Violine abgestürzt, wie wieder reparieren

Hi Pammi,

für feine Lack-Farb-Abstimmungen hatten wir damals ne üppige Palette an Farbkonzentraten (synthetische - Spiritus-löslich).
Das ist für solche Retuschen recht praktisch- damit bekommt man das (wenn mans kann) nahezu unsichtbar wiedr hin.
Leider hab ich sowas nicht. Ich könnte dir maximal ne Lack-Annäherung zusammenmischen und etwas ungefärbten Lack zum
Abstufen hell-dunkel.

Dein Geigenbauer gibt dir sicherlich auch was ab, hilft vielleicht sogar beim richtigen Farbton.

Apropos Stimmstock: Diesen Leim-Läufer würd ich rauswaschen. Der ist nahe an der Stimmstockposition.
Falls das n Lackläufer ist, dann bekommst du das mit Stiritus auch raus.

Ebenholz-Block: Das bekommt man sicher raus. Ich denk bei Schleifen hauptsächlich an den Staub. Ebenholz
beist wie der Teufel und ist sehr ungesund (kein Schmarrn!). Wozu die Äkschon - n vorgefräster Rohling kostet
etwa 10 Euro (B-Qualität) und 20 Euro für A-Qualität. B-Qualität würd auch gehn, da muß man nur mehr mit
Sekundenkleber arbeiten :D

cheers, fiddle
 
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Wozu die Äkschon - n vorgefräster Rohling kostet
etwa 10 Euro (B-Qualität) und 20 Euro für A-Qualität. B-Qualität würd auch gehn, da muß man nur mehr mit
Sekundenkleber arbeiten :D

Ideeller Wert. Die Geige des Urgroßvaters mit selbst aus Kenia eingeflogenem Ebenholz (welches wahrscheinlich irgendwo im Busch geklaut wurde) restauriert. Sekundenkleber? leimt man Ebenholz mit Sekundenkleber und nicht mit Holzleim?
 
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Sekundenkleber: auf die Gefahr hin, einige romantische Traumvorstellungen über dieses Handwerk zu zerstören,
beschreibe ich kurz die Fertigung eines Griffbrettes (Geige 4/4):

Der Griffbrettrohling wird an allen Kanten bearbeitet: man hobelt mit einem Einhandhobel.
Zuerst wird die Unterseite Plan gehobelt. Anschließen kommt die Gesamtlänge dran. Sie beträgt
genau 27 cm. Der Überstand wird am breiten Ende abgesägt.
Jetzt werden die Seitenkanten gehobelt / auf Breite gebracht. 24mm und 43 mm.
Dann werden die Stirnflächen bearbeitet. Rechtwinklig zur planen Unterseite - quer prüft man das mit einer
Schmiege. Die Stirnflächen werden gefeilt und müssen Plan sein (später wird dort der Obersattel angeleimt)
Die freistehende breitere Unterseite wird zum Steg hin abgeschrägt,
(etwa 1,5 -2 mm) so daß das Griffbrett auf einer Abrichtplatte kippelt wie eine Kinderwippe. Das macht man,
damit man eine gleichmäßige Kante bekommt, wenn nachher eine Griffbretthöhlung gehobelt wird.
Danach wird die Höhlung auf der Unterseite mit Wölbungshobeln/Halseisen, Ziehklingen und Schleifpapier verschönert.

Jetzt geht es an die Wölnung (oben). Zunächst werden die Kanten angefast, d.h. man legt die Kantenhöhe fest:
zunächst 5,5 mm - das wird dann später noch auf 5 mm reduziert. (Endmaß, neues Griffbrett)

Für die Wölbung am Sattel und am Griffbrettende habe ich je eine Schablone. Jetzt wird die Wölbung gehobelt mit bereits jener
Höhlung in Längsrichtung. Je hochwertiger das Ebenholz ist, umso gerader liegen die Fasern und umso entspannter läßt es sich
hobeln. Dennoch gibt es immer wieder wellige Stellen, an denen der Hobel etwas einreißt: das sind dann sehr kleine rauhe (Hacker).

Nach dem Hobeln wird das Griffbrett mit Sandpapier und einer hohlen Korkzulage geglättet. Sind jetzt noch ein bis zwei kleine
von diesen Hackern drin, kommt ein Tropfen Sekundenkleber drauf und man schleift direkt drüber. Der Schleifstaub setzt sich in
diesen Hacker und verkittet diese Stelle augenblicklich. Nur so bekommt man ein makelloses Griffbrett hin. Diese Stellen sind nacher
nicht mehr zu sehen, nicht mal mit ner Lupe.
Ich glaube, ich hatte noch nie ein Griffbrett bei dem ich keinen Sekundenkleber einsetzen mußte :gruebel:

Beim Neubau kann man mit AA-Qualität, Glück und etwas Sportsgeist auch auf Sekundenkleber verzichten. Bei Reparaturen
sehe ich keinen Grund, sich wegen miesem Holz graue Haare wachsen zu lassen. (das sind die kleinen Tricks der Profis :D)

cheers, fiddle

p.s. es fehlt noch die Nut auf der Unterseite, das Einritzen zum Leimen und das finale Polieren mit Trippelpulver+Leinölfirnis.
Beim Neubau wird außerdem die seiltiche Kante beim Hals verschneiden mit verrundet (anders als bei Reparatur).

pps. Tropenhölzer und Umweltschutz/Tropenwald
Ein heikles Thema:
Um einen Ebenholzstamm aus dem Wald zu ziehen, werden heute noch etliche andere Bäume mit ner Planierraupe umgelegt.
Um einen AA-Stamm zu erhalten muß man 10 Bäume fällen und den einen herausnehmen.
Das sieht man auch an den Preisen:
Kontrabass Griffbrettrohling AA: 350 Euro. - mittlere Qualität: 150 Euro

Bei Bögen (Fernambuk ist das noch extremer). Ich hab mal das Holzlager bei einem Bogenbauer gesehen. Da bleibt einem
die Spucke weg, was da alles Abfall ist.

Ok. Auf Ebenholz-Griffbretter kann man nicht so leicht verzichten. Aber seit dem ich weiß, daß man mit Carbonbögen auch ganz
gut zurecht kommen kann, ist das auch eine Möglichkeit die Tropenwälder etwas zu entlasten.
Der Gedanke war aber: lieber ne B-Qualität und dafür 3 Tuben Sekundenkleber zum Wohle des Waldes..
 
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Wie krieg ich eigentlich das alte Griffbrett ab? Das ist eh krumm. Ist in der Mitte ca. 1mm hohl.
ch werde mal versuchen mit der CNC vorzufräsen. Die Maße nehm ich mir vom alten Griffbrett ab.

Zum Schleifen nehm ich dann lieber ne Maske.
 
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Das Alte Griffbrett machst du auch mit dem Aufmachmesser ab.
Hier kann man unten am Halsfuß, oder besser: oben am Obersattel einsteigen.

Wenn du ne kleine Stelle reingekommen bist, Wasser reinträufeln und vorsichtig weiter reindrücken.
Ich würds oben versuchen. Zuerst Obersattel weg. Der kann dabei brechen - egal muß eh erneuert werden.
Nie an den Seiten - das verdrückt das Holz. ..Und dir ja Zeit dabei lassen, bitte!

Diese 1mm Höhlung ist so gewollt, das muß so sein. Das ist nicht krumm.


cheers, fiddle
 
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Na wenn das so gewollt ist lass ich es drauf. Der Geigenlehrer meinte nur es müsse ganz gerade sein. Dann werden halt Saitenhalter und Kinnhalter aus dem Holz gemacht. (Und später dann die Teile für die 3/4 E-Geige :D) Ich überlege noch ob ich neue Wirbel reinmache, die Löcher in den alten sind ziehmlich ausgeniddelt. (Worterklärung siehe ältere Beiträge) Dehalb vermute ich, dass diese nicht aus Ebenholz sind. Es sind auch Riefen von den Saiten drin. Mal schaun ob unser Schlosser die aus Makassar hinkriegt.
 
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Griffbretter sind in Längsrichtung hohl (Bei Geige etwa 1-1,5mm). Dadurch kann man einen relativ geringen Saitenabstand bis in die höheren Lagen
gewährleisten, ohne daß die Saite beim Schwingen auf das Griffbrett schlägt. Logischeweise hat die schwingende Saite ihre größte Auslenkung in der
Mitte. Das Griffbrett folgt diesem Schwingungsbauch.

Bei E-Gitarren und Western-Gitarren kann man das sogar einstellen mittels des Hals-spann-Stabes (Trussrod). Auch hier ist eine leichte Durchhängung
wichtig. Durch den Höhenverstellbaren Steg (Bridge) versucht man eine möglichst niedrige Saitenlage (2,5mm am 12. Bund) einzustellen. Das gelingt
aber nur in Kombination mit der Halskrümmung. Stimmt diese Einstellung nicht, dann scheppert die Saite.

Wie niedrig eine Saitenlage sein kann, hängt von der Anregungsenergie ab. Je stärker man die Saite streicht (Fortissimo), umso
stärker schwingt die Saite aus - umso höher muß der Abstand sein. Verwendet man dickere Saiten (mehr Masse), ist die Amplitude
auch größer. Wenn man also auf schwerere Saiten umstellt, kann es sein, daß die Saite bei Vollgas anfängt zu scheppern. Dann geht
man zum Geigenbauer und läßt sich einen höheren Steg anfertigen und das Problem ist behoben.

Bei Kontrabassisten gibt es z.B. große Unterschiede welche Musik einer spielt. Jazz-Bassisten wollen meist eine sehr niedrige Saitenlage
wenn sie nur mit den Fingern zupfen. Das würde bei einem Orchestermusiker mit Bogen nie funktionieren.

Das wichtigste bei einem guten Griffbrett ist ein gleichmäßiger Verlauf dieser Höhlung. Sind nämlich Wellen im Griffbrettverlauf, können
einzelne Töne scheppern - je nachdem ob man auf dem Hügel oder im Tal greift. Ebenholz ist zwar sehr hart, jedoch greift es sich im
Laufe eines Griffbrett-Lebens an den Fingerstellen ab und es entstehen nach und nach Täler. Das muß dann irgendwann mal
nachgehobelt werden. Man nennt das: Griffbrett abziehen. Das gelingt eigentlich nur mit einem Hobel.


cheers, fiddle
 
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Bingo! Heute ist die 1/2 auch noch auf die Fliesen gefallen :eek::mad::bad:
Ist aber nix von Boden und Decke gerissen. Der G-bauer kriegt sie wieder hin.
Haben ja erstma ne E-Geige als Reserve zum Üben :D
 
Ich glaub, n Teppichboden kommt euch auf Dauer billiger..

cheers, fiddle
 
Geige wieder heil!

Jedenfalls hat der Geigenbauer das wieder gut hingekriegt.
Nun hat auch schon der Gigenlehrer festgestellt, das ein leichtes "Rauschen" beim Pianostreichen auftritt. Ähnlich wie wenn man mit den Fingern auf einem Tonabnehmer langfährt. Ich weis nicht ob man das da hört:

http://www.youtube.com/watch?v=TqMdCXcD_LA

Bitte mal Eure Meinung dazu. Ich werde mal zum GB gehen, aber der hat sie so eingestellt. (Er hat den Steg etwas dünner gemacht )

Danke schon mal.
 
Hi Pammi,

super, die Geige funzt wieder :)

Rauschen: jep, ich hör da auch ganz schwach was. Das halte ich aber für normal. Dieses Rauschen verliert sich auf die Distanz.
Ein dünnerer Steg begünstigt die Übertragung von hohne Frequenzen. Das macht den Ton etwas schärfer und gibt einer Geige
mehr Durchschlagskraft. Mit mehr Bogengeschwindigkeit (+ Kontaktstelle weiter weg vom Steg) wird das auch etwas wärmer/voller.

Man könnte auch mit steiferen Saiten etwas entgegenwirken (verschlechtert etwas die Ansprache).
Meine: Kusto-Saiten. Klingt in meinen Ohren irgenwie nach Stahlaiten..
Mit der Stimme näher zum Steg wird das auch etwas wärmer, geht aber auch zu Lasten der Ansprache.

Ich würds mal so lassen, ist ja auch nicht so stark..
(das meiste Rauschen kommt vom kleinen Raum + Aufnahmegerät..)
Dein Sohn säbelt noch etwas. Das wird schon noch - der macht ja auch riesen Fortschritte.
Außerdem ist der mit dem Wachstum auch bald über die Halbe hinweg..

Lass den mal in 2 Jahren auf dieser nochmal spielen: das klingt dann gleich ganz anders..


cheers, fiddle
 
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Das hab ich so auch gedacht, danke für die Bestätigung. Dann lass ich das so wie es ist.
Ich konnte ihn noch nicht überreden die Flötenübungen von Friedrich II mal aufzunehmen. Da spielt er forte und das klingt (wenn er sauber greift) richtig toll. Da rauscht dann auch nix.
Es sind Stahlsaiten drauf. Weiß aber nicht welche, die waren drauf als wir sie gekauft haben und die wussten es auch nimmer. Der Lehrer bevorzugt Stahl für die Kleinen.
 
Hallo Fiddle und Pammi,

bin ja immer wieder begeistert von dieser Reparatur-Navigation. Habe dazu mal eine Frage.

"Die Jahre nicht 45° gesperrt - viel weniger. vielleicht 10°" - was hat es damit auf sich ?

Grüße,
Jos
 
Ah, ich mußte erst kurz nachdenken, wo ich das geschrieben hatte :D

Es geht hier um Rißbeläge.
Beim "Sperren" von Holz sollte man auf die Schwundeigenschaften achten.
Bei einem schwachen "Sperr-Winkel" kann der Rissbeleg die Dehnungen und Schrumpfungen
durch Feuchtigkeitsschwankungen mitmachen. Bei einer 90° "Sperrung" geht das nicht.

Bsp. die Decke Schrumpft und der Beleg bleibt stehen, weil sich in Längsrichtung zu den Jahren
weniger bewegt, als quer zu den Jahren. Das kann dazu führen, daß der Beleg neue Risse verursacht,
obwohl er ursprünglich genau das verhindern sollte.

Es gibt ein paar Stellen an Streichinstrumenten, wo dieses Verhalten im Lauf der Zeit (das dauert aber
wirklich sehr lange) zu baubedingten Problemen führen kann. Bsp. Zargen + Klötze


cheers, fiddle
 
Hui, so schnell. Danke!
 
Übrigens wird jetzt ein (hoffentlich) nettes Mädchen auf dieser Geige lernen oder gelegtlich darauf üben, ich habe mich von der reparierten 1/4 getrennt, da Jona ab Sept. Klavier lernt und Calli sie nicht mehr spielen kann.

@Kylwalda: fiddle ist der Profi hier, er hat es dir ja schon gut erklärt.
 
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Hi Kylwalda!

GT - geiles Teil, ich kannte die schon. Aber, warum, um Himmels Willen bespannt man so ein Instrument nicht mit blanken Darmsaiten???

Aber es klingt! http://www.youtube.com/watch?v=335BlDQMyPk

Grüße

Fred Feuerstein
 
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Hi Bassstreichler (... ich knuddel meine Violine auch zwischendurch immer mal wieder :D)

... vielleicht der Wirbel wegen? Kriegt man mit nem Flintstone bestimmt nicht richtig sauber hin, und dann sind doch Stahlsaiten einfacher zu händeln, oder?

---------- Post hinzugefügt um 12:27:17 ---------- Letzter Beitrag war um 12:26:11 ----------

.... aber mich macht da so einiges mehr stutzig und ich frage mich, ob das nicht alles ne verlixt gut gemachte Fingine ist.
 

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