derMArk
Mod Emeritus
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Hallo Liebe Drummer,
ich denke mal, wir alle haben uns schon mal in der Situation gesehen, dass wir hinter dem Set saßen und wir mit den Gedanken ganz wo anderes waren und uns pausenlos ärgern, weil Übung XY nicht klappt. Oder wir vielleicht auch einfach da sitzen und uns denken "ach, was kann ich bloß mal spielen…" Was folgt aus solchen Situation? Man ist demotiviert oder sogar frustriert.
Für so was gibt es leider kein Allheilmittel. Jeder weiß, wie er am Besten lernt und was für Techniken er wählen kann. Ich für mein Teil kann gar nicht Karteikarten lernen auch wenn andere darauf schwören. Ich möchte bloß die Wichtigkeit dieser Thematik unterstreichen. Sie wird leider oft vernachlässigt.
Meine Inspiration für diesen Thread habe ich aus einer Clinic mit Benny Greb, diversen gelesen Artikel aus diversen Quellen, gepaart mit eigenen Erfahrungen.
Danke Benny, dass du mir die Augen geöffnet hast!
Was ist lernen?
Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess. Man kann nie genug lernen und lernt auch immer wieder was hinzu. D.h. auch wenn man sich in 20 Jahren noch hinsetzt, kann man immer wieder mal etwas Neues ausprobieren oder Altes nachholen zu lernen. Sobald man etwas Neues lernt, werden andere Sachen etwas vernachlässigt. Das ist aber ganz normal. Peter Erskin zum Beispiel, der wirklich als die Jazz Timingbombe der 90er Jahre bekannt ist, muss sich alle halbe Jahr noch mal hinsetzen und einfach nach Metronom spielen. Damit diese grundlegenden Sachen nicht in Vergessenheit geraten. So wie Dave Weckl noch mal Unterricht bei Freddy Gruber genommen hat, um seine Basics aufzufrischen.
Worauf ist beim Üben zu achten?
Wichtig ist bei jeder Übung langsam anzufangen. Langsam lernt es sich entspannter und Stress ist das, was wir auf jeden Fall vermeiden wollen, denn er blockiert. Natürlich ist auch auf die Sauberkeit zu achten. Zur Hilfe also ein Metronom nehmen. Wenn man es langsam sauber spielen kann, ist es ein Leichtes es dann auf Geschwindigkeit zu bekommen. Beim Spielen hilft es auch laut mitzuzählen. So bekommt man viel mehr Gefühl für die Takte und die Sauberkeit. Weiß genau, wo was gespielt wird. Wenn man dieses Zählen viel geübt hat, zählt man schon im Unterbewusstsein immer mit. Wenn man das kann ist es leichter Musik nach Gefühl zu spielen und man genau weiß "jetzt kommt Takt 4" ohne wirklich mitgezählt zu haben. Als Hilfsmittel ist es immer ratsam, das was man spielen will, auch vorher laut zu singen. Wenn man es laut sprechen/singen kann, was auf dem Zettel steht oder was im Kopf rumschwirrt, dann ist es leichter es ans Set zu übertragen. Denn dann hat man es auch wirklich verstanden.
Wie bekomme ich eine klare Struktur ins Lernen?
Bei dem Punkt muss ich sagen, klaue ich nun einfach mal aus der DrumHeads!!. Denn ich halte die folgende Einteilung für sehr wichtig (eigene Interpretation):
1. Allgemeines
- Grundbegriffe
- Sauberkeit
- Geschwindigkeit
- Notenlesen/- werte
2 Technik:
(Handtechnik)
- Grifftechniken
- Grundschläge, Single, Doubles, etc
- Akzenttechniken
- Fingerkontrolle
- Rudiments
- Setaufteilungen
- Sonstige Techniken, wie Free Hand, Möller etc…
(Fußtechnik)
- Heel Up
- Heel Down
- Heel Toe
- HiHat Splash Technik
- Doublebass
- Rudiments
- Slide-Techniken
3. Koordination
- Übungen für Hände und Füße
- Polyrhythmik
- Polymetrik
4. Musik
- Zur Musik spielen
- Songs lernen
- Solospiel
- Improvisation
- Kreativität
- Musikstile
- Gefühl
Wenn man sich so eine Übersicht schafft, kann man viel gezielter Lernen. Mal als Beispiel: man sitzt zu Hause, hat gerade die Freehand Technik von Johnny Rabb gelernt und möchte etwas anderes üben. Man überlegt… "wir haben da einen Song, dort findet eine kleine Pause statt. Was könnte ich da spielen? Wir wäre es denn mit einem Solo?" Schon wäre man in Punkt 4 unter Solo. Man braucht aber besonders flinke Finger, weil man es bei Tempo 210 in 16teln spielen will. Zusätzlich ist man also bei Punkt 1 Handtechnik - Singles und Fingertechnik. So hat man schon mal genau die drei Bereiche, worum man sich kümmern muss. Das zieht dann folgende Thematik mit sich:
Wie stecke ich mir Ziele?
Ziele sollte man sich langfristig (strategische Ziele) und kurzfristig (operative Ziele) stecken.
Langfristige Ziele beziehen sich mehr auf die weitere Zukunft, so ca. 5 Jahre. Dort stellt man sich die Frage, wo will ich eigentlich hin? Will ich mit meiner Band Erfolg haben und tue dafür alles? Will ich Solodrummer werden? Oder will ich ganz einfach nur besser werden? Also die Frage, was will ich überhaupt. Die operativen Ziele sind kürzer. Ca. 1 Jahr oder sogar noch kürzer. Diese Ziele definieren, wie man etwas erreichen will. Also um bessere zu werden, lerne ich nun erstmal Singles, wenn ich das drauf habe Doubles. Hier her passt nun mein Beispiel auch von oben mit dem Solo. Kurzfristig brauche ich ein Solo und lerne dafür die dementsprechenden Sachen. Was sich wiederum mit meinem langfristigen Ziel verbindet, dass ich ein besserer Schlagzeuger werden will.
Warum sollten kurzfristige Ziele immer dem Können angepasst werden?
Aus dem einfachen Grund, wenn man sich kurzfristige Ziele zu hoch setzt, verzweifelt man schneller. Außerdem macht es keinen Sinn, als Anfänger sich mit den wildesten Solis auseinander zusetzten, wenn man nicht einmal Grundgriffe beherrscht. Der Kopf sagt einem dann "jawoll, 16tel Triolen über 5 Toms mit Doublebassgewitter", aber die Hände sagen "äh äh, tut mir leid. Noch nie gemacht." Immer die Übungen individuell der Person und ihrem Leistungsniveau anpassen. Das kann man alleine für sich herausfinden oder man sucht sich einen Lehrer, der das für einen herausfindet. Von außen sieht man meist eher, als aus der eigenen Perspektive. Andere Meinung und Ratschläge sind wichtig für die persönliche Weiterentwicklung.
Ziele zu erreichen ist eine enorme Motivation. Sei es zur Befriedigung eigener Bedürfnisse, der Bedürfnisse der Band oder sogar zur Selbstverwirklichung der eigenen Person.
Natürlich bringt einem kein Ziel etwas, wenn man keine Erfolgskontrolle hat. Erfolgskontrollen kann man sich ganz einfach schaffen, in dem man sein Gespieltes aufnimmt. Komme ich im nächsten Punkt zu.
Wie beurteile ich meine Fähigkeiten?
Durchs Aufnehmen. Das Aufnehmen hat einfach folgenden Effekt: Man hört sich selber spielen. Das ist wirklich hilfreich. Man empfindet das eigene Können immer anders als anderer. Das ist auch ganz normal. Man hat selber eine andere Sicht der Dinge. Kennt zwar evtl. Hintergründe, aber kann sich leider nicht von außen betrachten. Dieses "von außen" ist eine enorme Hilfestellung in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten. Die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten ist genau so weit verbreitet, wie die Unterschätzung. Wenn man sich überschätzt, sind Aufnahmen sehr gut um mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Frei nach dem Motto:" Oh, da habe ich wohl doch große Lücken, bzw. bin ich immer unsauber." Anderes herum, wenn man sich immer wieder hinsetzt "ach immer die gleiche Scheiße… ich kann das nicht… klappt nicht…", dann muss man oftmals beim Anhören der Aufnahme feststellen, "hey, so schlecht ist das gar nicht".
Wie nehme ich richtig auf?
Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Man braucht kein absolutes High-Tech Equipment. Jeder Kopfhörer kann als Mikro benutzt werden. Man braucht ihn bloß in den Mikrofoneingange zustecken, drückt auf "Aufnahme" und kann loslegen. Was für ein Aufnahmegerät ist auch vollkommen egal. Ob nun ein Kassettenrekorder, ein MD-Player, ein tragbares Aufnahmegerät oder sogar hochwertiges Studioequipment ist vollkommen wurst. Wenn sich nun einer beschwert "bei mir hört sich das aber Scheiße an!", dann tut es mir leid, es hängt nicht immer mit dem Aufnahmegerät oder dem Mikro zusammen. Auch bei schlechten Aufnahmen hört man die Sauberkeit des Spielens.
Aufnehmen ist einfach enorm wichtig, um sie selber zu motivieren und sich selbst zu kontrollieren. Erst dann ist ein richtiger Soll/Ist Vergleich möglich.
Was kann ich noch tun, wenn ich nicht aufnehmen kann?
Wenn wirklich eine Hilfsmittel zur Aufnahme bereitstehen, kann man auch ein Übetagebuch führen. Was sollte in diesem Tagebuch stehen?
Übung: Einzelschläge
Zeit: 15
Tempo: 8tel bei 120
Fazit: (oft reicht einfach schon ein Smily)
Das reicht schon vollkommen aus. So kann man immer nachvollziehen, was man geübt hat und vor allem wie viel. Das kann man auch gut mit einem Übungsplan kombinieren. Das man vorher schreibt, was man alles üben will und das dann täglich durchzieht. So kann man auch noch Wochen schauen, was man mal geübt hat und wo man anknüpfen will oder wo nach eigenem Ermessen noch Lücken sind. Zum Beispiel beim Fazit drei Totenköpfe stehen.
Dieses Tagebuch kann man aber auch parallel zu den Aufnahmen führen. Was ich jedem empfehlen kann.
Warum ist es wichtig ein Vorbild zu haben?
Wir kennen die Situation doch alle. Man sitzt vor dem Rechner, schaut sich ein Video seines Idols an und denkt sich:" heilige Mutter Gottes, was ein krasser Typ." Das sollte man sich als Initialzündung nehmen, sich ran zu setzen und alles zu lernen, damit man bald genau so gut ist oder zumindest zu frieden mit dem eigenen Können. Man kann sich aber auch ein Negatividol suchen. Negatividol, wat is dat denn? Ein Negatividol ist einfach eine Person, wo man denkt:" ne, so will ich nie im Leben werden." Das ist auch ein Vorbild, bloß mit ganz anderen Hintergründen. Das kann aber sogar die selber Person sein. Bei mir zum Beispiel mein Vater. Er ist zielstrebig, ordentlich, arbeitet gewissenhaft und ist immer für uns da -> positives Vorbild. Er raucht -> Negatives Vorbild, weil ich garantiert nicht rauchen will. Bei ihm machen sich nämlich schon Raucherhusten breit. Ich denke mal, ihr versteht was ich damit meine.
Kleine Anekdote zum Schluss(von Benny Greb):
Eines schönen Tages, gehe ich den Übungsraum und setze mich ans Set. Ich habe gerade diesen ultra cool Groove von den Red Hot Chili Peppers gehört. Chad Smith ist echt genial. Wie spielt der den noch mal: Bumtack… ne Bumtack… ne… Bumtack… nein auch nicht. Kschh… Bumtack *Hihat höher einstellt* Bumtack *Bass verschieb* Bumtack *HiHat noch mal richtig festzieh* Bumtack *noch mal was trink*…. Bumtack Kschh…. Nein verflucht. *Wild auf allen Toms rumschlag*. Also noch mal. Bumtack…. Bumtack…. Nein auch nicht. *Auf Ride schlag* Oh… das klingt ja cool. Und zack spielt man erstmal ein Jazz Pattern. Ach so, ich wollte ja den Groove üben. Also noch mal Bumtack *Kopfschüttel* Bumtack…. Nein so nicht…. Bumtack…. *erneuter ausgeflippter Tomwirbel* So geht das immer weiter… natürlich fliegen auch ab und an heftige Schimpfwörter und vor allem Sticks durch die Gegend. Mein MD-Player hat inzwischen die Aufnahme beendet, weil nur 74 Minuten draufpassen. Beim Anhören rechnete ich die effektive Zeit des Grooves zusammen. Ich übte ihn 10 Minuten lang. Dafür klang er schon besser, als den Tag davon, aber die restlichen 64 Minuten war verschenkte Zeit.
Ich denke mal, dass spiegelt oftmals auch ein Bild wieder, wie bei manch einen der Übealltag aussieht. Bei mir sah sehr oft ein Tag so aus. Die Frustration ist groß, man lernt kaum was und stagniert. Sowas bekommt man aber in den Griff, in dem man jeden Tag sein gespielte aufnimmt und sich damit selber konfrontiert.
Zusammenfassung:
- Konzept überlegen
- Ziele festlegen
- gegebenen Falls aufwärmen
- langsam und genau üben
- effektiv üben
- aufnehmen -> analysieren -> verbessern
- Selbstdisziplin
- mit sich selbst im Einklang leben
So, jetzt habe ich viel geschrieben, wahrscheinlich auch die Hälfte vergessen, aber ich hoffe dieser kleine Leidfaden hilft dem ein oder anderen auf den richtigen Weg des Lernens zu kommen.
Das ist wie gesagt nicht die Musterlösung oder das Rezept für den Erfolg, aber für mich sehr hilfreich mein Lernen zu ordnen. Mental so wie Physisch.
Wer Anregungen, Verbesserungen, Ergänzungen hat, ich bin zum Abschuss freigegeben.
In diesem Sinne, fleißiges Üben
Mark
ich denke mal, wir alle haben uns schon mal in der Situation gesehen, dass wir hinter dem Set saßen und wir mit den Gedanken ganz wo anderes waren und uns pausenlos ärgern, weil Übung XY nicht klappt. Oder wir vielleicht auch einfach da sitzen und uns denken "ach, was kann ich bloß mal spielen…" Was folgt aus solchen Situation? Man ist demotiviert oder sogar frustriert.
Für so was gibt es leider kein Allheilmittel. Jeder weiß, wie er am Besten lernt und was für Techniken er wählen kann. Ich für mein Teil kann gar nicht Karteikarten lernen auch wenn andere darauf schwören. Ich möchte bloß die Wichtigkeit dieser Thematik unterstreichen. Sie wird leider oft vernachlässigt.
Meine Inspiration für diesen Thread habe ich aus einer Clinic mit Benny Greb, diversen gelesen Artikel aus diversen Quellen, gepaart mit eigenen Erfahrungen.
Danke Benny, dass du mir die Augen geöffnet hast!
Was ist lernen?
Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess. Man kann nie genug lernen und lernt auch immer wieder was hinzu. D.h. auch wenn man sich in 20 Jahren noch hinsetzt, kann man immer wieder mal etwas Neues ausprobieren oder Altes nachholen zu lernen. Sobald man etwas Neues lernt, werden andere Sachen etwas vernachlässigt. Das ist aber ganz normal. Peter Erskin zum Beispiel, der wirklich als die Jazz Timingbombe der 90er Jahre bekannt ist, muss sich alle halbe Jahr noch mal hinsetzen und einfach nach Metronom spielen. Damit diese grundlegenden Sachen nicht in Vergessenheit geraten. So wie Dave Weckl noch mal Unterricht bei Freddy Gruber genommen hat, um seine Basics aufzufrischen.
Worauf ist beim Üben zu achten?
Wichtig ist bei jeder Übung langsam anzufangen. Langsam lernt es sich entspannter und Stress ist das, was wir auf jeden Fall vermeiden wollen, denn er blockiert. Natürlich ist auch auf die Sauberkeit zu achten. Zur Hilfe also ein Metronom nehmen. Wenn man es langsam sauber spielen kann, ist es ein Leichtes es dann auf Geschwindigkeit zu bekommen. Beim Spielen hilft es auch laut mitzuzählen. So bekommt man viel mehr Gefühl für die Takte und die Sauberkeit. Weiß genau, wo was gespielt wird. Wenn man dieses Zählen viel geübt hat, zählt man schon im Unterbewusstsein immer mit. Wenn man das kann ist es leichter Musik nach Gefühl zu spielen und man genau weiß "jetzt kommt Takt 4" ohne wirklich mitgezählt zu haben. Als Hilfsmittel ist es immer ratsam, das was man spielen will, auch vorher laut zu singen. Wenn man es laut sprechen/singen kann, was auf dem Zettel steht oder was im Kopf rumschwirrt, dann ist es leichter es ans Set zu übertragen. Denn dann hat man es auch wirklich verstanden.
Wie bekomme ich eine klare Struktur ins Lernen?
Bei dem Punkt muss ich sagen, klaue ich nun einfach mal aus der DrumHeads!!. Denn ich halte die folgende Einteilung für sehr wichtig (eigene Interpretation):
1. Allgemeines
- Grundbegriffe
- Sauberkeit
- Geschwindigkeit
- Notenlesen/- werte
2 Technik:
(Handtechnik)
- Grifftechniken
- Grundschläge, Single, Doubles, etc
- Akzenttechniken
- Fingerkontrolle
- Rudiments
- Setaufteilungen
- Sonstige Techniken, wie Free Hand, Möller etc…
(Fußtechnik)
- Heel Up
- Heel Down
- Heel Toe
- HiHat Splash Technik
- Doublebass
- Rudiments
- Slide-Techniken
3. Koordination
- Übungen für Hände und Füße
- Polyrhythmik
- Polymetrik
4. Musik
- Zur Musik spielen
- Songs lernen
- Solospiel
- Improvisation
- Kreativität
- Musikstile
- Gefühl
Wenn man sich so eine Übersicht schafft, kann man viel gezielter Lernen. Mal als Beispiel: man sitzt zu Hause, hat gerade die Freehand Technik von Johnny Rabb gelernt und möchte etwas anderes üben. Man überlegt… "wir haben da einen Song, dort findet eine kleine Pause statt. Was könnte ich da spielen? Wir wäre es denn mit einem Solo?" Schon wäre man in Punkt 4 unter Solo. Man braucht aber besonders flinke Finger, weil man es bei Tempo 210 in 16teln spielen will. Zusätzlich ist man also bei Punkt 1 Handtechnik - Singles und Fingertechnik. So hat man schon mal genau die drei Bereiche, worum man sich kümmern muss. Das zieht dann folgende Thematik mit sich:
Wie stecke ich mir Ziele?
Ziele sollte man sich langfristig (strategische Ziele) und kurzfristig (operative Ziele) stecken.
Langfristige Ziele beziehen sich mehr auf die weitere Zukunft, so ca. 5 Jahre. Dort stellt man sich die Frage, wo will ich eigentlich hin? Will ich mit meiner Band Erfolg haben und tue dafür alles? Will ich Solodrummer werden? Oder will ich ganz einfach nur besser werden? Also die Frage, was will ich überhaupt. Die operativen Ziele sind kürzer. Ca. 1 Jahr oder sogar noch kürzer. Diese Ziele definieren, wie man etwas erreichen will. Also um bessere zu werden, lerne ich nun erstmal Singles, wenn ich das drauf habe Doubles. Hier her passt nun mein Beispiel auch von oben mit dem Solo. Kurzfristig brauche ich ein Solo und lerne dafür die dementsprechenden Sachen. Was sich wiederum mit meinem langfristigen Ziel verbindet, dass ich ein besserer Schlagzeuger werden will.
Warum sollten kurzfristige Ziele immer dem Können angepasst werden?
Aus dem einfachen Grund, wenn man sich kurzfristige Ziele zu hoch setzt, verzweifelt man schneller. Außerdem macht es keinen Sinn, als Anfänger sich mit den wildesten Solis auseinander zusetzten, wenn man nicht einmal Grundgriffe beherrscht. Der Kopf sagt einem dann "jawoll, 16tel Triolen über 5 Toms mit Doublebassgewitter", aber die Hände sagen "äh äh, tut mir leid. Noch nie gemacht." Immer die Übungen individuell der Person und ihrem Leistungsniveau anpassen. Das kann man alleine für sich herausfinden oder man sucht sich einen Lehrer, der das für einen herausfindet. Von außen sieht man meist eher, als aus der eigenen Perspektive. Andere Meinung und Ratschläge sind wichtig für die persönliche Weiterentwicklung.
Ziele zu erreichen ist eine enorme Motivation. Sei es zur Befriedigung eigener Bedürfnisse, der Bedürfnisse der Band oder sogar zur Selbstverwirklichung der eigenen Person.
Natürlich bringt einem kein Ziel etwas, wenn man keine Erfolgskontrolle hat. Erfolgskontrollen kann man sich ganz einfach schaffen, in dem man sein Gespieltes aufnimmt. Komme ich im nächsten Punkt zu.
Wie beurteile ich meine Fähigkeiten?
Durchs Aufnehmen. Das Aufnehmen hat einfach folgenden Effekt: Man hört sich selber spielen. Das ist wirklich hilfreich. Man empfindet das eigene Können immer anders als anderer. Das ist auch ganz normal. Man hat selber eine andere Sicht der Dinge. Kennt zwar evtl. Hintergründe, aber kann sich leider nicht von außen betrachten. Dieses "von außen" ist eine enorme Hilfestellung in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten. Die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten ist genau so weit verbreitet, wie die Unterschätzung. Wenn man sich überschätzt, sind Aufnahmen sehr gut um mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Frei nach dem Motto:" Oh, da habe ich wohl doch große Lücken, bzw. bin ich immer unsauber." Anderes herum, wenn man sich immer wieder hinsetzt "ach immer die gleiche Scheiße… ich kann das nicht… klappt nicht…", dann muss man oftmals beim Anhören der Aufnahme feststellen, "hey, so schlecht ist das gar nicht".
Wie nehme ich richtig auf?
Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Man braucht kein absolutes High-Tech Equipment. Jeder Kopfhörer kann als Mikro benutzt werden. Man braucht ihn bloß in den Mikrofoneingange zustecken, drückt auf "Aufnahme" und kann loslegen. Was für ein Aufnahmegerät ist auch vollkommen egal. Ob nun ein Kassettenrekorder, ein MD-Player, ein tragbares Aufnahmegerät oder sogar hochwertiges Studioequipment ist vollkommen wurst. Wenn sich nun einer beschwert "bei mir hört sich das aber Scheiße an!", dann tut es mir leid, es hängt nicht immer mit dem Aufnahmegerät oder dem Mikro zusammen. Auch bei schlechten Aufnahmen hört man die Sauberkeit des Spielens.
Aufnehmen ist einfach enorm wichtig, um sie selber zu motivieren und sich selbst zu kontrollieren. Erst dann ist ein richtiger Soll/Ist Vergleich möglich.
Was kann ich noch tun, wenn ich nicht aufnehmen kann?
Wenn wirklich eine Hilfsmittel zur Aufnahme bereitstehen, kann man auch ein Übetagebuch führen. Was sollte in diesem Tagebuch stehen?
Übung: Einzelschläge
Zeit: 15
Tempo: 8tel bei 120
Fazit: (oft reicht einfach schon ein Smily)
Das reicht schon vollkommen aus. So kann man immer nachvollziehen, was man geübt hat und vor allem wie viel. Das kann man auch gut mit einem Übungsplan kombinieren. Das man vorher schreibt, was man alles üben will und das dann täglich durchzieht. So kann man auch noch Wochen schauen, was man mal geübt hat und wo man anknüpfen will oder wo nach eigenem Ermessen noch Lücken sind. Zum Beispiel beim Fazit drei Totenköpfe stehen.
Dieses Tagebuch kann man aber auch parallel zu den Aufnahmen führen. Was ich jedem empfehlen kann.
Warum ist es wichtig ein Vorbild zu haben?
Wir kennen die Situation doch alle. Man sitzt vor dem Rechner, schaut sich ein Video seines Idols an und denkt sich:" heilige Mutter Gottes, was ein krasser Typ." Das sollte man sich als Initialzündung nehmen, sich ran zu setzen und alles zu lernen, damit man bald genau so gut ist oder zumindest zu frieden mit dem eigenen Können. Man kann sich aber auch ein Negatividol suchen. Negatividol, wat is dat denn? Ein Negatividol ist einfach eine Person, wo man denkt:" ne, so will ich nie im Leben werden." Das ist auch ein Vorbild, bloß mit ganz anderen Hintergründen. Das kann aber sogar die selber Person sein. Bei mir zum Beispiel mein Vater. Er ist zielstrebig, ordentlich, arbeitet gewissenhaft und ist immer für uns da -> positives Vorbild. Er raucht -> Negatives Vorbild, weil ich garantiert nicht rauchen will. Bei ihm machen sich nämlich schon Raucherhusten breit. Ich denke mal, ihr versteht was ich damit meine.
Kleine Anekdote zum Schluss(von Benny Greb):
Eines schönen Tages, gehe ich den Übungsraum und setze mich ans Set. Ich habe gerade diesen ultra cool Groove von den Red Hot Chili Peppers gehört. Chad Smith ist echt genial. Wie spielt der den noch mal: Bumtack… ne Bumtack… ne… Bumtack… nein auch nicht. Kschh… Bumtack *Hihat höher einstellt* Bumtack *Bass verschieb* Bumtack *HiHat noch mal richtig festzieh* Bumtack *noch mal was trink*…. Bumtack Kschh…. Nein verflucht. *Wild auf allen Toms rumschlag*. Also noch mal. Bumtack…. Bumtack…. Nein auch nicht. *Auf Ride schlag* Oh… das klingt ja cool. Und zack spielt man erstmal ein Jazz Pattern. Ach so, ich wollte ja den Groove üben. Also noch mal Bumtack *Kopfschüttel* Bumtack…. Nein so nicht…. Bumtack…. *erneuter ausgeflippter Tomwirbel* So geht das immer weiter… natürlich fliegen auch ab und an heftige Schimpfwörter und vor allem Sticks durch die Gegend. Mein MD-Player hat inzwischen die Aufnahme beendet, weil nur 74 Minuten draufpassen. Beim Anhören rechnete ich die effektive Zeit des Grooves zusammen. Ich übte ihn 10 Minuten lang. Dafür klang er schon besser, als den Tag davon, aber die restlichen 64 Minuten war verschenkte Zeit.
Ich denke mal, dass spiegelt oftmals auch ein Bild wieder, wie bei manch einen der Übealltag aussieht. Bei mir sah sehr oft ein Tag so aus. Die Frustration ist groß, man lernt kaum was und stagniert. Sowas bekommt man aber in den Griff, in dem man jeden Tag sein gespielte aufnimmt und sich damit selber konfrontiert.
Zusammenfassung:
- Konzept überlegen
- Ziele festlegen
- gegebenen Falls aufwärmen
- langsam und genau üben
- effektiv üben
- aufnehmen -> analysieren -> verbessern
- Selbstdisziplin
- mit sich selbst im Einklang leben
So, jetzt habe ich viel geschrieben, wahrscheinlich auch die Hälfte vergessen, aber ich hoffe dieser kleine Leidfaden hilft dem ein oder anderen auf den richtigen Weg des Lernens zu kommen.
Das ist wie gesagt nicht die Musterlösung oder das Rezept für den Erfolg, aber für mich sehr hilfreich mein Lernen zu ordnen. Mental so wie Physisch.
Wer Anregungen, Verbesserungen, Ergänzungen hat, ich bin zum Abschuss freigegeben.
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