Gitarre spielen im Bandgefüge

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amdstw
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Hi,
ich spiele zwar schon seit ein Paar Jahren in einer Band, möchte mich aber weiterentwickeln. Man findet zwar massig(!) Lern-Videos über diverse Skalen und div. Tricks auf der Gitarre, überraschenderweise aber kaum etwas über's Spielen im Bandgefüge. Das Thema is imho aber sehr wichtig, denn es ist keineswegs trivial! Da hilt es nichts, wenn man nur das Instrument beherrscht. Das ist ein ganz anderes Spielen.

Für mich stellen sich z.B. folgende Fragen... wie/was spielt man, wenn 2 Gitarren in der Band sind? Selbst wenn es eine klare Trennung zw. Solo- und Rhythmusgitarre gibt. Was spielen beide während der Strophe / während des Gesangs? Wie gibt man anderen Instrumenten auch ihren Freiraum, um zur Geltung zu kommen? Wie spielt man "nicht zu viel"? Etc.

Kennt jemand irgendwelche Lessons/Artikel dazu? Evtl. Video-Lessons? Irgendwelche Erfahrungen etc?

LG
 
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Das was Du ansprichst ist leider nichts was einem konzentriert von aussen beigebracht werden kann.

Kreativität, Gefühl und das sich zurücknehmen können sind Fähigkeiten die ein Stück weit vorhanden sein und ein großes Stück weit ausgebaut werden müssen.

Die Kenntnis von Skalen und generelle theorethische Grundlagen sind eine gute Basis um damit gute Arrangements zu schreiben. Eine Garantie sind sie hingegen nicht. Manche schreiben aus dem Bauch heraus wundervolle Songs und haben ein untrügliches Gespür dafür immer das passende zu spielen, ohne auch nur eine Note lesen zu können.

Das gleiche gilt für Technik am Instrument. Es ist wichtig die Technik soweit zu beherrschen, dass man die Dinge spielen kann die man spielen möchte, bzw. die der Song "verlangt". Eine gute Technik ist von hoher Bedeutung. Aber das lange erlernte Fräserlick mit 32 Triolen auf 250BPM hilft mir nur wenig, wenn ich es in eine Ballade nach der anderen knalle :)

Man kann eben das Handwerkszeug beibringen. Wie man dann damit Kunst macht, ist imho im Grunde nicht vermittelbar. Bleibt also genügend für uns zum selberlernen :)

Ich denke aber, mit der Erkenntnis das zum guten Bandgitarristen mehr gehört als Theorie und Technikkenntnis, das der Song und der Bandsound im Vordergrund stehen sollte und das man sich auch mal zurücknehmen muss bist Du schon einen großen Schritt gegangen.

Der Rest ist wie bei allen anderen Gitarristen ein langer und interessanter Lernprozess, der eigentlich auch nie abgeschlossen ist.
 
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Um welche Musikrichtung geht es denn? Es macht imho schon einen Unterschied in der Gitarrenarbeit, ob man Funk, oder Metal oder oder spielt.

Ansonsten: einfach mal bei Amorphis rein hören. Mir fällt so auf Anhieb keine andere aktuelle Band ein, die so ein ausgetüfteltes Zusammenspiel haben und bei der die Leadgitarre zu 80 % Melodie spielt und trotzdem so viel Platz für alle anderen lässt.

http://www.youtube.com/watch?v=pfwqDLXtU68&feature=related

Hört sich ziemlich easy an, oder?
Das Problem ist dabei nicht die Technik, sondern die Ideen dahinter.
Den Workshop, wie man solche Songs aus dem Ärmel schüttelt, suche ich auch noch. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
wary hat grundsätzlich Recht. Aber ein paar Tipps wären vielleicht auch drin, falls Du ein bisschen was zu Deiner Musikrichtung sagst und ich dann da auch was zu sagen kann.

Grundsätzlich kriegt man viel Inspiration, wenn man seinen Vorbildern mal gescheit zuhört. Wirklich im Detail die Parts. Und auch mal hört, wie die "Rollen" Mal getauscht werden (James Hetfield bei Metallica bei Nothing Else Matters als Lead... sonst "immer" Rhythm", auch Rhythmus-Gott Keith Richards darf mal solis düddeln, Mark Knopfler und Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan können/konnten Rhythmus und Lead parallel)... mein persönliches Vorbild ist Steve Cropper, der Teil der STAX Records Hausband war und auf verdammt vielen Soul / R&B-Klassikern die Gitarrenparts gemacht hat. Hör' nur mal in "Sittin' In The Dock Of The Bay" oder "Soul Man" rein (auch wenn sie für Dich vielleicht totale Oldies sind) - DAS ist PERFEKTES bandtaugliches Spiel. Die Lücken füllen, den Gesang nach vorne bringen, eine eigene Note haben und doch im Gesamtkontext bleiben...
 
ja genauso isses bei George Harrison bei den Beatles gewesen.
oder die 3 Gitarren (Furay, Stills, Young) bei Buffalo Springfield ! Das war geiles orchestrales Zusammenspiel, Steve Cropper ist in der Hinsicht genauso empfehlenswert und was leider vielen heutigen Alternative - und Indiebands fehlt, kann man bei nahezu allen 60s Beat und Garagenbands entdecken: super arrangiertes Zusammenspiel zw, 2 und 3 Gitarren ! einfach mal nach 60s Garagenbands bei you tube suchen . Da gibts verdammt viel zu entdecken und zu lernen!
 
Die Lücken füllen, den Gesang nach vorne bringen, eine eigene Note haben und doch im Gesamtkontext bleiben...

Eigentlich doch ganz simpel. :D:p

//Edit
Ich glaube, sehr wichtig ist die Erkenntnis, dass nicht das eigene Instrument das Wichtigste für einen Song ist, sondern der Gesang. Der "Rest" ist für den 08/15-Zuhörer nur die Begleitung.
 
Eigentlich doch ganz simpel. :D:p

klar. Es sind keine komplizierten Gitarrenlines. Wie ich oben schon sagte. Hört euch mal die George Harrison und Steve Cropper und die 60s R&B , Mod, Beat und Garagen Bands an . Das sind kaum Fingerbrecher ,die die spielen aber einfache und sehr effektvolle Gitarrenriffs und licks aufeinander abgestimmt.
 
Ich bezog mich nicht auf die Gitarrenarbeit, sondern (ironisch!) auf die Schlussfolgerung vom Zauberer. :)

Steve Cropper ist ein Gott, aber bei den Beatles geh ich laufen. :redface:
 
Es geht um (Hard)Rock. Mit den aufgezählten Beispielen weiß ich schon was ihr meint. Aber trotzdem... es gibt so viele Lessons, z.B wie man das eigene Spiel "interessanter" macht. Das ist doch auch sehr induviduell und basiert auch auf Kreativität. Genau so könnte es doch Lessons geben, wo man Beispiele sieht, wie das Spielen in einer Band gut funktionieren könnte bzw. welche (typischen) Fehler man machen kann, etc.

Aber OK, ich denke ich weiß jetzt, in welche Richtung ich mich bewegen muss.. :)
 
Meine Message an die ("Rhythmus"-)Gitarristen ist: eignet Euch eine gesunde Portion Bassistenmentalität an. Die können z.T. auch (gerade im Rockbereich) damit gut leben, solide auf achteln ihre Noten runterzuspielen - oft taktelang exakt dieselbe dieselbe exakt dieselbe Note. Und sind glücklich dabei, weil es ohne sie halt nicht geht und sie das wissen.

Man muss nicht immer interessant sein - man muss es dann sein, wenn einem das Stück und dessen Ablauf und die Band (!!!) dazu eine Chance bietet. Man kann aber auch interessant werden, wenn man Mörder-Riffs wie die Intros von "Smoke on the Water", "Highway To Hell", den Hook von "Satisfaction" oder so raushaut - dann war man wohl auch interessant genug... :D
 
Meiner Erfahrung nach ist noch etwas anderes ganz entschieden wichtig und das sogar noch unabhängig von der Musikrichtung.
Irgendwann muss man vom "Instrumentalisten" oder "Instrumentbediener" zum Musiker mutieren. Das ist ein Prozess der zuweilen sehr lange dauern kann. Zunächst ist man ja damit beschäftigt sein Instrument soweit zu erlernen, daß man ein Minimum an spielerischem Können zur Verfügung hat.
Was passiert nun? Man freut sich, daß man ein weinig spielen kann und will das auch zeigen (ist ja auch absolut legitim).
Jetzt wird allerdings ein oftmals schmerzhafter Schritt notwendig (bei mir war's jedenfalls so). Froh und glücklich den technischen anforderungen an "Bandspiel" zu genügen muß man jetzt Musiker werden und die (Band-) Musik ganzheitlich betrachten. Man muß also die Musik auch aus anderer Perspektive als der des eigenen Instrumentes betrachten und sich Fragen stellen wie: Wie soll der Song als ganzes Klingen? Welche Botschaft soll übermittelt werden? Was kann ich dazu tun oder was muß ich dazu lassen? Muß mein Instrument im ganzen Programm oder Song im Vordergrund stehen oder halte ich mich im Interesse der Dramaturgie zurück?
Da gibt's nur eines: Bereit sein seinen Horizont über das eigene Instrument hinaus zu erweitern und ausprobieren! Die Proben irgendwie aufnehmen, muß gar keine Top-Qualität sein. Irgendein Mischpultmitschnitt oder ein simpler Rekorder in einer geschickten Ecke platziert reicht da schon und mit der kompletten Band anhören/diskutieren und zwar fair und sachlich!

Vor allem machen, hören, machen, hören, machen......

Keep on Rockin'
 
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Ich darf nicht in mein eigenes Spiel verliebt sein, sondern muss in meine Band verliebt sein. Ich muss an jeder Stelle eines Songs mitkriegen, ob der Drummer die Bassdrum synkopisch oder gerade spielt. Ich muss den Basslauf hören, ob er die Septime mit einbaut oder nicht. Kurz: man muss gleichzeitig allen zuhören und daruf reagieren können. Und dem Sänger und und und

Das geht aber auch nicht von heut auf morgen ;)
 
Ich darf nicht in mein eigenes Spiel verliebt sein, sondern muss in meine Band verliebt sein. Ich muss an jeder Stelle eines Songs mitkriegen, ob der Drummer die Bassdrum synkopisch oder gerade spielt. Ich muss den Basslauf hören, ob er die Septime mit einbaut oder nicht. Kurz: man muss gleichzeitig allen zuhören und daruf reagieren können. Und dem Sänger und und und

Das geht aber auch nicht von heut auf morgen ;)


Kurz, knapp, prägnant, das wichtigste drin, klasse Beitrag :great:
So sollte es sein.
100% Zustimmung;)

Greetz
 
Und nicht vergessen: Auch Pausen sind Musik.
Ich bin selbst Leadgitarrist in einer Band und nach langer Reifung und viel fummelei zu dem schluss gekommen: Ich muss garnicht dauernd was spielen, da sind 4 andere die auch mitmachen, also beschränke ich mich auf ein fill hier und da und ab und zu ein Solo.

Ansonsten lass mal Bass, Rhythmusgitarre und Drums ihrem Job machen. Die schaffen das auch so und es klingt viel definierter als wenn ich einfach alles vom Ryhtmusklampfer dopple wo ich normal nichts zu tun hätte. Doppeln ist gut für Dynamik reinbringen (z.b. wenn ein Chorus voller klingen soll oder härter) aber ansonsten machst du damit aus nem Song einfach einheitsbrei. Wie gesagt: Du bist nicht der Mittelpunkt des Songs nur weil du dem namen nach Lead/Sologitarrist bist.

Klingt Banal, da ich 3/4 der Songs manchmal nichts tue, aber ist wirksam. Man kommt sich teilweise komisch vor, aber ernsthaft: Wenn du nichts zu tun hast - halt einfach die Finger still oder klatsch mit, oder animier das Publikum, oder mach blödsinn mit deinen Mitmusikern und und und.

Ergo: Pausen sind auch Musik !
 
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Meine Message an die ("Rhythmus"-)Gitarristen ist: eignet Euch eine gesunde Portion Bassistenmentalität an.
Und nicht vergessen: Auch Pausen sind Musik.
Irgendwann muss man vom "Instrumentalisten" oder "Instrumentbediener" zum Musiker mutieren.

Das sind ganz wichtige und leider auch oft ignorierte Ideen zum Gitarrenspiel. Bei vielen (auch professionellen) ballert jeder, was das Zeug hält nach dem Motto Viel hilft viel. Schade!

Nun spiele ich vom Hörgefühl überwiegend als Duo (Gitarre, Gesang, Gesang) oder als Trio (Drums, Bass, Gitarre, Singsang). Da lernt man ganz viel über die "songwichtigen" Komponenten. Ich kann jedem Gitarristen empfehlen einfach einmal zu versuchen die "Bandsongs" mit allem akustischen Schnickschnack auf der Gitarre solo zu reproduzieren. Also mußt Du Schlagzeug, Bass und Keyboards etc. nachempfinden. Dabei merkst Du schnell worauf es ankommt und worauf es eben nicht ankommt. Von dem für einen Gitarristen soooo wichtig genommenen Gitarrengefummel wird da oft nicht wirklich viel übrig bleiben. Man lernt dabei in jedem Fall zu welchem Zeitpunkt man glänzen kann und wann man als Gitarrist einfach mal still ist. Pausen sind dabei ein mächtiges Werkzeug. Zur rechten Zeit pausiert findet der Ton im Kopf des Zuhörers statt und nicht auf dem Instrument. Das ist wirklich praktisch und schont die Finger. :)
 
Hi, vieles hier ist schon gesagt worden. Ein wichtiger Punkt fällt mir noch ein: Achte, grade als Lead-Gitarrist, ganz besonders auf Gesangsmelodien. Ist der Gesang schlecht oder nicht hörbar, ist der Eindruck beim Publikum ein ganz anderer als bei guten, verständlichen Sängern. Gefühlte 99% aller Bands stehen und fallen mit dem Gesang. Und den solltest du als Gitarrist unterstützen, ihm aber auch Platz lassen. Praktisch heißt das: Während gesungen wird lieber weniger als mehr spielen, mit der Melodie auseinandersetzen, damit es sich harmonisch nicht beißt und, wie schon gesagt, wenns nichts zu tun gibt auch nix tun. Dadurch kommt der Song (meistens) nach vorne.
Jo
 
Was auch gut kommt: Wenn man keine Akkorde über 5 oder 6 Saiten schrubbt, sondern jede Gitarre nur 1-4 Töne aus der Harmonie in verschiedenen Lagen und teilweise mit unterschiedlichem Rhythmus spielt. Während eine Gitarre z.B. mit dem Bass, Riffs oder Powerchords spielt, kann die andere raffiniertere Harmonien z.B. mit Quarten oder Nonen u.s.w. darüber spielen, aber:
Während gesungen wird lieber weniger als mehr spielen, mit der Melodie auseinandersetzen, damit es sich harmonisch nicht beißt
Weniger ist manchmal mehr und das Doppeln von einfachen prägnanten Riffs oder eine Spielpause kann in manchen Situationen das Beste sein.

---------- Post hinzugefügt um 00:32:33 ---------- Letzter Beitrag war um 00:05:15 ----------

Was Dich weiterbringen kann:
TABS von Deinen Vorbildern (mit mehreren Gitarrenspuren) genau analysieren. Es hilft dabei, wenn man sich in der Harmonielehre und auf dem Griffbrett gut auskennt. Aber auch ohne viel theoretisches Wissen bekommt man so Gesetzmäßigkeiten beim Band-Arrangement mit.
 
Mein Tip an den Threadersteller : Intensiv Musik hören. Hinhören WAS WANN gespielt wird, in sich hören/gucken ob und welche Wirkung das auf einen selbst hat und auf die eigenen Zuhörer haben könnte und dann versuchen, die Frage "WARUM hat er gerade DAS gespielt" zu beantworten.

:redface: Sehr theoretisch aber vielleicht hilft es ja.
 
Hey Leute,

habt ihr noch Hörtipps für Rockbands, mit guter Leadgitarristenarbeit? Mich würde das mal interessieren. Vielleicht aus einem etwas softeren Genre. :D

Ansonsten sehr interessant.

lieben Gruß
Wiese
 
Hey Wiesenforce,

da gibt's ja so einiges.
Hör Dir mal alte Journey - Scheiben an, am besten ganz alte, noch mit Greg Rolie an den Keyboards (Das Live Album "Captured" ist hier Klasse)
Auch wenn man bei TOTO geteilter Meinung sein kann, die Arrangements und die (Lead)Gitarrenerbeit von Steve Lukather ist ein Hammer. Sehr Songdienlich, wie man das so schön sagt, z. Teil mitsingbar und zwischendurch wird mal richtig abgerotzt.
Mr. Big: Herrn Paul Gilbert bei der Arbeit zuhören lohnt sich fast immer.
Die alten Skopions, z.B. "Tokio Tapes" Live noch mit Uli Jon Roth.
Tesla: fast alles.
Auch wenn jetzt Buh - Rufe Kommen: Bon Jovi - Ritchie Sambora Gitarrenarbeit ist klasse und extrem Songdienlich.

Beste Grüße
 

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