DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
Cimar Modell 2070MH - Das Ende der großen Unbekannten
Einleitung
Nichts ist mir mehr verhaßt, als im Besitz eines Instrumentes zu sein und nichts darüber zu wissen! Wer damals - also in den späten 70ern und frühen 80ern - als Anfänger nach einer Elektrogitarre suchte, kam leicht in Gefahr, nicht wirklich etwas über seinen Kauf zu wissen. Die Begründung dafür ist recht einfach:
Zum einen hatte man als kleiner Schüler nicht das Geld, um sich eine originale Gibson oder Fender leisten zu können. Folglich kamen nur Produkte der "billigen" Hersteller in Frage. Hier war auch damals schon der Markt recht unübersichtlich und die Grenze zwischen brauchbar und Schrott war fließend. Aus dieser Zeit haben nur wenige Hersteller überlebt. Wer die "unglaublichen" Elektrogitarren von "Asco" noch kennt, ist wohl froh, daß er sie heute nicht mehr kennen muß.
Zum anderen waren, außer ein paar raren Prospekten und manchmal zweifelhaften Aussagen der Verkäufer, kaum Informationen über die Instrumente verfügbar. Darüber hinaus hat einen das in der Regel auch nicht wirklich interessiert. Hauptsache man hatte eine und sie war nicht so teuer gewesen!
Heute sieht das zum Glück ganz anders aus. Im Zeitalter des schnellen Internet hat jeder Hersteller, der auch nur ein wenig auf sich hält, eine entsprechende Präsenz, auf der man zu jeder Zeit entsprechende Informationen abrufen kann. Dann sind da noch Foren, User-Groups und diverse Seiten von Privatleuten, die sich mit bestimmten Instrumenten beschäftigen und die Ergebnisse veröffentlichen. Wer heute also unwissend einen Kauf tätigt, ist selber schuld, denn noch nie war es so einfach sich schnell Informationen und Meinungen zu einem bestimmten Produkt zu beschaffen. Man muß nur wollen!
Im Hinblick auf die Anwendung einer Elektrogitarre ist es gestern wie heute immer noch vollkommen ausreichend, wenn man das betreffende Instrument vor sich hat und am Verstärker ausprobieren kann. Wenn es gefällt, dann sind Namen eigentlich Schall und Rauch. Es gibt natürlich auch unter den Gitarristen Leute, die unbedingt "den Stern auf der Haube" oder die "Ringe am Kühler" haben müssen. Die zahlen dann mit schöner Regelmäßigkeit drauf, denn ihren Namen lassen sich die großen Hersteller gerne auch ohne zusätzliche Leistungen bezahlen!
Der Weg zur Cimar
Des Onkels erste Elektrogitarre war eine wunderschöne weinrote japanische Kopie der Fender "Stratocaster" von "Oakland", wie sie im folgenden Bild dargestellt ist:
Bild 1: Eine Oakland-Strat-Kopie von 1979
Es war der klassische Blindkauf, wie er wohl von jedem Anfänger durchgeführt wird, der einfach nur eine Elektrogitarre haben möchte und nur über beschränkte Kenntnisse und Budget verfügt. Immerhin hatte ich das Glück schon über einige Jahre "akustische" Erfahrungen zu verfügen, aber was heißt das schon? Sie klang, wie eine E-Gitarre wohl klingen mußte, sie sah gut aus (fand der Onkel zumindest) und ich konnte sie bezahlen! Im Vorwege hatte ich bereits schon einige andere Strats in einem lokalen Musikgeschäft ausprobiert (ja, so ein typischer Provinzladen mit Orgelunterricht und Hohner-Kindergitarren), aber die sagten mir alle nicht zu, was nicht nur am Preis lag.
Mit 595 DM lag die Oakland schon am oberen Ende der Einsteigerklasse, die damals bei 250 DM begann. Daß man für so einen Preis nur teures Feuerholz erhielt, hatte ich glücklicherweise schon begriffen. "Fender" und "Gibson" waren gut, daß hatte ich ebenfalls schon gelernt. Leider konnte ich auch lesen und wußte, was sich in meinem Portemonnaie befand. Also...
Über den Hersteller "Oakland" wußte ich damals nichts und es hat mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert. Also her mit dem Teil, einen Koffer noch dazu und 10 Meter Kabel und dann pleite nach Hause. Heute ist mir zumindest bekannt, daß viele Oakland-Gitarren ebenfalls in der japanischen Gitarrenmanufaktur Matsumoku produziert wurden. Es wäre aus heutiger Sicht sicherlich interessant, sich diese Strat genauer anzusehen. Leider habe ich sie 1981 verkauft, um auf meine Aria Pro II ES-700 umzusteigen zu können.
Gleichwohl ich mit der ES-700 nach wie vor sehr zufrieden bin, ging mir die Strat doch nicht aus dem Kopf. 1983 habe ich dann zufällig eine braune Stratocaster-Kopie bei Zinngrebe in Hamburg entdeckt. Aufgrund eines Lackschadens, war der Preis von 650DM auf 495DM runtergesetzt worden. Daß da noch mehr "im Busche" war, was mir damals aber mangels Erfahrung nicht auffiel, ist hier nachzulesen.
Ich muß wohl etwas zögerlich gewesen sein, denn der Verkäufer beeilte sich mir mitzuteilen, daß "Cimar" ein Ableger der japanischen Marke "Ibanez" sein und daß diese Strat baugleich mit der Blazer-Serie wäre. "Ah!", dachte ich, denn sowohl "Ibanez" als auch die "Blazer" waren mir ein Begriff und da mir das Instrument sowohl vom Klang, als auch von der Handhabung her gefiel, habe ich sie eben gekauft. Hier ist sie:
Bild 2: Die Cimar-Strat von 1983 im baulichen Zustand vom Oktober 2008
Seitdem ist sie für mich immer die "Cimar-Strat" gewesen. Wie man dem Bild entnehmen kann, befindet sie sich nicht mehr im Originalzustand. Sie hat bis heute insgesamt 3 Modifikationen über sich ergehen lassen müssen.
Die Entwicklung der "Stratocaster" bei "Cimar"
Wer nach Informationen über "Cimar" sucht, der wird auch heute leider feststellen, daß das Angebot sehr dünn ist. Es gibt im Internet nur sehr wenige Seiten auf denen die entsprechenden Instrumente erwähnt werden. Sie stehen häufig im Zusammenhang mit "Ibanez" und werden in der Regel nur am Rande erwähnt. Es gibt leider keine Community, die sich die Instrumente von "Cimar" auf die Fahne geschrieben hat. Wer also noch ein Forschungsgebiet im Bereich der Gitarrengeschichte sucht, der findet hier ein anspruchsvolles Tätigkeitsfeld.
Unlängst sind mir jedoch ein paar Informationen zugeflogen, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Ganz offensichtlich handelt es sich bei "Cimar" um eine durchaus eigenständige Marke hinter der sich vermutlich auch ein eigener Hersteller verbirgt. Gleichwohl man über die Jahre eine ganze Reihe von Instrumenten findet, die eine direkte Nähe oder gar eine absolute Vergleichbarkeit mit bestimmten Modellen von "Ibanez" aufweisen, existieren auch eine ganze Reihe anderer Gitarren, die man so niemals bei "Ibanez" findet.
Nach Aussage von Jeff Hasselberger, einem ehemaligen Elger-Mitarbeiter, der von 1973 bis 1982 auch maßgeblich an der Modellentwicklung bei "Ibanez" beteiligt war, hat "Cimar" für "Ibanez" einige einfache Kopien verschiedener Fender-Instrumente produziert. Im Gegenzug vertrieb "Hoshino" als Eigner der Marke "Ibanez" unter dem Label "Cimar by Ibanez" einige Modelle aus dem Einsteigerbereich. Damit erklärt sich auch die teilweise identischen Modelle beider Hersteller. Hinzu kommt, daß damals wie heute nur eine handvoll Fabriken existierte, die Instrumente für verschiedene Marken produzierten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß die "gleichen" Modelle von "Ibanez" und "Cimar" auch aus der gleichen Fabrik stammen.
In meinem Datenbestand finden sich erste Hinweise auf Cimar-Instrumente im Jahre 1975. Letzte Informationen stammen aus dem Jahre 1983. Hinweise auf diese Instrumente findet man sowohl im deutschen Sprachraum als auch in Australien. Damit ist gesichert, daß der Hersteller oder die Marke "Cimar" für zumindest 8 Jahre auf dem Markt durchaus auch weltweit akiv war. Es handelt sich also definitiv nicht um eine Hausmarke, die speziell für den deutsch Markt geschaffen wurde, wie in einigen Quellen zu lesen ist.
Damit sollen die allgemeinen Betrachtungen zu "Cimar" abgeschlossen sein. Beschränken wir uns nun auf die Kopien der "Stratocaster", die "Cimar" im Laufe der Jahre auf den Markt gebracht hat:
Der Reigen beginnt mit den Modellen "1940" und "1967", die nachweislich von 1975 bis 1977 produziert wurden.
Bild 3: Cimar Modelle 1940 und 1967 (mitte) aus den Jahren 1975 bis 1977
In der Spezifikation wird sich über die verwendeten Hölzer vornehm ausgeschwiegen. Lediglich beim Modell "1967" wird von einem einteiligen Ahornhals gesprochen. Bei "Ibanez" findet man aus dieser Zeit das Modell "2375" Hier wird ein Korpus aus Mahagoni mit aufgesetzter Birkendecke und Ahornhals erwähnt. Lediglich das Modell "2375ASH" bestand aus einem reinen Eschekorpus. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß das Modell "1940" ebenfalls die für eine Strat ungewöhnliche Mahagoni-Birke-Kombination verwendet wurde.
Formal waren diese Cimar-Modelle aus optischer Sicht deutlich näher am Original, denn "Fender" hat noch nie eine Trussrod-Abdeckung bei der "Stratocaster" verwendet. "Ibanez" schon!
1979 hatte man der eigenen Strat ein kleines Facelifting verordnet. Der Korpus wirkte jetzt etwas gedrungener und weicht deutlich von den Proportionen einer "Stratocaster" ab. Die zwei Instrumente firmierten nun unter der Bezeichnung "XR-Serie".
Bild 4: Die Cimar XR-Serie aus dem Jahre 1979
Auch hier findet man beim Modell "2075" einen Mahagonikorpus der auch mit einer Decke aus "Judas-Wood" versehen sein konnte. Vermutlich wurde die Verwendung beider Hölzer nur durch die Verfügbarkeit bestimmt, wie man es auch noch heute bei verschiedenen Instrumenten von "Epiphone" findet. Das Modell "2076" verwendete wieder die klassische Esche. Beide Modelle wurden mit der sogenannten "XR-Bridge" ausgerüstet, einer speziellen Konstruktion, die Saitenreiter aus Messing verwendete. Auf eine Vibratoeinheit wurde, vielleicht aus Kostengründen, verzichtet, was für die nächsten Jahre bei der "Strat" wohl Programm sein sollte.
Die XR-Serie zeigt auch bei "Cimar" den seit dem Lawsuit bei vielen japanischen Herstellern zu beobachtenden Trend hin zu eigenständigen Modellen. Hier fand sich auch erstmals ein etwas schlankerer Kopf.
1980 findet sich das Modell "2077" als direkte Kopie des Originals. Auch hier wurde wieder Mahagoni oder "Judas-Wood" als Korpusholz verwendet. Eigenständigkeit demonstrierte man hingegen mit der neuen "Stinger-Serie":
Bild 5: Cimar Stinger-Serie aus dem Jahre 1980
Jetzt hatte der Korpus aus massiver Esche wieder die gewohnten Proportionen der Strat, allerdings hatte man der "Stinger" eine schlankere Taile spendiert. Erstmalig bot man jetzt mit dem Modell "2095" auch eine Version mit zwei Humbuckern an, während das Modell "2096" über die drei "klassischen" Single-Coils verfügte. Beide Modelle betraten auch aus elektrischer Sicht Neuland, denn ein Phasenumkehrschalter war bis dahin nur bei wenigen Instrumenten zu finden. Wie schon bei der "XR-Serie" wurde die "Stinger" ebenfalls mit Saitenreitern aus Messing ausgerüstet, wie es zu dieser Zeit auch bei Instrumenten vieler anderer Hersteller der Fall war.
1982 schien man sich wieder auf die klassische Form der "Stratocaster" besonnen zu haben. Allerdings wurde jetzt wieder Mahagoni für den Korpus verwendet.
Bild 6: Cimar Modelle 2070, 2071 und 2072 aus dem Jahre 1982
Damit sind wir auch schon im Jahre 1983 angelangt. Jetzt tragen die Strat-Kopien die Bezeichnungen "2100", "2105" und "2125" und gehören zur "Cimar Electric Guitar-Series". Der Korpus hat wieder eine leichte Modifikation bei den Cutaways erfahren. Er wirkt, zumindest auf den Fotos, wieder etwas gedrungener.
Bild 7: Cimar Modelle 2100, 22105 und 2125 aus dem Jahre 1983
Im Katalog kann man über diese Serie folgendes lesen:
Hier findet sich in den Modellen "2105" und "2125" erstmalig wieder eine Vibratoeinheit. Die Saitenraiter aus Messing wurden ersatzlos gestrichen und durch solche der normalen Bauform ersetzt. Gleichwohl man sich damit wieder deutlich in Richtung originaler "Stratocaster" bewegte, blieb der interessierten Kundschaft der Korpus aus Mahagoni generell erhalten. Interessanterweise wurde hier auf die bei der Strat übliche zweite Tonblende verzichtet.
Wer sich diese Modelle genauer ansieht, dem fällt sofort eine große Ähnlichkeit mit der "Blazer" von "Ibanez" auf, die um 1981 erstmalig auf dem Markt erschien.
Bild 8: Ibanez BL-100TV
Neben dem Korpus besteht die größte Gemeinsamkeit bei der Kopfplatte. Hätte man auf einen Hals des Modells "2100" das Decal der "Blazer" aufgebracht, so würde man wahrscheinlich keinen Unterschied bemerkt haben.
Damit ist unser kleiner Ausflug in die Geschichte der Cimar-Strat (vorerst beendet).
Das Geheimnis wird gelüftet
Wer bis jetzt aufmerksam gewesen ist, der wird beim Betrachten von Bild 6 gedacht haben: "Hoppla, die kenne ich doch!" So erging es auch dem Onkel! Und tatsächlich ist in diesem Bild meine "Cimar-Strat" abgebildet. Es handelt sich also um das Modell 2070MH aus dem Jahre 1982. Das paßt, denn ich hatte die Strat ja 1983 gekauft. Nachfolgend die Spezifikationen der Modelle 2070 und 2071 laut Katalog:
Tabelle 1: Spezifikation der Cimar 2070 und 2071
Als ich damals meine 2070 gekauft habe, hatte der Händler auch eine Version mit Vibrato im Angebot. Der entsprechende Katalog scheint also nicht vollständig zu sein. Aber vielleicht hilft ja die Zeit...
Was ha'm wir denn?
Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich nach nunmehr 25 Jahren erstmalig so richtig mit seinem Instrument beschäftigt! Aber wie heißt es doch so schön? "Besser spät, als nie!" Fangen wir also an:
Mechanisches:
Von der Optik her ist klar, was man da vor sich hat: Einen waschechten Klon der "Stratocaster". Lediglich der Kopf wurde etwas modifiziert und statt der Vibratoeinheit verfügt die 2070 über eine "Fixed Bridge" mit Saitenreitern aus Messing. Nimmt man das Instrument in die Hand, so fällt einem sofort das Gewicht auf. Mit 4,2kg ist die 2070 ein echtes Schwergewicht, was mit Sicherheit dem massiven Korpus aus Mahagoni zuzuschreiben ist.
Der einteilige Hals besteht aus Ahorn mit einem aufgesetzen Griffbrett aus dem gleichen Holz. Die Breite beträgt gut 40mm am Sattel und 55mm am unteren Ende des Griffbretts. Der Sattel selber besteht aus Plastik, wie es bei einem Instrument dieser Preisklasse durchaus nicht ungewöhnlich ist.
Bild 9: Die Halsbreite am Sattel und am Ende des Griffbrett
Der Hals ist meiner Meinung nach eines der bemerkenswerten Features dieses japanischen Instrumentes. Meine Oakland hatte einen richtigen "Prügel", vermutlich ein fettes C-Profil. Die 2070 verwöhnt den Musiker mit einem relativ dünnen und flachen D. Die Dicke des Halses beträgt am Sattel rund 18mm und wächst bis zum 12. Bund auf 20mm an. Insgesamt also eine sehr bequeme Sache, was seinerzeit für mich der Hauptgrund des Kaufes war. Der Hals liegt einfach gut in der Hand!
Mit diesem Eindruck stehe ich anscheinend nicht alleine, denn bei Harmony-Central kann man in einem Review lesen:
Bild 10: Der Kopf der 2070
Die Saiten werden von sechs einfachen Mechaniken gehalten, die lediglich durch eine Staubschutzkappe geschützt werden. Das verwendete Material scheint jedoch über eine vernünftige Härte zu verfügen, denn die Mechaniken arbeiten auch heute noch einwandfrei. Der Achsdurchmesser einer Mechanik beträgt 6mm und wird in einer Einpreßhülse gelagert, die in einer 8,5mm Bohrung steckt.
Bild 11: Die Mechaniken der 2070
Der Korpus besteht vollständig aus Mahagoni. Wenn man sehr genau hinsieht, dann ist zu erkennen, daß insgesamt drei Teile verwendet wurden. Das einlagige schwarze Pickguard wird mit insgesamt 8 Schrauben am Korpus befestigt. "Fender" benutzt hier bekanntermaßen 11 Schrauben.
Bild 12: Der Korpus der 2070 im Dezember 2008
Elektrisches:
Auch im Hinblick auf die verwendete Gitarrenelektronik weicht die 2070 nicht vom Original ab: Ein Lautstärkeeinsteller und je eine Tonblende für den Hals-und Mitteltonabnehmer. Der stets höhenlastige Stegtonabnehmer braucht ja bei "Fender" schließlich auch kein "Tone".
Die Tonabnehmerauswahl erfolgt mit dem bekannten Blade-Switch mit fünf Positionen, der die für eine Strat typischen Tonabnehmerkombinationen ermöglicht.
Im Inneren findet man drei Potentiometer mit einem Kennwiderstand von 250kOhm und logarithmischer Charakteristik. Irgendwelche Abschirmmaßnahmen sucht man, wie bei so vielen "Stratocasters", leider vergeblich.
Bei den drei Tonabnehmern fällt auf, daß sich auf der Unterseite ein großer "Klotz" befindet. Hier finden wir also eine erste wesentliche Abweichung, denn Cimar verwendet hier, vermutlich aus Kostengründen, balkenförmige Ferritmagnete. In den Spulen selber sitzen also keine AlNiCo-Magnete, sondern jeweils sechs einfache Weicheisenkerne.
Bild 13: Ein Single-Coil der 2070
Man sollte diesem Unterschied allerdings keine so große Bedeutung beimessen. Natürlich hat das Magnetfeld einen leicht anderen Verlauf. Vergleichende Simulationen haben jedoch gezeigt, daß sich die klangrelevante magnetische Breite nicht signifikant verändert. Lediglich die Weicheisenkerne führen zu einem hörbaren Unterschied, denn aufgrund ihrer Leitfähigkeit entstehen dort Wirbelströme, die sich als Dämpfung der Güte auswirken und so die Spitze der Resonanz etwas verringern.
Die Wicklung ist ziemlich massv ausgeführt und offensichtlich gewachst oder in Lack getaucht worden. Mikrofonie kennt dieser Single-Coil also nicht. Das bekannte Brummen natürlich schon, aber wie kann man immer lesen: "Wenn es nicht brummt, ist es kein richtiger Single-Coil!", eine Meinung, die ich übrigens nicht unbedingt teile!
Ich habe die Tonabnehmer vor einiger Zeit im Labor mit Hilfe einer Meßbrücke charakterisiert und dabei folgende Daten ermittelt:
Wie es klingt
Tja, wie klang die 2070 denn damals im Jahre 1983? Heute sind andere Tonabnehmer nebst einer umfänglichen Modifikation der Elektronik im Instrument enthalten. Es ist also nicht einfach den originalen "Sound" zu beschreiben.
Fakt ist, daß ich die Cimar damals gekauft habe, weil ich den Klang einer "Stratocaster" wieder haben wollte und denn hat sie, trotz Mahagonikorpus, auch gebracht. Sie ist nicht so grell schreiend wie eine alte Strat aus den 50ern, was man auch schon den elektrischen Daten der Tonabnehmer entnehmen kann. Ich habe sie in den letzten Jahren immer dann eingesetzt, wenn ich den besonderen Sound einer Strat benötigte. Alte Aufnahmen von diesen Einsätzen habe ich im Moment leider nicht gefunden.
Allerdings gibt es ein Tondokument aus dem Jahre 1984. Hier habe ich die 2070 zusammen mit einem Mesa Boogie Mark II im Ougenweide-Studio in Hamburg im Rahmen eines Chorprojektes kurz gespielt. Hier die Aufnahme:
Das war zugegeben nicht ganz "mein" Sound, aber Wolfgang Henko, der das Projekt damals als Tontechniker betreute, wollte das so haben.
Fazit
Mit einem Neupreis von 650 DM gehörte das Modell 2070 von "Cimar" damals schon zur "Upper Class" der Kopien. Verglichen mit meiner "Oackland" war sie für mich ein deutlicher Fortschritt und hat mich auch zurück zur Strat gebracht. Vergleicht man diese Strat mit der etwas teureren "Blazer" von "Ibanez", so ist festzustellen, daß sich die 2070 keinesfalls verstecken muß!
Wer heute speziell nach einer Mahagoni-Strat sucht, der findet hier ein gutes Instrument. Allerdings ist eine Beschaffung heute nicht mehr ganz einfach. Zum einen ist das Angebot auf dem Markt relativ klein und zum anderen scheinen doch einige Leute über die Qualität dieser Instrumente informiert zu sein. Ganz billig wird man also nicht zum Ziel kommen, sondern man sollte sich auf 150 bis 300 Euro gefaßt machen.
(Der vollständige Artikel ist ebenfalls in der Knowledgebase der Guitar-Letters zu finden.)
Ulf
Einleitung
Nichts ist mir mehr verhaßt, als im Besitz eines Instrumentes zu sein und nichts darüber zu wissen! Wer damals - also in den späten 70ern und frühen 80ern - als Anfänger nach einer Elektrogitarre suchte, kam leicht in Gefahr, nicht wirklich etwas über seinen Kauf zu wissen. Die Begründung dafür ist recht einfach:
Zum einen hatte man als kleiner Schüler nicht das Geld, um sich eine originale Gibson oder Fender leisten zu können. Folglich kamen nur Produkte der "billigen" Hersteller in Frage. Hier war auch damals schon der Markt recht unübersichtlich und die Grenze zwischen brauchbar und Schrott war fließend. Aus dieser Zeit haben nur wenige Hersteller überlebt. Wer die "unglaublichen" Elektrogitarren von "Asco" noch kennt, ist wohl froh, daß er sie heute nicht mehr kennen muß.
Zum anderen waren, außer ein paar raren Prospekten und manchmal zweifelhaften Aussagen der Verkäufer, kaum Informationen über die Instrumente verfügbar. Darüber hinaus hat einen das in der Regel auch nicht wirklich interessiert. Hauptsache man hatte eine und sie war nicht so teuer gewesen!
Heute sieht das zum Glück ganz anders aus. Im Zeitalter des schnellen Internet hat jeder Hersteller, der auch nur ein wenig auf sich hält, eine entsprechende Präsenz, auf der man zu jeder Zeit entsprechende Informationen abrufen kann. Dann sind da noch Foren, User-Groups und diverse Seiten von Privatleuten, die sich mit bestimmten Instrumenten beschäftigen und die Ergebnisse veröffentlichen. Wer heute also unwissend einen Kauf tätigt, ist selber schuld, denn noch nie war es so einfach sich schnell Informationen und Meinungen zu einem bestimmten Produkt zu beschaffen. Man muß nur wollen!
Im Hinblick auf die Anwendung einer Elektrogitarre ist es gestern wie heute immer noch vollkommen ausreichend, wenn man das betreffende Instrument vor sich hat und am Verstärker ausprobieren kann. Wenn es gefällt, dann sind Namen eigentlich Schall und Rauch. Es gibt natürlich auch unter den Gitarristen Leute, die unbedingt "den Stern auf der Haube" oder die "Ringe am Kühler" haben müssen. Die zahlen dann mit schöner Regelmäßigkeit drauf, denn ihren Namen lassen sich die großen Hersteller gerne auch ohne zusätzliche Leistungen bezahlen!
Der Weg zur Cimar
Des Onkels erste Elektrogitarre war eine wunderschöne weinrote japanische Kopie der Fender "Stratocaster" von "Oakland", wie sie im folgenden Bild dargestellt ist:
Bild 1: Eine Oakland-Strat-Kopie von 1979
Es war der klassische Blindkauf, wie er wohl von jedem Anfänger durchgeführt wird, der einfach nur eine Elektrogitarre haben möchte und nur über beschränkte Kenntnisse und Budget verfügt. Immerhin hatte ich das Glück schon über einige Jahre "akustische" Erfahrungen zu verfügen, aber was heißt das schon? Sie klang, wie eine E-Gitarre wohl klingen mußte, sie sah gut aus (fand der Onkel zumindest) und ich konnte sie bezahlen! Im Vorwege hatte ich bereits schon einige andere Strats in einem lokalen Musikgeschäft ausprobiert (ja, so ein typischer Provinzladen mit Orgelunterricht und Hohner-Kindergitarren), aber die sagten mir alle nicht zu, was nicht nur am Preis lag.
Mit 595 DM lag die Oakland schon am oberen Ende der Einsteigerklasse, die damals bei 250 DM begann. Daß man für so einen Preis nur teures Feuerholz erhielt, hatte ich glücklicherweise schon begriffen. "Fender" und "Gibson" waren gut, daß hatte ich ebenfalls schon gelernt. Leider konnte ich auch lesen und wußte, was sich in meinem Portemonnaie befand. Also...
Über den Hersteller "Oakland" wußte ich damals nichts und es hat mich ehrlich gesagt auch nicht interessiert. Also her mit dem Teil, einen Koffer noch dazu und 10 Meter Kabel und dann pleite nach Hause. Heute ist mir zumindest bekannt, daß viele Oakland-Gitarren ebenfalls in der japanischen Gitarrenmanufaktur Matsumoku produziert wurden. Es wäre aus heutiger Sicht sicherlich interessant, sich diese Strat genauer anzusehen. Leider habe ich sie 1981 verkauft, um auf meine Aria Pro II ES-700 umzusteigen zu können.
Gleichwohl ich mit der ES-700 nach wie vor sehr zufrieden bin, ging mir die Strat doch nicht aus dem Kopf. 1983 habe ich dann zufällig eine braune Stratocaster-Kopie bei Zinngrebe in Hamburg entdeckt. Aufgrund eines Lackschadens, war der Preis von 650DM auf 495DM runtergesetzt worden. Daß da noch mehr "im Busche" war, was mir damals aber mangels Erfahrung nicht auffiel, ist hier nachzulesen.
Ich muß wohl etwas zögerlich gewesen sein, denn der Verkäufer beeilte sich mir mitzuteilen, daß "Cimar" ein Ableger der japanischen Marke "Ibanez" sein und daß diese Strat baugleich mit der Blazer-Serie wäre. "Ah!", dachte ich, denn sowohl "Ibanez" als auch die "Blazer" waren mir ein Begriff und da mir das Instrument sowohl vom Klang, als auch von der Handhabung her gefiel, habe ich sie eben gekauft. Hier ist sie:
Bild 2: Die Cimar-Strat von 1983 im baulichen Zustand vom Oktober 2008
Seitdem ist sie für mich immer die "Cimar-Strat" gewesen. Wie man dem Bild entnehmen kann, befindet sie sich nicht mehr im Originalzustand. Sie hat bis heute insgesamt 3 Modifikationen über sich ergehen lassen müssen.
Die Entwicklung der "Stratocaster" bei "Cimar"
Wer nach Informationen über "Cimar" sucht, der wird auch heute leider feststellen, daß das Angebot sehr dünn ist. Es gibt im Internet nur sehr wenige Seiten auf denen die entsprechenden Instrumente erwähnt werden. Sie stehen häufig im Zusammenhang mit "Ibanez" und werden in der Regel nur am Rande erwähnt. Es gibt leider keine Community, die sich die Instrumente von "Cimar" auf die Fahne geschrieben hat. Wer also noch ein Forschungsgebiet im Bereich der Gitarrengeschichte sucht, der findet hier ein anspruchsvolles Tätigkeitsfeld.
Unlängst sind mir jedoch ein paar Informationen zugeflogen, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Ganz offensichtlich handelt es sich bei "Cimar" um eine durchaus eigenständige Marke hinter der sich vermutlich auch ein eigener Hersteller verbirgt. Gleichwohl man über die Jahre eine ganze Reihe von Instrumenten findet, die eine direkte Nähe oder gar eine absolute Vergleichbarkeit mit bestimmten Modellen von "Ibanez" aufweisen, existieren auch eine ganze Reihe anderer Gitarren, die man so niemals bei "Ibanez" findet.
Nach Aussage von Jeff Hasselberger, einem ehemaligen Elger-Mitarbeiter, der von 1973 bis 1982 auch maßgeblich an der Modellentwicklung bei "Ibanez" beteiligt war, hat "Cimar" für "Ibanez" einige einfache Kopien verschiedener Fender-Instrumente produziert. Im Gegenzug vertrieb "Hoshino" als Eigner der Marke "Ibanez" unter dem Label "Cimar by Ibanez" einige Modelle aus dem Einsteigerbereich. Damit erklärt sich auch die teilweise identischen Modelle beider Hersteller. Hinzu kommt, daß damals wie heute nur eine handvoll Fabriken existierte, die Instrumente für verschiedene Marken produzierten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, daß die "gleichen" Modelle von "Ibanez" und "Cimar" auch aus der gleichen Fabrik stammen.
In meinem Datenbestand finden sich erste Hinweise auf Cimar-Instrumente im Jahre 1975. Letzte Informationen stammen aus dem Jahre 1983. Hinweise auf diese Instrumente findet man sowohl im deutschen Sprachraum als auch in Australien. Damit ist gesichert, daß der Hersteller oder die Marke "Cimar" für zumindest 8 Jahre auf dem Markt durchaus auch weltweit akiv war. Es handelt sich also definitiv nicht um eine Hausmarke, die speziell für den deutsch Markt geschaffen wurde, wie in einigen Quellen zu lesen ist.
Damit sollen die allgemeinen Betrachtungen zu "Cimar" abgeschlossen sein. Beschränken wir uns nun auf die Kopien der "Stratocaster", die "Cimar" im Laufe der Jahre auf den Markt gebracht hat:
Der Reigen beginnt mit den Modellen "1940" und "1967", die nachweislich von 1975 bis 1977 produziert wurden.
Bild 3: Cimar Modelle 1940 und 1967 (mitte) aus den Jahren 1975 bis 1977
In der Spezifikation wird sich über die verwendeten Hölzer vornehm ausgeschwiegen. Lediglich beim Modell "1967" wird von einem einteiligen Ahornhals gesprochen. Bei "Ibanez" findet man aus dieser Zeit das Modell "2375" Hier wird ein Korpus aus Mahagoni mit aufgesetzter Birkendecke und Ahornhals erwähnt. Lediglich das Modell "2375ASH" bestand aus einem reinen Eschekorpus. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß das Modell "1940" ebenfalls die für eine Strat ungewöhnliche Mahagoni-Birke-Kombination verwendet wurde.
Formal waren diese Cimar-Modelle aus optischer Sicht deutlich näher am Original, denn "Fender" hat noch nie eine Trussrod-Abdeckung bei der "Stratocaster" verwendet. "Ibanez" schon!
1979 hatte man der eigenen Strat ein kleines Facelifting verordnet. Der Korpus wirkte jetzt etwas gedrungener und weicht deutlich von den Proportionen einer "Stratocaster" ab. Die zwei Instrumente firmierten nun unter der Bezeichnung "XR-Serie".
Bild 4: Die Cimar XR-Serie aus dem Jahre 1979
Auch hier findet man beim Modell "2075" einen Mahagonikorpus der auch mit einer Decke aus "Judas-Wood" versehen sein konnte. Vermutlich wurde die Verwendung beider Hölzer nur durch die Verfügbarkeit bestimmt, wie man es auch noch heute bei verschiedenen Instrumenten von "Epiphone" findet. Das Modell "2076" verwendete wieder die klassische Esche. Beide Modelle wurden mit der sogenannten "XR-Bridge" ausgerüstet, einer speziellen Konstruktion, die Saitenreiter aus Messing verwendete. Auf eine Vibratoeinheit wurde, vielleicht aus Kostengründen, verzichtet, was für die nächsten Jahre bei der "Strat" wohl Programm sein sollte.
Die XR-Serie zeigt auch bei "Cimar" den seit dem Lawsuit bei vielen japanischen Herstellern zu beobachtenden Trend hin zu eigenständigen Modellen. Hier fand sich auch erstmals ein etwas schlankerer Kopf.
1980 findet sich das Modell "2077" als direkte Kopie des Originals. Auch hier wurde wieder Mahagoni oder "Judas-Wood" als Korpusholz verwendet. Eigenständigkeit demonstrierte man hingegen mit der neuen "Stinger-Serie":
Bild 5: Cimar Stinger-Serie aus dem Jahre 1980
Jetzt hatte der Korpus aus massiver Esche wieder die gewohnten Proportionen der Strat, allerdings hatte man der "Stinger" eine schlankere Taile spendiert. Erstmalig bot man jetzt mit dem Modell "2095" auch eine Version mit zwei Humbuckern an, während das Modell "2096" über die drei "klassischen" Single-Coils verfügte. Beide Modelle betraten auch aus elektrischer Sicht Neuland, denn ein Phasenumkehrschalter war bis dahin nur bei wenigen Instrumenten zu finden. Wie schon bei der "XR-Serie" wurde die "Stinger" ebenfalls mit Saitenreitern aus Messing ausgerüstet, wie es zu dieser Zeit auch bei Instrumenten vieler anderer Hersteller der Fall war.
1982 schien man sich wieder auf die klassische Form der "Stratocaster" besonnen zu haben. Allerdings wurde jetzt wieder Mahagoni für den Korpus verwendet.
Bild 6: Cimar Modelle 2070, 2071 und 2072 aus dem Jahre 1982
Damit sind wir auch schon im Jahre 1983 angelangt. Jetzt tragen die Strat-Kopien die Bezeichnungen "2100", "2105" und "2125" und gehören zur "Cimar Electric Guitar-Series". Der Korpus hat wieder eine leichte Modifikation bei den Cutaways erfahren. Er wirkt, zumindest auf den Fotos, wieder etwas gedrungener.
Bild 7: Cimar Modelle 2100, 22105 und 2125 aus dem Jahre 1983
Im Katalog kann man über diese Serie folgendes lesen:
...getting back to a basic guitar without all the special electronic circuitry and fancy flashing lights, just pure and simple electric guitar...
Hier findet sich in den Modellen "2105" und "2125" erstmalig wieder eine Vibratoeinheit. Die Saitenraiter aus Messing wurden ersatzlos gestrichen und durch solche der normalen Bauform ersetzt. Gleichwohl man sich damit wieder deutlich in Richtung originaler "Stratocaster" bewegte, blieb der interessierten Kundschaft der Korpus aus Mahagoni generell erhalten. Interessanterweise wurde hier auf die bei der Strat übliche zweite Tonblende verzichtet.
Wer sich diese Modelle genauer ansieht, dem fällt sofort eine große Ähnlichkeit mit der "Blazer" von "Ibanez" auf, die um 1981 erstmalig auf dem Markt erschien.
Bild 8: Ibanez BL-100TV
Neben dem Korpus besteht die größte Gemeinsamkeit bei der Kopfplatte. Hätte man auf einen Hals des Modells "2100" das Decal der "Blazer" aufgebracht, so würde man wahrscheinlich keinen Unterschied bemerkt haben.
Damit ist unser kleiner Ausflug in die Geschichte der Cimar-Strat (vorerst beendet).
Das Geheimnis wird gelüftet
Wer bis jetzt aufmerksam gewesen ist, der wird beim Betrachten von Bild 6 gedacht haben: "Hoppla, die kenne ich doch!" So erging es auch dem Onkel! Und tatsächlich ist in diesem Bild meine "Cimar-Strat" abgebildet. Es handelt sich also um das Modell 2070MH aus dem Jahre 1982. Das paßt, denn ich hatte die Strat ja 1983 gekauft. Nachfolgend die Spezifikationen der Modelle 2070 und 2071 laut Katalog:
Tabelle 1: Spezifikation der Cimar 2070 und 2071
Als ich damals meine 2070 gekauft habe, hatte der Händler auch eine Version mit Vibrato im Angebot. Der entsprechende Katalog scheint also nicht vollständig zu sein. Aber vielleicht hilft ja die Zeit...
Was ha'm wir denn?
Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich nach nunmehr 25 Jahren erstmalig so richtig mit seinem Instrument beschäftigt! Aber wie heißt es doch so schön? "Besser spät, als nie!" Fangen wir also an:
Mechanisches:
Von der Optik her ist klar, was man da vor sich hat: Einen waschechten Klon der "Stratocaster". Lediglich der Kopf wurde etwas modifiziert und statt der Vibratoeinheit verfügt die 2070 über eine "Fixed Bridge" mit Saitenreitern aus Messing. Nimmt man das Instrument in die Hand, so fällt einem sofort das Gewicht auf. Mit 4,2kg ist die 2070 ein echtes Schwergewicht, was mit Sicherheit dem massiven Korpus aus Mahagoni zuzuschreiben ist.
Der einteilige Hals besteht aus Ahorn mit einem aufgesetzen Griffbrett aus dem gleichen Holz. Die Breite beträgt gut 40mm am Sattel und 55mm am unteren Ende des Griffbretts. Der Sattel selber besteht aus Plastik, wie es bei einem Instrument dieser Preisklasse durchaus nicht ungewöhnlich ist.
Bild 9: Die Halsbreite am Sattel und am Ende des Griffbrett
Der Hals ist meiner Meinung nach eines der bemerkenswerten Features dieses japanischen Instrumentes. Meine Oakland hatte einen richtigen "Prügel", vermutlich ein fettes C-Profil. Die 2070 verwöhnt den Musiker mit einem relativ dünnen und flachen D. Die Dicke des Halses beträgt am Sattel rund 18mm und wächst bis zum 12. Bund auf 20mm an. Insgesamt also eine sehr bequeme Sache, was seinerzeit für mich der Hauptgrund des Kaufes war. Der Hals liegt einfach gut in der Hand!
Mit diesem Eindruck stehe ich anscheinend nicht alleine, denn bei Harmony-Central kann man in einem Review lesen:
Da die Kopfplatte etwas breiter als der Hals ist, wurde hier ein Stück Ahorn angeleimt, was vermutlich bei vielen Strats so gemacht wird. Er ist deutlich schlanker, als beim Vorbild und in dieser Form auch bei einigen Instrumenten von Ibanez zu finden.mick schrieb:The neck and the action are the strong points of this guitar, just beautiful to plan and as good to play as a USA Fender.... the action is a dream and guitar is pretty well finished.
Bild 10: Der Kopf der 2070
Die Saiten werden von sechs einfachen Mechaniken gehalten, die lediglich durch eine Staubschutzkappe geschützt werden. Das verwendete Material scheint jedoch über eine vernünftige Härte zu verfügen, denn die Mechaniken arbeiten auch heute noch einwandfrei. Der Achsdurchmesser einer Mechanik beträgt 6mm und wird in einer Einpreßhülse gelagert, die in einer 8,5mm Bohrung steckt.
Bild 11: Die Mechaniken der 2070
Der Korpus besteht vollständig aus Mahagoni. Wenn man sehr genau hinsieht, dann ist zu erkennen, daß insgesamt drei Teile verwendet wurden. Das einlagige schwarze Pickguard wird mit insgesamt 8 Schrauben am Korpus befestigt. "Fender" benutzt hier bekanntermaßen 11 Schrauben.
Bild 12: Der Korpus der 2070 im Dezember 2008
Elektrisches:
Auch im Hinblick auf die verwendete Gitarrenelektronik weicht die 2070 nicht vom Original ab: Ein Lautstärkeeinsteller und je eine Tonblende für den Hals-und Mitteltonabnehmer. Der stets höhenlastige Stegtonabnehmer braucht ja bei "Fender" schließlich auch kein "Tone".
Die Tonabnehmerauswahl erfolgt mit dem bekannten Blade-Switch mit fünf Positionen, der die für eine Strat typischen Tonabnehmerkombinationen ermöglicht.
Im Inneren findet man drei Potentiometer mit einem Kennwiderstand von 250kOhm und logarithmischer Charakteristik. Irgendwelche Abschirmmaßnahmen sucht man, wie bei so vielen "Stratocasters", leider vergeblich.
Bei den drei Tonabnehmern fällt auf, daß sich auf der Unterseite ein großer "Klotz" befindet. Hier finden wir also eine erste wesentliche Abweichung, denn Cimar verwendet hier, vermutlich aus Kostengründen, balkenförmige Ferritmagnete. In den Spulen selber sitzen also keine AlNiCo-Magnete, sondern jeweils sechs einfache Weicheisenkerne.
Bild 13: Ein Single-Coil der 2070
Man sollte diesem Unterschied allerdings keine so große Bedeutung beimessen. Natürlich hat das Magnetfeld einen leicht anderen Verlauf. Vergleichende Simulationen haben jedoch gezeigt, daß sich die klangrelevante magnetische Breite nicht signifikant verändert. Lediglich die Weicheisenkerne führen zu einem hörbaren Unterschied, denn aufgrund ihrer Leitfähigkeit entstehen dort Wirbelströme, die sich als Dämpfung der Güte auswirken und so die Spitze der Resonanz etwas verringern.
Die Wicklung ist ziemlich massv ausgeführt und offensichtlich gewachst oder in Lack getaucht worden. Mikrofonie kennt dieser Single-Coil also nicht. Das bekannte Brummen natürlich schon, aber wie kann man immer lesen: "Wenn es nicht brummt, ist es kein richtiger Single-Coil!", eine Meinung, die ich übrigens nicht unbedingt teile!
Ich habe die Tonabnehmer vor einiger Zeit im Labor mit Hilfe einer Meßbrücke charakterisiert und dabei folgende Daten ermittelt:
- Induktivität: 2,77H
- Kapazität: 82pF
- Gleichstromwiderstand: 4,74kOhm
Wie es klingt
Tja, wie klang die 2070 denn damals im Jahre 1983? Heute sind andere Tonabnehmer nebst einer umfänglichen Modifikation der Elektronik im Instrument enthalten. Es ist also nicht einfach den originalen "Sound" zu beschreiben.
Fakt ist, daß ich die Cimar damals gekauft habe, weil ich den Klang einer "Stratocaster" wieder haben wollte und denn hat sie, trotz Mahagonikorpus, auch gebracht. Sie ist nicht so grell schreiend wie eine alte Strat aus den 50ern, was man auch schon den elektrischen Daten der Tonabnehmer entnehmen kann. Ich habe sie in den letzten Jahren immer dann eingesetzt, wenn ich den besonderen Sound einer Strat benötigte. Alte Aufnahmen von diesen Einsätzen habe ich im Moment leider nicht gefunden.
Allerdings gibt es ein Tondokument aus dem Jahre 1984. Hier habe ich die 2070 zusammen mit einem Mesa Boogie Mark II im Ougenweide-Studio in Hamburg im Rahmen eines Chorprojektes kurz gespielt. Hier die Aufnahme:
Das war zugegeben nicht ganz "mein" Sound, aber Wolfgang Henko, der das Projekt damals als Tontechniker betreute, wollte das so haben.
Fazit
Mit einem Neupreis von 650 DM gehörte das Modell 2070 von "Cimar" damals schon zur "Upper Class" der Kopien. Verglichen mit meiner "Oackland" war sie für mich ein deutlicher Fortschritt und hat mich auch zurück zur Strat gebracht. Vergleicht man diese Strat mit der etwas teureren "Blazer" von "Ibanez", so ist festzustellen, daß sich die 2070 keinesfalls verstecken muß!
Wer heute speziell nach einer Mahagoni-Strat sucht, der findet hier ein gutes Instrument. Allerdings ist eine Beschaffung heute nicht mehr ganz einfach. Zum einen ist das Angebot auf dem Markt relativ klein und zum anderen scheinen doch einige Leute über die Qualität dieser Instrumente informiert zu sein. Ganz billig wird man also nicht zum Ziel kommen, sondern man sollte sich auf 150 bis 300 Euro gefaßt machen.
(Der vollständige Artikel ist ebenfalls in der Knowledgebase der Guitar-Letters zu finden.)
Ulf
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