distorted.guitar
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Vorgeschichte
Wen nur der Test an sich interessiert, der kann diesen Teil überspringen, weil es hier nur darum geht, wie ich auf den LPB-1 als Effekt kam und meine persönliche Meinung, Erfahrung und Einstellung.
Mein neuer Verstärker ist einsame Spitze, mir gefällt bloß - je nach Tagesform - nicht, daß er im vierten Kanal so schnell komprimiert. Ich drehe den Gainregler ungern über halb zwölf hinaus. Da klingt er auch schon super, aber etwas mehr offene Verzerrung wäre schon schön. Allerdings ist das auch tagesformabhängig. Jedenfalls wollte ich dem Verstärker mit einem Booster etwas auf die Sprünge helfen. Bei meiner Auswahl landete ich schnell bei dem LPB-1 von Electro Harmonix. Erstens hörte ich hier im Board Gutes darüber: ein Booster der den Signalpegel unverfälscht erhöht. Zweitens erzählte mir ein befreundeter Gitarrist neulich begeistert davon. Ich fand auch, daß er gut damit klang. Drittens war mir der MXR Micro Amp zu teuer (dabei hätte ich so gerne mal ein MXR Effekt besessen). Viertens wollte ich schon längst mal eines der Nano Effekte ausprobiert haben. Außerdem ist Electro Harmonix (klanglich) eh gut.
In einem Internetauktionshaus fand ich zufällig ein günstiges Angebot (neu und vom professionellen Händler) und schlug zu. Freitag gekauft, Dienstag schon da. So soll es sein. Jedoch bestellte ich in einem Anfall von Wahnsinn gleich den Nano Clone mit, um die Versandkosten zu relativieren und der kam nicht mit. So soll es nicht sein. Wenn der mich erreicht schreibe ich vielleicht auch darüber.
Der Name
Gerade im Vergleich zu anderen Effektgeräten von Electro Harmonix ist der Name des LPB-1 gänzlich unspektakulär. Mehr als diese Abkürzung gibt es tatsächlich nicht. Die Buchstaben stehen für Linear Power Booster. Letztendlich soll das Gerät auch gar nichts anderes machen. Dennoch ist diese neue Bescheidenheit etwas befremdlich. Aber wieso neu ? Ich las über das Pedal, es sei eine Neuauflage eines legendären Pedals aus grauer Vorzeit… nur jetzt eben im Nanokleid. Oder so…
Das Gerät
Ja, mit Nano sind wir schon ganz dicht dran. Schon der gelbe Karton ist winzig klein.
Er erinnert an den Karton des Holier Grail, ist aber viel kleiner, stabiler und rundherum bedruckt. Oben der Geräteaufdruck (samt Umriß), an Seiten immer wieder die Typenbezeichnung, Firmenschriftzug, das Nano-Emblem, Verweis auf die Internetseite und das Electro Harmonix-Logo. Der Karton ist aber unwichtig, also auf damit.
Gut verpackt und noch viel kleiner als der Karton selber ist das Gerät, der LPB-1.
Ich kann mir nicht helfen, irgendwie ist das Ding niedlich, wahrscheinlich habe ich das Gerät ziemlich blöde angegrinst. Meine Freundin nannte es nur "das arme Kleine". Es ist nicht größer als eine Zigarettenschachtel, allerdings für 100er. Was mir sehr gut gefällt und sehr stabil wirkt, ist, daß das Gehäuse bis auf die Bodenplatte aus einem Stück besteht. Die Optik des Gehäuses geht in die Richtung Vintage (verkratzt, matt) und ist sicherlich Geschmacksache. Die Aufdrucke sehen im Gegensatz zum Holier Grail sorgfältiger aus und lassen sich nicht so leicht abwischen. Obwohl das Gehäuse aus Metall ist, ist es sehr leicht.
An der Oberseite sind der Fußschalter, eine Statusdiode und der Boostregler angebracht. Mehr Bedienelemente gibt es nicht. Wofür auch ? Das Ding soll nur boosten ! Der Regler hierfür ist stufenlos und mit angenehmem Widerstand zu bedienen. Allerdings sitzt die Kunststoffkappe nicht ganz konzentrisch auf der Drehachse. Schönheitsfehler.
Die Unterseite ist mit vier Schrauben am Gehäuse befestigt und macht ebenfalls einen stabilen Eindruck. Vier Gummifüße sind an die Bodenplatte geklebt.
Die Anschlüsse
Einfacher geht es mal wieder nicht.
An den Längsseiten mittig sind die Anschlüsse für 6,3 mm Klinkenstecker. Rechts Input (43 kohm), links Amp (10kohm). Die Buchsen sind nicht an die Gehäusewand geschraubt, sondern sitzen in Aussparungen, die in die Gehäusewand geschnitten wurden, weil die Buchsen direkt auf die Platine im Inneren gelötet sind und man die Platine sonst nicht am Stück aus dem Gehäuse bekäme. Ich finde es nicht so hübsch. Meine Neutrikklinken sitzen jedenfalls fest genug in den Buchsen.
An der Stirnseite ist der Stromanschluß, eine Standardhohlsteckerbuchse für Stecker mit einem Innendurchmesser von 2,1 mm und Außendurchmesser von 5,5 mm, minus innen. Der Netzstecker sitzt fest genug in der Buchse, daß er nicht von alleine herausfällt.
Um den LPB-1 mit einer Batterie zu betreiben muß man das Gehäuse aufschrauben. Da der Schalter ein 3PDT ist, gehe ich davon aus, daß der LPB-1 einen echten Bybass hat. Gelesen habe ich das jedoch nirgendwo.
Lieferumfang
Ist spartanisch ausgefallen.
Außer dem Gerät selbst nebst Batterie (!) liefert Electro Harmonix nur eine Garantiekarte und eine Bedienungsanleitung in Form einer lachsfarbenen Din A 5 Seite mit. Kein Aufkleber, keine DVD. Die hätte auch nicht in den Karton gepaßt.
Die Testvorbereitung
Ich werde den LPB-1 mit meiner Ltd. EC 500 mit Ibanez V1 und V2 testen. Dazu benutze ich Klotzkabel bzw. Sommer Cable mit Neutrikklinken. Ein Netzgerät von Danelectro DA-1 Zero Hum wird den LPB-1 mit Strom versorgen. Dieses hatte ich kürzlich bestellt. Marke hin oder her, die Netzgeräte von Danelectro sind die besten, die mir bisher untergekommen sind. Da brummt wirklich nichts. Ich benutze die auch für andere Effektgeräte. Zum Beispiel frißt mein Big Muff gar nichts anderes, der ist wirklich SEHR empfindlich. Der ist auch nicht für den Betrieb mit Steckernetzgeräten ausgelegt, aber das ist eine andere Geschichte. Dazu sind die Netzgeräte auch günstig (unter 10 EUR). Allerdings sind die auch recht groß.
Ich probiere den LPB-1 an verschiedenen Stellen in meinem Effektboard aus, um zu sehen, wie sich das auswirkt. Eigentlich aber möchte ich den LPB-1 gar nicht auf dem Board haben - da habe ich schon einen Booster (in meinem Wasabi AX-1) - sondern schicke ihn direkt via Insert in den vierten Kanal meines Diezel VH4. Der Diezel befeuert ein Engl Pro 212 Kabinett.
Der Test
Ein Druck auf den Schalter läßt die Leuchtdiode hell aufleuchten. Die ist nicht zu übersehen.
Das Gerät schaltet ohne zu knacken, wie es sein soll. Ich hatte den Regler zunächst ganz runtergedreht und wunderte mich, warum ich nichts hörte. Ich hatte damit gerechnet, daß in dieser Position das Signal in Originallautstärke durchgelassen wird. Zugegeben, das war etwas naiv, weil es letztendlich nur ein Potentiometer ist und wenn das zugedreht ist, kommt eben nichts mehr durch. Eigentlich logisch, hätte man aber vielleicht auch anders machen können. So kann ich den Booster auch als Leisermacher benutzen. Empfehlen werde ich das aber nicht. Bei meinem Aufbau (Gitarre->Booster->Amp) war das Signal mit und ohne Booster zwischen acht und halb neun Uhr gleich laut. Bei hart angeschlagenen Powerchords fing der clean Kanal dann aber schon an zu zerren. Da steckt also schon was dahinter. Der Booster des Wasabi, den ich auch für Clean Parts benutze, zerrt dagegen kaum. Dazu hatte ich den Eindruck, daß der LPB-1 die Bässe etwas betont.
Der Aufbau mit dem Booster vor dem Verstärker ist jedoch in der Form nicht wirklich brauchbar, zumindest nicht im clean Kanal. Wollte ich den Booster dort wirklich als Booster benutzen, hing ich ihn in die serielle Effektschleife. Gesagt getan und ich sage JA, da gehört er hin und erfüllt er seinen Zweck als Solobooster, der das gewisse Etwas mehr bringt. Steht der Boostregler des LPB-1 auf exakt neun Uhr, sind Lautstärken mit und ohne Booster genau gleich. Danach wird es sofort lauter und es sind wirklich genug Reserven vorhanden.
Doch wie klingt es, wenn ich den LPB-1 vor einen Verzerrer oder eine eh schon übersteuerte Vorstufe hänge ? Naturgemäß ist bei verzerrten Kanälen oder auch eingeschalteten Verzerrern ob des Gainlevels sowieso schon ein deutlich hörbares Grundrauschen vorhanden. Dieses wird durch den Booster ebenfalls noch lauter. Mehr noch: es brummt gewaltig. Damit muß man entweder leben oder doch mal ein Noisegate anschaffen bzw. beim vorhandenen Noisegate den Pegel anpassen. Oder benutzt den LPB-1 halt doch als reinen Booster in der Effektschleife. Zuerst teste ich den LPB-1 vor meinem Big Muff. Ich muß sagen, daß mir das sehr gut gefiel. Da zerrt der Muff gleich eine ganze Spur breiter. Der Unterschied ist deutlich hörbar und paßt gut dazu. Eine feine Klangvariation. Vor dem Wasabi Distortion ist der Unterschied nicht so groß, aber doch hörbar. Der Wasabi hat einen Mixregler und ich mische zum verzerrten Kanal immer noch etwas von dem Originalsignal. Nicht viel, aber durch den LPB-1 davor wird dies deutlicher in den Vordergrund stellt. Vor den einzelnen Kanälen der Vorstufe erhöht der LPB-1 jeweils den Gainpegel und damit den Grad der Verzerrung. Klingt soweit ganz gut, doch eigentlich hat man dafür ja vier Kanäle mit unterschiedlichen Gainstu-fen. Der Verstärker hat Gainreserven genug, nur komprimiert er halt auch recht schnell. Das kann man mit dem LPB-1 etwas beheben - wenn man überhaupt davon sprechen kann, hier noch etwas beheben zu müssen - und dem Verstärker eine etwas offenere Verzerrung entlocken. So war es gedacht, wird allerdings auf der Aufnahme leider nicht deutlich, weil den Boostregler da gerade nicht voll aufgerissen hatte. Apropos: vor dem Verstärker hat der LPB-1 nicht viel Einfluß auf die Gesamtlautstärke. Nur am Rande: Schleift man den LPB-1 über einen der Inserts ein, verhält es sich völlig anders. Das Signal reagiert hier sehr viel empfindlicher und wird sehr schnell einfach nur viel zu laut, auch bei kaum aufgedrehtem Gain und Volume des Verstärkers. Da bedarf es noch einiges Ausprobieren und Herumexperimentieren. Andererseits fand ich beim Testen den Sound des Verstärkers wieder mal sehr gut und in keiner Weise verbesserungsfähig. Doch ich schweife ab. Zum Schluß hing ich den LPB-1 nach verzerrten Sounds in die serielle Effektschleife. Enorm, was das Ding da macht. Soli lassen sich wunderbar in den Vordergrund stellen. Drehte ich den Boostregler über zehn Uhr hinaus, war es wirklich sehr laut. Schon viel zu laut für mich, der sich alleine im Proberaum befand. Im Bandkontext mag sich das relativieren.
Ich jedenfalls bin angetan von dem kleinen Nanobooster. In der kleinen Kiste stecken jede Menge Lautstärkereserven und es bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die natürlich vom jeweiligen benutzten Equipment abhängen. Ich hatte jedenfalls nicht gedacht, daß ich so viel damit anstellen kann. Natürlich muß man das auch angesichts des Preises relativ betrachten, doch was muß der LPB-1 den können ? Boosten. Und das kann er ordentlich, wie ich finde. Eine Kiste von der man sich nie wieder trennen muß. Letztendlich kann man dem Preis eh nichts falsch machen. Ich werde ihn behalten.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit !
Bis dann dann
Markus
Klangbeispiele:
1. LPB-1 vor clean Kanal
2. LPB-1 vor Verzerrern (Big Muff, Wasabi AX-1)
3. LPB-1 vor Kanal 2, 3 und 4
4. LPB-1 im Effektweg
Wen nur der Test an sich interessiert, der kann diesen Teil überspringen, weil es hier nur darum geht, wie ich auf den LPB-1 als Effekt kam und meine persönliche Meinung, Erfahrung und Einstellung.
Mein neuer Verstärker ist einsame Spitze, mir gefällt bloß - je nach Tagesform - nicht, daß er im vierten Kanal so schnell komprimiert. Ich drehe den Gainregler ungern über halb zwölf hinaus. Da klingt er auch schon super, aber etwas mehr offene Verzerrung wäre schon schön. Allerdings ist das auch tagesformabhängig. Jedenfalls wollte ich dem Verstärker mit einem Booster etwas auf die Sprünge helfen. Bei meiner Auswahl landete ich schnell bei dem LPB-1 von Electro Harmonix. Erstens hörte ich hier im Board Gutes darüber: ein Booster der den Signalpegel unverfälscht erhöht. Zweitens erzählte mir ein befreundeter Gitarrist neulich begeistert davon. Ich fand auch, daß er gut damit klang. Drittens war mir der MXR Micro Amp zu teuer (dabei hätte ich so gerne mal ein MXR Effekt besessen). Viertens wollte ich schon längst mal eines der Nano Effekte ausprobiert haben. Außerdem ist Electro Harmonix (klanglich) eh gut.
In einem Internetauktionshaus fand ich zufällig ein günstiges Angebot (neu und vom professionellen Händler) und schlug zu. Freitag gekauft, Dienstag schon da. So soll es sein. Jedoch bestellte ich in einem Anfall von Wahnsinn gleich den Nano Clone mit, um die Versandkosten zu relativieren und der kam nicht mit. So soll es nicht sein. Wenn der mich erreicht schreibe ich vielleicht auch darüber.
Der Name
Gerade im Vergleich zu anderen Effektgeräten von Electro Harmonix ist der Name des LPB-1 gänzlich unspektakulär. Mehr als diese Abkürzung gibt es tatsächlich nicht. Die Buchstaben stehen für Linear Power Booster. Letztendlich soll das Gerät auch gar nichts anderes machen. Dennoch ist diese neue Bescheidenheit etwas befremdlich. Aber wieso neu ? Ich las über das Pedal, es sei eine Neuauflage eines legendären Pedals aus grauer Vorzeit… nur jetzt eben im Nanokleid. Oder so…
Das Gerät
Ja, mit Nano sind wir schon ganz dicht dran. Schon der gelbe Karton ist winzig klein.
Er erinnert an den Karton des Holier Grail, ist aber viel kleiner, stabiler und rundherum bedruckt. Oben der Geräteaufdruck (samt Umriß), an Seiten immer wieder die Typenbezeichnung, Firmenschriftzug, das Nano-Emblem, Verweis auf die Internetseite und das Electro Harmonix-Logo. Der Karton ist aber unwichtig, also auf damit.
Gut verpackt und noch viel kleiner als der Karton selber ist das Gerät, der LPB-1.
Ich kann mir nicht helfen, irgendwie ist das Ding niedlich, wahrscheinlich habe ich das Gerät ziemlich blöde angegrinst. Meine Freundin nannte es nur "das arme Kleine". Es ist nicht größer als eine Zigarettenschachtel, allerdings für 100er. Was mir sehr gut gefällt und sehr stabil wirkt, ist, daß das Gehäuse bis auf die Bodenplatte aus einem Stück besteht. Die Optik des Gehäuses geht in die Richtung Vintage (verkratzt, matt) und ist sicherlich Geschmacksache. Die Aufdrucke sehen im Gegensatz zum Holier Grail sorgfältiger aus und lassen sich nicht so leicht abwischen. Obwohl das Gehäuse aus Metall ist, ist es sehr leicht.
An der Oberseite sind der Fußschalter, eine Statusdiode und der Boostregler angebracht. Mehr Bedienelemente gibt es nicht. Wofür auch ? Das Ding soll nur boosten ! Der Regler hierfür ist stufenlos und mit angenehmem Widerstand zu bedienen. Allerdings sitzt die Kunststoffkappe nicht ganz konzentrisch auf der Drehachse. Schönheitsfehler.
Die Unterseite ist mit vier Schrauben am Gehäuse befestigt und macht ebenfalls einen stabilen Eindruck. Vier Gummifüße sind an die Bodenplatte geklebt.
Die Anschlüsse
Einfacher geht es mal wieder nicht.
An den Längsseiten mittig sind die Anschlüsse für 6,3 mm Klinkenstecker. Rechts Input (43 kohm), links Amp (10kohm). Die Buchsen sind nicht an die Gehäusewand geschraubt, sondern sitzen in Aussparungen, die in die Gehäusewand geschnitten wurden, weil die Buchsen direkt auf die Platine im Inneren gelötet sind und man die Platine sonst nicht am Stück aus dem Gehäuse bekäme. Ich finde es nicht so hübsch. Meine Neutrikklinken sitzen jedenfalls fest genug in den Buchsen.
An der Stirnseite ist der Stromanschluß, eine Standardhohlsteckerbuchse für Stecker mit einem Innendurchmesser von 2,1 mm und Außendurchmesser von 5,5 mm, minus innen. Der Netzstecker sitzt fest genug in der Buchse, daß er nicht von alleine herausfällt.
Um den LPB-1 mit einer Batterie zu betreiben muß man das Gehäuse aufschrauben. Da der Schalter ein 3PDT ist, gehe ich davon aus, daß der LPB-1 einen echten Bybass hat. Gelesen habe ich das jedoch nirgendwo.
Lieferumfang
Ist spartanisch ausgefallen.
Außer dem Gerät selbst nebst Batterie (!) liefert Electro Harmonix nur eine Garantiekarte und eine Bedienungsanleitung in Form einer lachsfarbenen Din A 5 Seite mit. Kein Aufkleber, keine DVD. Die hätte auch nicht in den Karton gepaßt.
Die Testvorbereitung
Ich werde den LPB-1 mit meiner Ltd. EC 500 mit Ibanez V1 und V2 testen. Dazu benutze ich Klotzkabel bzw. Sommer Cable mit Neutrikklinken. Ein Netzgerät von Danelectro DA-1 Zero Hum wird den LPB-1 mit Strom versorgen. Dieses hatte ich kürzlich bestellt. Marke hin oder her, die Netzgeräte von Danelectro sind die besten, die mir bisher untergekommen sind. Da brummt wirklich nichts. Ich benutze die auch für andere Effektgeräte. Zum Beispiel frißt mein Big Muff gar nichts anderes, der ist wirklich SEHR empfindlich. Der ist auch nicht für den Betrieb mit Steckernetzgeräten ausgelegt, aber das ist eine andere Geschichte. Dazu sind die Netzgeräte auch günstig (unter 10 EUR). Allerdings sind die auch recht groß.
Ich probiere den LPB-1 an verschiedenen Stellen in meinem Effektboard aus, um zu sehen, wie sich das auswirkt. Eigentlich aber möchte ich den LPB-1 gar nicht auf dem Board haben - da habe ich schon einen Booster (in meinem Wasabi AX-1) - sondern schicke ihn direkt via Insert in den vierten Kanal meines Diezel VH4. Der Diezel befeuert ein Engl Pro 212 Kabinett.
Der Test
Ein Druck auf den Schalter läßt die Leuchtdiode hell aufleuchten. Die ist nicht zu übersehen.
Das Gerät schaltet ohne zu knacken, wie es sein soll. Ich hatte den Regler zunächst ganz runtergedreht und wunderte mich, warum ich nichts hörte. Ich hatte damit gerechnet, daß in dieser Position das Signal in Originallautstärke durchgelassen wird. Zugegeben, das war etwas naiv, weil es letztendlich nur ein Potentiometer ist und wenn das zugedreht ist, kommt eben nichts mehr durch. Eigentlich logisch, hätte man aber vielleicht auch anders machen können. So kann ich den Booster auch als Leisermacher benutzen. Empfehlen werde ich das aber nicht. Bei meinem Aufbau (Gitarre->Booster->Amp) war das Signal mit und ohne Booster zwischen acht und halb neun Uhr gleich laut. Bei hart angeschlagenen Powerchords fing der clean Kanal dann aber schon an zu zerren. Da steckt also schon was dahinter. Der Booster des Wasabi, den ich auch für Clean Parts benutze, zerrt dagegen kaum. Dazu hatte ich den Eindruck, daß der LPB-1 die Bässe etwas betont.
Der Aufbau mit dem Booster vor dem Verstärker ist jedoch in der Form nicht wirklich brauchbar, zumindest nicht im clean Kanal. Wollte ich den Booster dort wirklich als Booster benutzen, hing ich ihn in die serielle Effektschleife. Gesagt getan und ich sage JA, da gehört er hin und erfüllt er seinen Zweck als Solobooster, der das gewisse Etwas mehr bringt. Steht der Boostregler des LPB-1 auf exakt neun Uhr, sind Lautstärken mit und ohne Booster genau gleich. Danach wird es sofort lauter und es sind wirklich genug Reserven vorhanden.
Doch wie klingt es, wenn ich den LPB-1 vor einen Verzerrer oder eine eh schon übersteuerte Vorstufe hänge ? Naturgemäß ist bei verzerrten Kanälen oder auch eingeschalteten Verzerrern ob des Gainlevels sowieso schon ein deutlich hörbares Grundrauschen vorhanden. Dieses wird durch den Booster ebenfalls noch lauter. Mehr noch: es brummt gewaltig. Damit muß man entweder leben oder doch mal ein Noisegate anschaffen bzw. beim vorhandenen Noisegate den Pegel anpassen. Oder benutzt den LPB-1 halt doch als reinen Booster in der Effektschleife. Zuerst teste ich den LPB-1 vor meinem Big Muff. Ich muß sagen, daß mir das sehr gut gefiel. Da zerrt der Muff gleich eine ganze Spur breiter. Der Unterschied ist deutlich hörbar und paßt gut dazu. Eine feine Klangvariation. Vor dem Wasabi Distortion ist der Unterschied nicht so groß, aber doch hörbar. Der Wasabi hat einen Mixregler und ich mische zum verzerrten Kanal immer noch etwas von dem Originalsignal. Nicht viel, aber durch den LPB-1 davor wird dies deutlicher in den Vordergrund stellt. Vor den einzelnen Kanälen der Vorstufe erhöht der LPB-1 jeweils den Gainpegel und damit den Grad der Verzerrung. Klingt soweit ganz gut, doch eigentlich hat man dafür ja vier Kanäle mit unterschiedlichen Gainstu-fen. Der Verstärker hat Gainreserven genug, nur komprimiert er halt auch recht schnell. Das kann man mit dem LPB-1 etwas beheben - wenn man überhaupt davon sprechen kann, hier noch etwas beheben zu müssen - und dem Verstärker eine etwas offenere Verzerrung entlocken. So war es gedacht, wird allerdings auf der Aufnahme leider nicht deutlich, weil den Boostregler da gerade nicht voll aufgerissen hatte. Apropos: vor dem Verstärker hat der LPB-1 nicht viel Einfluß auf die Gesamtlautstärke. Nur am Rande: Schleift man den LPB-1 über einen der Inserts ein, verhält es sich völlig anders. Das Signal reagiert hier sehr viel empfindlicher und wird sehr schnell einfach nur viel zu laut, auch bei kaum aufgedrehtem Gain und Volume des Verstärkers. Da bedarf es noch einiges Ausprobieren und Herumexperimentieren. Andererseits fand ich beim Testen den Sound des Verstärkers wieder mal sehr gut und in keiner Weise verbesserungsfähig. Doch ich schweife ab. Zum Schluß hing ich den LPB-1 nach verzerrten Sounds in die serielle Effektschleife. Enorm, was das Ding da macht. Soli lassen sich wunderbar in den Vordergrund stellen. Drehte ich den Boostregler über zehn Uhr hinaus, war es wirklich sehr laut. Schon viel zu laut für mich, der sich alleine im Proberaum befand. Im Bandkontext mag sich das relativieren.
Ich jedenfalls bin angetan von dem kleinen Nanobooster. In der kleinen Kiste stecken jede Menge Lautstärkereserven und es bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die natürlich vom jeweiligen benutzten Equipment abhängen. Ich hatte jedenfalls nicht gedacht, daß ich so viel damit anstellen kann. Natürlich muß man das auch angesichts des Preises relativ betrachten, doch was muß der LPB-1 den können ? Boosten. Und das kann er ordentlich, wie ich finde. Eine Kiste von der man sich nie wieder trennen muß. Letztendlich kann man dem Preis eh nichts falsch machen. Ich werde ihn behalten.
Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit !
Bis dann dann
Markus
Klangbeispiele:
1. LPB-1 vor clean Kanal
2. LPB-1 vor Verzerrern (Big Muff, Wasabi AX-1)
3. LPB-1 vor Kanal 2, 3 und 4
4. LPB-1 im Effektweg
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