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LittleMopp
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Hallo,
ich würde gerne anfangen, Klavierunterricht zu geben - einerseits, um mein studentisches Einkommen etwas aufzupolieren und langfristig auch ein zweites Standbein neben dem Mucken aufzubauen. Eigentlich habe ich mich jahrelang für jemanden gehalten, für den das nicht in Frage kommt. Obwohl ich finanziell derzeit nicht gerade in einer Notlage bin, kann ich mich mit dem Gedanken doch immer mehr anfreunden und habe inzwischen regelrecht Spaß an dem Gedanken daran und Lust darauf. Ich weiß allerdings nicht, ob ich als Klavierlehrer überhaupt tauge bzw. wenn ja, wofür. Und was ich noch viel weniger weiß: wie bringt man jemandem das, was man kann, bei?
Vielleicht ersteinmal zu dem, was ich "kann" und wie bzw. was ich gelernt habe.
Ich hatte selbst ca. zehn Jahre klassischen Klavierunterricht, die ersten Jahre nach der "russischen Klavierschule" (meine Klavierlehrerin stammte aus Russland). Im Unterricht gab es fast nur Klassik und dir wurde sehr pedantisch geübt, teilweise vier Stücke in einem Jahr abgeschlossen. Ich habe sehr große Fortschritte gezeigt, obwohl ich nur verhältnismäßig und oftmals ohne den größten Spaß übte, in den Höchstzeiten waren es mal eine Stunde täglich. Zu der Ausbildung gehörten auch Gehörbildung und Theorie, allerdings zunehmend weniger. Meine Lust und mein Engagement ließen dann drastisch nach, weil ich immer mehr Lust auf die Unterhaltungsmusik, Boogie Woogie, Blues, Rock usw. bekam (Papa ist Tanzmusiker, den begleitete ich am Wochenende). Das habe ich mir selbst beigebracht und eigentlich erst da gemerkt, wie viel ich konnte auch ohne das Notenblatt und wie viel ich technisch eigentlich gelernt hatte. Für die Klassik war es da aber zu spät. Nach zeit Jahren ohne Unterricht und völlig ohne Klassik, allerdings mit sehr viel U-Musik und großen Fortschritten hier sowie dem Eintritt ins Musikgeschäft (haha, meint Familienfeiern, Ausstellungen usw.) hatte ich dann noch einmal knapp zwei Jahre Jazzunterricht bei einer Privatlehrerin, die allerdings auch nicht sooo engagiert war. Allerdings hat sie mir auch Klassik wieder näher bringen können. Die letzten klassischen Stücke, die ich nach Noten spielte, waren die Pathetique I von Beethoven, die Arabesque von Debussy und einige Fugen von Bach, die ich nicht mehr benennen kann. Also nix wirklich Wildes. Im Jazz und Blues bin ich etwas weiter gekommen, aber ich bin bis heute, ich bin übrigens jetzt 25, kein "Jazzer" geworden. Ich mag und "kann" einige der "typischen" Akkorde und setze sie sicher und passend ein, für das komplexe Jazz-Zeugs allerdings reichen weder mein Vorwissen noch mein Interesse an "richtigem" Jazz (mir gefallen eher verjazzter Swing, Blues, Funk usw.).
Ich würde meine Fähigkeiten als durchaus sehr fortgeschritten einschätzen: ich bin rhythmussicher, rechte und linke Hand können sehr gut unabhängig voneinander agieren, auch bei schnelleren und aufwändigeren Bassläufen ich kann in allen Tonarten beim Improviesieren ein Bein an die Erde bekommen und auch komplexe Sachen spielen, meine Musikalität und auch das WIssen, wann man besser etwas weniger spielen lassen und das dafür klingen lassen sollte, haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Wenn ich was höre, das im Bereich U-Musik liegt, kann ich es sofort oder sehr schnell nachspielen, ich kann gut begleiten, mich ohne proben ruck zuck in jede Tanz-, Swing-, Rock-, Blues- oder Countryband einfügen usw. Sehr flink bin ich auch. Ich mache jetzt seit zehn Jahren eigentlich jedes Wochenende Musik auf Veranstaltungen und bin neben dem Studium selbstständiger Pianist.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen ich echt Mittelmaß bin. Vor allem das Notenlesen hat sich in den vielen Jahren ohne Unterricht echt zurückgebildet. Die Noten selbst sehe ich sehr schnell - wenngleich Abspielen vom Blatt mit rechts und links zusammen in weiter Ferne ist - allerdings die Notenwerte und das Ablesen des rhythmischen Gefüges konnte ich noch nie richtig und habe das, was ich konnte, inzwischen vielleicht auch noch etwas verlernt. Ich habe es einfach nicht mehr gebraucht, weil ich alles ohne Noten gemacht habe und das ja auch wollte. Zwar kann ich mir ein Stück, auch was Klassisches, raussuchen, und durch meine musikalische Entwicklung in den anderen Bereichen geht es auch trotzdem schneller als früher, aber doch ist es ein ziemliches Loch in meinem Können. Naja, und weil ich es nicht brauchte, bin ich im Bereich klassischer Musik eben ziemlich unterbelichtet. Das gilt auch für alles Theoretische von komplexerer Harmonielehre, Fingertechnik, Skalen usw. Da ist überall nur absolut basales Grundlagenwissen bzw. Halbwissen vorhanden. Ich spiele eben einfach und habe mich bislang immer nur als Pianist verstanden, nicht als Lehrer, dem auch klar sei sollte, was da passiert bzw. was passieren sollte, wenn es richtig gemacht werden sollte.
Trotz dieser Einschränkung denke ich doch, dass es Dinge gibt, die ich gut vermitteln könnte, vor allem die Annäherung an U-Musik, an Improvisation, an den "lockeren" bzw. pragmatischen Umgang mit Noten und Akkorden, das Begleiten von Bands, Solisten, das Solospielen, das Hören usw. Außerdem kann man sich ja auch die Stunden vorbereiten und lernt ja automatisch mit, und das traue ich mir schon zu. Auch glaube ich, gut auf (junge) Menschen zugehen zu können und für Musik begeistern zu können. Ich hatte vor meiner Klavierlehrerin irgendwie immer Angst. Ich hatte immer das Gefühl für sie zu üben, so möchte ich als Lehrer nicht sein. Aber doch hat sie mir auch viel beigebracht und einen großen Teil meines Könnens habe ich ihr zu verdanken.
Meine Fragen also:
1. Tauge ich grundsätzlich als Lehrer bei meiner Ausgangslage oder fehlt da einfach ein Studium sowohl des Musikalischen / Instrumentalen als auch der Pädagogik?
2. Für welche Art von Schüler tauge ich wohl eher - Fortgeschrittene bzw. Schülern mit Grundlagen, die sich spezialisieren wollen auf U-Musik bzw. das Begleiten, Improvisieren und Mitspielen in Bands? Oder auch / nur Anfänger?
3. Bevor ich anfange: in welchen Bereichen sollte ich mich unbedingt, dringend und weniger dringend weiterbilden? Und wie? Das ist dann zwar eine andere Frage, aber vielleicht könnt ihr Literatur empfehlen, wo nicht nur Dinge, die ich brauche (wahrscheinlich vor allem Musiktheorie und Technik) an sich erklärt werden, sondern gleich oder auch im Zusammenhang damit, wie man sie einem Anfänger vermitteln kann.
4. Wenn ich soweit bin, dass es losgehen kann und ich einen Schüler bekomme: Welche Schule könnte ihr empfehlen? Gibt es Literatur für den Lehrer, worauf es ankommt, wie man es vermittelt, was beim Schüler wichtig ist, womit man die Sachen trainiert, wie man anfängt usw. Ich bin da völlig planlos, ich würde wahrscheinlic mit dem Notenlesen, Tonleitern und sowas beginnen - aber es wäre alles intuitiv. Ich wäre auch gerne bereit, was zu lesen und durchzuarbeiten, das noch gar nicht unterrichtspraktisch ist sondern nur erklärt, worauf es ankommt und wie man es generell pädagogisch und didaktisch macht, ohne sich schon in detaillierte Übungen und konkrete Stücke zu begeben.
Ja, das ist sehr viel Text, ich wäre für jede Hilfe dankbar. Ich möchte gerne was weitergeben und junge Leute dazu motivieren, leidenschaftliche Musiker zu werden und nicht gelangweilte Musikschüler. Aber ich möchte eben auch nichts falsch machen. Bestimmt sind meine Beschreibungen meines Könnens oben auch nicht eindeutig, bitte fragt gerne nach, wenn ihr noch was wissen wollt, um die Sachlage besser einschätzen zu können.
Also, ganz herzlichen Dank über eure Meinungen und Tipps! Beste Grüße!!
Marian
ich würde gerne anfangen, Klavierunterricht zu geben - einerseits, um mein studentisches Einkommen etwas aufzupolieren und langfristig auch ein zweites Standbein neben dem Mucken aufzubauen. Eigentlich habe ich mich jahrelang für jemanden gehalten, für den das nicht in Frage kommt. Obwohl ich finanziell derzeit nicht gerade in einer Notlage bin, kann ich mich mit dem Gedanken doch immer mehr anfreunden und habe inzwischen regelrecht Spaß an dem Gedanken daran und Lust darauf. Ich weiß allerdings nicht, ob ich als Klavierlehrer überhaupt tauge bzw. wenn ja, wofür. Und was ich noch viel weniger weiß: wie bringt man jemandem das, was man kann, bei?
Vielleicht ersteinmal zu dem, was ich "kann" und wie bzw. was ich gelernt habe.
Ich hatte selbst ca. zehn Jahre klassischen Klavierunterricht, die ersten Jahre nach der "russischen Klavierschule" (meine Klavierlehrerin stammte aus Russland). Im Unterricht gab es fast nur Klassik und dir wurde sehr pedantisch geübt, teilweise vier Stücke in einem Jahr abgeschlossen. Ich habe sehr große Fortschritte gezeigt, obwohl ich nur verhältnismäßig und oftmals ohne den größten Spaß übte, in den Höchstzeiten waren es mal eine Stunde täglich. Zu der Ausbildung gehörten auch Gehörbildung und Theorie, allerdings zunehmend weniger. Meine Lust und mein Engagement ließen dann drastisch nach, weil ich immer mehr Lust auf die Unterhaltungsmusik, Boogie Woogie, Blues, Rock usw. bekam (Papa ist Tanzmusiker, den begleitete ich am Wochenende). Das habe ich mir selbst beigebracht und eigentlich erst da gemerkt, wie viel ich konnte auch ohne das Notenblatt und wie viel ich technisch eigentlich gelernt hatte. Für die Klassik war es da aber zu spät. Nach zeit Jahren ohne Unterricht und völlig ohne Klassik, allerdings mit sehr viel U-Musik und großen Fortschritten hier sowie dem Eintritt ins Musikgeschäft (haha, meint Familienfeiern, Ausstellungen usw.) hatte ich dann noch einmal knapp zwei Jahre Jazzunterricht bei einer Privatlehrerin, die allerdings auch nicht sooo engagiert war. Allerdings hat sie mir auch Klassik wieder näher bringen können. Die letzten klassischen Stücke, die ich nach Noten spielte, waren die Pathetique I von Beethoven, die Arabesque von Debussy und einige Fugen von Bach, die ich nicht mehr benennen kann. Also nix wirklich Wildes. Im Jazz und Blues bin ich etwas weiter gekommen, aber ich bin bis heute, ich bin übrigens jetzt 25, kein "Jazzer" geworden. Ich mag und "kann" einige der "typischen" Akkorde und setze sie sicher und passend ein, für das komplexe Jazz-Zeugs allerdings reichen weder mein Vorwissen noch mein Interesse an "richtigem" Jazz (mir gefallen eher verjazzter Swing, Blues, Funk usw.).
Ich würde meine Fähigkeiten als durchaus sehr fortgeschritten einschätzen: ich bin rhythmussicher, rechte und linke Hand können sehr gut unabhängig voneinander agieren, auch bei schnelleren und aufwändigeren Bassläufen ich kann in allen Tonarten beim Improviesieren ein Bein an die Erde bekommen und auch komplexe Sachen spielen, meine Musikalität und auch das WIssen, wann man besser etwas weniger spielen lassen und das dafür klingen lassen sollte, haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Wenn ich was höre, das im Bereich U-Musik liegt, kann ich es sofort oder sehr schnell nachspielen, ich kann gut begleiten, mich ohne proben ruck zuck in jede Tanz-, Swing-, Rock-, Blues- oder Countryband einfügen usw. Sehr flink bin ich auch. Ich mache jetzt seit zehn Jahren eigentlich jedes Wochenende Musik auf Veranstaltungen und bin neben dem Studium selbstständiger Pianist.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen ich echt Mittelmaß bin. Vor allem das Notenlesen hat sich in den vielen Jahren ohne Unterricht echt zurückgebildet. Die Noten selbst sehe ich sehr schnell - wenngleich Abspielen vom Blatt mit rechts und links zusammen in weiter Ferne ist - allerdings die Notenwerte und das Ablesen des rhythmischen Gefüges konnte ich noch nie richtig und habe das, was ich konnte, inzwischen vielleicht auch noch etwas verlernt. Ich habe es einfach nicht mehr gebraucht, weil ich alles ohne Noten gemacht habe und das ja auch wollte. Zwar kann ich mir ein Stück, auch was Klassisches, raussuchen, und durch meine musikalische Entwicklung in den anderen Bereichen geht es auch trotzdem schneller als früher, aber doch ist es ein ziemliches Loch in meinem Können. Naja, und weil ich es nicht brauchte, bin ich im Bereich klassischer Musik eben ziemlich unterbelichtet. Das gilt auch für alles Theoretische von komplexerer Harmonielehre, Fingertechnik, Skalen usw. Da ist überall nur absolut basales Grundlagenwissen bzw. Halbwissen vorhanden. Ich spiele eben einfach und habe mich bislang immer nur als Pianist verstanden, nicht als Lehrer, dem auch klar sei sollte, was da passiert bzw. was passieren sollte, wenn es richtig gemacht werden sollte.
Trotz dieser Einschränkung denke ich doch, dass es Dinge gibt, die ich gut vermitteln könnte, vor allem die Annäherung an U-Musik, an Improvisation, an den "lockeren" bzw. pragmatischen Umgang mit Noten und Akkorden, das Begleiten von Bands, Solisten, das Solospielen, das Hören usw. Außerdem kann man sich ja auch die Stunden vorbereiten und lernt ja automatisch mit, und das traue ich mir schon zu. Auch glaube ich, gut auf (junge) Menschen zugehen zu können und für Musik begeistern zu können. Ich hatte vor meiner Klavierlehrerin irgendwie immer Angst. Ich hatte immer das Gefühl für sie zu üben, so möchte ich als Lehrer nicht sein. Aber doch hat sie mir auch viel beigebracht und einen großen Teil meines Könnens habe ich ihr zu verdanken.
Meine Fragen also:
1. Tauge ich grundsätzlich als Lehrer bei meiner Ausgangslage oder fehlt da einfach ein Studium sowohl des Musikalischen / Instrumentalen als auch der Pädagogik?
2. Für welche Art von Schüler tauge ich wohl eher - Fortgeschrittene bzw. Schülern mit Grundlagen, die sich spezialisieren wollen auf U-Musik bzw. das Begleiten, Improvisieren und Mitspielen in Bands? Oder auch / nur Anfänger?
3. Bevor ich anfange: in welchen Bereichen sollte ich mich unbedingt, dringend und weniger dringend weiterbilden? Und wie? Das ist dann zwar eine andere Frage, aber vielleicht könnt ihr Literatur empfehlen, wo nicht nur Dinge, die ich brauche (wahrscheinlich vor allem Musiktheorie und Technik) an sich erklärt werden, sondern gleich oder auch im Zusammenhang damit, wie man sie einem Anfänger vermitteln kann.
4. Wenn ich soweit bin, dass es losgehen kann und ich einen Schüler bekomme: Welche Schule könnte ihr empfehlen? Gibt es Literatur für den Lehrer, worauf es ankommt, wie man es vermittelt, was beim Schüler wichtig ist, womit man die Sachen trainiert, wie man anfängt usw. Ich bin da völlig planlos, ich würde wahrscheinlic mit dem Notenlesen, Tonleitern und sowas beginnen - aber es wäre alles intuitiv. Ich wäre auch gerne bereit, was zu lesen und durchzuarbeiten, das noch gar nicht unterrichtspraktisch ist sondern nur erklärt, worauf es ankommt und wie man es generell pädagogisch und didaktisch macht, ohne sich schon in detaillierte Übungen und konkrete Stücke zu begeben.
Ja, das ist sehr viel Text, ich wäre für jede Hilfe dankbar. Ich möchte gerne was weitergeben und junge Leute dazu motivieren, leidenschaftliche Musiker zu werden und nicht gelangweilte Musikschüler. Aber ich möchte eben auch nichts falsch machen. Bestimmt sind meine Beschreibungen meines Könnens oben auch nicht eindeutig, bitte fragt gerne nach, wenn ihr noch was wissen wollt, um die Sachlage besser einschätzen zu können.
Also, ganz herzlichen Dank über eure Meinungen und Tipps! Beste Grüße!!
Marian
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