Cryin' Eagle
Helpful & Friendly User
Nach knapp zwei Wochen ist es endlich soweit und ich habe eine Lernpause zum Schreiben des Reviews genutzt.
Vorgeschichte
Nachdem mein erstes Semester sehr anstrengend war (weit über 50 Wochenstunden, viele Praktika,...) habe ich die Gitarre ein wenig aus den Augen verloren. Das zweite Semester wurde angenehmer und mein ursprünglicher Plan war es eigentlich, mich mit einer neuen Fotoausrüstung zu belohnen. Als ich diesbezüglich alles durchgeplant hatte kochte plötzlich der alte Wunsch nach einer Charakter-Gitarre wieder in mir hoch, so ein Teil mit dem man kämpfen muss und das sich nicht von alleine spielt.
Daraufhin habe ich mich natürlich kräftig informiert. Ein paar Wochen später bin ich in versch. Läden zum flächendeckenden Antesten gefahren. Einige von Euch erinnern sich vielleicht noch an den entsprechenden Thread [klick mich].
Das Objekt der Begierde stand schnell fest: Eine Fender 60s Stratocaster (Heavy Relic) aus dem Custom Shop. Im Prinzip hätte ich diese Gitarre so sofort mitgenommen. Es stand allerdings sowieso noch ein Besuch bei Siggi Braun an (meine Cryin Eagle durfte zum Check) und bei dieser Gelegenheit wollte ich auch Siggis Strats antesten.
Wie man sieht ist der Besuch bei Siggi ausgesprochen positiv verlaufen. Die Heavy Relic war schnell vergessen und ich durfte mich auf 12 Wochen Wartezeit einstellen.
Warum man sich eine traditionelle Gitarre vom Gitarrenbauer kopieren lässt
Diese Frage muss man sich tatsächlich stellen. Auf der einen Seite ist eine 1:1 Kopie in meinen Augen überhaupt nicht sinnvoll, auf der anderen Seite kopiert selbst der Fender Custom Shop im Endeffekt nur seine begehrten Modelle aus der, heute fast unbezahlbaren, Vintage-Zeit. Bei Gibson sieht es nicht anders aus.
Ein gern angebrachtes Argument für das Original, aus dem Custom Shop der großen Firmen, ist die Authentizität. Aber wie authentisch ist es, wenn auf bestimmte Hölzer verzichtet werden muss (Stichwort Rio-Palisander), bestimmte Shapings nicht 100%ig dem Original entsprechen (Gibson LP), Trussrod-Condoms Verwendung finden und alte Kondensatoren optisch nachempfunden werden?
Der Gitarrenbauer von um die Ecke darf die Original-Shapings zwar nicht 100%ig kopieren aber dafür bekommt man echte Handarbeit und die Hölzer entsprechen dem historischen Vorbild. Ein weiteres Plus: Es ist Platz für sinnvolle Modifikationen und preislich bewegt man sich in etwa auf dem gleichen Level wie Fender (Time Machine) bzw. Gibson (Standard VOSs, keine Murphy). Der letzte Punkt, also der Preis, darf nicht aus den Augen verloren werden. Meine persönliche Schmerzgrenze für eine neue Strat liegt bei +-3.500. Irgendwann ist es dann vielleicht auch mal sinnvoll weiter zu sparen und einen echten Player aus der goldenen Zeit zu kaufen.
^^ Das ist meine völlig subjektive Meinung zu diesem Thema und ich kann es verstehen, wenn andere Gitarristen auch eine andere Meinung dazu haben.
Fakten
Die Basis dieser Strat ist also definitive historisch korrekt. Die Modifikationen sollten sie vor allem funktioneller machen. Weil man eine Strat im Jahr 2008 nicht genauer erklären muss gehe ich ausschließlich auf die Modifikationen genauer ein.
Ich wollte auf gar keinen Fall den Hals zum Justieren abschrauben müssen und ein Zugang am Headstock kam auch nicht in Frage. Nun, was tun? Inspiriert durch die beiden Rainer Tausch Gitarren vom lieben User gitarrero! habe ich bei Siggi angefragt ob das auch auf dieser Strat möglich sei. Selbstverständlich war es das und das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Für das Bild musste ich ziemlich am Kontrast rumspielen, sonst würde man den Deckel auf einem normalen Foto gar nicht sehen! Leider habe ich kein besseres Detailbild von den Innereien. Bei Bedarf kann ich das allerdings beim nächsten Saitenwechseln nachliefern.
Das Wilkinson Vibrato kommt serienmäßig bei den Mintage Strats von Jörg Tandler zum Einsatz. Bei Siggi hatte es Premiere, denn er hat bisher v.a. die Fender und Callaham Modelle verarbeitet. Auch hier war die Entscheidung für das Wilkinson und gegen das Callaham System richtig. Optisch geht es ganz klar in eine moderne Richtung aber es arbeitet, in Verbindung mit den Locking Mechaniken und dem perfekt gefeilten Knochensattel, absolut verstimmungsfrei. Das Teil kann man drücken & ziehen wie ein Floyd! Das Spielgefühl wird durch die abgerundeten Reiter positiv beeinflusst und die Hebelaufhängung hat man bei Wilkinson sehr intelligent gelöst.
Die Trim-Lock Mechaniken waren erneut ein sehr guter Ratschlag vom oben erwähnten gitarrero! (Danke Oli!!!). Ich bin mal gespannt wie viele Saitensätze sie durchgeknippst bekommen *g*.
Die Häussel PUs waren am Anfang nicht geplant, ich habe mich erst im Verlauf der Lieferzeit dafür entschieden. Ursprünglich hat mir Siggi u.a. die Van Zandts empfohlen aber der Preis schreckt einen dann doch ein klein wenig ab. Dazu muss man wissen, dass die Häussel PUs bei einer Siggi quasi zum Lieferumfang gehören weil er sie zu einem sehr guten Kurs bekommt. Weil man PUs problemlos tauschen kann wollte ich die Häussels zuerst testen und bisher bin ich begeistert. Vielleicht kommt aus Interesse mal ein Van Zandt oder Kloppmann Set rein aber bisher bin ich ohne Einschränkungen äußerst zufrieden mit der Arbeit von Harry Häussel. Vor allem der Hals-Tonabnehmer ist der Hammer!
Optik
Die eingefleischten Fender-Fans unter Euch werden die rechtlich bedingten Abänderungen erkennen. Sonst ist das eine ganz normale Strat die von Siggi außerdem noch optisch gealtert wurde. Der Body entspricht einer Medium-Relic, der Hals einer Heavy-Relic Time Machine Strat. Über den Sinn & Zweck dieser Optik möchte ich hier nicht diskutieren. Mir persönlich gefällt es sehr gut und wer anders darüber denkt kann sich so ein Teil ja auch in optisch neuwertig kaufen. Ich durfte übrigens die erste Delle reinschlagen Keine Angst, das auf meinem Kopf sind nur Haare
Weil ich Wert auf ein objektives Review lege möchte ich auf die Haarrisse genauer eingehen:
Die Haarrisse waren am Anfang nicht geplant. Erst bei meinem Werkstattbesuch haben wir das an der halbfertigen Gitarre zusammen ausprobiert und das gefakte Ergebnis hat mir persönlich sogar besser gefallen als das Natürliche. Ich habe zum Vergleich zwei Bildern angehängt:
Links sieht man meine Strat, rechts eine Fender Masterbuild. Theoretisch wurde die Fender an dieser Stelle authentischer geaged aber mir wollen diese langen Risse auf einer Strat einfach nicht gefallen. Bei Les Pauls sieht es wieder anders aus.
Verarbeitung
Dazu muss man nicht viel sagen: Siggi-typisch perfekt, das kann man definitiv nicht besser machen.
Sound
Siggi hat es mit strat as strat can treffend beschrieben. Das Teil klingt wie eine Strat klingen muss!
Trocken angespielt ist sie sehr resonant und offenbart sehr viel Draht. Dabei klingt sie ausgesprochen differenziert und ausgewogen, für eine Strat hat sie auch eine ganz besonders runde Note in den Nuancen ein typischer Strat-Charaktersound. So wie ich es mir gewünscht habe, perfekt!
Der Clean & Crunch Bereich sind ihre Stärken. Am Hals drückt sie mit einer unglaublichen Wärme, die Zwischenpositionen sind Funk pur und der Steg klingt für sich allein gespielt strat-typisch scharf, kann aber durch den Tone Poti gezähmt werden. An einem guten Amp klingt der Spaß dann fast wie ein Humbucker.
Die Eigenschaften vom trockenen Anspielen werden auch auf den Amp übertragen, was sehr für die Häussels spricht! Die drei Potis arbeiten sehr gut zusammen und lassen eine Menge Feinregulation zu. Das macht echt Spaß mit dem Vol-Poti zu spielen und den Amp zu kitzeln. Weil ich aktuell relativ viel Jazz spiele gefällt mir die Kombination Hals PU + Tone auf 5-7 sehr gut. Das fällt mir übrigens auch auf meiner ersten Siggi auf: Beide klingen am Hals ausgesprochen warm und jazzy! Das irritiert (und freut) mich vor allem bei der Cryin Eagle I bis heute.
Im richtig verzerrten Betrieb lassen sich zwar singende Leads zaubern aber ihr Fachgebiet ist das definitiv nicht (v.a. wenn es in den Heavy Bereich geht ) das sollte es aber auch nie sein und bei welcher 3 SC Strat ist das überhaupt der Fall?!
Für meinen persönlichen Geschmack ist das definitiv die beste Strat, die ich bisher in meinen Händen halten durfte. Ich bin begeistert, exakt so habe ich sie mir vorgestellt. Gratulation an Siggi, Roman & Bastian klasse gemacht!
Negatives
Ich denke, dass man mir meine Begeisterung anmerkt. Ich bin von Siggis Gitarren absolut überzeugt!
Negativ ist natürlich in erster Linie der Wertverlust. Selbst die Fender Time Machine Modelle verlieren relativ flott ca. 1/3 des Neupreises (bei ebay bekommt man die Teile für +-2.000). Bei den Gitarren der einheimischen Gitarrenbauer kann man fast mit 50% rechnen aber ich will sie ja nicht verkaufen!
An der Gitarre selbst könnte man maximal das Missverständnis, bezüglich der Dot-Position, am 12ten Bund erwähnen. Diese waren am Anfang 2-3mm zu weit außen angebracht (das ist die Standard Dot-Position beim Standard & M Design von Siggi ). Siggi hat das auf meinen Wunsch hin optisch unsichtbar korrigiert. Soll heißen: Wenn man es weiß und auf 5cm Abstand geht sieht man es, sonst nicht. Bisher ist es live noch niemandem aufgefallen und es waren einige Gitarristen dabei, die die Gitarre auch in der Hand hatten!
Fazit
Ich würde sie so und nicht anders sofort wieder ordern!
Das die modernen Features dem ein oder anderen Puristen nicht gefallen war von Anfang an klar und selbstverständlich. Damit kann ich allerdings hervorragend leben. Mir macht die Gitarre seit knapp 2 Wochen einen tierischen Spaß und ich lege sie kaum aus den Händen ( Schlecht, ich schreibe nächste Woche zwei Prüfungen *g*).
Siggi & Team bauen meiner Meinung nach nicht nur die besten Power-Strats sondern auch moderne Traditionsgitarren in Perfektion. Wer mit ähnlichen Gedanken spielt wie ich sollte sich auf jeden Fall auf einen Besuch in Göppingen einstellen. Trotzdem gilt: Eine 1:1 Kopie halte selbst ich als Siggi-Fanatiker für Blödsinn. Da fehlt einem dann u.U. tatsächlich irgendwann das Logo auf der Kopfplatte und auch der Fender Custom Shop stellt perfekte Strats her. Ein besser gibt es in diesem Qualitätsbereich sowieso nicht mehr, nur noch ein anders.
Bilder
^^ Wichtig: Durch die schlechte Lichtsituation, schlechten Weißabgleich und nicht kalibrierte Monitore werden die Farben zum Teil total unreal dargestellt. Es handelt sich 1:1 um das Olympic White von Fender. Die Plastik Parts kommen auf den Bildern vergilbter als sie es tatsächlich sind. Der Hals ist tatsächlich ein bisschen dunkler als beim Original aber nicht so stark wie es die Bilder vermuten lassen.
Vorgeschichte
Nachdem mein erstes Semester sehr anstrengend war (weit über 50 Wochenstunden, viele Praktika,...) habe ich die Gitarre ein wenig aus den Augen verloren. Das zweite Semester wurde angenehmer und mein ursprünglicher Plan war es eigentlich, mich mit einer neuen Fotoausrüstung zu belohnen. Als ich diesbezüglich alles durchgeplant hatte kochte plötzlich der alte Wunsch nach einer Charakter-Gitarre wieder in mir hoch, so ein Teil mit dem man kämpfen muss und das sich nicht von alleine spielt.
Daraufhin habe ich mich natürlich kräftig informiert. Ein paar Wochen später bin ich in versch. Läden zum flächendeckenden Antesten gefahren. Einige von Euch erinnern sich vielleicht noch an den entsprechenden Thread [klick mich].
Das Objekt der Begierde stand schnell fest: Eine Fender 60s Stratocaster (Heavy Relic) aus dem Custom Shop. Im Prinzip hätte ich diese Gitarre so sofort mitgenommen. Es stand allerdings sowieso noch ein Besuch bei Siggi Braun an (meine Cryin Eagle durfte zum Check) und bei dieser Gelegenheit wollte ich auch Siggis Strats antesten.
Wie man sieht ist der Besuch bei Siggi ausgesprochen positiv verlaufen. Die Heavy Relic war schnell vergessen und ich durfte mich auf 12 Wochen Wartezeit einstellen.
Warum man sich eine traditionelle Gitarre vom Gitarrenbauer kopieren lässt
Diese Frage muss man sich tatsächlich stellen. Auf der einen Seite ist eine 1:1 Kopie in meinen Augen überhaupt nicht sinnvoll, auf der anderen Seite kopiert selbst der Fender Custom Shop im Endeffekt nur seine begehrten Modelle aus der, heute fast unbezahlbaren, Vintage-Zeit. Bei Gibson sieht es nicht anders aus.
Ein gern angebrachtes Argument für das Original, aus dem Custom Shop der großen Firmen, ist die Authentizität. Aber wie authentisch ist es, wenn auf bestimmte Hölzer verzichtet werden muss (Stichwort Rio-Palisander), bestimmte Shapings nicht 100%ig dem Original entsprechen (Gibson LP), Trussrod-Condoms Verwendung finden und alte Kondensatoren optisch nachempfunden werden?
Der Gitarrenbauer von um die Ecke darf die Original-Shapings zwar nicht 100%ig kopieren aber dafür bekommt man echte Handarbeit und die Hölzer entsprechen dem historischen Vorbild. Ein weiteres Plus: Es ist Platz für sinnvolle Modifikationen und preislich bewegt man sich in etwa auf dem gleichen Level wie Fender (Time Machine) bzw. Gibson (Standard VOSs, keine Murphy). Der letzte Punkt, also der Preis, darf nicht aus den Augen verloren werden. Meine persönliche Schmerzgrenze für eine neue Strat liegt bei +-3.500. Irgendwann ist es dann vielleicht auch mal sinnvoll weiter zu sparen und einen echten Player aus der goldenen Zeit zu kaufen.
^^ Das ist meine völlig subjektive Meinung zu diesem Thema und ich kann es verstehen, wenn andere Gitarristen auch eine andere Meinung dazu haben.
Fakten
- Tradition
- Zwei-teiliger Ami-Erle Korpus
- Hardmaple Hals (das Shaping ist ein bisschen kräftiger als bei den Time Machine Strats)
- Rio-Palisander Griffbrett
- Knochensattel
- Nitro-Lackierung in Olympic White, handaged by Siggi Braun
- 648mm Mensur
- Moderne
- 22 Bünde, Medium Jumbo
- Trussrod-Zugang unter dem 21ten Bund
- Wilkinson VSV Vibrato (6-Punkt)
- Planet Waves Trim-Lock Mechaniken
- Häussel PUs (2x Blues SC, 1x Classic SC)
- Steg PU am mittleren Tone Poti
Die Basis dieser Strat ist also definitive historisch korrekt. Die Modifikationen sollten sie vor allem funktioneller machen. Weil man eine Strat im Jahr 2008 nicht genauer erklären muss gehe ich ausschließlich auf die Modifikationen genauer ein.
Ich wollte auf gar keinen Fall den Hals zum Justieren abschrauben müssen und ein Zugang am Headstock kam auch nicht in Frage. Nun, was tun? Inspiriert durch die beiden Rainer Tausch Gitarren vom lieben User gitarrero! habe ich bei Siggi angefragt ob das auch auf dieser Strat möglich sei. Selbstverständlich war es das und das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Für das Bild musste ich ziemlich am Kontrast rumspielen, sonst würde man den Deckel auf einem normalen Foto gar nicht sehen! Leider habe ich kein besseres Detailbild von den Innereien. Bei Bedarf kann ich das allerdings beim nächsten Saitenwechseln nachliefern.
Das Wilkinson Vibrato kommt serienmäßig bei den Mintage Strats von Jörg Tandler zum Einsatz. Bei Siggi hatte es Premiere, denn er hat bisher v.a. die Fender und Callaham Modelle verarbeitet. Auch hier war die Entscheidung für das Wilkinson und gegen das Callaham System richtig. Optisch geht es ganz klar in eine moderne Richtung aber es arbeitet, in Verbindung mit den Locking Mechaniken und dem perfekt gefeilten Knochensattel, absolut verstimmungsfrei. Das Teil kann man drücken & ziehen wie ein Floyd! Das Spielgefühl wird durch die abgerundeten Reiter positiv beeinflusst und die Hebelaufhängung hat man bei Wilkinson sehr intelligent gelöst.
Die Trim-Lock Mechaniken waren erneut ein sehr guter Ratschlag vom oben erwähnten gitarrero! (Danke Oli!!!). Ich bin mal gespannt wie viele Saitensätze sie durchgeknippst bekommen *g*.
Die Häussel PUs waren am Anfang nicht geplant, ich habe mich erst im Verlauf der Lieferzeit dafür entschieden. Ursprünglich hat mir Siggi u.a. die Van Zandts empfohlen aber der Preis schreckt einen dann doch ein klein wenig ab. Dazu muss man wissen, dass die Häussel PUs bei einer Siggi quasi zum Lieferumfang gehören weil er sie zu einem sehr guten Kurs bekommt. Weil man PUs problemlos tauschen kann wollte ich die Häussels zuerst testen und bisher bin ich begeistert. Vielleicht kommt aus Interesse mal ein Van Zandt oder Kloppmann Set rein aber bisher bin ich ohne Einschränkungen äußerst zufrieden mit der Arbeit von Harry Häussel. Vor allem der Hals-Tonabnehmer ist der Hammer!
Optik
Die eingefleischten Fender-Fans unter Euch werden die rechtlich bedingten Abänderungen erkennen. Sonst ist das eine ganz normale Strat die von Siggi außerdem noch optisch gealtert wurde. Der Body entspricht einer Medium-Relic, der Hals einer Heavy-Relic Time Machine Strat. Über den Sinn & Zweck dieser Optik möchte ich hier nicht diskutieren. Mir persönlich gefällt es sehr gut und wer anders darüber denkt kann sich so ein Teil ja auch in optisch neuwertig kaufen. Ich durfte übrigens die erste Delle reinschlagen Keine Angst, das auf meinem Kopf sind nur Haare
Weil ich Wert auf ein objektives Review lege möchte ich auf die Haarrisse genauer eingehen:
Die Haarrisse waren am Anfang nicht geplant. Erst bei meinem Werkstattbesuch haben wir das an der halbfertigen Gitarre zusammen ausprobiert und das gefakte Ergebnis hat mir persönlich sogar besser gefallen als das Natürliche. Ich habe zum Vergleich zwei Bildern angehängt:
Links sieht man meine Strat, rechts eine Fender Masterbuild. Theoretisch wurde die Fender an dieser Stelle authentischer geaged aber mir wollen diese langen Risse auf einer Strat einfach nicht gefallen. Bei Les Pauls sieht es wieder anders aus.
Verarbeitung
Dazu muss man nicht viel sagen: Siggi-typisch perfekt, das kann man definitiv nicht besser machen.
Sound
Siggi hat es mit strat as strat can treffend beschrieben. Das Teil klingt wie eine Strat klingen muss!
Trocken angespielt ist sie sehr resonant und offenbart sehr viel Draht. Dabei klingt sie ausgesprochen differenziert und ausgewogen, für eine Strat hat sie auch eine ganz besonders runde Note in den Nuancen ein typischer Strat-Charaktersound. So wie ich es mir gewünscht habe, perfekt!
Der Clean & Crunch Bereich sind ihre Stärken. Am Hals drückt sie mit einer unglaublichen Wärme, die Zwischenpositionen sind Funk pur und der Steg klingt für sich allein gespielt strat-typisch scharf, kann aber durch den Tone Poti gezähmt werden. An einem guten Amp klingt der Spaß dann fast wie ein Humbucker.
Die Eigenschaften vom trockenen Anspielen werden auch auf den Amp übertragen, was sehr für die Häussels spricht! Die drei Potis arbeiten sehr gut zusammen und lassen eine Menge Feinregulation zu. Das macht echt Spaß mit dem Vol-Poti zu spielen und den Amp zu kitzeln. Weil ich aktuell relativ viel Jazz spiele gefällt mir die Kombination Hals PU + Tone auf 5-7 sehr gut. Das fällt mir übrigens auch auf meiner ersten Siggi auf: Beide klingen am Hals ausgesprochen warm und jazzy! Das irritiert (und freut) mich vor allem bei der Cryin Eagle I bis heute.
Im richtig verzerrten Betrieb lassen sich zwar singende Leads zaubern aber ihr Fachgebiet ist das definitiv nicht (v.a. wenn es in den Heavy Bereich geht ) das sollte es aber auch nie sein und bei welcher 3 SC Strat ist das überhaupt der Fall?!
Für meinen persönlichen Geschmack ist das definitiv die beste Strat, die ich bisher in meinen Händen halten durfte. Ich bin begeistert, exakt so habe ich sie mir vorgestellt. Gratulation an Siggi, Roman & Bastian klasse gemacht!
Negatives
Ich denke, dass man mir meine Begeisterung anmerkt. Ich bin von Siggis Gitarren absolut überzeugt!
Negativ ist natürlich in erster Linie der Wertverlust. Selbst die Fender Time Machine Modelle verlieren relativ flott ca. 1/3 des Neupreises (bei ebay bekommt man die Teile für +-2.000). Bei den Gitarren der einheimischen Gitarrenbauer kann man fast mit 50% rechnen aber ich will sie ja nicht verkaufen!
An der Gitarre selbst könnte man maximal das Missverständnis, bezüglich der Dot-Position, am 12ten Bund erwähnen. Diese waren am Anfang 2-3mm zu weit außen angebracht (das ist die Standard Dot-Position beim Standard & M Design von Siggi ). Siggi hat das auf meinen Wunsch hin optisch unsichtbar korrigiert. Soll heißen: Wenn man es weiß und auf 5cm Abstand geht sieht man es, sonst nicht. Bisher ist es live noch niemandem aufgefallen und es waren einige Gitarristen dabei, die die Gitarre auch in der Hand hatten!
Fazit
Ich würde sie so und nicht anders sofort wieder ordern!
Das die modernen Features dem ein oder anderen Puristen nicht gefallen war von Anfang an klar und selbstverständlich. Damit kann ich allerdings hervorragend leben. Mir macht die Gitarre seit knapp 2 Wochen einen tierischen Spaß und ich lege sie kaum aus den Händen ( Schlecht, ich schreibe nächste Woche zwei Prüfungen *g*).
Siggi & Team bauen meiner Meinung nach nicht nur die besten Power-Strats sondern auch moderne Traditionsgitarren in Perfektion. Wer mit ähnlichen Gedanken spielt wie ich sollte sich auf jeden Fall auf einen Besuch in Göppingen einstellen. Trotzdem gilt: Eine 1:1 Kopie halte selbst ich als Siggi-Fanatiker für Blödsinn. Da fehlt einem dann u.U. tatsächlich irgendwann das Logo auf der Kopfplatte und auch der Fender Custom Shop stellt perfekte Strats her. Ein besser gibt es in diesem Qualitätsbereich sowieso nicht mehr, nur noch ein anders.
Bilder
^^ Wichtig: Durch die schlechte Lichtsituation, schlechten Weißabgleich und nicht kalibrierte Monitore werden die Farben zum Teil total unreal dargestellt. Es handelt sich 1:1 um das Olympic White von Fender. Die Plastik Parts kommen auf den Bildern vergilbter als sie es tatsächlich sind. Der Hals ist tatsächlich ein bisschen dunkler als beim Original aber nicht so stark wie es die Bilder vermuten lassen.
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