Wie bereits erwaenht mochte Hammond selbst keine Leslies, da er seine Orgel als Sakralorgel verstand. Ein leicht verstimmter zweiter Tongenerator kam diesem Anspruch am naechsten, war aber viel zu aufwendig und schwer.
So konstruierte Hammond eine modulierte Verzoegerungsleitung, den Scanner. Die Einstellung Celeste erinnert hier noch an den sakralen Bereich. Das besondere am Scanner ist nicht dass dieser elektromechanisch arbeitet, sondern dass er LC Glieder statt RC Glieder fuer eine Laufzeitverzoegerung verwendet. ( Eine Verzoegerung ist eine frequenzunabhaengige Phasenschiebung.) Ab 30 ms hoert man eine Laufzeitverzoegerung als Echo. Die Scannerverzoegerung liegt weit darunter. Das Gehoer kann keine Phasen messen. Mischt man ein leicht verzoegertes und unverzoegertes Signal entsteht jedoch ein Kammfiltereffekt im Spektrum, aus dem das Gehirn, nicht das Gehoer eine Phase fuer Richtungshoeren rekonstruieren kann.
Mit einem Sinus funktioniert dies nicht so gut, da sin(wt)+sin(wt+phi) einen Sinus ergibt der je nach Phase phi lauter oder leiser ist. Einen Sinus kann man daher nur schlecht orten und man wird hierfuer noch mehr den Kopf leicht hin und herbewegen.
Den Kammfiltereffekt empfindet mancher vielleicht als Hoehenanhebung. Ein Kammfilter klingt vocal bis nasal. Je nach Verzoegerung. Und eigentlich klingt ein Kammfilter nicht so toll. Eher unschoen.Im Scanner befinden sich jedoch mehrere, 16 Verzoegerungsleitungen, die der Rotor mit einem kapazitiven Schalter in Reihe schaltet. Der Rotor bildet einen LFO, der die Verzoegerung und damit das Kammfilter moduliert. Zusaetlich entsteht (wohl ueber den Dopplereffekt) eine leichte Frequenzmodulation wie bei einem Chorus. Die Kapazitaet des Rotors duerfte unerheblich fuer die Verzoegerung sein, fuehrt aber zu einer leichten AM.
Der Aufbau ist nahezu identisch mit analogen Phasern. Diese verwenden jedoch RC Glieder und nur wenige Modelle weisen 12 Stufen, Stages auf. Z.B. der Moog MF12. In diesem Link wird die Verzoegerung bei 500 HZ mit 0.528 ms angegeben.
http://www.modularsynthesis.com/modules/DJB-scanner/scanner.htm
Das waere ausserst kurz und erscheint mir etwas seltsam. Als Formel wird angegeben Td=Wurzel(L*C)
http://www.rhombus-ind.com/dlcat/app1_pas.pdf
In der Gleichung kuerzt sich die Kreisfrequenz w heraus und es handelt sich somit im Gegensatz zu einem RC Glied tatsaechlich um ein frequenzunabhaengiges Delay. Die Periodendauer eines 500 HZ Tones betraegt 2 ms. Die Phasenschiebung betraegt hier somit gerade mal Pi/2=45 Grad. Das entspraeche der Phasenschiebung eines idealen RC Gliedes fuer hohe Frequenzen, also einem 1 Stage Phaser. Vielleicht kann Boehmorgeler dies nochmals nachrechen und korrigieren. Dementsprechen waere der Effekt auch sehr "dezent" : Eher wie ein 4 Stage Phaser :
Eine Hoehenanhebung hoere ich nicht. Eher eine Bassanhebung. Das Signal wird mit dem Phasing breiter.
Vielleicht wird der Effekt bei einigen Closes uebertrieben. Ich sehe keinen Grund warum man den Effekt nicht digital simulieren koennte. Man nehme 16 feste Verzoegerungen von 0.53/16 ms und greift dere Output wie beim Original ab.
Vielleicht nehmen manche Closes nur eine Verzoegerungsleitung und modulieren deren Delayzeit. Mit einem analogen Phaser sollte der Effekt auch moeglich sein, denn er ist fast baugleich. Allerdings klingt ein Phaser aufgrund der Frequenzabhaengigkeit schon etwas anders, dafuer analog.
Ein Chorus mit Eimerketten arbeitet uebrigends etwas anders.Mehr Richtung digital und mit unschoener Hoehendaempfung (Antialaising)
Ich hab den Fasching uebrigends das erste mal seit 30 Jahren ohne Orschel durchgezogen. Geht auch.