Maik2005
Registrierter Benutzer
So Leuts,
ich hab seit etwas mehr als einer Woche ein nagelneues Fender Bandmaster VM Röhrentop.
Nachdem ich mich im Katalog und auf Youtube über die beiden neuen VM-Vollröhrenverstärker (Bandmaster Head und VM Deluxe Combo) informiert hatte, war ich sehr neugierig, denn ein Vollröhren-Fender-Top mit den Vorzügen der Hotrod-Serie plus einem "heißeren" Overdrive-Kanal als in der Hotrod-Serie für insgesamt knapp 600 Flocken für das Top sowie 700 Euro für den Combo klangen erstmal vielversprechend.
Ich muss dazu sagen, dass ich oft beim Üben daheim mit den Sounds des Pod XT Live (schöne Fender-Simulation mit Compressor über Hifi-Anlage) mehr Spaß hatte als mit dem DSL 50 von Marshall im Probesaal.
Der Marshall klang mit meiner Fender Customshop oft zu "hart" und trocken, wenn ich die Höhen rausgenommen hab um mehr Wärme zu haben klang es gleich , als sei ein Tuch auf dem Amp und umgekehrt wenn zu viele Höhen drin waren klang es eher hart als warm....
Dachte immer , dass die Kombination Marshall plus meiner Strat sehr gut geeignet sei, um einen guten "RHCP"-mäßigem Sound zu erreichen.
Naja aber während die Strat sehr holzig , dynamisch und im guten Sinne "plastisch" und "weich" klingt, habe ich mit dem Marshall leider nie den Sound erreicht, der mir vorschwebte und ich wollte natürlich auch beim Marshall DSL 50 dann live keine Amp-Modelings vom Pod XT Live davorschalten, wofür hat man sonst nen an sich guten Röhrenamp, wenn man dann doch wieder mit Ampsimulationen arbeitet?
Die DSL-Serie macht eben NICHT den "klassischen" oldskool-Marshall-Sound, den man z.b. von guten Plexi-Tops kennt.
Konsequenz:
Statt der Fender-SIMULATION aus dem Pod XT Live habe ich mir mal das Bandmaster VM Head gekauft.
Mir war es auch völlig egal, dass das Teil in Mexiko gefertigt sind, denn die Entwicklung fand zum einen in den USA statt, außerdem glaube ich nicht, dass bei Gitarren oder Verstärkern "von der Stange" es einen Unterschied macht, ob da jetzt ein Amerikaner die Platinen verlötet oder ein Mexikaner.
Ich denke auch , dass die "normalen" Standard-Strat made in usa von Fender deswegen besser klingen, da die dort natürlich die besten "Non-Customshop"-bestimmten Hölzer verwenden, während bei den Mexiko-Strats "gute Mittelklasse" verbaut wird.
Generell halte ich eh nix von dem Hype, dass ALLES aus Amiland automatisch besser und toller sein soll, schließlich wurde der Instrumentenbau in Osteuropa erfunden und nicht von Leo Fender in den USA!
Ok, ich schweife ab, zurück zum Thema…. ;-)
Ich habe also ohne Vorbehalte das Bandmaster VM Head bestellt.
Kommen wir zuerst zur
Verarbeitung:
Hier gebe ich 8 von 10 Punkten.
Man merkt irgendwie schon, dass für das Gehäuse ein etwas anderes "billigeres" schwarzes Material verwendet wurde als beispielsweise bei meinem DSL 50 oder auch bei den Hotrod-Amps. Es glänzt ein wenig mehr und wirkt etwas härter, gibt ja Unterschiede was Plastik-Arten angeht.
Das ganze wirkt eine Spur weniger gediegen, als die Materialanmutung bei Hotrod- oder DSL-Amps.
Auch die Poti-Knöpfe wirken irgendwie bisschen "anders" von der Verarbeitung, scheint ein anderes Plastik zu sein (überlege bereits, ob ich diese Knöpfe für knapp 35 Euro gegen cremefarbene "Vibrolux"-Style-Knobs von TAD tauschen soll, will aber überlegt sein, 35 Euro nur für paar "blöde Knöpfe" is viel Kohle) als bei den Made in USA-Amps von Fender.
Auch der Amp-Griff und dessen Verschraubung auf dem Top oben wirkt irgendwie im Vergleich zum Griff des Marshall-Tops "plastigrer" also glänzt bisschen mehr und wirkt etwas billiger als beim Marshall-Top.
Warum gebe ich dann 8 von 10 Punkten?
Die von mir angesprochenen Punkte haben keine direkte Auswirkung auf die restliche Verarbeitung des Tops, und die wirkt erstmal 1A.
Also die konstruktionelle Anmutung des Tops wirkt wirklich gut, da rappelt nix, alles wirkt aus einem Guss und erstmal vertrauenswürdig.
Die Potis selbst laufen sahnig und ohne Probleme.
Sehr gut finde ich auch auf der Rückseite des Amps die beiden Schalter für Power und Standby. Endlich wurden mal keine Kipp-Schalter verwendet, sondern schwarze Schalter.
Ich mochte diese metallischen Kipp-Schalter noch nie, fragt mich nicht warum, die schwarzen Schalter machen nen guten Dienst und funktionieren genauso gut.
Der gesamte Aufbau des Tops wirkt sehr durchdacht und man merkt, dass die Leute bei Fender aus Erfahrung wissen, was sie tun.
Zum 4-Fach-Fuss-Schalter:
Sehr solides Handwerk, schönes Metallgehäuse, auch ordentlich schwer, so dass man den Fuß-Schalter im harten Bühneneinsatz nicht mal versehentlich dem Basser vor die Füße schießen kann ;-)
Die Fuß-Schalter selbst "klicken" allerdings nicht so schön wie bei dem Marshall-Fußschalter, alles wirkt vom Druckpunkt her "weicher".
Von der Qualität her scheint das also nicht ganz so gut zu sein wie bei Marshall, allerdings stehe ich persönlich eher auf diese Art der Fuß-Schalter, wo man nicht mit dem Fuß so richtig drauftrampeln muss.
Etwas schade finde ich, dass Fender mittlerweile der Strategie von Line 6 gefolgt ist und einen eigenen speziellen Anschluss für den Fuß-Schalter designt hat.
Klar, die Amp-Switch-Funktion sowie das separate Switchen der Delay, Hall und Chorus-Sektion wäre mit einem Standard-Klinken-Fußschalter nicht möglich gewesen.
Dennoch wäre ein einfacher Klinken-Eingang für "normale Fußschalter" wünschenswert, mit dem man wenigstens die Kanäle um - und den Reverb an oder ausschalten kann sinnvoll.
Aber positiv bleibt festzustellen, dass der Fender-Fuß-Schalter bei normalem Gebrauch wohl kaum kaputt zu kriegen sein wird und somit kein Ersatz nötig sein wird.
Man muss hier halt auch auf den Preis schauen, ein separater Klinkeneingang für normale Fuß-Schalter hätte den Preis nur nach oben getrieben.
Kommen wir zum Design:
Hier gebe ich 10 von 10 Punkten.
Klassisches Fender-Design at it`s best.
Schönes schwarzes Bedienpanel. super gut ablesbare "klassische"; schwarze Fender-Knöpfe auf den Potis, das passt!
Beim Design lässt Fender nichts anbrennen, auch der schöne Schriftzug auf dem Panel ist im besten Sinne classic!
Ich habe nur dieses dreieckige VM-Schild abgeschraubt, gefiel mir nicht so…
Jetzt das eigentlich entscheidende:
Der Sound (getestet mit einer guten geschlossenen 2x12er-Box mit Celestion V30s)
Hier gibt's 8 von 10 Punkten.
Da ich im Vorfeld am neugierigsten auf den neuen Overdrive-Channel (der "heißer" sein soll als bei der Hotrod-Serie) war, fange ich mal untypischerweise damit an ;-)
Also nachdem ich diverse Youtube-Videos (sowohl hauseigene Fender-Videos als auch "unabhängige" Videos diverser Youtube-Mitglieder) angeschaut hatte, habe ich wirklich gedacht: Wow…..was für ein Overdrive……das klang vielversprechend……
Beim ersten Antesten des Overdrive-Channels machte sich spontan etwas Ernüchterung breit…..also bei voll aufgedrehtem Gain-Regler hat es der Amp geschafft, dass meine geliebte Customshop-Strat regelrecht undifferenziert und irgendwo unausgewogen klang…..der Overdrive hat fast eine Art Fuzz-Charakter, jedenfalls finde ich nicht, dass das irgendwie sahnig klingt….ist natürlich Geschmackssache, aber es scheint wohl nach wie vor ein Privileg von richtig teuren Boutique-Amps zu sein, einen fenderesken Clean-Sound UND gleichzeitig einen sahnigen Lead-Sound in einem Amp hinzukriegen……die Geschichte muss nicht neu geschrieben werden, Fender schafft es zumindest bei diesem Amp nicht, einen überzeugenden Lead-Sound zu zaubern (ich kenne jetzt nicht die Fender Supersonic-Amps, vielleicht können die das ja).
Naja, es hat ja schon einen historischen Hintergrund, dass Fender-Amps sehr beliebt in Kombination mit diversen Tretmienen sind….
Daher komme ich jetzt mal zu dem Channel, weswegen ich mir das Top geholt hab:
Der Clean-Channel stellt spontan den wohligen Fender Chime bereit.
Das ganze kommt in Verbindung mit meiner Strat so selbstverständlich und entspannt souverän rüber, dass ich wieder an einen Punkt gelange, wo ich drüber nachdenke, ob nicht DAS der Grund war, warum ich mit der Stromgitarre einst anfing: Kabel rein und schon fliegt der Fisch und zwar ohne viel Schnickschnack….es fühlt sich irgendwie an wie damals als Pubertierender mit meiner ersten 70ies Framus Stratkopie (mit unsagbar hässlichem schwarzen Vinyl und zwei (!) mit schwarzen Kappen bedeckten Singlecoils) in Verbindung mit einem kleinen Park-Amp…..ich höre mich spontan simple Dreiklänge spielen und erfreue mich an dem satten glockigen Fender Tone in Reinkultur…..das nächste was mir positiv auffällt ist die unfassbar wirkungsvolle EQ-Sektion des Cleanchannels:
Während ich bei Treble auf 8 noch einen schönen Sound habe wird's bei 9 oder gar 10 fast zuviel des Guten, ähnlich verhält es sich mit dem Bass-Regler, bei vollen 10 wird es ein wenig "wummerig", also flugs beide Regler auf 8 und dann passt das….die Mitten habe ich derweil komplett runtergedreht, ich stehe halt mehr auf den Twin-Sound als auf den mittigen Tweed-Sound von Fender…
Jetzt muss der Amp zeigen, was er wirklich drauf hat:
Einfach mal den Volume und damit die Endstufe auf Vollanschlag und…..NICHTS passiert…zumindest nicht mit meiner Strat mit Low Output-Pickups……der Channel lässt sich NICHT zum leichten Anzerren bewegen…..während das Teil nun ähnlich ohrenmordend laut wird wie ein Hotrod den ich mal spielen durfte (beide haben ja auch 40 Röhrenwatt und die gleiche Röhrenbestückung) suche ich jegliches süssliche Anzerren (wie ich es z.B. mit dem Pod XT Live und dem Fender Deluxe-Amp-Modeling zuhause genießen kann) vergebens……ok das kann man jetzt positiv oder negativ sehen….man hat hier zumindest ordentlich Headroom und eine übersteuerungsfeste Endstufe….
Das ganze brachte mich zu einer neuen Idee:
Ich wechsle nochmals in den Overdrive-Channel und drehe Gain auf 1.
Jetzt klingt der Channel fasst wie der Clean-Channel, ich drehe dann einfach mal weiter auf und ab Gain auf 2-3 kommt das, was ich mir so erwünscht hatte:
Schönes leichtes Anzerren und dieses silbrige Flirren in den Höhen…..das ganze geht so bis knapp 4 , bei 5 wird's mir schon zuviel ….klingt dann wieder nach dem Overdrive, den ich an diesem AMp nicht mag…beim persönlichen Antesten muss man halt mit der eigenen Klampfe antesten, bei welchem Gainsetting dieser schöne Übergangsbereich zwischen Clean und Zerre gut getroffen wird…
Der Sound ist jedenfalls nun absolutes Gänsehautfeeling…..es fendert aus den Speakern dass es eine wahre Wonne ist.....ich spiele zuerst Under the bridge an und danach Little Wing und merke:
Das ist es, wofür Fender-Amps berühmt sind...
Ich probiere spontan die gleichen EQ-Settings wie zuvor im Clean-Kanal vor (Treble 8, Mitten 0, Bass 8) und siehe da:
Das passt jetzt aber RICHTIG……es bluest und schmachtet wie Sau und ich frage mich wie man so einen kultivierten Sound für knapp 600 Flocken hinbekommen kann……worauf hin mir wieder die Mexikaner und ihr wohl eher ausbaufähige Stundenlohn einfällt ;-)
Das Rezept geht auf, Schaltungsdesign und Bauteile made in USA und Bau in Mexiko = günstiger Amp mit absolut gutem Grundsound.
Bei den Röhren vertraut Fender auf Groove Tubes…..scheint eine gute Wahl zu sein.
Ich wollte den Test nicht posten, bevor ich in einer Bandprobe das Top im Live-Einsatz getestet habe….da wir auf ner großen Bühne in einem Saal proben, konnte ich mich hier unter realen Bedingungen von den Qualitäten des Bandmaster-Tops überzeugen:
Was wirklich überzeugend ist, dass ich bei meiner Band (www.greenhotchilis.de) nicht mal wirklich laut machen muss und mich trotzdem im Bandgefüge super hören kann…..das Klingeln setzt sich enorm gut dich was sicher auch zu einem gewissen Teil mit den Qualitäten meiner Strat zusammenhängt…aber wie sagt man so schön:
Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied……
Achja, bevor ich es vergesse:
Die Effektsektion bietet gute brauchbare Sounds, ob der digital Hall nun an den Original-Federhall von Fender ran kommt, konnte ich mangels Vergleichsmöglichkeit nicht feststellen, alle Effekt-Sounds bieten jedoch einen warmen plastischen Sound.
Ich werde die Möglichkeiten jedoch nicht nutzen, da ich mit den Effekten meines Pod XT Live besser klar komme, man kann beim Bandmaster schnell praxistaugliche Effektsounds basteln jedoch gerät genaues Einstellen von Settings zu einem Geduldsspiel, da lobe ich mir doch die Editier-Fähigkeiten vom Pod XT Live.
Aber für Leute, die sonst mit wenigen bis gar keinen Effekten arbeiten ist dies sicher eine sinnvolle Sektion.
Fazit:
Für 600 Euronen gibt es bewährte Fender-Qualität in zufriedenstellender Verarbeitung und einem tollen Design, des Testers Daumen geht steil nach oben, Freunden des Fender-Amp-Sounds kann ich ein persönliches Antesten nur wärmstens empfehlen, die Overdrive- und Lead-Qualitäten des Amps bleiben jedoch meines Erachtens nach deutlich hinter den vollmundigen Versprechungen aus Kalifornien zurück……aber bei 600 Euro Anschaffungskosten und 700 Euro für den Combo mit gleichem Schaltdesign bleibt sicher noch etwas finanzielle Luft, um sich mindestens ein gescheites Zerrpedal davor zu stellen.
Ich arbeite nach wie vor zum einen mit den Verzerrer-Modelings vom Pod XT Live (was für mich gut klingt und funktioniert) sowie mit einem Lead-Preset, was dem Live-Lead-Sound von John Frusciante seeehr nahe kommt (dicker leicht angeschmutzter Fuzz-Sound mit Wah).
Durch den Wechsel vom Marshall DSL 50 auf das neue Bandmaster-Top machen mir die Sounds bei der Probe nun genauso viel Spaß wie das Üben daheim mit den Amp-Modelings.
ich hab seit etwas mehr als einer Woche ein nagelneues Fender Bandmaster VM Röhrentop.
Nachdem ich mich im Katalog und auf Youtube über die beiden neuen VM-Vollröhrenverstärker (Bandmaster Head und VM Deluxe Combo) informiert hatte, war ich sehr neugierig, denn ein Vollröhren-Fender-Top mit den Vorzügen der Hotrod-Serie plus einem "heißeren" Overdrive-Kanal als in der Hotrod-Serie für insgesamt knapp 600 Flocken für das Top sowie 700 Euro für den Combo klangen erstmal vielversprechend.
Ich muss dazu sagen, dass ich oft beim Üben daheim mit den Sounds des Pod XT Live (schöne Fender-Simulation mit Compressor über Hifi-Anlage) mehr Spaß hatte als mit dem DSL 50 von Marshall im Probesaal.
Der Marshall klang mit meiner Fender Customshop oft zu "hart" und trocken, wenn ich die Höhen rausgenommen hab um mehr Wärme zu haben klang es gleich , als sei ein Tuch auf dem Amp und umgekehrt wenn zu viele Höhen drin waren klang es eher hart als warm....
Dachte immer , dass die Kombination Marshall plus meiner Strat sehr gut geeignet sei, um einen guten "RHCP"-mäßigem Sound zu erreichen.
Naja aber während die Strat sehr holzig , dynamisch und im guten Sinne "plastisch" und "weich" klingt, habe ich mit dem Marshall leider nie den Sound erreicht, der mir vorschwebte und ich wollte natürlich auch beim Marshall DSL 50 dann live keine Amp-Modelings vom Pod XT Live davorschalten, wofür hat man sonst nen an sich guten Röhrenamp, wenn man dann doch wieder mit Ampsimulationen arbeitet?
Die DSL-Serie macht eben NICHT den "klassischen" oldskool-Marshall-Sound, den man z.b. von guten Plexi-Tops kennt.
Konsequenz:
Statt der Fender-SIMULATION aus dem Pod XT Live habe ich mir mal das Bandmaster VM Head gekauft.
Mir war es auch völlig egal, dass das Teil in Mexiko gefertigt sind, denn die Entwicklung fand zum einen in den USA statt, außerdem glaube ich nicht, dass bei Gitarren oder Verstärkern "von der Stange" es einen Unterschied macht, ob da jetzt ein Amerikaner die Platinen verlötet oder ein Mexikaner.
Ich denke auch , dass die "normalen" Standard-Strat made in usa von Fender deswegen besser klingen, da die dort natürlich die besten "Non-Customshop"-bestimmten Hölzer verwenden, während bei den Mexiko-Strats "gute Mittelklasse" verbaut wird.
Generell halte ich eh nix von dem Hype, dass ALLES aus Amiland automatisch besser und toller sein soll, schließlich wurde der Instrumentenbau in Osteuropa erfunden und nicht von Leo Fender in den USA!
Ok, ich schweife ab, zurück zum Thema…. ;-)
Ich habe also ohne Vorbehalte das Bandmaster VM Head bestellt.
Kommen wir zuerst zur
Verarbeitung:
Hier gebe ich 8 von 10 Punkten.
Man merkt irgendwie schon, dass für das Gehäuse ein etwas anderes "billigeres" schwarzes Material verwendet wurde als beispielsweise bei meinem DSL 50 oder auch bei den Hotrod-Amps. Es glänzt ein wenig mehr und wirkt etwas härter, gibt ja Unterschiede was Plastik-Arten angeht.
Das ganze wirkt eine Spur weniger gediegen, als die Materialanmutung bei Hotrod- oder DSL-Amps.
Auch die Poti-Knöpfe wirken irgendwie bisschen "anders" von der Verarbeitung, scheint ein anderes Plastik zu sein (überlege bereits, ob ich diese Knöpfe für knapp 35 Euro gegen cremefarbene "Vibrolux"-Style-Knobs von TAD tauschen soll, will aber überlegt sein, 35 Euro nur für paar "blöde Knöpfe" is viel Kohle) als bei den Made in USA-Amps von Fender.
Auch der Amp-Griff und dessen Verschraubung auf dem Top oben wirkt irgendwie im Vergleich zum Griff des Marshall-Tops "plastigrer" also glänzt bisschen mehr und wirkt etwas billiger als beim Marshall-Top.
Warum gebe ich dann 8 von 10 Punkten?
Die von mir angesprochenen Punkte haben keine direkte Auswirkung auf die restliche Verarbeitung des Tops, und die wirkt erstmal 1A.
Also die konstruktionelle Anmutung des Tops wirkt wirklich gut, da rappelt nix, alles wirkt aus einem Guss und erstmal vertrauenswürdig.
Die Potis selbst laufen sahnig und ohne Probleme.
Sehr gut finde ich auch auf der Rückseite des Amps die beiden Schalter für Power und Standby. Endlich wurden mal keine Kipp-Schalter verwendet, sondern schwarze Schalter.
Ich mochte diese metallischen Kipp-Schalter noch nie, fragt mich nicht warum, die schwarzen Schalter machen nen guten Dienst und funktionieren genauso gut.
Der gesamte Aufbau des Tops wirkt sehr durchdacht und man merkt, dass die Leute bei Fender aus Erfahrung wissen, was sie tun.
Zum 4-Fach-Fuss-Schalter:
Sehr solides Handwerk, schönes Metallgehäuse, auch ordentlich schwer, so dass man den Fuß-Schalter im harten Bühneneinsatz nicht mal versehentlich dem Basser vor die Füße schießen kann ;-)
Die Fuß-Schalter selbst "klicken" allerdings nicht so schön wie bei dem Marshall-Fußschalter, alles wirkt vom Druckpunkt her "weicher".
Von der Qualität her scheint das also nicht ganz so gut zu sein wie bei Marshall, allerdings stehe ich persönlich eher auf diese Art der Fuß-Schalter, wo man nicht mit dem Fuß so richtig drauftrampeln muss.
Etwas schade finde ich, dass Fender mittlerweile der Strategie von Line 6 gefolgt ist und einen eigenen speziellen Anschluss für den Fuß-Schalter designt hat.
Klar, die Amp-Switch-Funktion sowie das separate Switchen der Delay, Hall und Chorus-Sektion wäre mit einem Standard-Klinken-Fußschalter nicht möglich gewesen.
Dennoch wäre ein einfacher Klinken-Eingang für "normale Fußschalter" wünschenswert, mit dem man wenigstens die Kanäle um - und den Reverb an oder ausschalten kann sinnvoll.
Aber positiv bleibt festzustellen, dass der Fender-Fuß-Schalter bei normalem Gebrauch wohl kaum kaputt zu kriegen sein wird und somit kein Ersatz nötig sein wird.
Man muss hier halt auch auf den Preis schauen, ein separater Klinkeneingang für normale Fuß-Schalter hätte den Preis nur nach oben getrieben.
Kommen wir zum Design:
Hier gebe ich 10 von 10 Punkten.
Klassisches Fender-Design at it`s best.
Schönes schwarzes Bedienpanel. super gut ablesbare "klassische"; schwarze Fender-Knöpfe auf den Potis, das passt!
Beim Design lässt Fender nichts anbrennen, auch der schöne Schriftzug auf dem Panel ist im besten Sinne classic!
Ich habe nur dieses dreieckige VM-Schild abgeschraubt, gefiel mir nicht so…
Jetzt das eigentlich entscheidende:
Der Sound (getestet mit einer guten geschlossenen 2x12er-Box mit Celestion V30s)
Hier gibt's 8 von 10 Punkten.
Da ich im Vorfeld am neugierigsten auf den neuen Overdrive-Channel (der "heißer" sein soll als bei der Hotrod-Serie) war, fange ich mal untypischerweise damit an ;-)
Also nachdem ich diverse Youtube-Videos (sowohl hauseigene Fender-Videos als auch "unabhängige" Videos diverser Youtube-Mitglieder) angeschaut hatte, habe ich wirklich gedacht: Wow…..was für ein Overdrive……das klang vielversprechend……
Beim ersten Antesten des Overdrive-Channels machte sich spontan etwas Ernüchterung breit…..also bei voll aufgedrehtem Gain-Regler hat es der Amp geschafft, dass meine geliebte Customshop-Strat regelrecht undifferenziert und irgendwo unausgewogen klang…..der Overdrive hat fast eine Art Fuzz-Charakter, jedenfalls finde ich nicht, dass das irgendwie sahnig klingt….ist natürlich Geschmackssache, aber es scheint wohl nach wie vor ein Privileg von richtig teuren Boutique-Amps zu sein, einen fenderesken Clean-Sound UND gleichzeitig einen sahnigen Lead-Sound in einem Amp hinzukriegen……die Geschichte muss nicht neu geschrieben werden, Fender schafft es zumindest bei diesem Amp nicht, einen überzeugenden Lead-Sound zu zaubern (ich kenne jetzt nicht die Fender Supersonic-Amps, vielleicht können die das ja).
Naja, es hat ja schon einen historischen Hintergrund, dass Fender-Amps sehr beliebt in Kombination mit diversen Tretmienen sind….
Daher komme ich jetzt mal zu dem Channel, weswegen ich mir das Top geholt hab:
Der Clean-Channel stellt spontan den wohligen Fender Chime bereit.
Das ganze kommt in Verbindung mit meiner Strat so selbstverständlich und entspannt souverän rüber, dass ich wieder an einen Punkt gelange, wo ich drüber nachdenke, ob nicht DAS der Grund war, warum ich mit der Stromgitarre einst anfing: Kabel rein und schon fliegt der Fisch und zwar ohne viel Schnickschnack….es fühlt sich irgendwie an wie damals als Pubertierender mit meiner ersten 70ies Framus Stratkopie (mit unsagbar hässlichem schwarzen Vinyl und zwei (!) mit schwarzen Kappen bedeckten Singlecoils) in Verbindung mit einem kleinen Park-Amp…..ich höre mich spontan simple Dreiklänge spielen und erfreue mich an dem satten glockigen Fender Tone in Reinkultur…..das nächste was mir positiv auffällt ist die unfassbar wirkungsvolle EQ-Sektion des Cleanchannels:
Während ich bei Treble auf 8 noch einen schönen Sound habe wird's bei 9 oder gar 10 fast zuviel des Guten, ähnlich verhält es sich mit dem Bass-Regler, bei vollen 10 wird es ein wenig "wummerig", also flugs beide Regler auf 8 und dann passt das….die Mitten habe ich derweil komplett runtergedreht, ich stehe halt mehr auf den Twin-Sound als auf den mittigen Tweed-Sound von Fender…
Jetzt muss der Amp zeigen, was er wirklich drauf hat:
Einfach mal den Volume und damit die Endstufe auf Vollanschlag und…..NICHTS passiert…zumindest nicht mit meiner Strat mit Low Output-Pickups……der Channel lässt sich NICHT zum leichten Anzerren bewegen…..während das Teil nun ähnlich ohrenmordend laut wird wie ein Hotrod den ich mal spielen durfte (beide haben ja auch 40 Röhrenwatt und die gleiche Röhrenbestückung) suche ich jegliches süssliche Anzerren (wie ich es z.B. mit dem Pod XT Live und dem Fender Deluxe-Amp-Modeling zuhause genießen kann) vergebens……ok das kann man jetzt positiv oder negativ sehen….man hat hier zumindest ordentlich Headroom und eine übersteuerungsfeste Endstufe….
Das ganze brachte mich zu einer neuen Idee:
Ich wechsle nochmals in den Overdrive-Channel und drehe Gain auf 1.
Jetzt klingt der Channel fasst wie der Clean-Channel, ich drehe dann einfach mal weiter auf und ab Gain auf 2-3 kommt das, was ich mir so erwünscht hatte:
Schönes leichtes Anzerren und dieses silbrige Flirren in den Höhen…..das ganze geht so bis knapp 4 , bei 5 wird's mir schon zuviel ….klingt dann wieder nach dem Overdrive, den ich an diesem AMp nicht mag…beim persönlichen Antesten muss man halt mit der eigenen Klampfe antesten, bei welchem Gainsetting dieser schöne Übergangsbereich zwischen Clean und Zerre gut getroffen wird…
Der Sound ist jedenfalls nun absolutes Gänsehautfeeling…..es fendert aus den Speakern dass es eine wahre Wonne ist.....ich spiele zuerst Under the bridge an und danach Little Wing und merke:
Das ist es, wofür Fender-Amps berühmt sind...
Ich probiere spontan die gleichen EQ-Settings wie zuvor im Clean-Kanal vor (Treble 8, Mitten 0, Bass 8) und siehe da:
Das passt jetzt aber RICHTIG……es bluest und schmachtet wie Sau und ich frage mich wie man so einen kultivierten Sound für knapp 600 Flocken hinbekommen kann……worauf hin mir wieder die Mexikaner und ihr wohl eher ausbaufähige Stundenlohn einfällt ;-)
Das Rezept geht auf, Schaltungsdesign und Bauteile made in USA und Bau in Mexiko = günstiger Amp mit absolut gutem Grundsound.
Bei den Röhren vertraut Fender auf Groove Tubes…..scheint eine gute Wahl zu sein.
Ich wollte den Test nicht posten, bevor ich in einer Bandprobe das Top im Live-Einsatz getestet habe….da wir auf ner großen Bühne in einem Saal proben, konnte ich mich hier unter realen Bedingungen von den Qualitäten des Bandmaster-Tops überzeugen:
Was wirklich überzeugend ist, dass ich bei meiner Band (www.greenhotchilis.de) nicht mal wirklich laut machen muss und mich trotzdem im Bandgefüge super hören kann…..das Klingeln setzt sich enorm gut dich was sicher auch zu einem gewissen Teil mit den Qualitäten meiner Strat zusammenhängt…aber wie sagt man so schön:
Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied……
Achja, bevor ich es vergesse:
Die Effektsektion bietet gute brauchbare Sounds, ob der digital Hall nun an den Original-Federhall von Fender ran kommt, konnte ich mangels Vergleichsmöglichkeit nicht feststellen, alle Effekt-Sounds bieten jedoch einen warmen plastischen Sound.
Ich werde die Möglichkeiten jedoch nicht nutzen, da ich mit den Effekten meines Pod XT Live besser klar komme, man kann beim Bandmaster schnell praxistaugliche Effektsounds basteln jedoch gerät genaues Einstellen von Settings zu einem Geduldsspiel, da lobe ich mir doch die Editier-Fähigkeiten vom Pod XT Live.
Aber für Leute, die sonst mit wenigen bis gar keinen Effekten arbeiten ist dies sicher eine sinnvolle Sektion.
Fazit:
Für 600 Euronen gibt es bewährte Fender-Qualität in zufriedenstellender Verarbeitung und einem tollen Design, des Testers Daumen geht steil nach oben, Freunden des Fender-Amp-Sounds kann ich ein persönliches Antesten nur wärmstens empfehlen, die Overdrive- und Lead-Qualitäten des Amps bleiben jedoch meines Erachtens nach deutlich hinter den vollmundigen Versprechungen aus Kalifornien zurück……aber bei 600 Euro Anschaffungskosten und 700 Euro für den Combo mit gleichem Schaltdesign bleibt sicher noch etwas finanzielle Luft, um sich mindestens ein gescheites Zerrpedal davor zu stellen.
Ich arbeite nach wie vor zum einen mit den Verzerrer-Modelings vom Pod XT Live (was für mich gut klingt und funktioniert) sowie mit einem Lead-Preset, was dem Live-Lead-Sound von John Frusciante seeehr nahe kommt (dicker leicht angeschmutzter Fuzz-Sound mit Wah).
Durch den Wechsel vom Marshall DSL 50 auf das neue Bandmaster-Top machen mir die Sounds bei der Probe nun genauso viel Spaß wie das Üben daheim mit den Amp-Modelings.
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