Da wäre z.B. 7/#9 dagegenzuhalten? Der erscheint mit der gr. Terz unten und der kl. Terz (#9) oben (sonst wäre es ja einfach moll7).
Ja Hans, aber eigentlich handelt es sich in diesem Falle um eine übermäßige None und nicht um eine kleine Terz. Dominintseptakkorde beinnhalten im Normalfall die Durterz, die ja als Leiton zusammen mit der kleinen Sept die auflösungsbedürftige Tritonusspannung erzeugt. Das kann mit der kleinen Terz nicht erreicht werden.
Die übermäßige None hat Auflösungstendenzen zunächst zur b9 derselben Dominante und danach bei quintweiser Auflösung Auflösungstendenz zur Quinte des Folgeakkordes oder Grundton des gleichen Akkordes. (Beispiel:
Chopin Etude in F-Moll, 1.Takt). Sie wird also stimmführungsmäßig ganz anders als eine Terz behandelt.
Wovon es tatsächlich ZWEI geben kann in einem Voicing sind Nonen. Bei Dominantakkorden kann b9 mit #9 gepaart sein.
Logisch käme mir allerdings vor, dass bei Angabe #5 alle Quinten im Voicing groß zu spielen sind und bei b6 halt nur eine obere (und evtl. oder auch nicht unten die 5 sein darf) Oder halt b6No5th, wenn die b6 oben klingen soll aber unten die Quinte nicht. Womit wir wohl wieder an die Grenzen der Vereinfachung stoßen.
korrekterweise muß es hier nichte "große" sondern "übermäßige" Quinte heißen.
Und nochmals zum Thema b6 und reine Quinte im gleichen Voicing: Es ist ein großes Kunststück dieses Voicing so anzuwenden, dass es O.K. klingt, da im Falle vom Gebrauch der b6 die reine Quinte als avoid gilt, da ein b9 Intervall entsteht.
Schau Dir mal den Fall eines Dom.7/b9/b13 Akkordes an. Ein typisches Drop2 Voicings, wie es auch bei Gitarristen Usus ist, wäre:
G7/b9/b13
Ab
Eb
B
F
(G)
Kein Mensch käme hier auf die Idee eine zusätzliche reine Quinte zu spielen.
Die b13 (hier der Ton Eb) übernimmt stimmführungstechnisch die Rolle der Quinte, ersetzt sie sozusagen. Ein Voicing mit reiner Quinte und b13 klingt nicht!
Der Fall ist ähnlich gelagert wie der Mollb6 von oben. Die Dissonanz ist einfach zu scharf, vergleichbar mit einem Cma7/9/11 oder B-7b5/b9. Alle haben primär Dissonanzen die für den "Normalgebrauch" nur in Spezialfällen zum Einsatz kommen und dann gut kaschiert und eingepackt sein müssen.
...Womit wir zugleich bei noch vielfältigeren Möglichkeiten zum Thema "Wie spiele ich eigentlich 'C alt'" angekommen wären.
Da die alterierte Tonleiter keine reine Quinte beinnhaltet und als Chordscale ausschließlich bei Dominantseptakkorden eingesetzt wird, bei denen Tb9 ja bekannterweise erlaubt ist, kann jede erdenkliche Kombination der zur Verfügung stehenden Tensions b9, #9, #11 und b13 gespielt werden.