Be.eM
HCA Steinberger
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Es gibt zu viele Freiheitsgrade, zu viele Parameter, zu viele Randbedingungen, zu viele Einflüsse, als dass man sie alle mit vertretbarem Aufwand berücksichtigen könnte.
Jepp. Und der allergrößte, einflussreichste, nie kalkulierbare von all diesen Faktoren: ICH.
Ich behaupte jetzt mal, trotz langer Jahre des Spielens, nicht imstande zu sein, den gleichen Ton zweimal (messtechnisch) auf exakt die gleiche Weise anzuschlagen. Es gibt Tage, da finde ich mich klasse, es gibt Tage, da finde ich mich besch…eiden. Das sind die Tage mit der geringeren Holzfeuchte, natürlich. Kann nicht an mir liegen … ach ja, und dann glaube ich auch noch festgestellt zu haben, dass die Leute unterschiedlich hören. Genau. Ich meine nicht, dass ich zu meinen Kindern sage "räumt jetzt auf", und die hören "räumt doch vielleicht, wenn ihr Lust habt, die nächsten Tage ein bisschen auf". Nein. Ich meine so subtile Sachen wie: wann klingt HighGain schrill? Und wann "fett"? Wann ist etwas "warm", "glasig", "perlend" oder wasauchimmer.
Die ganze wissenschaftliche Herummesserei ist klasse, weil sie die Entwicklung und die grundsätzlich erreichbare Qualität und Leistungsfähigkeit in der breiten Gitarren-Masse emporgeschraubt hat. Dazu ist sie gut. Welche Werkstoffe eignen sich, wenn's Edelhölzer nicht mehr gibt? Wie kann man brauchbare Pickups herstellen, ohne hochbezahlte Draht-Schamanen mit Geburtsjahrgang 1958 wochenlang mit dem Handwickeln eines einzigen Pickups zu beschäftigen? Die wissenschaftlich-technische Seite hat große Dienste geleistet, was die Verfügbarkeit von Möglichkeiten angeht. Die Erfahrung von Gitarrenbauern ebenfalls. Ich kann anhand meiner ungefähren Vorstellungen vom Sound jederzeit in einen Laden gehen und eine grundsätzlich dafür geeignete Gitarre finden.
Aber eines glaube ich nicht: dass ich an einem von meinen Sch…tagen auf einer wissenschaftlich wie mojogeprüften Gitarre grandiosen Gitarre gut klinge. Und umgekehrt. Insofern haben alle Instanzen, die zur Qualität einer Gitarre beitragen, ihre Berechtigung. Aber ob am Ende beim ZUHÖRER und bei MIR die gewünschten Emotionen entstehen, liegt am ZUHÖRER und MIR. Und ich glaube, darum machen wir das alles
Bernd