sorry dass ich mich gleich nochmal melde, aber ich will gerne einen Erfahrungsaustausch starten, wie Ihr Sample-Sounds aus Originalaufnahmen erstellt.
Das mache ich persönlich nur mit Sounds, die selbst als Audioaufzeichnungen (Samples, von Tonband, whatever) der Originalaufnahme zugemischt und nicht melodisch gespielt wurden. Etwa der Nikon-Auslöser/Motorwinder-Sound aus Souvenir Of China. Da wird die CD in den Rechner gepackt, der jeweilige Track mit Exact Audio Copy ausgelesen und als WAV gespeichert, mit Audacity wird alles weggeschnitten, was ich nicht brauche, und dann geht's per Floppy oder ZIP in den Kurzweil, wo darum eine Keymap usw. bis hin zum Soundprogramm gebaut wird.
Nehmen wir mal an, ich will den Originalsound eines Keyboard-Solos von VanHalen haben und sample mir dafür den ersten Ton des Solos aus der Original-CD. Dann verteile ich diesen Ton transponiert auf ein bis zwei Oktaven des Keyboards und spiele dann los.
Klingt, als wenn du den Oberheim OB-Xa von Jump absamplen willst. Da würde ich mich lieber in die Tiefen der Klangsynthese begeben und den Sound mit den Bordmitteln des Synth nachbauen. Ein Oberheim OB-Xa kocht auch nur mit Wasser, das ist kein Zaubergerät, das Sachen kann, die sonst kein Synth kann. Und gerade der Jump-Sound ist simpel (und auf gefühlten 75% aller neueren Synths als Werkssound vorhanden).
Dabei treten natürlich ein paar Probleme auf:
1) Der Ton endet irgendwann und vielleicht kommt Mitten im Stück ein Ton der etwas länger andauert. Gibt es dafür evt. Plugins für Wave-Bearbeitungsprogramme, die den Ton künstlich verlängern?
Sampler, die nicht nur auf Drums, Percussion usw. ausgelegt sind, können Samples auch loopen, d. h. einen Teil des Samples in einer Dauerschleife wiederholen. Die Endpunkte dieser Schleife so zu setzen, daß es sich nicht komisch anhört und vor allem nicht knackt, ist eine Kunst für sich, gerade bei Stereosamples.
2) Der Ton hat evt. noch ein Schlagzeug im Hintergrund. Gibt es Möglichkeiten diesen herauszufiltern?
Nicht sauber. Schon gar nicht, wenn du einen Sound wie den Jump-Oberheim haben willst, der über einen sehr großen Frequenzbereich geht. Wenn sich die Frequenzbereiche dessen, was du samplen willst, und dessen, was weg soll, nicht überschneiden, kannst du versuchen, die Frequenzbereiche, wo das drauf klingt, was raus soll, wegzufiltern. Überschneiden sich die Frequenzbereiche, hast du verloren.
Es gibt aber noch ein drittes Problem: den schon angesprochenen Micky-Maus-Effekt, wenn du nur ein Sample hast und das über diverse Oktaven spielen willst. Du veränderst nämlich nicht einfach die Tonhöhe des Grundtons, sondern des ganzen Sounds. Stell dir z. B. mal vor, du samplest ein Stück einstimmigen "Aaaah"-Gesang ab. Das Stück spielst du jetzt zwei Oktaven höher. Dann klingt das nicht, als wenn derselbe Sänger zwei Oktaven höher "Aaaah" singt, sondern das klingt, als wenn Alvin von den Chipmunks zwei Oktaven höher "Aaaah" singt oder der Sänger sich vorher sehr viel Helium reingezogen hat.
Es gibt tausende Fälle von Urheberrechtsstreitigkeiten (was ein Wort) wenn es ums Sampeln geht. Das fing massiv in den 90ern an. Es wurde wirklich hinterm Rücken abgesampelt was ging. Als Beispiel nenn ich hier mal "The Power" von "Snap!". Der Groove ist komplett gesampelt und die Frauenstimme "I've got the Power". Die Gute wurde nicht gefragt und auch nicht ihre Plattenfirma. Es wurde ewig geklagt.
Ungefähr Ende der 80er haben The KLF (oder wie sie sich damals gerade nannten) die Freiheit genommen, ein Album einzuspielen, das auf reichlich ABBA-Samples basierte. Ohne ABBA zu fragen, natürlich. Das Ende vom Lied: ABBA haben geklagt, und die Scheiben wurden aus dem Handel genommen und eingestampft. Seitdem sind ABBA, was Samples angeht, sehr empfindlich und haben das erst zweimal erlaubt, einmal davon Madonna (Hung Up aka Gimme Gimme Gimme).
Das war also schon in den 80ern ein Thema. Club House wären da auch zu erwähnen. Die wollten ihr Mash-up aus Do It Again (Steely Dan) und Billie Jean (Michael Jackson) ja ursprünglich auch aus Originalsamples zusammenbauen. Wurde ihnen nicht erlaubt, so mußten sie alles selbst einspielen/einsingen.
Martman