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MatthiasT
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Moin Moin
Hier wird ja des öfteren nach Beratung für einzelne Kopfhörermodelle gefragt und meistens erfolgen die Tipps nach recht vagen Eindrücken. Ich wage mal einen Versuch eine möglichst objektive Übersicht zu schaffen die auf keinen Fall eine klare Kaufempfehlung sein will oder der Weisheit letzter Schluss, aber zumindest ein Ansatz einer Erklärung warum bei welchem Kopfhörern ein bestimmter Höreindruck entsteht und wie sich das dann auswirkt.
Ich hab das für bestimmte Kopfhörer auch schon mal so in anderen Threads gemacht und ich denke das war immer ganz aufschlussreich. Da ich heute Abend mal ne Stunde Zeit habe dachte ich mach ich das einfach mal allgemein für mehrere Modelle nach denen oft gefragt wird.
Basis dafür ist ist die Seite headphone.com die neben ihrem Shopsystem (ich hab dort noch nie bestellt, ist auch nicht als Werbung gedacht) alle Kopfhörer die sie dort anbieten durchgemessen haben und nebenbei Verlinkungen auf ihre Messungen erlauben. Die Messungen sehen mir soweit recht seriös aus. Auch wenn sie wissenschaftlichen Standards sicher nicht stand halten so sind doch wenigstens alle Kopfhörer unter den gleichen Bedingungen gemessen und es ist für einen Vergleich schlicht die Beste Resource die es aktuell gibt.
Als erstes muss man wenn man die Frequenzschriebe sieht verstehen dass linear nicht die Anforderung an einen Kopfhörer ist, sondern die sog. Diffusfeldentzerrung. Das heißt das ein Kopfhörer idealerweise so klingt wie eine lineare Schallquelle im Raum die wenn sie am Trommelfell angekommen ist durch den Gehörgang, Reflexionen am Ohr und ähnliches verbogen wurde.
Deswegen ist die Referenz die ich benutze nicht die gerade Linie durch das Frequenzspektrum sondern ein Kopfhörer der Referenzklasse den ich gut kenne und einschätzen kann. In diesem Fall der Sennh. HD 800 der wirklich außerordentlich linear klingt.
Die Verzerrung wurde dort ein wenig ungewöhnlich gemessen. Die haben einen Sinus draufgegeben (ich hoffe mal alles auf die gleiche Lautstärke normiert, aber davon gehe ich erstmal aus) und dann das resultierende Spektrum ausgegeben wo man dann sehr gut die harmonischen Verzerrungen sieht. Finde ich ehrlich gesagt ein wenig fishy, aber als Vergleich taugt es erstmal, auch wenn ich daraus keine absoluten Aussagen treffen wollte.
Beim HD 800:
Hier sieht man dass die größte Harmonische bei über -80 dB unter dem anregenden Signal liegt und auch nur kurz über dem Grundrauschen ist.
Mit vielen der Kopfhörer hab ich Hörerfahrung, allerdings nicht mit allen. Ich werde dann dazu schreiben was pure Interpretation der Messwerte ist und was auch in der Praxis validiert wurde.
Ich unterteile die Übersicht in geschlossene und offene Kopfhörer da diese einfach unterschiedlich zu bewerten sind. Ich mache keine Unterscheidung zwischen halboffen und offen, das ist Marketingblub.
As erstes beginne ich mal mit dem AKG K 240 MK II der mit ca. 125 Euro im Grunde in der Reichweite vieler Leute liegt die einen Kopfhörer zum Mischen suchen.
Wenn wir uns den F-Gang anschauen
so erkennen wir erstmal mehrere Dinge: Tiefbass ist reich vorhanden, erst unter 30 Hz fällt es gegenüber der Referenz ab. Für einen offenen eine beachtliche Leistung, darunter ist eh kaum noch sinnvolles. Auffälliger ist die Überhöhung in den Oberbässen um gut 5 dB die wohl dazu dient einen druckvollen Eindruck zu geben. Der etwas unruhige Frequenzverlauf lässt weiterhin auf Resonanzen innerhalb des Gehäuses schließen. Die Unterschiede in den Höhen müssen erstmal nicht viel Aussagen, das verändert sich sowieso mit dem Hörer und da kommt es eher auf den gemittelten Pegel an. Hier sieht man tendenziell ein wenig mehr, was aber erstmal nicht verkehrt ist um den Abfall im Superhochton zu maskieren. Um mal böse zu sein: Die älteren Semester unter den Lesern kann dieser Frequenzbereich egal sein, die hören da eh nix mehr.
Interessant ist noch die Verzerrung im Vergleich:
Diese befindet sich auf einem vergleichsweise hohem Niveau. Das deckt sich so weit ganz gut mit einer Hörerfahrung. Ganz leichte Loudness Sounding und bei höheren Pegeln schnell ein klein wenig anstrengend, aber eine Menge Kopfhörer fürs Geld und durchaus zu empfehlen.
Der Impedanzverlauf ist nebenbei relativ zahm und für einen offenen Hörer typisch:
Nach oben hin sieht man die Impedanz der Spule, bei knapp über 100 Hz die Resonanzfrequenz des Treibers. Hier sieht man auch wie über die Bedämpfung dieser Resonanz die Basswiedergabe eingestellt wird. Hätte man die Membran noch härter aufgehängt wäre die Überhöhung an dieser Stelle noch ausgeprägter.
Das Ding sollte auf jeden Fall an den meisten Verstärkern sauber spielen, da hab ich aber keinen Praxisvergleich gemacht.
Um noch einmal kurz von der Akustik weg zu kommen, ich muss sagen dass ich die AKG Haptik sehr mag. Das kommt mir manchmal etwas fragil vor, aber die Optik hat einen netten Retro Look und dank angenehmen Sitz und selbsteinstellenden Kopfband imo auch sehr angenehm. Aber das ist oft auch sehr individuell und da sollte man auf jeden Fall vorm Kauf einmal testen.
Die räumliche Abbildung (etwas das sich in den Messungen kaum niederschlägt und wohl mehr damit zu tun hat wie der Schall auf die Ohren trifft) fand ich bei diesem Kopfhörer immer recht ordentlich, allerdings kein Vergleich zum HD 800, wobei das auch etwas unfair ist da dies imo die große Stärke dieses Kopfhörers ist.
Der nächste Kopfhörer kommt im nächsten Beitrag, das scheint ja doch länger zu werden als geplant.
Idealerweise könnt ihr euch ja einfach mal Modelle wünschen und solange Messungen davon verfügbar sind und ich sie im besten Fall auch schon mal eingehend gehört habe werde ich dann den besprechen.
Hier wird ja des öfteren nach Beratung für einzelne Kopfhörermodelle gefragt und meistens erfolgen die Tipps nach recht vagen Eindrücken. Ich wage mal einen Versuch eine möglichst objektive Übersicht zu schaffen die auf keinen Fall eine klare Kaufempfehlung sein will oder der Weisheit letzter Schluss, aber zumindest ein Ansatz einer Erklärung warum bei welchem Kopfhörern ein bestimmter Höreindruck entsteht und wie sich das dann auswirkt.
Ich hab das für bestimmte Kopfhörer auch schon mal so in anderen Threads gemacht und ich denke das war immer ganz aufschlussreich. Da ich heute Abend mal ne Stunde Zeit habe dachte ich mach ich das einfach mal allgemein für mehrere Modelle nach denen oft gefragt wird.
Basis dafür ist ist die Seite headphone.com die neben ihrem Shopsystem (ich hab dort noch nie bestellt, ist auch nicht als Werbung gedacht) alle Kopfhörer die sie dort anbieten durchgemessen haben und nebenbei Verlinkungen auf ihre Messungen erlauben. Die Messungen sehen mir soweit recht seriös aus. Auch wenn sie wissenschaftlichen Standards sicher nicht stand halten so sind doch wenigstens alle Kopfhörer unter den gleichen Bedingungen gemessen und es ist für einen Vergleich schlicht die Beste Resource die es aktuell gibt.
Als erstes muss man wenn man die Frequenzschriebe sieht verstehen dass linear nicht die Anforderung an einen Kopfhörer ist, sondern die sog. Diffusfeldentzerrung. Das heißt das ein Kopfhörer idealerweise so klingt wie eine lineare Schallquelle im Raum die wenn sie am Trommelfell angekommen ist durch den Gehörgang, Reflexionen am Ohr und ähnliches verbogen wurde.
Deswegen ist die Referenz die ich benutze nicht die gerade Linie durch das Frequenzspektrum sondern ein Kopfhörer der Referenzklasse den ich gut kenne und einschätzen kann. In diesem Fall der Sennh. HD 800 der wirklich außerordentlich linear klingt.
Die Verzerrung wurde dort ein wenig ungewöhnlich gemessen. Die haben einen Sinus draufgegeben (ich hoffe mal alles auf die gleiche Lautstärke normiert, aber davon gehe ich erstmal aus) und dann das resultierende Spektrum ausgegeben wo man dann sehr gut die harmonischen Verzerrungen sieht. Finde ich ehrlich gesagt ein wenig fishy, aber als Vergleich taugt es erstmal, auch wenn ich daraus keine absoluten Aussagen treffen wollte.
Beim HD 800:
Hier sieht man dass die größte Harmonische bei über -80 dB unter dem anregenden Signal liegt und auch nur kurz über dem Grundrauschen ist.
Mit vielen der Kopfhörer hab ich Hörerfahrung, allerdings nicht mit allen. Ich werde dann dazu schreiben was pure Interpretation der Messwerte ist und was auch in der Praxis validiert wurde.
Ich unterteile die Übersicht in geschlossene und offene Kopfhörer da diese einfach unterschiedlich zu bewerten sind. Ich mache keine Unterscheidung zwischen halboffen und offen, das ist Marketingblub.
As erstes beginne ich mal mit dem AKG K 240 MK II der mit ca. 125 Euro im Grunde in der Reichweite vieler Leute liegt die einen Kopfhörer zum Mischen suchen.
Wenn wir uns den F-Gang anschauen
so erkennen wir erstmal mehrere Dinge: Tiefbass ist reich vorhanden, erst unter 30 Hz fällt es gegenüber der Referenz ab. Für einen offenen eine beachtliche Leistung, darunter ist eh kaum noch sinnvolles. Auffälliger ist die Überhöhung in den Oberbässen um gut 5 dB die wohl dazu dient einen druckvollen Eindruck zu geben. Der etwas unruhige Frequenzverlauf lässt weiterhin auf Resonanzen innerhalb des Gehäuses schließen. Die Unterschiede in den Höhen müssen erstmal nicht viel Aussagen, das verändert sich sowieso mit dem Hörer und da kommt es eher auf den gemittelten Pegel an. Hier sieht man tendenziell ein wenig mehr, was aber erstmal nicht verkehrt ist um den Abfall im Superhochton zu maskieren. Um mal böse zu sein: Die älteren Semester unter den Lesern kann dieser Frequenzbereich egal sein, die hören da eh nix mehr.
Interessant ist noch die Verzerrung im Vergleich:
Diese befindet sich auf einem vergleichsweise hohem Niveau. Das deckt sich so weit ganz gut mit einer Hörerfahrung. Ganz leichte Loudness Sounding und bei höheren Pegeln schnell ein klein wenig anstrengend, aber eine Menge Kopfhörer fürs Geld und durchaus zu empfehlen.
Der Impedanzverlauf ist nebenbei relativ zahm und für einen offenen Hörer typisch:
Nach oben hin sieht man die Impedanz der Spule, bei knapp über 100 Hz die Resonanzfrequenz des Treibers. Hier sieht man auch wie über die Bedämpfung dieser Resonanz die Basswiedergabe eingestellt wird. Hätte man die Membran noch härter aufgehängt wäre die Überhöhung an dieser Stelle noch ausgeprägter.
Das Ding sollte auf jeden Fall an den meisten Verstärkern sauber spielen, da hab ich aber keinen Praxisvergleich gemacht.
Um noch einmal kurz von der Akustik weg zu kommen, ich muss sagen dass ich die AKG Haptik sehr mag. Das kommt mir manchmal etwas fragil vor, aber die Optik hat einen netten Retro Look und dank angenehmen Sitz und selbsteinstellenden Kopfband imo auch sehr angenehm. Aber das ist oft auch sehr individuell und da sollte man auf jeden Fall vorm Kauf einmal testen.
Die räumliche Abbildung (etwas das sich in den Messungen kaum niederschlägt und wohl mehr damit zu tun hat wie der Schall auf die Ohren trifft) fand ich bei diesem Kopfhörer immer recht ordentlich, allerdings kein Vergleich zum HD 800, wobei das auch etwas unfair ist da dies imo die große Stärke dieses Kopfhörers ist.
Der nächste Kopfhörer kommt im nächsten Beitrag, das scheint ja doch länger zu werden als geplant.
Idealerweise könnt ihr euch ja einfach mal Modelle wünschen und solange Messungen davon verfügbar sind und ich sie im besten Fall auch schon mal eingehend gehört habe werde ich dann den besprechen.
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