ForesterStudio
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Das hier soll ein Tutorial sein, mit dem man sich (mit entsprechendem Equipment) an das Thema Reampen heranwagen kann. Ich verzichte bewusst darauf, das ganze zu theoretisch zu beschreiben, sondern sehe es eher als Schritt-für-Schritt Anleitung für Einsteiger an. Wenn ich Zeit habe wird eventuell eine Erweiterung mit mehr Theorie folgen. Ich bin mir bewusst dass ich einige Dinge beim Signalfluss / Begriffe aus Elektrotechnikersicht nicht 100%ig korrekt erkläre, aber sonst wäre die Anleitung noch länger und schwieriger zu verstehen. Der Einfachheit halber werde ich mich auf Gitarren beziehen, für den Bass gilt das genau so und einige andere Instrumente lassen sich natürlich auch Reampen. Diese Anleitung ist auch nicht irgendwie als Regel zu verstehen, sondern als eine Beschreibung meiner persönlichen Vorgehensweise beim Reampen. Wer Kritik oder Vorschläge hat, Fehler findet oder etwas Ergänzen möchte: Bitte tut das!
Davon lebt ein Forum, und davon profitiert jedes Tutorial. Das ist übrigens mein erstes Tutorial überhaupt, ich hoffe es hilft zumindest ein paar Leuten
Was ist Reampen/Reamping?
Das Wort "reamping" enthält die Wörter "re", also "nochmal / wieder / zurück" und "Amp", also "(Gitarren)amp" oder "verstärken".
Daraus kann man sich eigentlich schon halbwegs erschließen was man mit dem Reamping machen kann:
Das "trockene/reine/unverfälschte" Signal aus der Gitarre nochmals oder auch erstmals durch einen Amp schicken, und dann mit Mikrofonen den gewünschten Sound aufnehmen.
Wieso sollte man das überhaupt wollen? Zum einen muss man sich so nicht schon bei den Aufnahmen auf einen Sound festlegen. Amp, Box und Mikrofon(e) sind frei wählbar und einfach zu vergleichen. Außerdem kann man sich so für die Mikrofonierung und die Suche nach "DEM" Sound Zeit lassen, da keine wertvolle Studiozeit draufgeht und/oder eine Band genervt wartet bis man lange genug das Mikrofon rumgeschubst hat. Zusätzlich muss der Gitarrist nicht in Dauerschleife irgendwelche Riffs spielen (und sie hören immer dann auf zu spielen wenn es gerade wichtig wäre ).
Eine weitere interessante Möglichkeit ist, die von euch zuhause aufgenommenen DI Spuren an ein Studio zu schicken und sie dort Reampen zu lassen. Gerade beim Homerecording ist es oft nicht möglich den Amp jederzeit so weit aufzureißen und einzustellen dass er wie gewünscht klingt. Die eigentlichen Gitarrenaufnahmen können nach außen hin praktisch lautlos ablaufen, wenn man für das "Monitoring" (vorhören während der Aufnahme) einen Software Amp benutzt bzw den echten Amp leise stellt.
Den Vorgang des "Reampens" teile ich in zwei Teile: Erstens die Aufnahme, zweitens das Reampen selbst.
Bei beiden gibt es einige Sachen zu beachten und bei beiden kann man evtl vor Fragen bezüglich der Verkabelung hängen bleiben - so ging es zumindest mir.
1. AUFNEHMEN
1 a) DI-Boxen
Zuerst einmal brauchen wir das "reine" Gitarrensignal im Computer. Dazu benützt man im Idealfall eine sogenannte DI (="Direct Input") Box.
Die macht aus dem unsymmetrischen Signal der Gitarre ein symmetrisches und passt außerdem die Impedanz an den Eingang der Soundkarte an. Es gib diverse DI Boxen in allen Preisregionen auf dem Markt, zunächst sollte man aber aktive und passive DI-Boxen unterscheiden. Aktive DI-Boxen brauchen eine Stromversorgung, entweder über Batterie oder über Phantompeisung an der Soundkarte/Mischpult. Das Ziel des symmetrischen Signals erreichen passive und aktive DI-Boxen unterschiedlich, wichtig sind für uns erstmal nur die Vor- und Nachteile in der Praxis: Aktive DIs sind manchmal billiger, brauchen aber Versorgungsspannung. Passive DI Boxen kann man auch "rückwärts" benützen und haben eine "echte" Massentrennung.
Ansonsten gibt es natürlich zwischen den DI Boxen verschiedener Hersteller noch diverse Unterschiede, manche haben mehr oder weniger Output, andere haben "Groundlifts" um Brummen zu vermeiden oder "Pads" um ein zu lautes Signal zu dämpfen.. Von DI Boxen mit Lautsprechersimulationen sollte man fürs Reamping absehen.
Praktisch ist in jedem Fall ein "Thru", also ein zusätzlicher Output um das Signal nicht nur in die DAW zu bekommen sondern auch in den Amp.
Hat die DI Box keinen solchen Output und man möchte unbedingt den echten Amp beim aufnehmen hören, gibt es aber auch Splitter.
Es geht übrigens auch ohne DI Box: Die meisten Audio-Interfaces haben hochohmige, sogenannte "Hi-Z", "Instrument" oder "Guitar/Bass" Eingänge.
Mit denen lässt sich auch ein realtiv "cleanes" Signal der Gitarre aufnehmen. Die Ergebnisse variieren naturgemäß je nach Hersteller/Produkt.
1 b) Aufnahme des DI-Signals
Also, wir gehen mit der Gitarre über ein (möglichst kurzes) Instrumentenkabel in die DI Box, praktisch immer ist der Eingang an der DI Box eine Klinkenbuchse (der Eingang der auch an eurem Amp ist).
Der Ausgang der DI Box ist normalerweise eine "männliche" XLR Buchse. XLR ist grundsätzlich symmetrisch, wenn ihr jetzt also mit einem XLR Kabel in einen XLR Input an eurem Interface geht, könnt ihr eigentlich nichts falsch machen. Möglich wäre auch über eine symmetrische XLR zu Klinke Verbindung in die Soundkarte zu gehen. Wichtig ist jetzt dass der Gain am Preamp richtig eingestellt wird. Das Signal darf auf der Aufnahme unter keinen Umständen übersteuern! Also langsam den Gainregler aufdrehen und einpegeln. Ich schaue immer, dass die lautesten Ausschläge (!) etwa bei -3db in der DAW ankommen. Spielt zum einpegeln auch mal lautere Akkorde und nicht nur Single-Note Geschichten sonst clippt es später. Falls möglich ist es klug die Spuren in 24bit aufzunehmen.
Jetzt könnt ihr eure Spuren einspielen, und je nach Geschmack oder Equipment mit Ampsimulationen oder dem eigenen Amp "hören". Man kann natürlich auch ganz ohne Verzerrung etc "monitoren", man neigt dazu etwas genauer zu spielen, allerdings ist das Feeling ein ganz anderes und zB Palm-mutes lassen sich schlecht beurteilen. Denkt daran, SEHR oft zu stimmen. Am besten nach jedem Take.
Sind die Spuren eingespielt bitte KEINEN Compressor/Limiter/etc auf die Spuren legen. Das höchste der Gefühle ist ein LoCut, aber auch das kann man jederzeit im Nachhinein machen. Wir wollen das ganze ja noch durch den Amp jagen und deshalb soll es unbearbeitet sein. Kleine Ausnahme: Das Editieren bzw Quantisieren der Spuren geht deutlich leichter solange sie noch nicht ge-reamped wurden, einfach weil die Anschläge optisch leichter zu erkennen sind. Ihr werdet auch feststellen, dass die Spuren in der DAW ganz seltsam aussehen, bzw anders als zum Beispiel ein aufgenommener Amp: mit vielen Zacken, großen Lautstärkeunterschieden anstatt einer dicken "Wurst".
Das ist völlig in Ordnung so.
Davon lebt ein Forum, und davon profitiert jedes Tutorial. Das ist übrigens mein erstes Tutorial überhaupt, ich hoffe es hilft zumindest ein paar Leuten
Was ist Reampen/Reamping?
Das Wort "reamping" enthält die Wörter "re", also "nochmal / wieder / zurück" und "Amp", also "(Gitarren)amp" oder "verstärken".
Daraus kann man sich eigentlich schon halbwegs erschließen was man mit dem Reamping machen kann:
Das "trockene/reine/unverfälschte" Signal aus der Gitarre nochmals oder auch erstmals durch einen Amp schicken, und dann mit Mikrofonen den gewünschten Sound aufnehmen.
Wieso sollte man das überhaupt wollen? Zum einen muss man sich so nicht schon bei den Aufnahmen auf einen Sound festlegen. Amp, Box und Mikrofon(e) sind frei wählbar und einfach zu vergleichen. Außerdem kann man sich so für die Mikrofonierung und die Suche nach "DEM" Sound Zeit lassen, da keine wertvolle Studiozeit draufgeht und/oder eine Band genervt wartet bis man lange genug das Mikrofon rumgeschubst hat. Zusätzlich muss der Gitarrist nicht in Dauerschleife irgendwelche Riffs spielen (und sie hören immer dann auf zu spielen wenn es gerade wichtig wäre ).
Eine weitere interessante Möglichkeit ist, die von euch zuhause aufgenommenen DI Spuren an ein Studio zu schicken und sie dort Reampen zu lassen. Gerade beim Homerecording ist es oft nicht möglich den Amp jederzeit so weit aufzureißen und einzustellen dass er wie gewünscht klingt. Die eigentlichen Gitarrenaufnahmen können nach außen hin praktisch lautlos ablaufen, wenn man für das "Monitoring" (vorhören während der Aufnahme) einen Software Amp benutzt bzw den echten Amp leise stellt.
Den Vorgang des "Reampens" teile ich in zwei Teile: Erstens die Aufnahme, zweitens das Reampen selbst.
Bei beiden gibt es einige Sachen zu beachten und bei beiden kann man evtl vor Fragen bezüglich der Verkabelung hängen bleiben - so ging es zumindest mir.
1. AUFNEHMEN
1 a) DI-Boxen
Zuerst einmal brauchen wir das "reine" Gitarrensignal im Computer. Dazu benützt man im Idealfall eine sogenannte DI (="Direct Input") Box.
Die macht aus dem unsymmetrischen Signal der Gitarre ein symmetrisches und passt außerdem die Impedanz an den Eingang der Soundkarte an. Es gib diverse DI Boxen in allen Preisregionen auf dem Markt, zunächst sollte man aber aktive und passive DI-Boxen unterscheiden. Aktive DI-Boxen brauchen eine Stromversorgung, entweder über Batterie oder über Phantompeisung an der Soundkarte/Mischpult. Das Ziel des symmetrischen Signals erreichen passive und aktive DI-Boxen unterschiedlich, wichtig sind für uns erstmal nur die Vor- und Nachteile in der Praxis: Aktive DIs sind manchmal billiger, brauchen aber Versorgungsspannung. Passive DI Boxen kann man auch "rückwärts" benützen und haben eine "echte" Massentrennung.
Ansonsten gibt es natürlich zwischen den DI Boxen verschiedener Hersteller noch diverse Unterschiede, manche haben mehr oder weniger Output, andere haben "Groundlifts" um Brummen zu vermeiden oder "Pads" um ein zu lautes Signal zu dämpfen.. Von DI Boxen mit Lautsprechersimulationen sollte man fürs Reamping absehen.
Praktisch ist in jedem Fall ein "Thru", also ein zusätzlicher Output um das Signal nicht nur in die DAW zu bekommen sondern auch in den Amp.
Hat die DI Box keinen solchen Output und man möchte unbedingt den echten Amp beim aufnehmen hören, gibt es aber auch Splitter.
Es geht übrigens auch ohne DI Box: Die meisten Audio-Interfaces haben hochohmige, sogenannte "Hi-Z", "Instrument" oder "Guitar/Bass" Eingänge.
Mit denen lässt sich auch ein realtiv "cleanes" Signal der Gitarre aufnehmen. Die Ergebnisse variieren naturgemäß je nach Hersteller/Produkt.
1 b) Aufnahme des DI-Signals
Also, wir gehen mit der Gitarre über ein (möglichst kurzes) Instrumentenkabel in die DI Box, praktisch immer ist der Eingang an der DI Box eine Klinkenbuchse (der Eingang der auch an eurem Amp ist).
Der Ausgang der DI Box ist normalerweise eine "männliche" XLR Buchse. XLR ist grundsätzlich symmetrisch, wenn ihr jetzt also mit einem XLR Kabel in einen XLR Input an eurem Interface geht, könnt ihr eigentlich nichts falsch machen. Möglich wäre auch über eine symmetrische XLR zu Klinke Verbindung in die Soundkarte zu gehen. Wichtig ist jetzt dass der Gain am Preamp richtig eingestellt wird. Das Signal darf auf der Aufnahme unter keinen Umständen übersteuern! Also langsam den Gainregler aufdrehen und einpegeln. Ich schaue immer, dass die lautesten Ausschläge (!) etwa bei -3db in der DAW ankommen. Spielt zum einpegeln auch mal lautere Akkorde und nicht nur Single-Note Geschichten sonst clippt es später. Falls möglich ist es klug die Spuren in 24bit aufzunehmen.
Jetzt könnt ihr eure Spuren einspielen, und je nach Geschmack oder Equipment mit Ampsimulationen oder dem eigenen Amp "hören". Man kann natürlich auch ganz ohne Verzerrung etc "monitoren", man neigt dazu etwas genauer zu spielen, allerdings ist das Feeling ein ganz anderes und zB Palm-mutes lassen sich schlecht beurteilen. Denkt daran, SEHR oft zu stimmen. Am besten nach jedem Take.
Sind die Spuren eingespielt bitte KEINEN Compressor/Limiter/etc auf die Spuren legen. Das höchste der Gefühle ist ein LoCut, aber auch das kann man jederzeit im Nachhinein machen. Wir wollen das ganze ja noch durch den Amp jagen und deshalb soll es unbearbeitet sein. Kleine Ausnahme: Das Editieren bzw Quantisieren der Spuren geht deutlich leichter solange sie noch nicht ge-reamped wurden, einfach weil die Anschläge optisch leichter zu erkennen sind. Ihr werdet auch feststellen, dass die Spuren in der DAW ganz seltsam aussehen, bzw anders als zum Beispiel ein aufgenommener Amp: mit vielen Zacken, großen Lautstärkeunterschieden anstatt einer dicken "Wurst".
Das ist völlig in Ordnung so.
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