Emotionaler Einbruch nach Gigs

  • Ersteller David_MiS
  • Erstellt am
+++++++Zum einen macht sich bei mir Erschöpfung breit: 16 Stunden unterwegs gewesen, ewig über die Autobahn gekachelt, Sachen durch die Gegend geschleppt, ungesundes Essen in mich reingestopft, drei Stunden Bühnenshow durchgezogen, wieder Zeugs durch die Gegend geschleppt, Anspannung, körperliche Anstrengung, Stress... und dann natürlich der Lärm!+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Legato, Du hälst nur nix aus :p

Jeder gestandene Arbeiter würd Dir jetzt sagen:"Ick geh och den janzen Tach uff Maloche 10-12 Stunden + An-/Abfahrt, bei Lärm, Dreck + Gestank. Und Schichtdienst jibbet och noch!"

Aber mal im Ernst: ich bin am nächsten Tag auch meist hundskaputt und für nix mehr zu Gebrauchen. Nachts nach dem Gig kann ich erstmal 1-2 Stunden nicht Schlafen, zuviel Adrenalin (trotz -oder wegen?- meist ziemlich langer Heimfahrt vorher). Der "Arbeitstag" beginnt ja meist schon um 15/16 Uhr mit Laden/Anfahrt und Endet meist erst gegen 4-6 Uhr morgens :rolleyes:.

Da ich auch schon über 40 bin, merk ich das auch zunehmend mehr (nach fast 25 Jahren im Geschäft -hab früh angefangen- ) :eek:

Viele Grüße
 

;)

Ich löse das Problem indem ich mir für den folgenden Tag etwas vor nehme, das irgendwo zwischen alltäglich und speziell ist. Mal wieder in das Lieblingscafe zum Frühstück, mal 3-4 Leute zum Kochen einladen, einen Videonachmittag bei Regen, mal ein altes unmusikalisches Hobby wieder rauskramen...
 
Meiner Meinung nach braucht man einen Ausgleich zum Musikerdasein. Ich für meinen Teil betreibe Sport, gehe in die Sauna oder im Sommer mache ich einen Spaziergang in der nahegelegenen Au. Mich entspannt es und ich komme auf andere Gedanken. Oftmals kommt man auch auf gute Ideen wenn man die Seele einfach mal baumeln lässt
 
Wie schon gesagt: Routine

* Den körperlichen Leistungseinbruch führt man am besten herbei, indem man in der Woche Freunden und Bekannten (notfalls auch völlig unbekannten Menschen) beim Umzug hilft.
Das Schleppen von Sofa, Schrank und Bett (bevorzug aus dem 5 Stock Altbau ohne Fahrstuhl) erledigt man selbstverständlich ehrenamtlich, um sich dauerhaft an zu wenig Geld im eigenen Protemonaie zu gewöhnen.

* Ungesunde Ernährung sollte kein Problem darstellen: dazu einfach alle Lebensmittel, die grün sind, aus dem Kühlschrank verbannen. Einzige erlaubte Ausnahme ist der chemische Ersatzstoff, der sich "Wackelpuddig mit Waldmeistergeschmack" nennt. Zusätzlich noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit und völlig unabhängig vom vorhandenen Hunger (oder gar Appetit) eine Portion Pommes, Gummibärchen und Schokoriegel einwerfen. So über Monate/Jahre gestählt erträgt der Magen die Zufuhr jedweder Nahrung.

* Für zu wenig Schlaf jeden Tag mindestens 2 Stunden zu früh aufstehen. Das so entstehende Defizit gleicht man dann durch kurze komatöse Aussetzer in U-Bahn und Bus, der Uni-Vorlesung, am Arbeistplatz oder an sonstigen unpassenden Plätzen aus. Zu bevorzugen sind dabei natürlich Orte mit überproportional großer Lärmbelastung ... rote Fußgänger-Ampeln an stark befahrenen Straßen (Training des Im-Stehen-Schlafens) oder auch die Ausflugsterasse eines Flughafens sind sehr geeignet.

* Adrenalin-Schübe sind leider nicht so ohne Weiteres reproduzierbar, hier muß man schon ein wenig über den eigenen Schatten springen. Sei es, nackt durch die Fußgängerzone zu laufen, das Freihandklettern an Nachbars Haus zu praktizieren oder durch einen beherzten Sprung ins Bärengehege des örtlichen Zoos.

* Um eine möglichst dauerhafte Produktion von Glückshormonen herbeizuführen, ist exessives Feiern jeder noch so nichtigen Unwichtigkeit empfehlenswert. Ob es sich dabei um die 4 im Englischtest, eine unfallfreie Fahrt zum Supermarkt oder die 20. Zigarette des Tages handelt ... Musiker sollten über genügend Kreativität verfügen, um einen Anlaß zu finden, mit Freunden zusammen täglich eine Party zu veranstalten.

* Wenigstens 2mal pro Woche sollte man einen Arzt aufsuchen. Natürlich nicht aus medizinischen Gründen, sondern um sich 3 Stunden lang ins Wartezimmer zu setzen und zu warten. Wichtig: hier nicht schlafen, aber auch nichts zur Beschäftigung mitnehmen.



Jede beliebige Kombination dieser Möglichkeiten steigert das Trainingspotential, dauerhaftes möglichst jahrelanges Durchhalten führt letztlich zu einer enormen Routine in genau den Dingen, die ein Gig mit sich bringt und lassen diesen inklusive seiner Begleiterscheinungen zur völligen Normalität werden.

Sobald man Gigs bzw. "den Tag danach" als wohltuende Erholung empfindet, sollte man sein Trainingsprogramm langsam und vorsichtig reduzieren.
 
Ja, das ist viel Aufopferung für ein wenig flüchtige Anerkennung. Ein grobes Missverhältnis eigentlich. Zumal Musik oftmals mit Begriffen wie "Lebenstraum" oder gar "Lebenssinn" asoziiert ist.

Viele von euch kennen das vielleicht. Man ist jung, trinkt billigen Sangria, klimpert ein paar Songs, singt nett ... dann fällt irgendwann der Satz "mach was draus".

Dann sitzt man zuhause, klimpert wieder für sich ein wenig herum und es befriedigt nicht. Man stellt sich vor wie es wäre vor tausend Leuten zu stehen und Musik zum niederknien darzubieten. Ausgearbeitete, emotional aufgeladene klangliche Perfektion, nicht so ein Gedüdel. Und dann hallt es nach: "Mach was draus!".

Damit fängt es meistens an. Der Idealzustand - Sangria, Gitarre, coole Leute - wird als solcher nicht erkannt und durch ein fiktives Idealbild ersetzt: Profi-Musiker.

Zehn Jahre später hat man eine Bassdrum auf dem Rücken, den Gastspielvertrag zwischen den Zähnen, einen Kulli für den GEMA-Bogen in der Brusttasche, latscht eine enge Keller-Treppe hinunter und lädt sein Zeug in einem miefigen Raum ab. Erstmal die Assis von der anderen Band suchen, die ihre 200 € für die Kartenabnahme nicht gezahlt haben und zusammenstauchen. Der sensible Künstler hat Sendepause - das Adrenalin Tier ist zum Leben erwacht. Nicht gut. Wie war das noch gleich mit dem Sangria? Ach was - Bier tuts auch. Hauptsache was gegen die Nerven. Dann hier präsent sein - da präsent sein. Aufbauen, Soundcheck, Stress. Und dann die Lieblingsbeschäftigung des Musikers - warten. Jaaaaaaa. Schön.
Dann der Schlüsselmoment. Wirds ein Hauptgewinn oder der Zonk? Sind die coolen Jungs und Mädels heute auch da, die damals gesagt haben "mach was draus"? Oder muss man sich heute mit flüchtiger Fremdanerkennung zufrieden geben? Der Blick sucht die Gesichter, die einen einst ermuntert und später stolpern gesehen haben. Ohne diesen Dialog wird das Kapitel der eigenen Autobiographie schliesslich nur ein kleines Essay. Ein hübsches Bild im Poesiealbum anderer Biographien.
Jedes Konzert ist für einen Nur-Musiker ein Zwischenstand der Lebensleistung. Hier stehe ich. Das ist das Ergebnis meiner Arbeit. Dafür lebe ich.

Die Kombination aus investierter Emotion, Mühen, Geld, verpasste Lebensalternativen und Anzahl der investierten Jahre machen so einen Auftritt zu einer hochsensiblen Angelegenheit. Man hat jetzt "was daraus gemacht". Man ist die Musik. Alles was mit ihr passiert, passiert mit einem selbst. Und alles was mit einem selbst passiert, passiert mit ihr. Das kann so schön oder schrecklich sein, wie das Leben und seine Überraschungen an sich.

Eines aber ist sicher: Musik ist Selbstverwirklichung verstärkt durch die PA gejagt. Da kann die ein oder andere Emotion als fettes Feedback laut pfeiffend wieder zurückgeschleudert werden. Und wenn wir von "Selbstverwirklichung" sprechen, meinen wir nur allzu oft "Erfüllung". Aber das was in einem selbst verwirklicht werden will, sind doch meist die unaussprechlichen Dinge. Nicht nur Frieden und Liebe, sondern das komplette und komplexe Ich. Und das kann je nach Gewichtung verschiedenste Schwerpunkte haben.

Ich glaube nicht an Verarbeitung durch Musik. Wer richtig dick im Geschäft ist, wird seine Dämonen eher bis zum kreativen Exitus ausschöpfen. Diese kleinen Monster sind der Motor der Kunst. Ich bitte nur zu entschuldigen, dass mir die romantische Melancholie in der Beschreibung dieses Umstandes abhanden gekommen ist. Ich bin nämlich alt geworden.
 
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Die Kombination aus investierter Emotion, Mühen, Geld, verpasste Lebensalternativen und Anzahl der investierten Jahre machen so einen Auftritt zu einer hochsensiblen Angelegenheit.
Hm ... ich denke, daß das emotionale Loch, welches Du nun beschreibst, eher etwas damit zu tun hat, wie sehr man in sich selbst gefestigt ist.

Dem sensiblen Künstler sollte seine eigene Musik genügen, um sich zu verwirklichen. Er definiert sich nicht über die Zustimmmung von ein paar Zuhörern.
Der primär wirtschaftlich denkende Berufsmusiker defininert sich anhand einer (total unromantischen) Kosten-Nutzen-Analyse über einen langen Zeitraum (optimalerweise sein Berufsleben), und ebenfalls nicht anhand eines einzigen Konzertes.

Kreative Selbstverwirklichung und kommerzieller Erfolg schließen sich weitestgehend gegenseitig aus und gelingen nur ganz ganz wenigen Künstlern (egal in welchem Bereich).
Solange man das eigene Denken und Handeln konsequent darauf abstimmt, läuft man auch nicht Gefahr, emotionalen Schaden zu erleiden.
 
Als ich angefangen habe diesen thread zu lesen, fiel mir sofort der alte Doors-Song ein: "When the music´s over, turn out the lights..."
Ich bin wohl einfach zu pragmatisch und sehe das ganze durchaus mit biochemischer Komponente: die Adrenalin- und Endorphinausschüttung wird wieder heruntergefahren, wenn auch der Spiegel nur langsam sinkt - ich kann z.B. nach einem gig nicht einschlafen, und wenn ich noch so müde bin - ich muss unbedingt noch in aller Ruhe Wein trinken, evtl. ein Zigarettchen rauchen, fernsehen, lesen - meistens bis in die Morgenstunden.
Kokser zum Beispiel erzählen doch auch immer, daß nach dem High der Absturz folgt. Wenn ich mich nicht irre, sinken die Botenstoffe, die für euphorische Gefühle zuständig sind, da auch drastisch ab. Oder das "runner´s high" der Jogger - mein Mann geht sehr viel laufen und hat mir erzählt, daß danach oft ein kleiner emotionaler Absturz folgt - und er am liebsten gleich wieder laufen gehen will....
Wir sind ja in gewisser Weise auch Süchtige. Wir brauchen die Bühne, die Anerkennung und den Kick, den uns ein Livegig beschert, wie die Luft zum Atmen. Sonst würden wir uns das doch nach einiger Zeit nicht mehr antun wollen, oder ?
Ich finde die Melancholie am nächsten Tag nach einem gig eigentlich auch schön. Ich mag das Auf und Ab des Lebens; durchgehend gleichförmig gut drauf zu sein, wäre für mich sterbenslangweilig. Außerdem löst diese Melancholie ab und zu auch neue kreative Schübe aus. Manchmal ist man ja auch mies drauf, weil irgend etwas nicht gut war - man selbst schlecht gesungen oder gespielt hat, der Funke zum Publikum nicht richtig übergesprungen ist, oder man spürt, es wird Zeit für neue musikalische Ufer... etc.
Ich mach´s the day after jedenfalls ähnlich wie LeGato: frische Luft, lange mit Mann, Kind und Hund spazierengehen, ausspannen - und natürlich nachdenken. Über Musik, über das, was ich mache, ob es gut ist, ob es Sinn hat, ob ich was anderes machen soll ... bis zum nächsten gig ;)
 
also ich kenn das sehr gut, dass ich bspw. nach so nem Gig Wochenende in Thüringen(400km von mir entfernt) wenn ich dann wieder hier bin am nächsten Tag garnet gut drauf bin. Eigentlich sollte ich da auch n Haufen Glückshormone in meinem Körper haben, die alle jubilieren und so und sie tuns eigentlich auch und ich kann von so nem tollen Erlebnis auch lange zehren ,ABER
dann gibts noch die andere dunkle Seite in mir, die sich dann "zu Wort" meldet und bitter enttäuscht ist, dass das tolle Erlebnis schon wieder vorbei ist . Es laufen zum einen in mir so tagträumerisch die ganzen Bilder der Gigs und der Leute usw in mir ab und dann bin ich scheisse drauf, weil ich weiss , dass es vorbei ist und der schlimme öde Alltag mit jeder Menge Stress wieder auf mich wartet und dann die tollen Erlebnisse alle schnell auf einmal wieder verflogen sind
Ich will am liebsten die tollen Vibrations festhalten und mich noch besser wieder da zurück beamen , aber das geht dann natürlich net....ich fall dann in n emotionales Loch und bin scheisse drauf , ne Weile lang. Wenn ich mich dann im Alltag wieder akklimatisiert hab und im Alltag nicht alles scheisse läuft, dann gehts, wenns aber scheisse läuft im Alltag, was oft die Regel ist, dann gut nacht....
 
Man ist die Musik. Alles was mit ihr passiert, passiert mit einem selbst. Und alles was mit einem selbst passiert, passiert mit ihr.

Das ist in meiner kleinen Welt ein Schlüsselsatz.

Wenn man etwas ganz und gar ist - sei es ein Gefühl, die Musik, eine Leidenschaft - dann ist man weit mehr ausgeliefert, als wenn man dieses etwas einfach nur hat.
Ist nur eine Formulierung...aber bedeutsam. Etwas zu sein lässt Abgrenzung dazu schwierig, fast unmöglich werden. Das kann natürlich gewollt sein, aber die Existenz als Spielball der eigenen Emotionalität ist gebucht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir geht es öfters so, dass ich nach dem Auftritt ( auch wenn er gut gelaufen ist, und die Glückwünsche usw. nicht ausbleiben ) einfach meine Ruhe haben will, mein Zeugs zusammenkram und heimfahr.

Beim nächsten Auftritt kann es dann wieder ganz anders sein ... d.h. auch wenn er bescheiden läuft, hab ich danach Bock auf ein paar Bier, zu den anderen Bands abzugehen oder mich mit den Kollegen aus den anderen Bands auszutauschen.

Ich hab auch keine Ahnung woran das liegt ... bei mir ist auch das Aufregungslevel jedesmal anders. Mal bin ich bei einem "größeren" Gig null aufgeregt, dann wieder vor einem Gig mit 30 Leuten im Publikum flattert mir das Herz :gruebel:.

Vllt. bin ich auch einfach nur komisch :D ...
 
Wenns ums hinfahren und Aufbauen geht is das für mich meistens Stress Pur.
Ich bin immer froh wenn die Backline steht und die Technik alles passt.
Dann rocken wir den Gig und dann vllt noch die ein oder andere Zugabe , dann schnell abbauen, trocken anziehen, 10 min verschnaufen
und dann gehts raus zu den Leuten.
Den nächsten Tag bin ich dann meistens etwas müde aber gehe dann meistens spazieren oder unternehme was mit Freunden und zehre von dem doch schönen Tag und Abend vom Vortag.
 
Ich kenn das bei der country-mucke so:

Wir spielen oft bis spät 12 - 1Uhr. Oft ist nach dem Konzert kaum noch jemand da und du mußt noch die schweren
Trümmer in den Hänger wuchten. Wenn dann alles endlich drin ist, ist wirklich keine Sau mehr da.

Dann stehst du da und fragst dich schon manchmal, was du da machst..

Mit der anderen Band ist das deutlich besser. Wir bauen erst spät ab. Bis dahin kann man mit den Leuten und anderen
Musikern auch noch quatschen und auch ein bischen feiern, eben das, was das Publikum auch hatte.
Aber nur hinfahren, aufbauen, spielen, abbauen und wieder heimfahren ist ne ziemlich einsame Angelegenheit.

Ich glaube, am besten gehts mir immer dann, wenn andere Musiker da sind. Irgenwo hat man ja einen Hau weg, der
einen dazu zwingt, Musik zu machen. Wenn man Leute trifft, die den selben Hau weg haben, gehts einem gleich viel besser,
da man weiß: ich bin nicht allein auf diesem Planeten..
Leute, die keine Musik machen und nicht vor anderen Leuten spielen, verstehen das nicht wirklich.
Ich denke, das ist eine einzige zwanghafte Suche nach Menschen, die einen verstehen. :gruebel:


cheers, fiddle
 
bei mir muß es nicht mal unbedingt ein auftritt sein, der mich in dieses"emotionale loch" fallen läßt. das kann auch nach einer sehr guten probe oder nach einer guten jamsession der fall sein.

das mag jetzt sehr teatralisch und abgedroschen klingen, aber es gibt einfach nichts, das mir so viel freude bereitet wie das gitarre spielen. das ist für mich so eine art nicht definierbare sehnsucht, die ich durch das spielen befriedigen kann. sprich: während eines guten gigs, probe, session... fühl ich mich einfach unglaublich glücklich und frei, keine sehnsüchte mehr, die an der seele nagen, der stress des alltags ist ausgeblendet - frei eben.

jo, und dann ist der gig, die probe, die session vorbei, die sehnsucht und der stress kommt zurück und nagen wieder bis zum nächsten mal. direkt danach werden mir halt die extreme sehr deutlich, mein "normalzustand" gegenüber dem, was ich beim spielen empfinde, dem womit ich mich vor mir selbst identifiziere. das eine ist durch "muß" geprägt, das andere eher durch "wollen". z.b. MUSS ich arbeiten, um meinen lebensunterhalt zu bestreiten, aber ich WILL spielen, weil es mein eigener wunsch ist.

nun ist es aber ein unterschied, ob ich etwas tue, weil ich es muß oder weil ich es will. das, was ich tun muß entspricht nicht dem, was ich unbedingt tun will. wo werde ich mich aber besser und glücklicher fühlen ? beim "müßen" oder beim "wollen" ? beruf oder berufung ? was wird mir fehlen, wenn es von jetzt auf zack nicht mehr da ist ? wonach strebe ich mal mehr, mal weniger bewußt ?

wenn man "glücklich sein" mal als normalzustand ansieht, den jeder mensch erreichen will, ist dieses loch absolut plausibel: das, was mich glücklich macht, ist auf einmal weg. da wird wohl keiner mit einer eitel sonnenschein laune darauf reagieren...

das war in etwas für mich das ergebnis, nachdem ich selber mal über das warum im sinne dieses threads nachgedacht habe. wie ich damit umgehe ? augen zu und durch, was anderes bleibt mir ja wohl kaum übrig...

gruß
 
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In ein emotionales Loch falle ich nicht. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass das frühe so war. Ich spiele viel und haufig, und wenn ich jedes Mal in so ein emotionales Loch fallen würde, wäre das sicherlich nicht gut. Vielleicht bin auch nicht der Typ dafür. Die Bühne ist für mich ein eigener Kosmos. Wenn ich sie nach dem Gig verlasse, bin ich wieder in der "normalen" Welt.

... und dann natürlich der Lärm! Je älter ich werde, desto empfindlicher reagiere ich auf DJs, die nach Showende testen, ob die Monitore tatsächlich 120 db Pegel schaffen :mad:
Kenne ich :mad: Ich bin da ganz rigoros. Entweder drehe ich (bei aktiven Monitorboxen) den Pegel runter, oder ich ziehe sofort den Stecker. Das mache ich übrigens auch beim Spielen, wenn mich eine Monitorbox nervt. Aber das ist weider ein anderes Thema ;)

Außerdem bekomme ich nach Gigs grundsätzlich zu wenig Schlaf :(
Defintiv! Ich brauch zwar wenig Schlaf, aber wenn ich diesen Schlaf auch nicht kriege, ist die Nacht und der Tag drauf im Eimer. Deswegen kann ich es auch nicht verstehen, warum häufig das Rumtouren immer noch als romantische Rock´n Roll-Butterfahrt bezeichnet wird. Es nervt! Nach ein paar Tagen, weiß man nicht mehr wo man ist, man geht sich gegenseitig auf den Sack. Die Unterhaltungen drehen sich meist um das miese Essen in den Hotels, etc.
Ich mache das nicht mehr und versuche nach jedem Gig nach Hause zu fahren. Dann ist die Nacht zwar auch im Eimer, aber man liegt in seinem eigenen Bett, und muss nicht zu einer bestimmten Zeit beim Frühstück sein :rolleyes:

Glaubt es oder glaubt es nicht, es ist immer der Stress. Dadurch, dass du beim Gig doch durchaus gestresst bist, durch diverse Faktoren, wie Lautstärke, Leistungsdruck usw.. tritt Erschöpfung auf. Deswegen ist das was LeGato anspricht wohl eine der besten Strategien. Denn er baut den Stress bzw. die Erschöpfung durch Routine und Gemütlichkeit ab.
Stress? Irgendwie schon. Aber letztendlich wird dieser Stress - zumindest bei mir - durch den Gig selbst wieder relativiert. Ein Gig ist für mich wie eine Oase, wo ich Gitarre spielen kann, wo ich mich austoben darf, wo ich den anderen zuhöre, wo ich mich einfach wohlfühle. Alles andere drumherum ist oft stressig. Die Fahrten, Aufbauen, Soundcheck, etc. Ich versuche immer zeitig am Ort des Geschehens zu sein, um an dieser Stelle den Druck schon mal etwas rauszunehmen.
Nach dem Gig muss man sich leider oft der jeweiligen Situation anpassen. Bei einem der letzten Gigs bat uns die Technik die Backline so schnell wie möglich abzubauen, da die Bühne in ein paar Stunden woanders aufgebaut werden muss. Davon ab, dass ich die Jungs auch nicht um ihren Job beneide (die haben die Nacht durchmalocht), hieß das für uns, dass wir uns ziemlich beeilen mussten. Natürlich wäre es schöner gewesen, sich erst einmal irgendwo hinzusetzen, das Ding sacken lassen und erste Manöverkritik verteilen. Wie gesagt, es ist immer von der jeweiligen Situation abhängig.
Mit der Zeit kristallisieren sich aber überall die Leute heraus, mit denen man auf einer Wellenlänge liegt. Mit denen klönt man noch rum, bildet Fahrgemeinschaften, oder was auch immer.
Zuhause bin ich dann meist immer noch so aufgedreht, dass ich eh nicht sofort schlafen kann. Dann schaue ich hier ins MB rein, schmeiß eine Zahl in den Zählthread, stöber die Foren durch, amüsiere mich über die Threads der Akkordeonspieler, bis meine Augen anfangen müde zu werden. Im Bett selbst lese ich noch was und dann Tüß :D
 
Diesen Einbruch habe ich zwar noch bei keinem Gig erlebt (ist auch schlecht möglich, wenn es bisher kein Gig gab :D), aber ich kenne es aus Prüfungssituationen. Wenn es um sehr viel geht oder die Prüfung schwer ist und man sich davor wochenlang vorbereitet hat und im Ausnahmezustand war und lebte, dann passiert es mir hin und wieder, dass ich mich einige Zeit, sprich ein paar Tage später recht ausgelaugt fühle. Je nach Prüfung kann der Zustand auch mehrere Tage über andauern. Bis man sich dann wieder einigermaßen fängt...
 
Bei mir ist es so das ich vor nem gig immer recht angsepannt bin und erst nach ein paar liedern das konzert richtig genießen kann und nach dem gig gehts mir wunderbar, das ist so ein gefühl der befreitheit :D also das hab ich noch nicht gehabt das es mir nacher schlecht geht aber in den meisten fällen schlaf ich in der selben nacht nicht gut weil mir der gig noch im kopf rumschwirrt und ich immer viel zu viel darüber nachdenke:(
 
Zuletzt bearbeitet:
Schöne Erklärung. Aber es ist wahrscheinlich nur eine Möglichkeit für die hier zur Sprache gekommenen low-Phasen nach einer vorangegangenen, langen Zeit der Aufregung und Belastung im Vorfeld.
 
Ich bin eigentlich meistens erst nach dem Gig (wenn er denn gut gelaufen ist) gut gelaunt und gut drauf. Davor ist die Anspannung zu groß. Vor nem Gig braucht keiner was von mir wollen was über das notwendige hinausgeht, ich kann normalerweise nichts essen und wenn was schiefgeht könnt ich aus der Haut fahren. Ergo vor nem Gig bin ich glaub kein angenehmer Zeitgenosse.

Wenn das Ding dann rum ist, werde ich dann gelöst und bin auf einmal wieder zum Spassen etc. gut.
Auch in der Nacht und am nächsten Tag bin ich normalerweise super drauf und einfach selbstzufrieden.

Aber eben das alles nur, wenn der Gig gut gelaufen ist. Gabs Probleme refelltiere ich Tage danach noch und überlege, wie es verhindert hätte werden können und wie man solche Probleme in Zukunft verhindern kann.
 
Während meiner Zivizeit habe ich oft Samstags gearbeitet und danach noch Musik gemacht. Das war manchmal richtig anstrengend. Seitdem meine Zivizeit vorbei ist, gibt es so manche Wochenende, wo ich regelrechte Energieschübe bekomme:
1. Tag: Heute is der gig, meistens Freitags oder Samstags, ich lass es ruhig angehen, versuche beim Aufbauen keinen Stress zu machen; während dem gig dann volle Party. Danach Abbau, meistens wird noch spät in der Nacht ausgeladen. Nun ist es 3 oder 4h in der Nacht und jeder möchte ins Bett, aber ich bin vollgepumpt mit Energie und könnte noch die ganze Nacht durchmachen.
2. Tag: Erstaunlich nur 6-7h schlaf und ich bin top fit.
3. Tag: Jetzt schlägt mein Körper zurück. Auch wenn ich 8 oder 9h schlafe bin ich echt müde. Wenn es dann noch Montag is und ich auf die Uni muss, kann man mich heute für nix mehr gebrauchen.

Das hört sich jetzt ganz gut an top fit für den gig, aber es ist doch schon beängstigend wenn man an Tag 2 weiß, dass man morgen im Eimer ist. :p
 
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