performt also immer, anstatt einfach nur zu üben. Nicht mit Druck und "muß-unbedingt-Einstellung", dafür sorgen die Dusche bzw. der Herd. Da muß man auch gar nicht drüber nachdenken, passiert in der Regel von ganz alleine.
2. Sobald Du beim Singen in die "Zone" kommst, das ist der Bereich wenn Du denkst "wow, yeah, das isses, jetzt läuft's, cooooool", machst Du mentale Schnappschüsse, d.h. Du hältst verschiedene Dinge fest wie z.B. "wie stehe ich gerade da", "wie halte ich meinen Kopf", "was machen Mund und Zunge", "wie sieht's mit der Stütze aus" usw. usw. Wichtig ist, daß es nur Schnappschüsse sind - kein Video drehen. Sobald Du länger (mental) hinsiehst oder zu analysieren versuchst, ist der Moment dahin. Einfach mal hier und mal da kurz "Klick" machen. Irgendwann fügen sich diese Schnappschüsse zu einem Bild zusammen, das mit der Zeit immer detailreicher wird. Was das bringt? Ganz einfach, später kannst Du den Spieß umdrehen. Wenn Du weißt, daß Du, sobald Du im gesanglichen Nirvana schwebst, den Arm soundso hältst, einen Fuß leicht nach vorne nimmst, die Lippen auf bestimmte Art bewegst etc., dann kannst Du diese Bedingungen herstellen, damit Du in die Zone kommst. Nach dem Motto "Wenn es sich gut anfühlt, hab' ich den Fuß vorne. Also nehm' ich den Fuß nach vorne und es fühlt sich gut an."
Gute Redner machen übrigens ganz ähnliche Sachen. Sie stellen die Bedingungen, die beim Auftritt herrschen, so gut wie möglich beim Üben her, d.h. ein Pult hinstellen, im Stehen Üben, den Anzug anziehen (auch wenn's nur im Wohnzimmer ist). Oder bei der eigentlichen Rede dann die Brille genauso halten wie zu Hause, den Kuli und die Uhr so hinlegen wie daheim etc.

Daß man möglichst bald nach draußen gehen und mit anderen musizieren sollte, um Erfahrungen zu sammeln und sich die Hörner abzustoßen, wie's Herr Polly gesagt hat, steht natürlich völlig außer Frage.
 
Was du da unter 2. beschreibst ist das was ich oben meinte mit der entspannten Erinnerung. Ich habe aber auch immer ganz viel aufgenommen. Beides zusammen funktioniert denke ich ziemlich gut.
Das sich selbst zuhören meine ich übrigens absolut nicht in dem Sinne, dass man seine Technik ständig überprüfen soll. Dann KANN es nach nichts klingen. Aber man bekommt ein Gefühl dafür, an welchen Stellen man nochmal nachhaken muss wenn man mal in sich reinhört.
Ich hab für meinen Stil immer spezielle Bilder, die mir helfen: Ein Springteufelchen, das "nana na NA NA NA!" macht, ein oder zwei blöde Witze, die mich immer zum schmunzeln bringen, das Gefühl auf der Bühne, wenn man Augenkontakt mit dem Publikum sucht und sie anfeuert und auch ein Urlaubsfoto. Das muss halt auf deine Persönlichkeit abgestimmt sein und ich benutze es auch nur beim Aufnehmen - live werden die Erinnerungen "gemacht".
 
Hi. Aber soll ich meine ganze gesangliche Zeit lang immer nur am Aufnahmegerät kleben? Irgendwie nicht wirklich, finde ich. Wenn ich irgendwann vor habe, meinen Gesang nicht nur auf meine eigenen 4 Wände oder den Unterricht zu beschränken (und das habe ich vor!) sondern damit raus in die Welt zu gehen, Auftritte zu haben, Solos und Duette zu singen;

setzt dies aus meiner Sicht voraus, dass ich mir und meinem Gesang vertraue. (das soll kein "aber..." zu euren Antworten sein, sondern nur meine Empfindung schildern) Ich weiß, jeder Sänger hat mal von null angefangen und man wird in der Regel nicht über Nacht zum Profi. Nur, jeder heutige Profi kam irgendwann in seinem Leben mal an den Punkt, wo er einfach sein sicheres Nest verlassen musste, um weiter voran kommen zu können.

Ich will nicht mein ganzes Gesangsleben lang auf die Rückmeldung von einem Aufnahmegerät angewiesen sein. Man wird doch sicher auch lernen können, sich richtig wahrzunehmen und zu beurteilen, wenn man sich selbst live hört? Ich glaube nicht dass die vielen Profis auch einfach blind drauflos singen; aber mit nem Aufnahmegerät läuft auch niemand von denen rum.

Das Eine muss das Andere ja nicht ausschließen. Erstmal weg von der permanenten Rückmeldung der Aufnahme zu kommen und zu lernen auf seinen eigenen Geseang zu vertrauen; kann das nicht widerum hilfreich für Aufnahmen sein? Wenn man weiß, man braucht die Aufnahme als Rückmeldung im Grunde nicht, braucht man sich beim Aufnehmen auch keinen Kopf drum zu machen, umbedingt alles richtig machen zu wollen. So denke ich zumindest. Aber vielleicht denke ich da auch total falsch, deswegen hab ich euch gefragt :)

Lg Sterntanz.
 
Hi. Aber soll ich meine ganze gesangliche Zeit lang immer nur am Aufnahmegerät kleben?

Wie kommstdu darauf? Das hat doch niemand gesagt, oder?

Du sollst Musik machen. Am Aufnahmegerät, auf der Bühne, mit anderen Leuten. Wie auch immer.

Wichtig ist, dass man nicht ausschließlich nur übt und sich kontrolliert - sondern eben ab und zu auch einfach nur singt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne das Problem des zuhause Aufnehmens auch! Man übt eine Phrase x-mal, dann wenn sie so richtig gut sitzt, stellt man den Recorder an und plop! schon während dem singen merkt man, das wird nix :mad: Handbremse angezogen, Durchgang versiebt!

Meine Konsequenz: ich nehme zuhause grundsätzlich nicht mehr auf, dafür aber jede Gesangsstunde bis auf die letzte Sekunde! So habe ich jede Woche eine Kontrolle wo ich mich von aussen höre. Und im GU ist das Aufnahmegerät kein Problem, da wird so intensiv gearbeitet, dass ich das kleine Dinge das da steht, völlig vergesse. Und da ich in der Stunde i.d.R. sowieso meine besten Leistungen bringe, ist auch das anhören danach relativ entspannt möglich ;)

Seltsamerweise habe ich bei Auftritten kein Problem, die Leistung auf den Punkt genau abzurufen (denn darum geht es ja eigentlich!). Vermutlich ist es das Publikum und/oder die gute Akustik, die enthemmend wirkt oder das Quentchen Lampenfieber, das, in diesem gerade noch erwünschten Ausmass, antreibend wirkt.

Man wird doch sicher auch lernen können, sich richtig wahrzunehmen und zu beurteilen, wenn man sich selbst live hört?

Klar kann man das! Mit der Zeit weiss man, wenn ich mich selber so und so höre, wenn es sich so und so anfühlt, tönt es "von aussen" so und so. Dafür braucht es aber eben zuerst mal Aufnahmen, die man sich anhört, damit man sich sozusagen "eichen" kann.

...aber mit nem Aufnahmegerät läuft auch niemand von denen rum.

Täusch dich da mal nicht. Zumindest in der Klassik wird das sehr wohl gemacht. Die anderen Schüler meiner GL sind fast ausschliesslich fertige (sprich bereits diplomierte) oder angehende Profis und ganz viele von denen nehmen ihre Stunden auch auf! Auch bei Konzertproben habe ich schon öfter gesehen, dass Berufssänger (und übrigens auch Instrumentalisten) aufnehmen.
Und bei den Aufführungen wird ja sowieso oft eine Aufnahme gemacht. Ich persönlich höre mir die allerdings kaum je an (egal wies gelaufen ist) weil da für mich dann nur noch die Reaktion des Publikums entscheidend ist und ändern könntest du dann ja eh nichts mehr.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben