Ich glaube nur ganz einfach, dass es auf einem kaum mehr überschaubaren Markt, nur die allerletzte, wirklich die allerletzte Option für den "normalen" Gitarristen ist, sich eine Gitarre bauen zu lassen.
Wieso das?
Also "wieso muss eine Gitarre vom Gitarrenbauer umbedingt die allerletzte Option sein"?
Es ist einfach genauso eine Option wie eine Gitarre von der Stange zu kaufen, mit anderen Vor-und Nachteilen.
Aber ich sehe keinen Grund, wieso eine Gitarre für 2000€ vom Gitarrenbauer großartig anders sein sollte als eine 2000€ Gitarre von der Stange.
Letztlich sind 2000€ weniger auf dem Konto und im besten Fall hat man eine Gitarre, die man sein Leben lang behält.
Ob da nun Lakewood, Martin, Gibson, oder Dreizehnter, Dreier, Deerbridge oder sonstwas auf der Kopfplatte steht.. who cares?
Vorteile eine Gitarre vom Gitarrenbauer seh ich so:
- man kann sich aussuchen was man haben will (wenn man das denn ziemlich genau weiß)
- man hat einen direkten Kontakt, wenn man Probleme auftauchen sollten
- man hat etwas Individuelles
- evtl kommt man sogar günstiger weg
- man bekommt manche Optionen, die man beim normalen kauf vllt nicht hat. (Holzkombinationen, spezielle (keine) Perlmutteinlagen etc)
Nachteil:
- man muss dem Gitarrenbauer soweit vertrauen, dass es hinterher so klingt wie man sich das vorgestellt hat.
- Wartezeit
(ausgenommen hier sind Instrumente, die der Gitarrenbauer grad vor Ort hat, die man dann quasi direkt mitnehmen kann, so wie ich das mit einer meiner Gitarren gemacht hab)
Vorteile bei Stangengitarren:
- man weiß sofort was man kauft
- Wiederverkauf ist oftmals deutlich einfacher
- evtl günstiger
Nachteil:
- je nachdem wo man wohnt, ist das Angebot recht eingeschränkt
Ich seh sowieso die Grenzen zwischen Stangenware und Custom-Shop mitlerweile schwinden.
Lakewood und Stoll sind da Vorreiter, wo man bestimmte Dinge an den Stangenmodellen verändert und dann seine Gitarre bekommt, aber auch Martin etc haben ja Custom-Shops, wo sich Grunmodelle variieren lassen.
Ein "ich bin zu gut für Stangengitarren"-Denken muss da nicht stattfinden. Also tut es bei mir zumindest nicht.
Ich hab Gitarren von der Stange und die sind gut, und ich hab Gitarren vom Gitarrenbauer, und die sind auch gut.
Mitlerweile würde ich sogar tatsächlich eher vom Gitarrenbauer bauen lassen, wenn es um 2000€ geht. Da entsteht dann ja auch noch eine ganze andere Geschichte drumherum:
Du gehst dahin, unterhältst dich mit dem Meister, darfst mit in die Werkstatt, du kannst dir das Holz aussuchen aus dem dann deine Gitarre entsteht, du erlebst vllt sogar den Prozess wie die Gitarre gebaut wird, du lernst in den Gesprächen wieder Sachen an die du vorher gar nicht gedacht hast etc pp.
Für mich hat das schon eine romantische und leicht "magische" Anziehungskraft, die dann auch auf die Beziehung mit der Gitarre einwirkt.
Jedenfalls ganz anders als "hab ich im Laden um die Ecke gekauft" oder noch besser: "hab ich im Internet bestellt".
Es ist einfach die Frage was für ein Typ man ist und wie viel Wert man jetzt auf solche Dinge legt. Grad auch die Frage der Individualität.
Für mich z.B. ist das durchaus ein wichtiger Faktor. Ich trink auch meinen Tee am liebsten frisch aufgebrüht aus Blatt-Tee in der Kanne und nicht aus dem Tasse mit dem Tee-Beutel, einfach schon wegen der Zeremonie mir die Ruhe zu nehmen. An meiner Wand hängen Bilder, die mein Bruder extra für mich gemalt hat etc, das geht bis hin zu meinen Kopfhörern, die speziell für mich gemacht wurden.
Für mich gehört das einfach zu meiner Persönlichkeit, und wenn es finanziell gesehen auf dasselbe hinausläuft.. wieso dann nicht etwas kaufen, zu dem man noch eine emotionale Bindung bekommt?